16 ~ Damit hat wohl keiner gerechnet
Chapter Fourty-Five
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Es war, denke ich, schon spät, als ich am nächsten Tag aufwachte und all die Stimmen hörte.
Das Tageslicht drang leicht durch die milchigen Fenster an der Front.
Ich hätte aufstehen, hinuntergehen und mich meiner Gruppe anschließen sollen, aber ich drehte mich nur wieder um, schloss meine Augen und hoffte, dass niemand zu mir kommen würde.
Mit Schwung zog ich mir die Decke über den Kopf, in der Hoffnung, die Stimmen nicht mehr zu hören.
Nach einiger Zeit hörte ich jedoch Schritte, die die Treppe hochkamen.
Ich hatte die Augen geschlossen und lag auf dem Rücken, flach atmend, so als ob ich schliefe.
Dabei bemerkte ich aber, dass jemand an meiner Zellentür stehen blieb.
"Casey?" hörte ich Glenns Stimme.
"Werden wir angegriffen?", fragte ich trocken.
"Nein", antwortete er nur knapp darauf.
"Dann lass mich in Ruhe", murrte ich, mit weiterhin geschlossenen Augen.
"Aber..." kam es kurz darauf.
"Lass mich in Ruhe!", wiederholte ich energischer, bewegte mich aber kein Stück auf dem Bett.
"Verdammt, warum seid ihr schon wieder alle so darauf?" sprach er nun etwas lauter.
"Wir stehen vielleicht kurz vor einem Krieg mit dem Governor, und du und Maggie und Rick... Ihr verhaltet euch wie Kinder. Wir brauchen unsere besten Kämpfer, jetzt wo Daryl nicht mehr da ist."
Ich musste hart meinen Kiefer anspannen, um kein Geräusch zu machen.
Stattdessen drehte ich mich nur zur Wand und legte mir die Arme über den Kopf.
Als ich hörte, wie Glenn meine Zelle wieder verließ und die Treppe nach unten ging, ließ ich zitternd die Luft aus meinen Lungen, nachdem ich sie angehalten hatte, um kein Geräusch von mir zu geben.
Tränen sammelten sich, und auch ein Schluchzen konnte ich mir nicht mehr verkneifen.
Scharf zog ich die Luft wieder ein und richtete mich auf.
Mit der flachen Hand wischte ich mir über das Gesicht und durch die Haare.
Ruckartig stand ich auf, zog mir meine Schuhe an und schnappte meinen Bogen und Köcher.
Ich musste raus, einfach raus an die Luft.
Mit starrem Blick nach vorne, nicht auf die anderen achtend, humpelte ich aus dem Zellentrakt an allen vorbei.
Ich schob die Tür auf und hörte, wie die anderen zu mir sprachen, doch ich ignorierte ihre Rufe und trat auf den Innenhof.
Die Sonne brannte in meinen Augen, als ich auf den Betonboden trat.
Ich hob meine Hand, um Schatten zu spenden.
Schnell füllten sich meine Lungen mit frischer Luft, und ich schloss die Augen.
Dann ließ ich meine Hand wieder sinken und hängte meine Schultern locker.
Ich atmete weiter, die Luft tief einziehend und mit rasendem Herzen.
Mein Kopf lag im Nacken, und ich starrte in den blauen Himmel, um das Gleichgewicht zu finden, während ich meinen Bogen auf den Boden stützte.
Mein Blick wandte sich nach vorne, zum Zaun am Rand des Waldes, und ich sah Rick dort mit einem Gewehr herumlaufen.
Was machte er denn da? Er war außerhalb des Zauns und suchte offensichtlich etwas.
"Oh nein", murmelte ich leise und lief näher an den oberen Zaun heran, der uns von der Grasebene trennte.
Mit einem verdutzten Blick beobachtete ich unseren Anführer.
"Casey?", hörte ich nun Hershels Stimme hinter mir.
Ich erschrak und drehte mich ruckartig um.
Im Augenwinkel sah ich, dass Glenn mit dem Jeep aus dem Gefängnis fuhr. Ich runzelte nur die Stirn und schaute dann sehr verwirrt zu Hershel.
"Ich... ähm... Ja?", kam es stockend von mir.
"Hör zu, Glenn ist auf dem Kriegspfad und Rick, nun ja, du siehst ja selbst, was da los ist", meinte der ältere Mann und deutete auf unseren Anführer außerhalb des Zauns.
Mein Blick fuhr über die Schulter und wieder zu Rick. "Ja", stimmte ich leise zu.
"Also bitte sag mir, dass du wenigstens noch etwas bei Verstand bist", sprach Hershel bittend.
Ich schüttelte nur den Kopf, kniff die Augen zusammen und atmete tief durch.
Hör auf mit der Scheiße und konzentriere dich, Casey!
"Ja!", antwortete ich aufrichtig und nickte.
Ich half Hershel den Weg nach unten durch das hohe Gras zu bewältigen und passte darauf auf, dass er nicht stolperte.
Mit einem Bein und Krücken war es schließlich schwierig, durch die Unebenheiten zu kommen.
