22 ~ Belauschen und Vertrauen das kann ich
Chapter Fifty-One
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Selbst am nächsten Tag nach dem Gespräch bemerkte ich, dass Rick sich seltsam verhielt, mehr als üblich.
Sah er wieder Lori?
Sollte ich ihn vielleicht darauf ansprechen?
Oder mit jemand anderem darüber reden? Nein, ich sollte direkt mit ihm reden.
Es ist besser, ich vertraue ihm, und hoffentlich vertraut er mir auch.
Nach dem Aufstehen beschloss ich, gleich rauszugehen, um mich um Helios zu kümmern.
Es war gut, dass wir den Hafer gefunden hatten.
Doch bald darauf bemerkte ich, dass Rick, Daryl und Hershel aus dem Zellentrakt kamen und um die Ecke verschwanden.
Es wirkte, als ob sie nicht wollten, dass ihnen jemand folgte.
Langsam schlich ich quer über den Hof, um unauffällig zu sein.
An der gegenüberliegenden Seite, wo ein Haufen Müll und Paletten waren, blieben Rick, Daryl und Hershel stehen und redeten.
"Er hat mir zwei Tage gegeben, um Michonne auszuliefern", hörte ich Rick sagen, als ich nahe genug hinter der Wand stand. "Wenn ich das tun würde, würde niemand mehr sterben, und wir könnten in Ruhe leben."
"Michonne ausliefern?", fragte Hershel nach.
Das konnte er doch unmöglich ernst meinen.
"Das ist der einzige Weg. Niemand sonst weiß es", erklärte Rick.
"Willst du es ihnen sagen?", fragte ihn nun Daryl.
"Ja, aber erst danach. Wir müssen es heute machen, keiner darf etwas merken", sagte Rick.
"Hast du einen Plan?", fragte Daryl dann wieder.
"Wir sagen, wir müssen mit ihr reden. Ohne die anderen", erzählte ihnen Rick seinen Plan.
"Das ist nicht unser Stil, man", erwiderte Daryl ernst.
"Nein, ist er nicht!", stimmte Hershel ihm zu, wobei er sauer wirkte.
Ich riskierte einen kurzen Blick um die Ecke und sah, dass der Ältere der Männer sich von ihnen entfernte.
Ich musste mich hinter einer Tonne verstecken und an die Wand pressen, um nicht erkannt zu werden.
Als er vorbei war, ließ ich meinen angehaltenen Atem los.
"Puuh..." seufzte ich erleichtert und schaute wieder kurz um die Ecke.
"Machen wir es, vermeiden wir den Kampf und niemand wird weiter sterben", hörte ich Rick weiterreden.
Daryl stimmte ihm diesmal zu. "Okay."
Durch einen unbedachten Schritt knallte ich an die Tonne neben mir, sodass sie klapperte, aber nicht viel.
Ich stellte mich schnell wieder hinter der Wand und versuchte ruhig zu bleiben.
Zum Glück hatten mich die beiden Männer nicht bemerkt und redeten weiter.
"Scheiße!", fluchte ich so leise wie möglich und schlich mich weiter weg.
Als ich außer Reichweite war, rannte ich über den Hof.
Hinter mir hörte ich jedoch meinen Namen rufen.
"Casey?" Es war Daryls Stimme, die mich rief.
Ich tat so, als hätte ich ihn nicht gehört, und lief zur Ecke bei den Autos.
"Casey! Jetzt warte doch mal!", rief er wieder, inzwischen näher.
Mich packte eine Hand am Arm und zog mich zurück.
Dabei ließ ich erschrocken meinen Bogen auf den Boden fallen.
Ich wurde mit zwei Händen an meinen Schultern gegen die Wand gepresst.
"Du hast uns belauscht!", stellte Daryl fest, der jetzt vor mir stand.
"Euch... Was? Wen? Ich habe keine Ahnung, wovon du redest", stammelte ich wild vor mich hin.
