
Entscheide dich richtig Finale
Henry
Was war, wenn Thomas das Passwort auf seinem Armband stehen hatte? In der Hoffnung, dass nur er überleben würde? Warum war er so besonders? Ich war ziemlich überzeugt von der Vorstellung und tippte es einfach ein. Es piepte wieder blinkte diesmal aber Grün. Die Tür öffnete sich. Das Blut schoss so stark aus dem Raum heraus, dass man aufpassen musste, sich nicht mitreißen zu lassen. Ich hielt meine Hand oberhalb der Augen, um besser sehen zu können, da die Sonne furchtbar blendete. Thomas tat es mir gleich. Immerhin war es dort drinnen dunkel und hier draußen mitten am Tag. Nur welcher Tag?
Thomas schaute mich an und ich konnte seine Augen erkennen, die mir so bekannt vorkommend glitzernden. Ich kam nicht drauf, an wen sie mich erinnerten.
Thomas Hose war fast bis hoch zu seinen Oberschenkeln - durch das Blut - rot gefärbt.
«Danke, dass du uns gerettet hast», sagte Thomas.
«Du brauchst dich nicht zu bedanken, du hast auch geholfen.»
«Was soll ich jetzt eigentlich mit dem Armband machen?», fragte er.
«Behalte es, es erinnert dich daran, wie tapfer du warst.»
Ich wollte ihm ungern sagen, dass er es vielleicht noch brauchen würde. Das Rätsel müsste irgendwann gelöst werden, aber nicht heute.
Nach und nach kamen immer mehr Kinder in die Freiheit und setzten sich erst mal erschöpft auf den Boden.
Ray kam als letzter, bevor sich die Tür mit einem lauten Knall schloss und wir alle zusammenzuckten. Er brachte die Kinder ohne mich Nachhause. Ich verabschiedete mich von Thomas, der mir in doch so kurzer Zeit ans Herz gewachsen war und ging selbst Nachhause, allerdings wartete ich bis es dunkel wurde, damit mich niemand erkennen konnte.
Meine Eltern und Piper schliefen schon, als ich unser Haus betrat und man mich als Kid Danger identifizierte. Ich lief so langsam und vorsichtig, wie ich konnte, die Treppen hinauf ins Badezimmer. Ich schloss sanft die Türe und stopfte meinen Anzug in die Waschmaschine.
Aus der Dusche sprühte so wundervoll anfühlendes lauwarmes Wasser, welches mir das Blut abwusch. Ich war heilfroh, als ich mit ansah wie, es in den Abfluss floss und mein Anzug in der Waschmaschine schleuderte. Es dauerte fast eine Ewigkeit, bis ich wenigstens ansatzweise den Gestank abbekam.
Frisch geduscht lag ich nun auf meinem Bett und starrte in die Leere.
Ich konnte nicht schlafen, trotz der drei Tage, wo ich in dieser Lagerhalle war und normal tot umfallen müsste - wie Charlotte erzählt hatte, nachdem ich sie vorhin angerufen hatte.
Aber ich war hellwach, dachte über all diese Geschehnisse von dort nach.
Thomas.
Das Armband.
Der Herrscher des Bösen.
Es war kurz nach Mitternacht und ich war noch immer kein bisschen müde, starrte Löcher in die Decke. Plötzlich hörte ich einen Schrei. Ich konnte ihn nicht zuordnen, bis die Person nochmal schrie und ich kerzengerade im Bett saß. Lucy, wie lange hatte ich sie schon nicht mehr zu Gesicht bekommen? Sie sagte, sie bräuchte mich, doch was tat ich? Ich war fort. Sie dachte bestimmt, ich hätte sie im Stich gelassen. Dabei könnte ich das nie.
Ich rannte so schnell ich konnte in Lucys Haus herüber. Die Haustür stand Sperrangelweit offen. Ich trat hinein und schloss sie. Lucy war allein, ich hatte oft beobachtet wie ihr Dad noch bis spät in die Nacht hineinarbeitete. Doch heute war es stockdunkel und dann das mit der Tür.
«Lucy? Bist du hier?», rief ich ins Haus. Keine Antwort, doch ich war mir ziemlich sicher jemanden Schluchzen zu hören. Ich stieg die knarzende Holztreppe hinauf nach links, wo ich dem Schluchzen immer näher kam. Lucy saß auf ihrem Bett, die Beine über der Bettkante auf dem Boden stehend und Tränen rannen ihre Wangen hinunter. Ihre Augen, die mich überrascht erblickten sahen so furchtbar dunkel aus. Sie hatten keine Spur von einem Glitzern.
«Wo kommst du her? Wo warst du die ganze Zeit, wo ich dich hätte brauchen können?», schluchzte Lucy mehr zu sich selbst als zu mir.
«Eine lange Geschichte für einen anderen Tag. Wichtig ist, dass ich jetzt hier bin und wir uns gegenseitig brauchen.» Ich setzte mich neben Lucy aufs Bett und nahm sie in meine Arme. Was war nur passiert? Sie weinte sich lange Zeit bei mir aus, aber mir war egal, wie lange es dauern würde. Ich war hier und half.
«Erzähl mir, was passiert ist. Du kannst mit mir reden, versprochen», flüsterte ich sanft und sah in ihre Augen, denen ein flüchtiges Glitzern entwich.
«Es war ein Traum, ein Albtraum. Deswegen der Schrei», erzählte sie mir und schaute auf ihre Füße. War es ihr etwa peinlich? Das müsse es ihr niemals sein. Nicht vor mir.
«Worum ging es in dem Traum?», fragte ich langsam, ohne sie zu überfordern, aber sie musste mit jemandem darüber reden. Und da ich eh nicht einschlafen konnte, tat ich es gern.
«Meine Mom», sagte sie so leise, dass ich nur vermuten konnte, dass sie es auch so meinte.
«Ich bleib hier, leg dich schlafen. Falls du nochmal aufwachen solltest, bin ich hier», beruhigte ich sie.
«Danke. Wenn du kannst, schlaf auch ein bisschen.»
Lucy legte sich auf ihr Bett und deckte sie mit ihrer Lilafarbenen Decke zu. Ich setzte mich auf einen Sessel in ihrem Zimmer und lehnte die Tür an. Durch das gekippte Fenster kam kühle Luft hindurch. Ich schaute Lucy noch eine lange Zeit an und passte auf. Wusste sie, wie wunderschön sie aussah, selbst wenn sie schlief? Mit diesen Gedanken packte mich der Schlaf, und ich wandelte in meine eigene Traumwelt hinüber ...
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