Ich glaube, dass war der Moment, wo die Aggressionen geboren sind. Als ich an Jungkook, meinen einst so guten Freund dachte und einfach nur Hass verspürte, fühlte ich, dass sich irgendwas geändert hatte. Ein neuer Abschnitt meines Lebens hatte begonnen.
Mein altes ich war nichts als eine schmerzende Erinnerung.

Damals hatte ich noch keine Ahnung, zu welchen Aggressionen ich noch fähig sein würde. 

Montagmorgen. Ein unerträgliches Piepsen riss mich aus dem Schlaf. Im ersten Augenblick wollte ich mich einfach zur Seite legen und weiter schlafen. Doch da erinnerte ich mich an den Job. Heute war mein 1. Tag in dem Kaffee, in welchem ich Kellnern würde.

Im Halbdunkeln raffte ich mich auf und schluffte zur KOmode um zuerst das Licht an und dann den Wecker aufzustellen.

Wenig später betrat ich blinzelnd mit einer schwarzen Jeans und T-Shirt bekleidet die Küche in dem sich schon die anderen Tummelten.

"Morgen", begrüsste mich Hoseok, der wie immer perfekt gestylt mit oversize Hoodie und weiten Jeans am Tisch sass und sein Marmeladebrot kaute. Müde blickte er mich an und schlürfte kurz an seiner warmen Milch. "Trinkst du keinen Kaffe?", viel mir sofort auf.  "Ne", antwortete er nur schläfrig und ass die Wand anstarrend weiter. 

In der Küche machte sich Namjoon grad irgendwelches Fleisch auf zwei Toastscheiben auf denen sich schon viele andere Sachen türmten. Ansprechen würde ich ihn besser nicht. Ich wusste, dass der schwarzhaarige wirklich kein Morgenmensch war. Selbst wenn um acht Uhr morgens die Schule angefangen hatte, konnte man selten mit ihm reden, weil er einfach morgens nicht in der Stimmung für sozialisierung war. 
Übel nehmen konnte ich es ihm nicht. Ich brauchte nach dem aufstehen auch erstmals eine halbe Stunde für mich normalerweise.

"Wo ist Jungkook?", fragte ich. "Duschen", antwortete Hoseok, an den ich die Frage gestellt hatte. Ich nickte und öffnete in Gedanken immer noch an mein gemütliches Bett den Kühlschrank. Leckerein über Leckerein. Aber nichts, worauf ich momentan wirklich Lust hatte. 

"Willst du denn nichts essen?" 

"W-Was", ich fühlte mich ertappt als ich mich zu Taehyung umdrehte. Er blickte mich mit schräg gelegtem Kopf an und stellte seine Frage erneut. "Ach doch nur weiss ich nicht was", sagte ich schnell. War ja auch wahr. Ich wollte defintiv nicht riskieren heute bei der Arbeit schlecht zu sein nur weil ich so wenig gegessen hatte, dass ich nicht einhundert Prozent geben konnte.

"Du?", fragte ich stattdessen. "Hab schon", antwortete Tae, "eine warme Milch und Müsli ist mein Standart Frühstück. Was anderes bring ich nicht runter. "

Nach kurzem Überlegen griff ich dann schlussendlich doch zu dem gesündestesn Brot und bestrich es kurzerhand mit dem Laktosefreien Frischkäse, den ich mir extra gekauft hatte. Als Laktoseintoleranter wollte ich lieber nichts riskieren. Schon gar nicht wenns um den ersten Eindruck bei meinem zukünftigen Chef ging.

Am Abend kam ich völlig erschöpft nach Hause. "Jungs das war anstregender als ich erwartete hätte", meinte ich, währenddem ich mein Handy am Kabel anschloss ehe ich mich zu ihnen ins Wohnzimmer begab und mich neben Yoongi auf den freien Platz setzte.

"Bei uns wars auch voll stressig", erzählte Hoseok und schaute dabei zu Taehyung, der mit ihm in einer Kita gewesen war, in welcher sie Kinder bis und mit 12 Jahren beaufsichtigt und beschäftigt hatten. "Die Kinder waren aber so süss", fügte er sofort hinzu und fing an zu Lächeln.

"Bei dir?", fragte ich Yoongi, von dem ich wusste, dass er von einem etwas luxuriöserem Restaurant angestellt worden war. "War ganz oke", meinte er, "nur das mir halt 3 mal irgendwie plötzlich schlecht wurde aber ja. Bin ja nicht umgekippt oder so." Die letzten paar Wörter sagte er nur so leise, dass ich der Einzige war, der ihn verstehen konnte.

Namjoon hatte den Tag im Stall verbracht, in welchem er eigentlich nur ausmistem  musste und war davon ziemlich erschöpft, sodass ihm nicht danach war besonders viel zu erzählen.

Anders als Jungkook, der ebenfalls in einem anderen Gastgewerbe gekellnert hatte, der zuerst mal Hoseok damit vollplapperte wie inkompetent und merkwürdig er gewisse Leute gefunden, wie unsympathisch ihm seine Chefiin vorkam und wie ekelhaft und ungesund er die Bestellungen von gewissen Kunden fand.
"Ich mein wer isst bitte 3 Kugeln Eis. 3!? I mean 2 sind ja schon defintiv zu viel. Weisst du ich esse ja eh kein Eis, nur welches das ich selber mache aber das ist eh viel geiler als alle die man irgendwo kaufen kann, weil dann weiss ich auch-" weiter wollte ich ihm einfach nicht mehr zuhören. Der Hass stieg wieder auf. Es kostete mich so einige Kraft ihm jetzt nicht eine in die Fresse zu geben.

Bevor ich noch etwas tun würde was ich bereut hätte, entschuldigte ich mich steif, lief zur Treppe bis ich ausser Sichtweite war und stürmte im nächsten Moment wie ein Irrer in mein Zimmer nur um dort auch noch die kleine Treppe nach oben zu rennen und dabei schon die Tränen über meine Wange laufen zu spüren.

Noch bevor ich mich mit dem Bauch aufs bett warf, spürte ich den verdammten Hunger. Ich hatte nichts gegessen seit dem Frühstück. Egal, später war noch genug Zeit. Oder am besten erst morgen. "Desto weniger du isst, desto besser", sagte ich zu mir selber.

Dann brach ich laut schluchzend, am ganzen Körper zitternd entgültig zusammen.