Chapter Seventeen
Kai
24.12.2020, Dortmund
Ermutigend drückte ich die Hand meines Freundes, welche ich in meine genommen hatte als wir zu der Haustür gegangen waren. Meine Lippen legten sich für eine kurze Zeit auf seine Schläfe und ich lächelte Julian leicht an. „Bereit, Jule?", fragte ich ein letztes Mal und schaute in seine himmelblauen Augen. Ich musterte ein letztes Mal meinen wirklich wunderschönen Freund und beobachtete ihn, während er nickte. „Bereit wenn du es bist.", antwortete Julian grinsend und ich schnaubtet kurz belustigt. Ich drückte die Türklinke hinunter und erkannte sofort das Gesicht von meiner Mama und auch von der meines Freundes.
„Kai!", lächelte meine Mama mich breit an und kaum das ich reagieren konnte, so hatte sie mich schon in eine feste Umarmung gezogen. Ich genoss diese Umarmung und merkte nochmal deutlich, wie sehr ich sie doch vermisst hatte. Es war seit unserem letzten Treffen deutlich zu viel Zeit vergangen, auch wenn wir oft telefonierten, so war es nochmal anders sie jetzt zu umarmen. Ich zog tief den heimischen Geruch ein und drückte meinen Kopf kurz in ihre Halsbeuge. „Hallo Mama.", grinste ich leicht und löste mich wieder von ihr. Heike, welche gerade ihren eigenen Sohn umarmt hatte, kam jetzt auch zu mir und nahm mich fest in den Arm.
„Kai, Schätzchen.", tätschelte die Mama meines Freundes meine Wange und lächelte mich liebevoll an. Ihre blauen Augen strahlten beinahe so hell wie die von Julian und ich lächelte ebenfalls überglücklich. Heike war damals, während meiner Zeit in Leverkusen, schon wie eine zweite Mama für mich gewesen. Sie war immer für mich da gewesen und ich durfte auch Feste bei ihnen verbringen, wenn ich es nicht rechtzeitig zu meinen Eltern geschafft hatte. Die Familie Brandt hatte schon damals unglaublich viel für mich getan und ich wäre heute sicherlich nicht dort, wo ich jetzt war, wenn ich sie nicht in meinem Leben gehabt hätte.
„Jetzt lass den Jungen doch Atmen, Heike!", kam es dann auch von Jürgen, welcher hinter seiner Frau aufgetaucht war und mich leicht angrinste. „Du zerdrückst ihn noch.", fügte er hinzu, bevor er sich auch in den Flur quetschte und kurz seinen Arm um meine Schultern legte. Es dauerte nicht lange, bis auch mein Papa in das Haus getreten war und mich ebenfalls umarmte. „Du könntest dich ruhig öfter melden, Junge. Ich bekomm daheim noch eine Krise, wenn deine Mutter mir noch einmal erzählt, wie selten du dich doch meldest.", grinste mein Papa mich an und löste sich aus der kurzen, jedoch feinen Umarmung. Ich musste ebenfalls grinsen, weil sowohl mein Papa als auch ich wussten, dass meine Mama sehr gerne mal übertrieb und ich mich eigentlich jeden Tag meldete. Aber wenn es nach ihr ginge, dann sollte ich wahrscheinlich wieder zu Hause einziehen.
„Naa, Leute?", kamen dann auch die Brüder meines Freundes in das Haus, umarmten sowohl mich und meinen Freund kurz, bevor sie beide verschmitzt grinsten. „Wie läufts Jungs – oder eher Julian, kannst du denn noch laufen?", fragte Jannis und brachte Jascha somit zum Lachen, während Jule rot anlief und seinen Kopf in meiner Halsbeuge versteckte. „Idioten.", murmelte er leise, was auch mich zum Lachen brachte. Es war definitiv klar, dass die beiden anderen Brandt-Brüder solch unverschämte Fragen stellen würden und es einfach nicht sein lassen konnten – oder wollten – Julian in wirklich unangenehme Situationen zu bringen. Aber was hatte ich denn bei ihnen anders erwartet? Eigentlich hätten wir uns definitiv darauf einstellen müssen, dass solche Sprüchen kommen würden. Und ich war mir sehr sicher, dass wir uns über den ganzen Abend hinweg noch weitere Sprüche anhören könnten.
