Hinter dem Nebel
[Montag, 1 Tag bis zum Spiel]
Es ist schon später morgen und nachdem ich alleine gefrühstückt habe, ziehe ich mich um und putze mir die Zähne. Dann gehe ich nach draußen zu Raban und Joschka die sich ebenfalls die Zähne putzen und gemeinsam schauen wir das Geschehen vor uns verwirrt an.
„Wo willst du hin?", fragt Raban und spuckt ein wenig Zahnpasta.
„Maxi?", fragt Joschka verwirrt.
„Nach Hause", antwortet Vanessa statt Maxi und gesellt sich mit ihrem Motorrad zu ihm.
„Was?", frage ich nach und sehe beide verstört an.
„Aber warum?", fragt auch Joschka.
„Weil sie verknallt sind!", sagt Nerv sauer und gesellt sich zu uns. „Ich hab die Beiden gesehen. Gestern Nacht. Sie haben geknutscht. Maxi hat Vanessa dazu überredet. Er freut sich so richtig, dass Leon weg ist!"
Rabans Blick ist unbezahlbar.
„Ist das wahr?", fragt er und ich gehe einige schritte zurück und halte mich am besten raus.
Nun taucht auch Markus neben mir auf.
„Leon und Marlon sind zuerst abgehauen!", rechtfertigt er seine Aktion.
„Deswegen lasst ihr sie jetzt im Stich?", fragt Nerv patzig.
„Wir lassen sie bei Horizon", antwortet Vanessa.
„Und wenn ich euch einen Rat geben darf, dann kommt ihr jetzt mit. Sonst wird es die Wilden Kerle ab jetzt nicht mehr geben!", sagt Maxi und atme schwer aus.
„Meinst du so wie die Wölfe? Die gibt es auch nicht mehr! Sie haben gekniffen", sagt Klette.
Doch Vanessa interessiert das nicht, denn sie steigen auf ihre Motorräder und fahren los.
„Maxi! Ich dachte, du bist mein Bruder. Du bist ein Feigling! Ihr seid beide Feiglinge!", schreit er ihnen nach.
Im Augenwinkel sehe ich wie Markus sich umdreht und seine Sachen zusammen packt.
„Du gehst auch?", frage ich ihn leise, als ich mich neben ihn stelle.
„Und du bist es auch!", keift Nerv unseren Torwart an.
„Vielleicht, aber bevor ich hier rumsitze, finde ich es lieber heraus. Ich fahr durch den Nebel", sagt er und schaut mich lächelnd an. „Und ich weiß, dass das auch dein Plan ist. Also, fahren wir zusammen?", fragt er mich und reicht mir meinen Helm, den ich grinsend entgegennehme. „Was ist mit euch?"
„Das ist ein Wort. Los! Worauf wartet ihr noch?", fragt Klette und ist komplett begeistert.
„Ja, Markus hat recht. Fahren wir los!", sagt Raban.
Schnell packe ich meine restlichen Sachen und gehe dann zu Markus nach draußen.
„Danke", hauche ich und ziehe mir den Helm über.
Die anderen kommen zu uns und ich sehe Klette im Kart von Nerv sitzen, weshalb ich schmunzle. Als wir losfahren, rennt Nerv hinter Klette her und schreit ihr nach. Wir fahren durch den Wald, bis wir eine Nebelwand sehen und stehen bleiben.
„Wer umdrehen will, sollte es jetzt tun." Ich sehe Markus an und möchte weiter fahren, als ich Motorengeräusche höre und ich umdrehe.
Da kommt Vanessa auf uns zu und ich sehe sie durch den Helm überrascht an. Doch ohne etwas zu sagen fahren wir weiter durch den Nebel. Auf der anderen Seite ist eine Riesenfläche voll Bäume, Büsche, Hügel und Wiesen. Unsere Motorräder lassen wir hinter einen Hügel stehen und wir klettern einen hinauf. Ich höre eine mir unbekannte Stimme und dann Nerv.
„Dann zieht euch lieber warm an."
„Denn wir sind nämlich neun", ergänzt Klette.
„Und keiner von uns wird extra verlieren", fügt Vanessa grinsend hinzu.
„Ganz im Gegenteil, Jaromir", meint Markus.
„Also, wann und wo können wir spielen?", fragt Raban.
„Wo ist euer Stadion?", fragt Joschka weiter.
„Ihr steht schon längst drinnen!", erwidert Horizon.
„Wir spielen Cross-Country", meint Jaromir. „Dort, hinter dem Wald stehen die Tore. Ihr könnt euch eins aussuchen." Wir drehen uns um, um das Tor zu suchen. „Doch ich warne dich, Leon. Dazwischen und rundherum ist alles erlaubt."
„Dann kann ich dir deine Überheblichkeit und deine Visage Polieren. Du gehst mir nämlich jetzt schon auf die Nerven!", schreie ich in seine Richtung.
Leon lächelt mir zu und dreht sich dann wieder Jaromir zu.
„Wann geht es los?"
„Morgen. Bei Sonnenaufgang wird der Ball in die Steppe katapultiert. Und der, der das erste Tor schießt, gewinnt."
Jaromir geht zu Horizon, die das Wort übernimmt.
„Ach ja. Und eins hätte ich beinahe vergessen Marlon. Bevor du doch zur Verlierermannschaft gesellst, solltest du deinen Bruder noch etwas fragen. Frag ihn doch mal, wo er letzten Abend war. Vielleicht in einem Mondwaldsee. Was ist, Leon? Und du Vanessa, solltest ihn Fragen, wen von uns beiden er will."
