»Prologue«
Soyeon's pov:
Die Dämmerung umgab die Großstadt und die Nachtlichter tauchten die Umgebung in ein einziges Lichtspektakel. So gingen mit einem Knipsen auch die gedämmten Kronleuchter aus glitzernden Steinchen und Gold an. Der rote Teppich, welcher fast die ganze Eingangshalle ausfüllte strahlte förmlich und die Gemälde schöner Frauen an den hohen Wänden wurden in Szene gesetzt.
Ich saß auf einem der vielen Sessel in unserer Garderobe und blätterte raschelnd die Notenblätter für unsere baldige Aufführung durch. »Soyeon, hast du dich schon geschminkt?« Kam es von Seo So jin, einem meiner der 5 Mädchen die mit mir jeden Abend aufführten. »Noch nicht, ich überlege an einer Stelle die Tonlage zu verschieben damit Yuqis Stimme besser mit der Melodie harmoniert.«
Soojin, wie wir sie nannten, denn wir benutzen auch untereinander unsere Künstlernamen stand seufzend von ihrem Hocker auf und legte den Pinsel zur Seite. »Jeon So yeon, wie oft muss man dir eigentlich noch sagen, dass etwas namens "Entspannung" auch existieren sollte." Meine Freundin schnappte sich meinen Stapel Notenblätter und legte sie auf den runden Coachtisch. Empört blickte ich sie an, denn mir war Perfektion wirklich wichtig außerdem konnte ich mich ja entspannen, bloß nicht momentan.
Ohne Wiederrede schob sie mich auf einen der vielen Hocker und fing an meine Haare vorsichtig durchzubürsten. »Außerdem bist du, wenn man deine Arbeit mal respektieren würde total unterbezahlt. Du machst, ohne das ich übertreibe, so gut wie alles.« Inzwischen hatte Soojin die Bürste gegen ein paar Haarnadeln ausgewechselt und steckte mein Haar behutsam nach hinten.
Ich lachte nervös auf, »Komisch dass wir noch nicht gefeuert wurden, am Ende des Tages sind wir wohl doch unverzichtbar.« murmelte ich scherzend. Sie lächelte gutmütig, doch auf einmal verdunkelte sich ihr Gesicht und sie senkte den Kopf. Verwirrt starrte ich sie an, doch bevor ich auch nur ein Wort herausbringen konnte fing sie in deutlich gesenkter Lautstärke an zu reden.
»Soyeon, da gibt es etwas was ich dir vielleicht sagen sollte...« Mit einem Ruck ging die Türe auf und Minnie stürmte herein. »Worauf wartet ihr denn? Die Aufführung fängt in 6 Minuten an!« Soojin verschraubte den tiefroten Lippenstift, den sie mir gerade noch aufgetragen hatte und zog mich hoch. »Oh, komm schnell!« Forderte sie mich auf und ging mit Minnie durch die Tür. Ihre Laune hatte sich schlagartig verbessert und ich starrte ihr nachdenklich hinterher.
»Sehr geehrte Damen und Herren, wir freuen uns ihnen heute Abend die reizenden 6 Mädchen von (G)-idle vorzustellen, genießen sie die Show.« Kam es aus den unauffälligen Lautsprechern über uns. Wir traten nacheinander auf die frisch polierte Bühne aus Mahagoniholz als die hellen Scheinwerfer auch schon angingen. Das Neverland wirkte wie ein Paradies, mit all dem Gold und Schimmer, man gehörte entweder zu den reichen oder beglückten wenn man hier ein und aus ging.
Dieser Ort war einer dieser Orte bei denen Ehefrauen daran festhielten mit ihren Ehemännern mitzukommen. Wo viele Mädchen von ihren Träumen getrieben hineingerieten, es war fast wie ein Netz welches voll aus dem Wasser gezogen wurde und dann die am wenigsten profitablen Fänge aussortiert wurden. Das ging nicht schonungslos an einem vorbei, denn selbst wenn man Glück hatte war das Leben auf den Bühnen hart.