Ich überließ es Hershel, mit Rick zu reden, da ich mich selbst nicht wirklich in der Lage fühlte.
"Rick? Rick!" rief Hershel nach ihm.
Nach einiger Zeit kam Rick aus dem nahegelegenen Wald gestapft.
"Du weißt, ich käme nicht hier runter gehumpelt, wenn es nicht wichtig wäre", sprach Hershel weiter. "Kommst du bald wieder rein? Glenn ist auf dem Kriegspfad. So klug er auch ist, an dich reicht er nicht ran. Ich fürchte, er wird leichtsinnig. Wir brauchen dich also jetzt mehr denn je."
"Wenn du dir solche Sorgen um sie machst, führe du sie doch an", erwiderte Rick gedankenverloren.
"Was tust du da draußen?", fragte Hershel ihn dann.
Rick versuchte verzweifelt, die richtigen Worte zu finden. "Ich ähm.... Ich war.... Ich hab.... Sachen hier draußen... Ja, Sachen."
Die Verwirrung und gleichzeitige Trauer in seinem Gesicht konnte ich nicht ertragen, also schaute ich auf den Grasboden.
"Wie viel Zeit brauchst du noch?" fragte Hershel erneut.
"Ich weiß nicht, ich..." stammelte Rick weiter.
Der ältere Mann ließ sich jedoch nicht davon abbringen.
"Kann ich dir vielleicht irgendwie helfen?" fragte er weiter.
Rick starrte uns nur wortlos an.
Hershel verstand jedoch und wollte sich umdrehen, um wieder zu gehen.
"Ich habe etwas gesehen", sagte Rick schnell, "Lori, ich habe Lori gesehen. Ich sehe Lori. Ich weiß, sie ist es nicht wirklich, aber es muss einen Grund haben."
Da fiel mir unser Gespräch im Gefängnisinneren ein, kurz nachdem Lori gestorben war.
"War sie auch am Telefon?" fragte ich ihn, als ich aufblickte.
Rick nickte zustimmend. "Shane ebenfalls und andere."
"Die, die wir verloren haben?" hakte ich nochmal nach.
Rick nickte nur wieder.
"Siehst du sie jetzt auch?" fragte nun Hershel.
Ohne ein Wort schüttelte Rick den Kopf.
"Aber du suchst sie, nicht wahr?" schloss ich daraus, da ich den Mann hinter dem Zaun viel zu gut kannte.
"Ich warte", antwortete er darauf.
"Worauf denn?" fragte Hershel stattdessen wieder.
"Keine Ahnung. Manchmal kommt eine Antwort. Ich weiß, das ergibt keinen Sinn, aber es kann Sinn ergeben", versuchte Rick uns zu erklären.
Der Ältere seufzte. "Rick, komm mit rein, du musst dich ausruhen. Es ist da draußen nicht sicher."
"Ich kann nicht", weigerte sich Rick, drehte sich um und entfernte sich wieder von uns.
"Rick! Du sagtest, du wärst unser Anführer, also führe uns an und renn nicht weg!" rief ich ihm hinterher, als er auf der Brücke stand.
Und dann war es still, viel zu still für meinen Geschmack.
Nicht einmal ein Vogelzwitschern oder ein Stöhnen eines Beißers war zu hören.
Das konnte nichts Gutes bedeuten.
Und mein merkwürdiges Gefühl bewahrheitete sich, denn dann, dann fiel ein Schuss.
Ein lauter Knall hallte über die Ebene.
Ich zuckte zusammen, schaute mich suchend um, woher die Schüsse kamen oder ob jemand verletzt am Boden lag.
Mein Blick wanderte und ich konnte erkennen, dass ein Mann Mitte 40, denke ich, mit einem verbundenen Auge dort stand.
Der Governor.
Michonne hatte erzählt, dass sie ihm eine Scherbe ins Auge gerammt hatte.
Wie erstarrt stand ich da, als ich die Schüsse hörte, die außerhalb des Zaunes abgefeuert wurden.
"Rick!", schrie ich panisch, als ich sah, dass er ins hohe Gras stürzte.
Ich merkte bloß, wie Hershel mich mit runterzog, da wir ebenfalls in der Schlussbahn lagen.
"Ah...", schrie ich erschrocken und schmerzend vom Aufprall auf.
"Wurdest du getroffen?" fragte Hershel gleich.
"Nein, alles gut", stöhnte ich genervt und hob leicht meinen Kopf, um eine bessere Übersicht zu haben.
Kugeln schlugen neben uns in den Boden ein.
Schützend legte ich mir die Hände über den Kopf und presste diesen auf den Boden.
"Oh Gott, oh Gott, oh Gott", sprach ich leise vor mich hin und hielt mir die Hände an den Ohren, bis die Schüsse aufhörten.
Ich hob wieder meinen Kopf und sah, dass der Schütze auf dem Wachturm Probleme machte.
Als es kurz ruhig war und alle nachladen mussten, drehte ich mich zur Seite weg.
