Kapitel 2
Louis flehte und bettelte, während ein paar der Betas und Gammas zum Rand des Reviers trieben. „Bitte, ich will mich bessern! Ich werde gehorchen-"
„Halt die Schnauze", knurrte einer und schnappte nach ihm. Louis sprang erschrocken zurück und rannte davon, raus aus dem Revier. Die Wölfe jagte ihn noch eine Weile, bis sie der Meinung waren, dass er weit genug weg war. Dann drehte sie um und ließen ihn mitten im Wald alleine.
Louis kauerte sich nahe einem Strauche auf den Boden. Er hörte einen Fluss in der Nähe plätschern und einen Wolf heulen. Und dann noch einen. Und dann rannte er davon. In irgendeine Richtung, nur weg von ihnen. Doch schon bald darauf hörte er sie hinter sich. Sie rannten ihm hinterher.
Louis versuchte es mit Kurven und Haken, doch sie holten immer weiter auf. Er rannte durch eine Höhle, die oben einen zweiten Ausgang hatte, was rückblickend eine ziemlich dumme Idee gewesen war, denn was, wenn es nur einen Eingang gegeben hätte? Louis wäre tot. Und dann, auf einer Lichtung, biss ihm einer von ihnen ins Bein. Louis stolperte und fiel, heulte auf vor Schmerz und rutschte noch ein Stück über den Boden, wo er reglos liegen blieb. Er hatte sowieso keine Chance mehr.
Die beiden Wölfe warteten eine Minute und holten Luft. Dann schlichen sie um ihn herum und Louis konnte in seinem Kopf schwach hören, wie sie sich absprachen.
„Ich will ihn töten", knurrte der eine. Doch der andere schnappte nach ihm. Louis kannte ihn, er war früher, als Louis noch ein Welpe war, in seinem Rudel gewesen. Er hieß Stan. Louis wusste nicht, warum er verstoßen wurde.
„Nein, es ist ein Omega! Er ist noch jung. Noch nicht einmal ganz ausgewachsen! Er könnte meine Welpen tragen. Mehrere Male. Dann kannst du ihn umbringen." Louis zitterte. Er wollte keine Welpen von Stan.
„Ich habe seit Tagen nichts im Magen, ich werde ihn jetzt töten!" Gerade als er sich auf Louis stürzen wollte riss ein dritter Wolf ihn zu Boden. Stan ergriff sofort die Flucht, als er den dunkelbraunen Wolf sah.
Der Dunkelbraune verbiss sich im Nacken des anderen Wolfes und schleuderte ihn gegen den nächstbesten Baum.
„Du solltest dich schämen!", grollte er und Louis zuckte zusammen. „Er ist ein Junges! Verzieh dich und lass dich nie wieder in diesem Teil des Waldes blicken, hast du mich verstanden?!" Der Wolf, der Louis töten wollte, machte sich jaulend aus dem Staub, während Louis' Retter ein Stück näherkam.
Er war groß. Gigantisch, beinahe. Sein Fell war dunkelbraun und dick, über seine Schnauze zog sein eine leichte Blutspur. Doch Louis konnte riechen, dass es nicht sein eigenes war.
Der kleine Omega versuchte ein Stück weg zu robben, doch er fiepte schmerzerfüllt auf, als er sein Bein bewegte.
Der Wolf beschnupperte Louis zaghaft und stupste ihn mit der Nase an, so als wolle er sehen, ob Louis noch lebte. Was Schwachsinn war, denn Louis atmete, wimmerte und versuchte aufzustehen.
„Wenn du dich noch mehr bewegst, brichst du sicher dein Bein", bemerkte der Wolf.
Louis schwieg und sah zu, wie er sich in einen Menschen verwandelte und mit einem Stock und irgendwelchen Gräsern eine Schiene um Louis' Bein baute.
Der Omega jaulte auf, als der Mann sein Bein berührte.
„Ja, ich weiß. Aber anders geht es nun mal nicht." Dann hob er Louis auf seine Arme. Der junge Wolf zuckte zusammen, als er das Alphablut in den Adern des Mannes spürte. Ausgerechnet. Louis hegte einen gewissen, natürlichen Groll gegen Alphas jeglicher Art. Wahrscheinlich würde er sogar die Fußballtrainer in der Menschenwelt hassen. Der Mann ging los, trug Louis kreuz und quer durch den Wald.
Louis schaute sich um. Hier war er noch nie gewesen. „Wohin bringst du mich?"
„In mein Dorf. Dort wird dir geholfen."
„Ich brauche deine Hilfe nicht!", schnippte Louis. Der Mann ließ ihn achtlos fallen. Louis heulte auf. In Menschengestalt hätte er jetzt vor Schmerz geweint. „Es tut mir leid! Es tut mir leid!", schluchzte er. „Bitte, bitte hilf mir!" Der Mann warf Louis einen strengen Blick zu, hob ihn wieder auf seine Arme und lief wortlos weiter.
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