Vanessa sieht Horizon sauer an, kehrt uns dann den Rücken zu und verschwindet. Plötzlich höre Marlons aufgebrachte Stimme und ich drehe mich wieder nach vorne um.
„Ich dachte du bist mein Bruder!", meint Marlon, packt seinen Bruder am Kragen und wirft ihn zu Boden. „Ich habe dir vertraut!", fügt er enttäuscht hinzu, greift nach seinem Helm und dreht uns ebenfalls den Rücken zu.
Enttäuscht folgen wir Vanessa und setzten uns dann schweigend auf den Boden. Leon ist direkt hinter uns und sieht Vanessa unschlüssig an.
„Können wir reden?", fragt er sie dann schließlich.
„Weiß nicht worüber", zischt sie ihm entgegen.
„Vanessa, ich bitte dich. Mach nicht denselben Fehler wie Marlon. Horizon hat nicht die Wahrheit gesagt."
„Und das soll ich dir glauben? Oh Vanessa, es war alles nur ein Zufall. Ich hab Holz fürs Feuer gesucht und dann stand sie da. Ganz alleine im See. Aber du bist natürlich weggegangen. Für wie blöd hältst du mich eigentlich? Ich hab doch gesehen, wie du sie angeschaut hast!" Vanessa ist definitiv sauer.
„Das tu ich noch immer. Sie ist der stärkste Gegner, dem ich je begegnet bin und dafür bewundere ich sie."
„Das soll ich dir glauben?"
„Ja, aber wenn wir alle zusammen halten, können wir Horizon besiegen. Ich brauche dich. Vanessa! Wir haben schon Marlon und Maxi verloren."
Motorgeräusche sind zu hören und in der nächsten Sekunde steht Maxi bei uns.
„Stimmt nicht ganz", erwidert er und kommt auf uns zu. „Was ist? Was sitzt ihr hier noch so rum? Wollt ihr, dass es uns wie den Wölfen ergeht? Wollt ihr zurück zu Mama und Papa? Oder schmieden wir uns jetzt nen todsicheren Plan?"
„Maxi hat recht. Na kommt schon. Kommt her!", sagt Leon und ich gehe auf die beiden zu.
Und die anderen folgen mir und wir knien uns hin.
„Wir können sie schlagen. Nein, wir werden sie schlagen. Und zwar mit ihren eigenen Waffen", sagt Leon. „Raban und Joschka? Einer von uns muss morgen früh fliegen."
„Uh, das gefällt mir!", kommentiere ich und grinse diabolisch.
„Und landen? Muss er das auch?", fragt Joschka.
„Sollte er das Ganze vielleicht überleben?", fügt Raban fragend hinzu.
„Raban. Das mein ich Ernst!", sagt Leon.
„Okay, einen Moment." Er nimmt seine Erfindung, dreht an einer Kurbel und ein Zettel kommt heraus. „So könnte es funktionieren. Nerv, wir brauchen dein Kart!"
„Wie bitte?" Nerv scheint noch nicht ganz überzeugt.
„Nehmt jeden Mann den ihr braucht. Und der Rest kommt mit mir hinaus in die Steppe. Wir graben zwei Löcher." Mit zwei Stöcken möchte Lein uns das Ganze darstellen. „Hier und da. Und was ist mit dir?" Er dreht sich zu Vanessa um, welche nur den Kopf senkt.
Wir fangen an zu planen und zu packen, bis ein nervtötendes Geräusch zu hören ist. Es ist die Tatowiermaschine, die Jaromir gerade aufbaut.
Die sind doch krank!
Es wird dunkler und die Sonne sinkt. Wir haben schon einiges an Arbeit geschafft, bis ich Nerv höre.
„Bist du dir sicher, dass wir gewinnen?"
„Das bin ich mir nie", antwortet Leon ehrlich.
„Aber wir werden alles versuchen", sagt Markus. „Hier, das wirst du bestimmt morgen brauchen." Er geht zu Nerv und überreicht ihm seine fängt Sternsteine. „Kommt! Das werden alle brauchen. Das ist das einzige, was uns hilft. Alles was uns wichtig ist." Er gibt Maxi seinen Ring wieder und dreht sich dann zu Vanessa. „Und was uns etwas bedeutet." Er hält Vanessa ihre Kette hin, aber sie nimmt sie nicht. Doch Leon, greift nach seiner.
„Danke Markus. Aber ich kann niemanden zwingen hier zu bleiben, deswegen sollte jeder der weg will, heute noch gehen. Die Anderen kommen mit mir hinaus in die Steppe. Wenn es dunkel wird, brechen wir auf!"
Leon geht und Maxi, Klette, Raban und Joschka folgen ihm. Unsicher drehe ich mich Markus, der mir meine Kette hinhält. Er öffnet den Verschluss und sieht mich fragend an. Als ich zögerlich nicke, kommt er auf mich zu und ich hebe meine Haare an. Als seine Finger meinen Nacken berühren, bekomme ich Gänsehaut und es ist, als würden tausende kleine Stromschläge durch meinen Körper ziehen. Ich drehe mich zu ihm um und wir sehen uns in die Augen, bis ich feststelle, das Vanessa noch immer da ist und uns beobachtet. Wie vom Blitz getroffen, greife ich nach einer Schaufel und renne den anderen hinterher.
Erst spät am Abend – kurz vor Mitternacht, sind wir fertig und erschöpft falle ich in einen tiefen Schlaf.
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