
2. Der blonde Junge
Lucy
Unangenehm wurde ich von dem Klingeln meines Weckers geweckt und öffnete müde meine Augen, warf einen Blick auf die Uhr. Es war halb sieben, in einer Stunde würde meine erste Unterrichts Stunde auf Swellview's Highschool beginnen. Aufgeregt stieg ich aus meinem noch warmen Bett und zog mir ein Rotes Oberteil und eine blaue Hose an, kombinierte es mit normalen Turnschuhen. Es war eins meiner Lieblingsoutfits.
Ich beendigte mir meine Haare mit meiner Haarbürste und ließ meine langen braunen Harre offen. Immerhin musste ich einen relativ guten ersten Eindruck machen. Vor meinem Spiegel machte ich mir noch ein paar positive Komplimente gegen die schreckliche Aufregung, die ich schließlich doch bekam, bevor ich die Treppen hinunter in die Küche ging, wo Dad schon auf mich wartete.
Er saß gemütlich am Küchentisch, lehnte lässig mit den Rücken an der Stuhllehne und hielt die neuste Ausgabe der Zeitung in seinen Händen. Auf dem Tisch stand sein Kaffee und eine Schale Müsli für mich. «Morgen Lucy, auch schon wach? Ich wünsch dir, dass dein erster Schultag wunderbar verlaufen wird!»
«Morgen Dad», murmelte ich schlaftrunken, gebe ihm einen Kuss auf die Stirn. «Danke, dass hoffe ich auch. Langsam werde ich verdammt nervös.» Behutsam warf er mir ein Lächeln über den Rand seiner Zeitung zu. Mehr musste er nicht sagen, ich wusste schon von ganz allein. Er würde den Tag über an mich denken. Ich löffelte zügig mein Müsli und packte mir noch einen Apfel in meine sTasche.
Es war bereits viertel nach sieben, als ich mir meine schwarze Lederjacke schnappte und die Tür hinter mir zuzog. Jetzt musste ich mich wirklich sputen! «Bye, Dad!», rief ich in letzter Hoffnung, nicht, dass ich es ganz vergessen hätte, mich zu verabschieden. So eilig hatte ich es dann nun auch wieder nicht. Ich lief mit beschleunigten Schritten den Weg zur Schule, den Dad mir gestern noch ausführlich beschrieben hatte.
Vor der großen Schultür - wo sich schon einige Schüler tummelten - atmete ich noch einmal kräftig ein und aus, damit es mir ein wenig besser ging, bevor ich bereit war, meinen Neuanfang zu beginnen. Und als hätte ich es nicht besser gewusst, musste ich vor lauter Aufregung dringend auf die Toilette. Ich rannte aufgewühlt zur Tür mit der Aufschrift WC. Mit Eile wusch ich mir noch meine Hände und unterdrückte meinen ständige aufkommenden Würgereiz. Hier stank es bestialisch! Ich beeilte mich als meine Ohren eine Schulklingel vernahmen. Ich stieß die Tür auf und bog geradewegs nach rechts ab, als ich mit jemanden zusammenstieß. Ich traute meinen Augen kaum, als mir aus heiterem Himmel ein blonder Junge gegenüberstand. Seine braunen Augen vielen mir sofort auf und ich wäre gern ein Stückchen näher getreten, um herauszufinden, welcher Braunton es war. Mein Blick glitt noch etwas weiter nach unten. Das karierte Hemd, kam mir aus irgendeinem Grund bekannt vor.
«Entschuldige, es tut mir so leid!», sagte ich peinlich berührt. Der blonde Junge reagierte jedoch nicht, musterte mich nur fragend, was mich unwohl fühlen ließ.
«Schon okay», erwidert er und dreht sich herum, verharrt mit dem Rücken zu mir ein paar Sekunden, bevor er mich wieder ansieht. «Was genau hast du in der Jungs Toilette eigentlich gemacht, wenn ich fragen darf?» Ich ahnte böses, als ich zur Tür sah, in der ich mich eben noch befand. Und als seine Aussage sich als Wahrheit erwies, wollte ich vor Scham nur noch im Boden versinken.
