Kapitel 4
Es war wirklich eine gute Idee gewesen, an diesem Abend nicht mehr essen zu gehen. Sobald er von der Bank im Schatten aufgestanden war, begann sein Kreislauf erneut, verrückt zu spielen. Völlig erschöpft ließ er sich am späten Nachmittag in den Sand fallen, nachdem er es geschafft hatte, eine Dusche zu nehmen und dabei nicht umzukippen. Mittlerweile leerte sich der Strand, die Gäste zogen sich auf den Campingplatz zurück und Einheimische kamen an den Strand, um ohne den Trubel der Urlauber ihren Hund im Wasser spielen zu lassen oder selbst baden zu gehen.
Langsam ließ die Übelkeit zwar nach, aber ihm war immer noch viel zu warm - trotz der kalten Dusche-und sein Kopf brummte schmerzhaft, so als hätte er die vergangene Nacht zu viel getrunken.
Was hatte er sich auch dabei gedacht, in der prallen Sonne einzuschlafen? Doch er kam nicht dazu, sich zu sehr über sich selbst zu ärgern, denn jemand ließ sich neben ihn in den Sand fallen. Er lächelte, als er diesen jemand erkannte.
"Wie geht es dir?", fragte Lucy besorgt und musterte seine immer noch recht angeschlagene Visage.
"Mittelprächtig. Es war gut, dass wir nichts mehr essen gegangen sind", entgegnete Leon und Lucy grinste ihn an. "Ich weiß, ich hab nur gute Ideen". Er schnaubte belustigt und lehnte sich zurück, um das Meer besser beobachten zu können. Die Wellen waren jetzt am Nachmittag etwas kräftiger, der Wind wirbelte vereinzelte Sandkörner auf und die Sonne machte sich langsam auf ihren Weg zum Horizont.
"Du magst das Meer genauso sehr wie ich, oder?" Er schmunzelte über Lucys Frage. "Ich mag es nicht, ich liebe es", korrigierte er sie. "Dann bist du mir einen Schritt voraus", lachte Lucy und schloss kurz die Augen, als ein Sonnenstrahl genau in ihr Gesicht schien. Erst jetzt fiel Leon auf, wie hübsch sie eigentlich war. Lange, dunkle Haare, hellbraune Augen und einen schlanken Körper. Dazu ein dunkelblauer Bikini, der ihre gebräunte Haut perfekt betonte. "Bist du schon lange hier?", fragte er neugierig. Lucy ließ Sand durch ihre Finger rinnen und schüttelte den Kopf. "Erst seit gestern. Und du?"
"Seit ein paar Tagen. Ich...reise momentan an so viele Orte der Welt wie möglich und bleibe überall ein bisschen, bevor ich dann weiterreise. Aber abgesehen vom Sonnenstich gefällt es mir hier wirklich gut. Ich liebe es überall, wo es das Meer gibt und generell Kroatien ist einfach toll- tut mir Leid, ich rede mal wieder zu viel". Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. Er hatte leider die Angewohnheit, wie ein Wasserfall zu erzählen, wenn jemand ihn etwas fragte und wenn er jemanden mochte. Doch Lucy lächelte ihn nur an."Kein Problem, es ist doch interessant, was du erzählst. Ich reise auch unglaublich gerne, aber ich studiere und deswegen ist das nicht so einfach." Leon blickte sie interessiert an.
"Was studierst du?" Lucy grinste jetzt und sag ihn herausfordernd an."Rate", gab sie zurück und Leon sah sie entsetzt an. "Da kann ich ja nur in Fettnäpfchen treten. Aber gut, ich versuche es. Ähm, Jura?" Lucy prustete los." Gott, wie kommst du denn darauf?", japste sie, als sie sich halbwegs von ihrem Lachanfall erholt hatte. Leon zuckte mir den Schultern. "Ich hätte selbst fast Jura studiert, von daher ist das meine erste Wahl". Erstaunt sah Lucy ihn an."Du? Jura?", fragte sie. "Warum ist das so überraschend?", wollte er wissen. Jetzt zucke Lucy mit den Schultern. "Keine Ahnung, du wirkst überhaupt nicht wie jemand, der Jura studieren könnte."
"Deswegen hab ich es ja gelassen. Aber okay, zurück zu dir. Was ist mit Medizin?" Lucy schüttelte den Kopf und nachdem Leon zig weitere Studiengänge durchgegangen war, ließ sie ihn nicht weiter zappeln und antwortete:"Meeresbiologie. Das war mein Traum, seit wir früher immer am Meer Urlaub gemacht haben. Es hat mich immer mehr fasziniert als der ganze Urlaub."
"Das verstehe ich gut. Und Meeresbiologie klingt unglaublich spannend". Sofort begannen ihre Augen zu leuchten, als sie begann, davon zu erzählen." Ja, es ist einfach toll. Man beschäftigt sich mit so vielen Dingen, den Lebewesen, dem Wasser und man forscht unglaublich viel. Ich bin zwar noch mitten im Studium, aber ich kann es gar nicht abwarten, bis ich fertig bin." Leon sah sie bewundernd an. Diese Zielstrebigkeit hatte er nie. Er wollte immer die Welt entdecken, mehr nicht.
Dass das nicht für immer ging, war ihm auch klar, aber er wollte darüber jetzt nicht nachdenken.
Schweigend saßen sie nun nebeneinander, und beobachteten den Sonnenuntergang. "Ich liebe Sonnenuntergänge", murmelte Leon. "Ja, sie sind wunderschön, oder?", gab Lucy zurück. Als die Sonne untergegangen war, stand sie auf und lächelte ihm zu. "Sehen wir uns morgen?", fragte sie. "Na klar. Ich arbeite morgen den ganzen Tag an der Eisdiele, aber abends hole ich dich ab." Sie nickte erfreut." Dann gute Nacht, Leon". "Gute Nacht, Lucy."
Er sah ihr hinterher und als sie in der Menge an Wohnwägen und Wohnmobilen verschwunden war kehrte Leon in die Dünen zurück, um nicht bei Tagesanbruch wieder fast überfahren zu werden.
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