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2 | My Luci(fer) is Lonely

mit Geisterwelten

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Lonely, I'm Mrs. Lonely
I have nobody for my own
- Bobby Vinton -

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Stimmen im Kopf.
Hat nicht jeder diese unterbewusste Stimme im Kopf?
Sie klingt so ähnlich wie die eigene Stimme und spricht zu einem.
Manchmal rational und vernünftig, andere Male erinnert sie mehr an das Teufelchen von der linken Schulter. So verlockend süß und falsch.
Das Engelchen, die Stimme der Vernunft, will dich auf den rechten Weg leiten.
Wie langweilig.
Sind es dementsprechend zwei Stimmen? Die gute und die schlechte?

'Luci, du bist nicht verrückt.'
War sie das nicht?
'Aber vielleicht solltest du mal mit jemand anderem reden.'
Sie klang so nett, schleimig nett.

'Warum sollte jemand zu ihr nett sein?'
Dieser abfällige Ton, einem den Lebensmut entziehend.
Die Zweifel hatten Recht, sie hatte Liebenswürdigkeit nicht verdient.
'Ach komm schon Luci, du weißt es besser. Hör nicht auf den.'

Wenn Sie sich die Verkörperung Ihrer Fantasieprodukte vorstellte, sah sie den Engel finster funkeln und beleidigt die Arme verschränken. Das Teufelchen hingegen zog eine Unschuldsmiene.

Sie wusste es besser: Es gab niemanden.
Niemand auf dieser gottverlassenen Welt kam freiwillig in ihre Nähe.
Allein, allein.

'Und wer ist daran schuld? Du hättest auf mich hören sollen.'
So charmant Engelchen, so charmant.
Nicht einmal der Engel auf ihrer Schulter hatte Erbarmen mit ihrem armen Kopf.
Wann würde es endlich still sein? Grabesstill.

'LUCI! Das Thema hatten wir schon. Nicht Selbstmorden, nicht gut!'
Verdammt, sie wollte ihrem Engel einen Kopfschuss geben, gefolgt von ihrem eigenen. Wie konnte ein Hirngespinst so lästig sein?
Vor allem wie sie mit ihr sprach, Luci nicht gut, braves Mädchen... ihre Imagination behandelte sie wie einen Hund. Besser als Dreck.

Sie schloss die Augen, hieß die Schwärze willkommen und atmete tief ein.
Blind tatschte ihre Hand auf dem kleinen Schränkchen neben dem Bett, auf welchem sie flach lag, bis ihre Fingerspitzen gegen Plastik stießen.

Alle Anzeichen waren da, sie war auf dem besten Weg, verrückt zu werden.
Roger hatte Recht gehabt, sie MUSSTE die Pillen schlucken. Es war nur zu ihrem besten.

Mit einem Ploppen klappte sie die Öffnungen alle in Folge auf und ließ die Pillen in ihren Mund fallen. Manche traf sie, andere fielen ihn zwischen die Polster und Laken auf dem Bett.

Das war ihr Bett, ein Himmelbett zum Träumen hatte er gesagt, in einem Kabuff, das zum Fürchten war. Keine Fenster, kein Licht, kein gar nichts.
Nicht einmal ihre geliebten Bücher hatte man ihr gelassen.

'Du hättest auf mich hören sollen, Luci. Du musst lieb sein. Du musst nichts böses denken. Du musst nur liebenswürdig sein und Roger um Entschuldigung bitten.'
Vielleicht sollte sie das wirklich tun. Er hielt sie aus, sein Ring steckte an ihrem Finger und sie bekam ihn einfach nicht ab. Das musste ein Zeichen sein, ein überirdisches Zeichen.

Ein schräges Kichern riss sie aus den Gedanken.
Die Nackenhaare stellten sich auf, dabei war sie allein in dem Zimmer. Nur die tanzenden Flämmchen der Kerzen malten Schattenwesen.

'Luci, erinnerst du dich noch, an das, worüber wir geredet haben? Wieso versuchst du es nicht? Willst du es ihnen wirklich zu leicht machen? Wie ein Tier haben sie dich behandelt! Und wo bist du jetzt? Ganz allein.'

"Hör auf, hör auf, hör auf!", flehte sie mit gebrochener Stimme in ein Kissen, bloß damit man ihre Stimme nicht hörte. 'Du bist ganz alleine Luci.'

'Tue es Luci. Versuch es einfach mal. Wovor hast du Angst? Es kann nur besser werden.'

Sie stand auf, platzierte die nackten Füße auf dem Boden.
Alles drehte sich, ihr war schummrig und die nutzlosen Füße so wackelig, als hätten sie vergessen wozu, sie existierten. Vielleicht hatten sie das.
Wann war sie das letzte mal aufgestanden? Das weiße Spitzennachthemd war das gleiche wie immer.
Was war heute für ein Tag? Ihre Arme waren so dünn. Blinzelnd erhob sie sich, ging zur Kommode und griff nach der Kerze. Zum Bett zurück schaffte sie es nicht.
Luci ließ sich auf den Fußboden sinken, in den Schneidersitz, die Kerze vor sich, als sei er der größte Schatz.
"Wunderschön", flüsterte sie andächtig und fasste idiotisch mit den Fingern nach der Flamme. Eine einzelne Träne rann ihre Wange hinunter. "Wieso tust du mir weh?", flüsterte sie tief traurig.

'Luci Blut! Denk an das Blut.'
Rot ist so eine schöne kräftige Farbe.

Man hatte ihr keine spitzen Gegenstände gelassen. Nicht einmal ein Rasierapparat.
Das war nicht schlimm.
Der Geschmack von Blut bereitete sich in ihren Mund aus, die Zähne färbten sich rot.
Höllische Schmerzen und gleichzeitig das Gefühl nicht tot zu sein. Dieses Pochen im Arm, das Rauschen in den Ohren. Sie fühlte sich lebendiger denn je.
Ihre Zunge schoss hervor und leckte das restliche Blut von den Lippen. "Teufel? Ich möchte dich einladen, zu mir", sprach sie. Nicht mehr als ein wispern.

Blut tropfte von ihrem Arm in die Flammen der Kerze, auf den Boden, auf sie.
'Monster', hörte sie den Engel ganz, ganz leise im Hinterkopf.
"Luzifer, Dämon, Lazarus, sei mein Freund. Komm zu mir."

Es passierte nichts, kein Rauch, keine Hitze, kein gar nichts.

Eine Welle der Frustration drohte sie zu verschlucken.

'Du musst ihm ein Willkommensgeschenk machen, du musst ihm etwas anbieten.'
Luci nickte sachte. "Hab keine Angst, ich gebe dir was du möchtest. Bitte komm."

Nachts sind alle Katzen grau. Nachts sind alle Männer Schatten.

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