𝟐𝟓. 𝐖𝐢𝐜𝐡𝐭𝐞𝐥 𝐮𝐧𝐝 𝐆𝐧𝐨𝐦𝐞
✧ 𝐋𝐈𝐋𝐘 𝐏𝐎𝐓𝐓𝐄𝐑 ✧
"𝐓𝐚𝐥𝐞𝐧𝐭 𝐢𝐬 𝐠𝐨𝐨𝐝, 𝐛𝐮𝐭 𝐩𝐫𝐚𝐜𝐭𝐢𝐜𝐞 𝐦𝐚𝐤𝐞𝐬 𝐩𝐞𝐫𝐟𝐞𝐜𝐭."
Nach der ersten Enttäuschung, nicht gewonnen zu haben, freute sich Lily doch ziemlich, es so weit geschafft zu haben. Immerhin bedeutete der zweite Platz auch etwas. Dass es noch Luft nach oben gab, war klar, aber sie waren die zweitbesten des Duellierclubs und das war bemerkenswert. Außerdem hatte Lily gelernt, dass man keinen Sieg erwarten durfte, wenn jemand entwaffnet worden war. Nein, denn besonders hier in Österreich hatten viele gelernt, ohne Zauberstab zu zaubern und konnten sich somit noch wehren.
Der Mai zeichnete sich mit zahlreichen Prüfungen, die jede Woche stattfanden, aus. Somit verbrachte Lily die Zeit, in der sie keine Quidditchtrainings hatte – welche nun täglich stattfanden – mit Lernen. Aber ein Ende war in Sicht. Denn nur noch der Mai war überhäuft von Prüfungen, im Juni konnte sie sich ausrasten.
Die letzte Woche im Mai stand Verteidigung gegen die Dunklen Künste an. Lily hatte gehört, dass dieser Test immer aus einem schriftlichen und einem praktischen Teil bestand. Über das Praktische machte sie sich keine Gedanken, da Draco und sie sehr viel geübt hatten. Allerdings kam zum schriftlichen Teil anscheinend viel Theorie und das war, worüber sie sich ein wenig Sorgen machte, da diese Woche das finale Quidditchmatch stattfand und sie damit nicht so viel gelernt hatte, wie sie sich erhofft hätte.
Ein wenig nervös marschierte Lily mit Celina zum Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Wie immer, vor einer Prüfung, hörte Lily die Stimmen ihre Mitschüler, die den Stoff nochmal wiederholten, um sicherzugehen, dass sie alles gelernt hatten. Deshalb gesellte sich Lily mit Celina zu ihren Freunden. Gerade prüften sich ein paar Schülerinnen gegenseitig ab. Eine Person stellte eine Frage und irgendwer beantwortete sie so schnell wie möglich.
„So, bitte nimmt Platz!", forderte der Lehrer sie auf, sodass Lily zu ihrem Platz schlenderte, während sie noch ein paar wichtige Zaubersprüche, ihre Gegensprüche und Erfinder wiederholte. „Ihr braucht keine Angst haben, der Test ist bestimmt für alle schaffbar", versicherte der Lehrer ihnen, als er die Zettel austeilte.
Nachdem jeder den Test erhalten hatte, durften sie ihn umdrehen und anfangen. Bevor sie es vergaß, schreib Lily ihren Namen auf die erste Seite. Danach las sie sich die erste Frage durch.
Was ist Lykanthropie, wie kommt es dazu und wie kann man sie heilen?
Dankbar, dass die erste Frage nicht besonders schwer war, tauchte Lily ihre Feder in Tinte ein. Kurz überlegte sie, wie sie es am besten formulierte, bevor sie ihre Antwort aufschrieb.