"Hat man dir nicht beigebracht, Erwachsene nicht zu belauschen?", stichelte er weiter.
"Ich bin erwachsen!", tauchte ich ihn dann an "Und das habe ich wohl oft genug unter Beweis gestellt."
"Casey, hör mir zu!", sagte er und verstärkte den Druck an meinen Schultern.
"Ich mag diesen Vorschlag doch auch nicht. Rick sieht das falsch." Ich atmete nur flach und schaute ihn fragend an.
"Du hattest recht mit Michonne, sie ist ein guter Mensch", stimmte er mir auf meine damalige Aussage nun zu.
"Ich habe recht?", schmunzelte ich frech und verzog meine Lippen zu einem Grinsen.
"Was war das mit dem Erwachsensein?", stichelte er jetzt und hob das Kinn an.
"Sehr witzig", scherzte ich daraufhin.
Bevor wir das Gespräch beenden konnten, würden wir unterbrochen.
"Casey? Daryl?", rief plötzlich Glenn zu uns hinüber.
"Hier", antwortete ich.
"Wir kommen!" Daryl trat sofort einen Schritt zurück und hob seine Armbrust vom Boden auf, die er vorher fallen gelassen hatte.
Ich schnappte mir schnell meinen Bogen und wollte in die Richtung laufen, wo Glenn uns entgegenkam, aber Daryl hielt mich zurück.
"Du sagst zu niemandem ein Wort, klar? Ich werde mir etwas einfallen lassen, um Rick das auszureden. Vertrau mir, bitte", sagte er dann und schaute mich ernst an.
"Ich schweige wie ein Grab", versprach ich und zuckte verständnisvoll mit den Augenbrauen, "Und ich vertraue dir, schon die ganze Zeit."
Daryl ließ meine Hand los, und wir gingen gemeinsam zu Glenn.
"Was gibt's, Glenn?", fragte ich den jungen Mann.
"Wir wollen die Einfahrt sichern", antwortete er mir schnell, "Vor dem Governor, falls er nochmal daran denkt, sich hier blicken zu lassen."
"Wir nehmen den Lader und fahren raus", meinte er und zeigte auf das Fahrzeug.
"Carl und ich locken die Beißer am Zaun entlang", erklärte Maggie und hatte zwei Töpfe in der Hand.
Carl, Beth und Michonne kamen nun auch dazu.
"Wir nehmen Stacheldraht, das schlitzt ihnen die Reifen auf", schlug Michonne daraufhin vor.
"Klingt doch gut", stimmte ich sofort zu und nickte.
Nachdem der Stacheldraht auf einem Holzbrett präpariert war, luden wir ihn auf den Lader.
Beth fuhr, Michonne setzte sich neben sie, und ich setzte mich mit Daryl und Glenn hinten auf die Ladefläche.
Carl öffnete uns das Tor.
Nachdem wir draußen waren, schloss er es schnell wieder und rannte dann mit Maggie durch den Gang bei den Zäunen.
Auf der Wiese liefen noch einige Beißer umher, weshalb Michonne und ich sie erledigten.
Michonne benutzte natürlich ihr Katana, um den Beißern den Schädel abzutrennen.
Ich dagegen hatte meinen Bogen in der Hand und schoss einen Pfeil nach dem anderen.
Um keinen der Pfeile zu verschwenden, holte ich sie mir von den toten Beißern zurück.
Gerade als ich über einem roten Beißer stand und meinen Pfeil aus seinem Kopf ziehen wollte, wurde ich von einem anderen Beißer am Bein gepackt.
"Shit!" fluchte ich kurz und wollte ausholen, um ihm in den Kopf zu stechen, als bereits ein weiterer sich von hinten näherte.
Dieser wurde jedoch, bevor ich reagieren konnte, von Michonne mit ihrer Klinge zerteilt.
Ich erstach den Beißer am Boden und drehte mich dann zu der anderen Frau um.
