Seungmin PoV

Es machte mich traurig mitanzusehen, wie Felix zusammenbrach und vor Verzweiflung schrie. Er schlug um sich, als Chan ihn wegziehen wollte und streckte seine Arme nach Changbin aus, der sich jedoch nicht bewegen konnte und still dabei zusah, während stumm Tränen über seine Wangen liefen.

Es war noch schlimmer als bei Jeongins Abschied.

Jisung klammerte sich schluchzend an Minhos Oberteil fest, welcher ihm beruhigend über den Rücken strich und irgendwas zuflüsterte.

Ich hatte erwartet, dass auch Hyunjin heulend die Szene mitverfolgen würde, doch wahrscheinlich hatte er in der Zeit, in der wir hier waren, schon so viele Tränen vergossen, dass jetzt nicht mal eine rauskam.

Chan hatte recht. Wir durften nicht zulassen, dass wir füreinander Gefühle entwickelten, wenn wir nicht wollten, dass wir uns irgendwann genauso trennten.

Nachdem Felix keine Kraft mehr hatte sich zu wehren, ließ der Älteste ihn los, sodass er sich von Changbin verabschieden konnte. Alle drehten sich um, um den beiden einen kurzen Augenblick an Privatsphäre zu gönnen, dann nahmen wir ebenfalls Abschied von ihm.

Auch wenn ich es vor den anderen nicht zeigte - vorallem vor Minho nicht - fiel es mir schwer, Changbin zurückzulassen. Es war aber am besten so, wenn wir in dieser Welt ohne große Probleme die nächsten Portale passieren wollten.

Vielleicht klang es egoistisch, doch das war die einzige logische Lösung.

Still verließen wir den Raum, ohne uns nochmal umzudrehen, packten dann alles zusammen, was wir brauchen würden und gingen nach unten.

Das einzige Geräusch, das die Stille unterbrach, war Felix' leises Schluchzen und Schniefen, welches aber auch immer mehr abnahm.

''Wir sollten vorsichtig sein, wenn wir rausgehen. Die Menschen könnten immer noch da sein und auf uns lauern'', sagte Chan. ''Ich werde nachsehen, ob die Luft rein ist. Kommt nicht nach, solange ich euch kein Zeichen gegeben habe.''

Ich wollte schon protestieren, klappte den Mund dann aber wieder zu. Jetzt zu diskutieren würde uns bloß aufhalten und wir sollten so schnell wie möglich in die andere Welt, wenn wir hier nicht verhungern wollten.

Alle nickten und Chan verschwand nach draußen.

Unruhig trat ich von einem Bein aufs andere, als er nach zehn Sekunden immer noch nicht zurück war. Dreizig Sekunden. Nachdem er nach einer Minute kein Zeichen gegeben hatte, meinte ich: ''Ich geh kurz nach ihm schauen.''

''Wenn du freiwillig ins mögliche offene Messer laufen willst, werd ich dich nicht aufhalten'', zuckte Minho mit den Schultern, was mich schnauben ließ.

Konnte er nicht einmal aufhören, diese blöden Kommentare von sich zu geben? Und dann auch noch genau die Metapher, in Changbins Lage.

Ich hob leicht das Kinn an und wollte gerade die Tür öffnen, als sie plötzlich aufgestoßen wurde. Chan starrte mich mit erhobener Augenbraue an und verschränkte die Arme vor der Brust. ''Wolltest du etwa einfach gehen?'', fragte er anklagend.

''Ich wollte nach dir suchen, weil du so lange gebraucht hast'', rechtfertigte ich mich und verschränkte ebenfalls meine Arme.

''Aber ich sa-''

Changbin schrie. Schritte von mehreren Personen ertönten aus einem der oberen Stockwerke. Sie waren da, nur wie waren sie reingekommen?

''Fuck! Ich hab die Feuerleiter nicht kontrolliert'', zischte Chan.

''Changbin'', flüsterte Felix und machte anstalten wieder zu ihm zu laufen, doch Hyunjin hielt seinen Arm fest. ''Wir müssen rennen. Chan, du weißt wo es lang geht?''

Er nickte. Dann rannten wir alle los.

Glücklicherweise waren die Wege nicht so arg vereist, sodass wir schnell voran kamen, doch schon bald hörten wir unsere Verfolger hinter uns. Messerschwingend, die Gesichter zu einem verrückten Grinsen verzogen.

''Wir müssen uns aufteilen. Minho, Jisung, Felix, ihr biegt bei der nächsten Kreuzung nach links ab und danach wieder nach rechts. Der Rest kommt mit mir. Wir treffen uns nach zwei Blocks wieder auf der Hauptstraße.''

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Glaubt ihr, in dieser Welt wird noch jemand sterben oder schafft es der Rest?