«Ich bin übrigens Lucy - und neu hier, wie du wahrscheinlich merkst», wechselte ich stattdessen einfach das Thema.
«Ich bin Henry, freut mich dich kennenzulernen.» Sein Gesicht zeichnet ein kurzes Lächeln.
«Weißt du in welche Klasse du musst? Sonst könnte dich begleiten, schließlich bist du neu.»
«Ich muss in die Klasse bei Miss Shapen, wäre schön, wenn du mich begleiten würdest, Henry», sagte ich aufrichtig, benutzte zum ersten Mal seinen Namen.
«Dann bist du in meiner Klasse», stellte er fest. «Wir haben denselben Weg. Komm, nicht, dass wir zu spät kommen. Unsere Lehrerin ist nicht die netteste.» Weil er nicht lacht, gehe ich nicht davon aus, dass er versucht hat mich einzuschüchtern. Miss Shapen war also keine zuckersüße Lehrerin. Henry zeigte auf eine Tür, neben den Spinden, die ich bis jetzt kaum wahrgenommen hatte und betrat mit mir das Klassenzimmer. Eine Frau, mit alter Haut und blonden, hochgesteckten Haaren, machte ein abschätziges Gesicht, als sie mich erblickte. Persönlich nahm ich das nicht.
«Du musst also Lucy sein», grummelte sie und ehe ich mich versah, schüttelte ich ihre Hand. So schlimm fand ich sie gar nicht, sie kam mir vor als wäre sie ganz in Ordnung, für den ersten Eindruck zumindest. Aber der erste Eindruck hatte ja bekanntlich nichts zu heißen.
«Du kannst dich der Klasse gleich vorstellen. Ich bin Miss Shapen», verdeutlichte sie noch einmal, als sich die die Klasse langsam füllte. Henry setzte sich in die erste Reihe rechts.
Ich lief vor zur Tafel und begann mit meiner Vorstellungsrede.
«Hallo zusammen. Ich bin Lucy Hale und gestern aus New York hier nach Swellview gezogen. Ab heute bin ich also wohl oder übel eure neue Mitschülerin und hoffe euch kennenlernen zu können.» Die Gesichter, die mir zum Teil entgegenblickten wirkten eher desinteressiert.
«Willkommen, Lucy. Ich wusste gar nicht, dass du aus New York kommst», sprach sie vor sich her und grinste in sich hinein.
«Du kannst dich neben Henry setzen, wenn du möchtest», meinte sie schließlich und zeigte auf den blonden Jungen, der mir eben noch den Weg gezeigt hatte. Henry sah mit einem kurzen Lächeln zu mir und ich erwiderte es unwissend. Bereits jetzt, wurde mir bewusst, dass ich Glück hatte, hier sein zu können. Mit einem Nicken bedankte ich mich bei Miss Shapen und setzte mich neben Henry in die erste Reihe.
«Willkommen zurück.» Henry beobachte mich, wie ich meine Tasche abstellte.
«Danke sehr, wenigstens sitze ich neben jemandem, den ich kenne», antwortete ich noch schnell, bevor Miss Shapen mit dem Unterricht anfing.
***
«Sucht euch einen Partner mit dem ihr euch über das Thema Freundschaft unterhaltet und wie man die Freundschaft pflegt», forderte Miss Shapen die Klasse auf, nachdem sie uns ein neues Thema erklärte.
Ich bin mir unsicher. Mit wem soll ich zusammenarbeiten? «Wollen wir zusammen machen, Henry?», fragte ich ihn einfach, weil er ebenfalls niemanden zu haben schien.
Er nickte. «Ja, wieso nicht.» Ich lächelte kurz erleichtert. «Und die Hinter uns sind übrigens Charlotte und Jasper», sagte er und ich drehte mich augenblicklich um und sah ein dunkelhäutiges Mädchen mit schwarzen Locken, die sehr Freundlich wirkte. Neben dem Mädchen saß ein Junge, der ebenfalls Locken hatte, die aber dunkelblond waren.
«Hey Lucy!», sagten beide.
«Hey, freut mich noch mehr Leute kennenzulernen», sagte ich schnell und drehte mich dann zurück zu Henry, dem ich nun meine ganze Aufmerksam schenkte, damit wir unsere Aufgabe erfüllen konnten.