„Was hast du denn an deinem Finger gemacht, Julian?", fragte meine Mama, als wir beim Essen saßen und schon einige Zeit verstrichen war. Sofort war die Aufmerksamkeit auf Julian gerichtet, welcher sofort leicht rosa Wangen bekam und einen kurzen Seitenblick zu mir warf. „Ich hab mich vorhin geschnitten, als ich den Salat vorbereitet habe.", erklärte mein Freund wie es dazu kam, dass er jetzt ein Pflaster trug, welches einen Marienkäfer auf der Mitte trug. „Aber Kai hat mich danach verarztet.", schob er noch hinterher und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. Diese Berührung löste ein wohliges Kribbeln in meinem Körper aus und ich konnte nicht verhindern, dass sich ein breites Lächeln auf meine Lippen stahl.
„Und wie macht mein Sohn sich sonst so? Ich hoffe, dass er anständig ist.", fragte meine Mama weiter und ich öffnete leicht empör meinen Mund. Meine Stirn verzog sich und ich sah, wie Julian schon breit grinsend antworten wollte, als ich ihm das Wort Abschnitt. „Was denkst du denn von mir? Ich bin so toll wie immer.", sagte ich den letzten Satz gespielt hochnäsig und warf meine imaginären, langen Haare über die Schulter, was sofort Lachen bei den anderen auslöste. Meine Mama warf mir einen seufzenden Blick zu, doch auch auf ihren Lippen hatte sich ein Lächeln geschlichen. „Ich hoffe doch auch, dass Julian sich ordentlich benimmt.", mischte sich dann Heike ein und jetzt sah ihr Sohn ungefähr so ungläubig zu seiner Mutter, wie ich gerade zu meiner geschaut hatte. „Also ich glaube wir können bestätigen, dass sowohl Kai, als auch ich, uns ordentlich benehmen und uns super ergänzen.", sagte Julian und beantwortete somit auch die – noch – umgestellten Fragen unserer Familie.
Das restliche Essen verlief wirklich gut. Wir lachten viel, hatten Spaß und erzählten uns die wildesten Geschichten. Es war super witzig und auch die Brüder meines Freundes bekamen ihr Fett weg. Es war wirklich schön und so länger wir aßen, desto aufgeregter wurde Julian auch, weil die Bescherung näher rückte. Mein kleiner Weihnachtself war wirklich zuckersüß.
Um kurz vor acht saßen wir dann tatsächlich schon im Wohnzimmer neben dem Weihnachtsbaum auf der Couch und waren gerade dabei unsere Geschenke zu verteilen. Jascha überreichte Jannis gerade ein kleines Packet, während Julian seiner Mama ein Geschenk überreichte. Mein Freund saß halb auf meinem Schoß, hatte die Arme um meinen Hals geschlungen und ich gab ihm zusätzlich nochmal halt, indem ich meinen Arm um seinen Rücken gelegt hatte. Julian und ich hatten uns darauf geeinigt, dass wir uns die Geschenke füreinander erst geben würden, wenn die anderen weg waren. Wir fanden es einfach schöner, wenn wir uns die privaten Geschenke erst geben würden, wenn wir alleine waren und die anderen schon auf den Weg nach Hause waren.
Die Zeit verging schnell. Minute um Minute. Stunde um Stunde. Es dauerte, bis unsere Familien sich auf den Weg machten und langsam anfing sich zu verabschieden. Es war halb zehn, als schließlich meine Eltern uns als letztes verließen und uns noch eine schöne Nacht wünschten. Ich hatte sie noch mit zur Tür gebracht und mich überlief ein wohltuender Schauer, als ich Julian auf der Couch erblickte. Wie dieser dort mit großen Augen zu dem Weihnachtsbaum blickte und schonmal ein kleines Päckchen in der Hand hielt, welches offensichtlich sein Geschenk für mich war.
„Du musst nicht so nervös sein, Jule. Mir wird sicherlich gefallen, was du für mich hast.", versuchte ich ihn zu beruhigen, als ich mich wieder auf die Couch setze und ihn dicht an mich zog. Mein kleiner, blonder Engel sah wirklich nervös aus und ich wollte ihm irgendwie zeigen, dass er gar nicht nervös sein müsste, weil es mir so oder so gefallen würde; einfach weil es von Julian kam.