Als Lykanthropie bezeichnet man eine Krankheit, die Werwölfe, auch bekannt als Lykanthrope, haben. Die Krankheit wird nicht vererbt, sondern man wird durch einen Werwolfbiss bei Vollmond angesteckt. Es gibt keine Heilung für diese Krankheit. Die einzige Möglichkeit lautet, den Wolfsbann-Trank zu nehmen, wodurch die Verwandlung zwar nicht verhindert wird, jedoch das menschliche Bewusstsein bewahrt wird.
Auch die nächste Frage, nämlich von wo sich der Homorphus Zauberspruch ableitete, konnte Lily problemlos beantworten. Doch bei der dritten Frage traten Schwierigkeiten auf.
Wieso sind die Fellhaare von Demiguisen so begehrt und wertvoll?
Lily wusste, dass diese Antwort irgendwo in ihrem Kopf versteckt sein musste. Jedoch konnte sie sich nicht daran erinnern, was sie sehr ärgerte, denn sie erinnerte sich, das im Unterricht durchgegangen zu haben. Trotzdem war die Antwort irgendwie aus ihrem Gehirn verschwunden und auch nach ein paar Minuten fiel es ihr nicht ein. Um nicht allzu viel Zeit zu verschwenden, machte sie mit den nächsten Fragen weiter. Bei mehreren Fragen konnte sie sich nicht an die Antwort erinnern. Dennoch schrieb sie überall irgendetwas hin, in der Hoffnung, sie hätte Glück beim Raten. Bei der dritten Frage schrieb sie einfach, dass die Fellhaare von Demiguisen äußerst selten vorkamen.
„Die Zeit ist um, bitte dreht eure Zettel um", sagte der Lehrer ein paar Minuten später, ehe er die Prüfungen absammelte. Sobald Lily ihre Zettel abgegeben hatte, ging sie zu Celinas Platz und fragte, wie ihr Gefühl so war.
„Ja, eigentlich habe ich ein ziemlich gutes Gefühl, ich konnte alles beantworten", erzählte Celina, „Wie war's bei dir?"
„Ehrlich gesagt habe ich die Hälfte geraten oder so", gab Lily zu. Das war definitiv nicht ihre beste Leistung gewesen. Aber eigentlich war dies kein Wunder, denn besonders viel hatte sie nicht gelernt, wegen all den Quidditch Trainings.
„Wird schon nicht so schlimm sein", meinte Celina lächelnd, „Außerdem wirst du es dir bestimmt mit dem praktischen Teil ausbessern können." Lily zuckte mit den Schultern und schenkte dem Lehrer wieder ihre Aufmerksamkeit, welcher versuchte, sich bei den aufgeregten Schülern Gehör zu verschaffen.
„So, liebe Schüler, ihr habt jetzt eine zehnminütige Pause, dann geht es mit dem praktischen Teil weiter", teilte er ihnen mit, „Bewegt euch bitte in den Korridor, es wird immer eine Person hereingerufen, damit keiner zusehen kann und dann einen Vorteil hat."
Celina und Lily entschieden, sich ein wenig aufzuwärmen, indem sie noch ein paar wichtige Zaubersprüche wiederholten. Außerdem prüften sie sich gegenseitig ab, wie man in einer Situation mit verschiedenen Tierwesen umging. Die zehn Minuten vergingen leider schneller als Lily es sich gewünscht hatte und die erste Schülerin wurde schon hereingerufen. Glücklicherweise war ihr Nachname ziemlich spät im Alphabet, weshalb Lily noch ein wenig Zeit hatte, sich vorzubereiten. Doch so kurz vor der Prüfung brachte das nicht besonders viel. Sie musste wohl einfach auf ihre Duellierkünste vertrauen.
Nachdem die Gruppe von Schülern, die vor dem Klassenzimmer saßen, schon deutlich geschrumpft war, wurde Lily endlich aufgerufen. Ein wenig nervös trat sie in den Raum und begrüßte den Lehrer höflich. Sie sah sich in dem hellen Klassenzimmer um, auf der Suche nach irgendwelchen Hinweisen, was ihre Aufgabe sein würde, fand aber nichts.