«Also, was denkst du über Freundschaft?», fragte ich ihn.
«Freunde sind furchtbar wichtig. Ich wüsste zum Beispiel nicht, was ich ohne meine machen würde. Sie helfen mir immer aus der Patsche.»
Henry
Am Ende des Unterrichts, lief ich zusammen mit Charlotte und Jasper aus dem Klassenzimmer. Lucy hatte schon vor mir das Klassenzimmer verlassen.
«Du magst sie jetzt schon, nicht wahr?», unterbrach Charlotte mich aus meinen Gedanken. Verwundert drehte ich mich zu ihr.
«Ach was. Du lügst hier wieder rum - und außerdem kenne ich sie so gut wie überhaupt nicht, um sie so zu mögen, wie du in deiner Pärchen-Fantasie schon wieder hyperventilierst», antwortete ich Charlotte ein wenig flapsig und versuchte sie abzuwimmeln.
«Also, Henry wenn du sie nicht ansprichst, dann werde ich es tun!», meinte Jasper auf einmal, wodurch ich mir ein Lächeln abrang. Nie im Leben.
«Los, da ist sie, spreche sie an! Ein Versuch ist es wert», stärkte Charlotte mich. Ich atmete erneut tief ein und wieder aus, bevor ich auf sie zu ging. Ich hatte keine Lust, dass Jasper sie ansprach. Das würde für alle nur peinlich enden.
«Lucy, warte kurz», rief ich ihr aufgeregt hinterher.
Sie drehte sich überrascht zu mir um, doch als sie mich erkannte, sah ich auf ihren Lippen ein Lächeln aufkommen. Ich erwiderte ihr lächeln, was man bei ihr irgendwie einfach nicht konnte.
«Henry, alles okay?»
«Ja, ja mir geht's gut. Ich wollte was fragen.»
«Und was wolltest du fragen?», hakte sie nach, weil ich nichts gesagt hatte. Ich hatte sie einfach angestarrt. Ich wollte zu etwas ansetzen, aber blieb einfach stumm. Wann war ich jemals stumm? Alles, was ich tat, war dämlich zu grinsen.
«Du Henry, es tut mir leid, aber ich muss dringend Nachhause gehen. Wir sehen uns morgen», meinte sie einfach und ließ mich stehen. Mulmig lief ich zurück zu Charlotte und Jasper, die erwartungsvoll auf mich warteten und kicherten.
«Hat ja super geklappt, Henry!»
«Hahaha, hört auf zu lachen! Und außerdem müssen wir zu Ray», wich ich aus und ging voraus. Ganz egal, ob sie mir folgten oder nicht.
***
Unten in der Meanhöhle angekommen, begrüßten mich Schwoz und Ray erwartungsvoll.
«Was ist los Ray?»
«Hey Henry, es gab ein Banküberfall, wir müssen sofort los.»
Ray und ich zogen unsere Kaugummis heraus und bliesen eine Blase, damit wir uns zu Captain Man und Kid Danger verwandelten.
«Rauf die Röhre, Hopp», befahl ich.
Das war bereits der zweite Notfall. Sonst hatten wir immer viel harmlosere Aufgaben. Merkwürdig. An der Bank von Swellview angekommen, war ein drückende Aura. Zwei Männer - einer um einiges kleiner als der andere standen - in der Bank. Der kleine zielte mit der Pistole, die fest umschlungen in der Hand hielt, auf die Frau hinter dem Tresen. Der größere Mann stopfte das Geld in den Beutel, den er dabei hatte.
«Hey, ihr zwei! Hört sofort auf damit und du da vorne, lass deine Waffe fallen, sonst wird es ungemütlich», drohte Ray ihm.
«Ich habe keine Angst vor euch zwei Spielzeugfiguren! Du Captain Man, bist zwar unzerstörbar, doch der kleine Kid Danger nicht», antwortete der Mann mit der Pistole in der Hand. Er schleuderte herum, grinste mich diabolisch an und dann hörte ich nur noch einen Schuss, und den Schlag, als ich zu Boden fiel ...
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