
Followed
Entmutigt tappte Jungkook Abends aus der Therapie und machte sich auf, den Bus rechtzeitig zu erwischen, der ihn in seine Stadt fahren würde.
Neben der völlig überklebten Werbetafel angekommen, die eigentlich zur Hälfte den Fahrplan zur Schau stellen sollte, holte er seine Kopfhörer aus einer der vielen grossen Taschen seiner schwarzen Shorts.
Auf die Bank konnte er sich nicht setzten, da auf dieser schon eine etwas ältere Frau, sicher über siebzig, Platz genommen hatte und der Rollator sowie die Tasche neben ihr die ganze Bank besetzten.
Also lehnte er sich leicht an die Tafel, welche er nun in seinem Rücken spüren konnte und zog sich erstmals seine Chase Atlantic Playlist rein. Jungkook konnte jedes, wirklich jedes Poplied, dass er mindestens einmal in seinem Leben gehört hatte, sofort auswendig, wodurch er meistens schnell die Nase mal voll hatte. Jedoch liebte der Teenager Musik und bei Chase Atlantic machte er eine Ausnahme, da die Songs einfach etwas böses an sich hatten, was ihn schon fast magisch anzog.
Leicht wippte der 15-jährige seinen Kopf im Takt der Musik und vergass dabei fast, dass er ja eigentlich auf den Bus wartete. Erleichtert stellte er fest, dass dieser nicht von ihm verpasst sondern erst zwei Minuten später kommen würde. So war es eben, wenn man nicht inmitten Seouls lebte.
Als er weiter seiner Musik lauschte, liess ihn das Gefühl, beobachtete zu werden, einfach nicht mehr los. "Verdammt, nicht schon wieder, Taehyung!", dachte er. Mehrmals drehte er sich prüfend um, jedoch ohne irgendjemanden zu entdecken.
Nach etwas mehr als einer Minute rann Jungkook schweiss übers Gesicht. Deutlich spürte er den Blick in seinem Rücken, schon fast schien er unter den Augen des Unbekannten zu Brennen.
Schluckend wischte er sich mit dem viel zu langen Shirt über die Stirn und drehte sich dabei noch einmal verunsichert um. Wieder nichts.
"Suchen sie jemanden", fragte eine zerbrechliche Stimme.
Panisch wirbelte er herum, nur um die alte Frau zu erblicken, welche ihn freundlich musterte.
"N-Nein, nichts für ungut, i-ich dachte nur, d-dass... dass sich... ach, vergessen sie's", versuchte er sie abzuwimmeln und vergass da fast ihr nett zuzulächeln. Aber nur fast, schliesslich war sie ja nur eine alte Frau mit keinen schlechten Absichten.
"Ist lästig oder, wenn einem ein Mensch nicht in Frieden lässt, selbst nach seinem Tod", sagte sie und klang dabei, als würde sie über etwas erfreuendes, alltägliches Sprechen.
"I-Ich-", brachte Jungkook nur heraus und starrte sie etwas verdattert an.
"Aber vielleicht haben sie einfach ihren eigenen Frieden nie gefunden", meinte sie.
Der Junge starrte sie für einige Augenblicke einfach nur mit offenem Mund an und wusste nicht, was er tun oder lassen sollte. Doch da kam auch schon der Bus und liess ihn aus seiner Starre erwachen. Murmelnd verabschiedete er sich hastig von der Alten und stieg ein.
Als er sich neben der Tür im Bus hinstellte und sich an einer der Stangen festklammerte, blickte er ein letztes Mal zu der gebrechlichen Frau, ehe der Bus losfuhr und sie ausser seiner Sichtweite geriet.
Die ganze Zeit über im Bus, hatte er das Gefühl angestarrt zu werden. Doch egal, wie viele Male er sich nach allen möglichen Seiten umsah, er konnte niemanden erkennen, der sich gross für ihn zu interessieren schien. Wer auch immer ihn an der Bushaltestelle angestarrt hatte, war ihm hinterher.
Selbst als er die letzten Gassen seines Wohnquartiers durchquerte, bekam er das Gefühl nicht los, dass ihn jemand verfolgte. Diesmal hörte er sogar Schritte hinter sich. Immer schneller, näherte sich die Gestalt.
"Verdammt", fluchte er in Gedanken und drehte sich zum X-ten Mal um, nur um in die anbrechende Dunkelheit zu blinzeln. Jungkook drehte sich wieder um und lief angespannt weiter. Die Ohren gespitzt, immer auf der Hut.
Die Schritte wurden lauter.
Sie wurden schneller.
Jungkook hörte ein lautes Keuchen.
Es war direkt hinter ihm.
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