Gender
Nach der späten Malzeit verliess der Prinz den riesigen Saal und ging die Flure des Schlosses entlang. Zu seiner linken hingen die Gemälde bedeutender Vorfahren oder Künstler, zu seiner Rechten waren fein säuberlich eingravierte Muster zu sehen, allesamt golden.
Er kam zu einer weissen Treppe, deren Geländer verziert von feinen Schnörkeln war. Mit aller Kraft, seine Erschöpfung verbergend, stieg er die geschwungene Treppe nach oben, zu seinem Schlafgemach.
Hier oben befand sich niemand. Der König hielt zu seinem Glück nicht viel von Wachen, die einem 24/7 beschatteten. Er war der Meinung das dies etwas, sorgnisserregendes, fast paranoides an sich hatte.
Taehyung betrat das luxuriöse Zimmer, in dem er so oft Zuflucht vor der Realität suchte. Ein frisch angezogenes Doppelbett mit purpurroter Decken aus feinstem Tuch und einem Kissen in derselben Farbe, stand gegenüber vor ihm, an die Wand gestellt. Rechts befand sich ein riesiges Fenster, aus welchem man, von den vielen Sitzkissen und den zwei Sesseln, den Sonnenutergang beobachten konnte. Auf der anderen Seite befand sich ein weisser Schrank, daneben ein Spiegel.
Er liess die Tür etwas unvorsichtiger zufallen und warf sich dann in seinem Anzug ins Bett. Reglos blieb er liegen und starrte die Decke an. Sein Gesicht verzog sich, als würde er brutale Schmerzen verspüren.
Sein Herz füllte sich mit einer ungalublichen Traurigkeit, er nahm sich einsam wahr, dreckig.
In solchen Momenten hätte er nichts lieber als einfach zu schlafen, doch das blieb ihm leider allermeistens verweigert. Es endete doch immer gleich.
Schlussendlich lag er sich von der linken auf die rechte und wieder auf die linke Seite zurückdrehend in seinem Gemach, seine Existenz infrage stellend und gegen aufkommende Suizidgedanken ankämpfend.
Was hiess hier Suizidgedanken. Es war schon fast ein Drang.
Rücklings warf er sich in die weichen, weissen Kissen und zog die Beine zitternd an seinen schlotternden Körper. Ein lautes Schluchtzen verliess seine Kehle.
Seine verheulten Augen fielen auf sein eigenes Handgelenk, auf welchem ettliche weisse Narben zu sehen waren. Selbstverletzung, etwas womit er wohl nie ganz aufhören können würde.
Er hasste sich. Seinen Körper, seinen Charakter und seine Scheiss Krankheit. Das Einzige, was er an sich akzeptieren konnte, war sein Gesicht, denn es veränderte sich nicht. So sehr er sich auch nicht wie er selbst fühlte, war sein Gesicht immer dasselbe.
Er trug Masken, wechselte sie, stzte sie ab, doch es war immer wieder dasselbe Gesicht mit den schmalen, dunklen Augen, welches darunter zum Vorschein kam.
Der Prinz krümmte sich gequält in seinem Bett, als er den Blick in seinem Rücken spürte. Erschrocken wandte er sich auf und drehte sich um, nur um wie immer festzustellen, dass ihn niemand beobachtet hatte. Gefühle brachen über dem 19-jährigen zusammen wie Wellen die ihren Untergrund in einer Fontäne aus Wasser erstickten.
Taehyung schien es die Seele zu verreissen.
Er schloss die Augen. Tränen kullerten weiter über seine roten Wangen. Dann fuhr ein Zucken durch seine Lieder, als hätte sich etwas in ihm erschrocken.
Er öffnete die Augen mit einem breiten Grinsen und setzte sich, seinem Bein die nervösen Zuckungen erlaubend auf.
Es war, als wäre es ihm auf einmal total egal, was sein Vater sagte. Kurzentschlossen stand Taehyung auf und ging zu dem Spiegel, der an der Wand hing. Er musterte seine nicht allzu männlichen Gesichtszüge, das helle, krause Haar. Er lachte herzlich, grinste, wie nach einer gewonnen Schlacht.
Der Prinz fischte sich Make up aus einer seiner Täschchen im Schrank und fing an sich leicht zu schminken. Dann lockte er sich die Haare und steckte sich weibliche Ohrringe in Ohren und Nase. Schlussendlich zog er sich den Anzug aus und entschied sich dafür für eine Jogginghose und ein Crop top. Als er sich dann im Spiegel anschaute, konnte er nicht mehr aufhören zu grinsen, so umwerfend schön fand er sich.
"Ich liebe diese Welt", schrie er lachend und legte sich rücklings auf den Boden, die Arme hinter dem Kopf verschränkt.
Dann fing er lauthalt an zu singen, Musik hatte er keine angemacht, brauchte er aber auch nicht. Er rollte sich wie ein Kleinkind auf dem Boden herum, alle Sorgen waren vergessen.
Seine Gedanken griffen die Worte seines Vaters auf.
"Ach was interessiert mich der!", lachte er laut.
Das Gefühl, welches er empfand konnte man nicht vergleichen mit Sex oder Liebe. Es fühlte sich so viel besser an. Er grinste immer noch. "Ich kann selber entscheiden, mit wem ich was habe, mir egal, was er verlangt", seine Gedanken schweiften an den jungen Kellner den er an diesem Abend gesehen hatte, er hatte wirklich etwas sehr attraktives an sich gehabt. Die ganzen jungen Frauen, die Morgens vor seinem Palast standen und ihn schüchtern anlächelten, nie würden sie eine Chance bei ihm haben.
Er könnte alles haben, was er wollte und das wollte er vollkommen ausnutzen.
Er fühlte sich unaufhaltsam, unverwundbar, einzigartig.
Es war der Grössenwahnsinn, der in dieser Stunde Macht über ihn ergriffen hatte.
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