„So, Lily, ich habe mir eine kleine Aufgabe überlegt, um euer Gelerntes auf die Probe zu stellen. Und zwar wirst du gegen mich duellieren. Dabei ist es nicht wichtig, ob du gewinnst, aber du musst mindestens zwei Zaubersprüche erfolgreich verwenden, die wir dieses Jahr gelernt haben. Also die, die auf dem Lernstoff gestanden sind. Zusätzlich werden ein bis zwei magische Tierwesen freigelassen, die du wieder in ihren Käfig bekommen sollst. Für alles hast du fünf Minuten Zeit. Hast du irgendwelche Fragen?", erklärte der Lehrer die Aufgabe. Es war tatsächlich nicht das, was Lily sich vorgestellt hatte. Bei einem praktischen Teil hätte sie eher erwartet, dass er sie fragte, den ein oder anderen Zauberspruch vorzuführen.
„Nein, es kann losgehen", antwortete Lily dennoch und stellte sich in Duellierposition gegenüber ihrem Lehrer auf. Nachdem sie sich verbeugt hatten und ein paar Meter voneinander entfernt standen, ging es los. Durch all die vielen Trainings mit Draco war diese Aufgabe kinderleicht für Lily. Sie schaffte es problemlos, die Sprüche ihres Lehrers abzuwehren und die, welche sie über das Jahr gelernt hatten, anzuwenden. Doch als ein Wichtel erschien, sodass Lily gleichzeitig duellieren und ihn irgendwie zurück in seinen plötzlich aufgetauchten Käfig bringen musste, wurde es kompliziert.
Mithilfe von dem Zauber „Immobilus" konnte Lily ihn erstarren, in die Hand nehmen und, während sie die Sprüche von ihrem Gegner abwehrte, zurück in seinen Käfig sperren. Danach konnte sie sich wieder darauf konzentrieren, das Duell zu gewinnen. Dies gelang ihr und ihr Lehrer schien sehr zufrieden.
„Herzlichen Glückwunsch, du hast das so grandios gemeistert, dass ich nicht mal das zweite Tierwesen holen konnte! Perfekt!", gratulierte er Lily, die erleichtert in den Nebenraum ging, wo sich ihre Klassenkameraden befanden, die den praktischen Teil ebenfalls schon hinter sich gebracht hatten.
„Und?", fragte Celina sie sofort und blickte sie erwartend an.
„Er hat gesagt, ich habe es perfekt gemacht, er konnte nicht mal mehr das zweite Tierwesen holen", freute sich Lily.
„Schau, was habe ich gesagt? Ich wusste doch, dass du das schaffst! Bei mir war es nicht so leicht. Man hatte ja nur fünf Minuten Zeit und ich konnte nur einen Zauberspruch verwenden und den Gnom, der nach dem Wichtel gekommen ist, nicht einfangen", sagte Celina.
„Ich glaube nächstes Mal sollten wir mehr gemeinsam lernen. Du bist genau in dem gut, worin ich nicht gut bin und umgekehrt", meinte Lily lachend.
„Das stimmt", gab Celina ihr Recht.
Eine Woche späte hatte die Klasse wieder Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Mittlerweile hatten sie schon alle Prüfungen hinter sich gebracht, weshalb Lily sich darauf freute, endlich auch ihr Ergebnis in diesem Fach zu erfahren. In den anderen Fächern hatte sie bis jetzt einen Einser in Zaubern ohne Zauberstab, einige Zweier, ein paar Dreier und einen Vierer in Geschichte gehabt.
„So, liebe Schüler, ich bin großteils zufrieden mit euren Prüfungen. Wir haben einen Notendurchschnitt von gerundet 2.4, was sehr erfreulich ist. Es gibt kein Nicht genügend, zwei Genügend, acht Befriedigend, sieben Gut und vier Sehr Gut. Also auf jeden Fall ein schönes Ergebnis", sagte der Lehrer und bei der Erwähnung, dass keine Person durchgefallen war, tauschte die Klasse erleichterte Blicke. Danach teilte der Lehrer die Prüfungen aus und sagte bei jedem Schüler ein paar Worte, was gut gegangen war und was weniger.