"Danke", atmete ich beruhigt aus.
"Alles klar?", fragte sie kurz und bot mir ihre Hand an, um aus dem Haufen Beißer hinauszusteigen.
"Ja", nickte ich und nahm ihre Hand dankend an.
Sie deutete mir daraufhin, zurück zum Lader zu gehen.
Daryl und Glenn waren fertig damit, den Stacheldraht zu verteilen.
Ich hörte noch, wie Carl und Maggie die Beißer zu sich riefen, damit wir ungestört zurück zum Tor fahren konnten.
Dort öffnete nun Rick das Gitter und schloss es gleich wieder hinter uns.
"Wenn sie wieder durchs Tor wollen, schlitzt es ihnen die Reifen auf", erklärte Glenn Rick, als er zu ihm lief.
"Gute Idee", erwiderte Rick darauf.
"Ja, Michonnes", warf ich ein und sprang von der Ladefläche.
Ich begegnete Ricks Blick, der nicht annahm, dass ich wusste, was er vorhatte.
"Wir müssen gar nicht gewinnen", sagte Michonne dann und holte sich Ricks Aufmerksamkeit.
"An uns heranzukommen muss es nur so schwer sein, dass es sich nicht lohnt." Rick schaute hinüber zu Daryl, der nur nickte.
Ich brauchte keine Worte, um zu verstehen, was er mit diesem Blick wollte.
Er suchte nach einer Ausrede, Michonne an den Governor auszuliefern, fand aber keine.
"Wir sollten lieber weitere Schlupflöcher dicht machen", unterbrach ich dann die ungewöhnliche Stille.
"Gut, gehen wir...", wies Rick dann an und ging voraus.
Während die meisten draußen waren und nach weiteren Löchern suchten, die der Governor zu seinem Vorteil nutzen könnte, saß ich mit Beth und Carol drinnen im Großraum und füllte die Magazine mit Munition auf.
Abwechselnd schauten wir immer mal wieder zu Judith in ihrem neuen Bettchen, die aber friedlich schlief.
Irgendwann kam Daryl zu uns und stieß gegen meine Schulter.
Ich schaute auf und fragte ihn, was los sei.
"Kann ich kurz mit dir reden?", fragte er dann und deutete mit einem Nicken, dass wir kurz zur Seite gehen.
Ich nickte verständlich, legte das Magazin auf den Tisch ab und stand auf.
Wir gingen zu den Zellen, wo wir ungestört reden könnten.
"Ich weiß, das ist dumm, aber weißt du vielleicht, wo Merle ist?", fragte Daryl mich dann irgendwann.
"Du hast recht, es ist dumm. Ich versuche mich eigentlich größtenteils von deinem Bruder fernzuhalten", antwortete ich ihm und hob meine Augenbrauen. "Ich kann ihn nämlich nicht leiden."
"Wegen deinem neuen Spitznamen?", fragte er nach. "Ach komm schon, du weißt doch, wie er ist..."
"Das hat nichts damit zu tun", unterbrach ich ihn und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Obwohl 'Königin der Toten' viel zu übertrieben ist, finde ich. Ich finde einfach, er ist kein guter Umgang. Ich weiß, er ist dein Bruder, deine Familie, aber... sind wir das nicht auch?" fragte ich ihn dann.
Daryl stieß ein Seufzen aus.
"Ich dachte wirklich, du wärst anders als die anderen", sagte er nun wieder wütend und wollte gehen.
Ich packte jedoch schnell sein Handgelenk und hielt es fest.
"Daryl. Hey, komm schon, das war doch nicht so gemeint", versuchte ich ihn zu besänftigen.
Er zog seine Hand aus meinem Griff und ging dann durch die nächste Tür aus dem Raum.
Ich kniff die Augen zusammen und ließ meinen Kopf gegen die Wand fallen. "Verdammter Mist", stieß ich leise aus. Ich stieß mich von der Wand ab und versuchte Daryl hinterherzulaufen.