Meinen Bogen hatte ich zur Seite geworfen, als ich nach unten gezogen wurde.
Geschickt holte ich einen Pfeil aus dem Köcher, nahm meinen Bogen und drehte mich auf den Rücken.
Nun hatte ich ihn auf meinem Körper liegen, hörte die Schüsse und schloss die Augen.
Ruhig atmete ich ein und aus, drehte meinen Kopf in Richtung des Turms um, hob meinen Bogen.
Knapp über das hohe Gras zielte ich auf den Schützen, der in den Innenhof zielte.
Leicht drehte ich die Sehne mit dem Pfeil, um mehr Halt zu kriegen.
Ich atmete aus und ließ die Sehne los, sodass der Pfeil quer über die Ebene flog und den Schützen traf.
Auf einmal war es wieder still, zu still für meinen Geschmack.
Kurz darauf konnte man das Brummen eines Motors hören, und nur eine Sekunde später raste ein Kleinbus direkt durch das Haupttor mitten in das Gelände.
Der Motor verstummte, und die hintere Rampe des Busses fiel zu Boden.
Und dann war die Stille verflogen.
Eine Horde Beißer stolperte aus dem hinteren Raum des Busses.
"Scheiße!", stieß ich geschockt aus.
"Casey! Hershel! Ihr müsst hier weg!" rief Rick uns zu.
"Ach echt!", stieß ich genervt aus und versuchte aufzustehen.
Mit zwei Pfeilen schoss ich die nächsten Beißer ab und half dann Hershel aufzustehen.
Da kam auch schon der Jeep von Glenn angefahren.
Ich half Hershel in seine Richtung zu laufen, als Glenn ausstieg und entgegengerannt kam. Gerade in dem Moment kamen einige Beißer von der Seite auf uns zu.
Glenn half Hershel, weiter zum Auto zu gelangen, als ich mich umdrehte und mein Messer aus dem Gürtel zog.
Den ersten Beißer stach ich schnell in den Kopf, einen anderen stieß ich mit dem Fuß weg.
Dann packte mich einer jedoch an meinem linken Arm, und ich verlor kurz den Halt und konnte nicht richtig realisieren, was passierte.
Plötzlich spürte ich einen ungleichmäßigen brennenden Schmerz in meinem Arm.
Laut schrie ich auf und rammte dann mein Messer in den Kopf des BeißersIch sah nur, wie mein Shirt am Arm zerrissen war und mein ganzer Arm blutete.
Den Beißer, der hinter mir wieder auftauchte, tötete ich ebenfalls noch, bevor ich mich wieder den anderen zuwandte.
Michonne kam gerade mit ihrem Katana zu uns gerannt und half, die Beißer zu erledigen.
"Casey, komm!", rief Glenn mir zu, als er am Jeep stand und wartete.
"Ich muss zu Rick", rief ich ihm zu, als ich sah, dass er außerhalb Schwierigkeiten mit weiteren Beißern hatte.
Schnell rannte ich zwischen den Zäunen entlang, um zu dem Loch zu kommen, welches nach draußen führte.
Ich achtete gar nicht mehr auf meinen Arm oder meinen Fuß, sondern stach jedem Beißer, der mir zu nahe kam, ins Gehirn.
Schnell schlüpfte ich durch den Zaun und rannte den Rest zur kleinen Brücke, wo ich Rick das letzte Mal gesehen hatte.
Jedoch war er jetzt nicht mehr allein.
Ich sah Daryl, der einen Beißer vor Rick in den Kopf geschossen hatte, und Merle, der den anderen Beißer wegzog und seinen Kopf zertrümmerte.
Rick schlug den letzten ankommenden Beißer mit seinem Revolver und schaute Daryl dankend an.
Die drei Männer bemerkten mich, als ich zu ihnen trat.
Ich ging hastig näher zu Daryl und schloss meine Arme um seinen Hals.
"Du bist zurück", lächelte ich glücklich.
"Hab doch gesagt, du wirst mich nicht los", sagte er und legte eine Hand um meinen Rücken.
Als wir uns jedoch wieder lösten, kam mir Merle ins Blickfeld.
Ich funkelte ihn böse an, doch ich merkte kurz darauf, wie Daryl meinen Arm anhob.
"Casey?", kam es nun von ihm. Ich sah an meinem Ärmel hinunter und bemerkte das schwarze Blut, welches darunter lief.
Mein linker Unterarm und meine ganze Hand waren voll davon.
Als ich meine Arme drehte und der Stoff nach hinten schob, enthüllte sich die klaffende Bisswunde in meiner Haut.
Ich riss die Augen auf und konnte gar nicht so schnell reagieren, wie Rick und Daryl in Panik verfielen.
"Wir müssen dich sofort hochschaffen", sagte Daryl und packte meinen Arm, aber ich blieb stehen.
"Nein, gleich hier", meinte Rick schnell und war schon dabei seine Machete zu ziehen.
"Das könnte sie umbringen", fuhr Daryl herum.
"Stopp!" schrie ich und riss die Arme hoch. "Ich muss euch da was sagen."
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2046 Wörter
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