Jubelschreie durchrissen meinen kurzen Gedankengang und brachten mich zurück in das Hier und Jetzt. Der Schein blendete mich, doch ich setzte wie jeden Abend ein breites Lächeln auf und suchte gezielt Augenkontakt mit dem Publikum. Nicht nur für die perfekte Fassade sondern auch für meine Mädchen, wer würde sich sonst um uns kümmern wenn wir es nicht taten? Das hatte ich früh gelernt.
Die Melodie spielte. Es war ein einfaches Lied, nichts außergewöhnliches, doch es war eben auch das was gern gehört wurde. Es ging um eine junge Frau die sich in einen Gentleman verliebte, dessen Eltern ihrer Beziehung jedoch nicht zutimmten. Unsere Choreographie war perfektioniert, 100 te Male geprobt. Nun war der Höhepunkt erreicht und Soojin kniete sich während ihrem Solo-Teil elegant auf die mittlere Plattform der Bühne während wir anderen um sie herum standen.
Die Melodie wurde verlangsamt und die junge Frau in einem der auffälligen Abendkleider ließ ihre engelsgleiche Stimme erklingen. »Seo So Jin, ich liebe dich!" Schrie eine Männerstimme aus dem Publikum. Sie blickte breit lächelnd in seine Richtung. Plötzlich flog etwas blitzschnell an mir vorbei, mit einem lauten Knall traf es die Requisiten vor der Bühnenbeleuchtung. Das Teil sprühte Funken aus und der Vorgang loderte auf. »Feuer!« schrie jemand und die Fackeln schnellten in die Höhe.
Es herrschte das reinste Chaos, die Zuschauer rannten Richtung Ausgang und stießen einander unter die Menge. Überall brannte es und die Bühnenfläche erhitzte sich. Mit meinen hohen Schuhen stolperte ich mehr oder weniger aus dem Performance Bereich und traf hinter der Tür auf eine keuchende Miyeon. Die Luft war voller giftiger Gase und es fiel schwer zu atmen. »Die Anderen sind...!« Fing sie panisch an. »Ich kümmere mich darum, erstmal müssen wir hier raus.« Versuchte ich so ruhig wie möglich zu erwidern.
Draußen angekommen stand Minnie außer Atem im Parkplatz und kurz darauf kam Yuqi mit rusverschmiertem Gesicht heraus. »Was ist passiert?« Murmelte sie erschrocken. Wir konnten nur mit den Schultern zucken, das Neverland brannte.
Plötzlich rannte eine Gestalt aus dem lodernden Seiteneingang. »Shuhua!« Kam es von Yuqi erleichtert, doch sie rannte nur mit Panik in den Augen weiter. »Shuhua, bleib stehen!« Befahl ich ihr verwirrt.
Entschlossen lief ich ihr hinterher und konnte noch nach ihrem Arm greifen als sie gerade wieder rein wollte. »Okay, was ist los?« Sie starrte mich verzweifelt an. »Soojin, sie ist...sie ist unter dem Teil begraben.« Ich realisierte langsam, »Wir müssen sie finden, bring dich in Sicherheit!« Die gespielte Ruhe war nun völlig verschwunden, denn eine von uns fehlte und war wahrscheinlich im Feuer eingeschlossen. Panik kroch langsam meinen Nacken hoch, die Wärme kam einem auf einmal ganz kalt vor, wie eisiges Wasser überfiel sie mich.
»Soojin?« Brüllte ich verzweifelt während ich mich durch die Wand aus Flammen keuchend ins innere kämpfte. Wieso hatte ich es nicht bemerkt? Was war ich für ein Mensch? Dabei hielt ich mich dicht am Boden um nicht im Rauch zu ersticken, doch von ihr war keine Spur. »Soojin!« Aufgeben war keine Option. Das Feuer versperrte mir meinen Weg und die hungringen Flammen griffen nach dem Saum meines breiten Rocks. »Wir brauchen dich Seo Sojin...«
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