„Lily Snape", rief er Lilys Namen nach vielen anderen und kam zu ihr, „Du hast den praktischen Teil perfekt gemeistert, hier hast du alle Punkte bekommen. Der theoretische Teil war nicht ganz so toll, aber es ist sich ein knappes Gut ausgegangen. Herzlichen Glückwunsch!"
Zufrieden sah sich Lily ihren Test an. Wider ihre Erwartungen hatte sie nur fünf von zwanzig theoretischen Fragen falsch beantwortet. Viele, die sie erraten hatte oder bei denen sie einfach logisch gedacht hatte, waren richtig.
„Wie ist das möglich?", wunderte sich Lily, „Ich dachte, ich hätte alles falsch oder so."
„Anscheinend hast du ein Talent im Raten", zuckte Celina mit den Schultern, „Aber du hast die gute Note auf jeden Fall verdient. Ich meine, wenn es jemanden gibt, der gut in Verteidigung gegen die dunklen Künste ist, dann du."
„Danke", lächelte Lily. Besonders freute sie sich, dass sie auch in Österreich gute Noten haben konnte. Immerhin wurde sie in einer Fremdsprache unterrichtet. Zwar beherrschte sie diese fast fließend – wenn auch mit einem britischen Akzent – aber viele wichtige Begriffe waren doch anders als im Englischen, weshalb sie hier schlechtere Leistungen erwartet hätte.
Nach dem Ende des Unterrichts packte Lily ihre Sachen so schnell wie möglich zusammen, da sie Draco unbedingt über die gute Note Bescheid geben wollte. Weil sie nur eine kurze, fünf Minuten lange Pause hatte, bevor der Geschichtsunterricht begann, musste sie sich beeilen. „Celina, ich suche noch schnell Draco und sag ihm, dass ich eine 2 hab", teilte Lily ihrer Freundin mit, ehe sie das Klassenzimmer verließ.
Lily wusste, dass Draco momentan eine Doppelstunde Zaubertränke hatte, also schlug sie den Weg dorthin ein. Sie warf einen Blick auf ihre Taschenuhr, genauer gesagt die Periculum-Uhr, welche sie zu Weihnachten bekommen hatte, damit sie wusste, wie viel Zeit sie noch hatte. Als sie die Uhrzeit erkannte, starrte sie fassungslos auf die Zeiger. Beide zeigten nämlich nach oben, wo sich die römische Zahl für 12 befand. Da es bestimmt noch nicht so spät war, konnte das nur eines bedeuten: Gefahr.
„Hilfe! Hilfe!", hörte Lily plötzlich jemanden verzweifelt rufen. Die Stimme kam ihr bekannt vor, doch sie konnte sie nicht zuordnen. Sofort rannte Lily los, den Hilfeschreien nach, bis sie die Tür erreichte, von der das Geräusch stammte. Hastig nahm sie ihren Zauberstab zur Hand, ehe sie in den Raum trat. Schockiert erkannte sie ihre Direktorin, die von einem Zauberer in einem schwarzen Umhang festgehalten wurde. Ein zweiter zeigte mit seinem Zauberstab auf sie. Das waren ohne Zweifel die Zauberer, welche schon öfters versucht hatten, Lily umzubringen. Aber wo war der dritte? Und was machten sie mit ihrer Direktorin?
Gerade wollte Lily einen Fluch aussprechen, als Andretta auf einmal anfing, diabolisch zu lächeln. Im selben Moment rief jemand hinter ihr „Stupor!", sodass sie heftig an die Wand geschleudert wurde, bevor alles um sie herum schwarz wurde.
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