Da ich dachte, er wäre ins Innere des Gefängnisses gegangen, um seinen Bruder zu suchen, lief ich dorthin.
Doch fand ich nicht ihn, sondern seinen Bruder. Schwer atmend sah ich den anderen Dixon vor mir stehen. Er hatte mich nicht mal bemerkt, dass ich in den Raum hereingekommen war. "Dein Bruder sucht dich", sagte ich dann laut und deutlich, sodass er mich bemerken musste.
Merle drehte sich überrascht um und hatte sein dämliches Grinsen aufgesetzt.
"Oh, es verschafft mir die Ehre eines Besuches der 'Königin der Toten'", scherzte er herum und lachte.
"Du bist echt ätzend. Wie kann Daryl nur dein Bruder sein? Ihr seid so verschieden", stieß ich genervt und wütend aus.
"Oh, wir sind gar nicht so verschieden. Wenn du uns besser kennen würdest, dann wüsstest du es", meinte er und drehte sich quer zur Werkbank, an der er irgendwas machte.
"Ich kenne Daryl sehr gut, sogar! Er ist überhaupt nicht wie du. Er ist besser als du! Er kann einfühlsam und selbstlos sein. Du bist ein Idiot und ein egoistisches Arschloch", entgegnete ich ihm.
Merle hob überrascht die Augenbrauen.
Er lächelte wieder so selbstgefällig, dass ich ihm gerne eine verpassen würde.
"Ah... Die kleine Maus hat also etwas für meinen kleinen Bruder übrig", stellte er daraufhin fest.
"Was?" kam es dann überrascht und wütend von mir.
Wie könnte er es wagen, so etwas zu behaupten?
Der ältere Dixon kam nun näher auf mich zu, sodass ich instinktiv zurückweichen musste.
"Ich geb's zu, ihr würdet euch gut zusammenpassen", schätzte er und grinste schief.
"Halt die Klappe!" schnauzte ich ihn wütend an und merkte, dass die Werkbank jetzt in meinem Rücken stand.
Ich konnte mich nicht weiter wegbewegen und griff mit beiden Händen nach hinten an die Kante.
"Komm nicht näher!" sprach ich laut und deutlich, als er jetzt direkt vor mir stand.
"Wieso denn nicht?" grinste er jetzt wieder. "Ich muss doch wissen, dass mein kleiner Bruder..."
Mit einem Mal hob ich meine Hand, formte sie zu einer Faust, und diese landete dann in Merles Gesicht.
Er konnte nicht mal zu Ende reden, als er zur Seite kippte und sich die Nase hielt.
Ich stieß mich schnell von der Werkbank ab und ging um ihn herum.
Beugte mich dann leicht zu ihm nach unten und sprach: "Willst du einen guten Rat? Hau ab! Verschwindet von hier und lasst uns endlich in Ruhe. Dein Bruder kommt sehr gut ohne dich klar. Denn er hat uns, er hat mich!"
"Merle? Bist du hier unten?", hörte ich jetzt Daryls Stimme den Gang runter.
"Kein Wort zu Daryl, oder ich verpasse dir mehr als eine gebrochene Nase", zischte ich noch, bevor ich mich umdrehte und sah, dass Daryl in der Tür stand.
"Was machst du denn hier?"
"Ich hab deinen Bruder gefunden, wolltest du doch", sagte ich und lief an ihm vorbei.
"Er ist übrigens ein totales Arschloch. Und das tut mir nur nicht leid." Schmerzend hielt ich meine Hand und verließ den Raum.
Durch den Schlag pochte sie und ich schüttelte sie, um den Schmerz zu lindern.
Ich hörte noch ganz knapp, wie Daryl mit seinem Bruder redete, aber ich lief weiter, zurück durch die Gänge des Gefängnisses.
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2092 Wörter
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