„Ich weiß, Harvey. Aber du kennst mich doch.", nuschelte Julian und blickte mich von unten aus hellen, blauen Augen an. Nickend drückte ich einen Kuss auf seine blonden Haare und zog ihn wieder auf meinen Schoß.
„Willst du zuerst meins haben?", fragte ich leise und strich sanft über seine Wange. Ich sah in seinen Augen, wie unsicher er sich war und ich konnte es ja verstehen. Immerhin wusste ich auch, was vor allem dieses Weihnachten für ihn bedeutete. Und natürlich wollte kannte ich meinen Freund gut genug um zu wissen, dass er Angst davor hatte, dass mir das Geschenk nicht gefallen würde. Obwohl das definitiv nicht zutreffen würde. Julian könnte mir getragene Socken schenken und ich würde mich darüber freuen. „Nein, ich geb dir meins zuerst.", sagte Julian dann irgendwann und hielt mir das Päckchen in seiner Hand entgegen.
„Hier.", lächelte er vorsichtig und ich spürte wie Julian anfing meinen Nacken zu kraulen. Das hatte er schon des Öfteren getan, wenn er nervös war und ich glaubte, dass dies ganze auch stückweise unterbewusst bei ihm passierte. Aber ich genoss es, es schickte mir einen Schauer über den Rücken und ich seufzte leise und glücklich. Es war ein wirklich schönes Gefühl. „Ich hoffe wirklich, dass du es magst. Eigentlich glaube ich, dass es dir gefällt, aber wenn nicht, dann können wir es vielleicht noch zurückgeben. Aber bitte sein nicht sauer deswegen.", stammelte Julian herum, während ich die rote Verpackung abzog und nochmal die kobaltblaue Schatulle öffnete.
Meine Augen wurden riesig und meine Kiefer klappte leicht auf. Mir schimmerten zwei wunderschöne Armbänder entgegen und ich strich ehrfürchtig über die Gravur. Auf der einen, flachen Seite war in geschwungenen Buchstaben „J&K" eingraviert und wenn ich das Metallplättchen umdrehte, dann sah ich dort Zahlen eingraviert. Der 27.09.2020 war unser Jahrestag, einer der besten Tage meines Lebens. Noch immer ließ er mein Herz schneller schlagen und ich erinnerte mich lächelnd an diesen Tag zurück, auch wenn er sehr nervenaufreibend war. „Wow.", stotterte ich und sah mit großen Augen zu Jule, während mir eine kleine Träne aus dem Augenwinkel lief. „Das ist wunderschön.", hauchte ich leise und drückte mein Gesicht an die Schulter des Älteren. Jule hatte sich tatsächlich gemerkt, dass ich solche Pärchen Armbänder wirklich toll fand und hatte das perfekte für uns ausgesucht.
„Maannn, mein Geschenk ist im Gegensatz zu deinem total bescheuert.", seufzte ich leise und drückte ihn an mich. Julian lachte ganz leise und drückte seine Lippen auf meine braunen Haare. „Ich werde es lieben, Harvey. So wie ich dich liebe.", hauchte Julian und ich nickte leicht. Ich griff zu dem flachen, quadratischen Geschenk und hielt es Julian entgegen. Es war ein Bild, welches den Sternenhimmel an dem Tag unseres Beziehungsanfanges und an dem Ort unseres ersten Kusses zeigte. Ich wusste, dass Julian schon als kleines Kind eine gewisse Affinität für Sterne zeigte und deswegen dachte ich, dass es das perfekte Geschenk für meinen Freund war.
Ich beobachtete, wie Julian das Bild auspackte, wie seine Augen riesig wurden und seine Unterlippe begann zu zittern. Mit Tränen in den Augen sah er zu mir und drückte dann seine Lippen auf meine. Es war kein stürmischer Kuss, ein liebevoller, welcher mir zeigte wie sehr er mich liebte. Und ich zeigte ihm auch, wie sehr ich ihn liebte. „Danke, Harvey. Es ist wunderschön.", hauchte Julian gegen meine Lippen, bevor er sie erneut zu einem Kuss verband, welcher seine Worte nur nochmal unterstrich.
Unser erstes Weihnachten war ein perfektes Weihnachten.
[1779 Wörter]
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