7 ✿ Kaffeeklatsch
Und schon sind wir wieder in der echten Welt. Fernab von Glasvitrinen, deren Inhalt das zehnfache meines Jahresgehaltes wert sind. Weit weg von fiesen Verkäuferinnen, die nur Umsatz machen wollen, aber ganz nah an der Schickeria.
„Gruselig, oder?", sagt Linda und sieht mich dabei eindringlich an.
„Was?", frage ich vorsichtig. Meint sie, dass wir uns nicht kennen und jetzt Kaffee trinken gehen? Oder dass sie so reich ist und ich aussehe wie ihr neustes Wohltätigkeitsprojekt?
„Wie die einem alles andrehen wollen", klärt sie mich auf.
„Achso", nicke ich schnell. Klar. „Schon, ja. In der Preisklasse sollte man wirklich ehrlich sein. Aber ich wollte mich eigentlich gar nicht einmischen, es ist mir so rausgerutscht ..."
„Gut so! Sie haben ja keine Ahnung, wie selten so eine ehrliche Meinung ist", behauptet sie. „Gerade in unseren Kreisen lächeln einem alle ins Gesicht und machen Komplimente, aber sobald du dich umdrehst, geht der Tratsch los."
Bin ich hier beim Münchner Gossip Girl gelandet? Sie zieht mich mit ins Kulisse Café, an dem ich sonst immer nur zügigst vorbeilaufe. Der Kellner hier kennt allerdings meine Begleitung schon beim Namen und macht sich gleich daran, Cappuccino vorbereiten zu lassen.
Linda packt ihre teuren Tüten seufzend auf den freien Stuhl, dann setzt sie sich und fragt: „Worauf warten Sie?"
Berechtigte Frage, worauf warte ich eigentlich? Ich stehe etwas dämlich in der Landschaft, bis ich mich brav zu ihr setzte.
„Sie haben mir noch gar nicht ihren Namen verraten", fällt Linda auf und ich beeile mich zu sagen: „Oh, klar, Mara!"
„Mara", wiederholt sie anerkennend, als hätte ich mir den Namen selbst ausgesucht. „Passt gut zu Ihnen."
Echt? Das ist irgendwie ziemlich nett von ihr. Darüber habe ich noch gar nie nachgedacht.
„Bitte sehr, die Damen", schwebt der Kellner uns entgegen und platziert die Cappuccinos auf unserem Tisch. „Darf ich wie immer nur ausnahmsweise ein Croissant bringen?"
„Danke, Tino, ich muss leider passen – die Hosen sitzen schon wieder recht eng", gluckst Linda. „Aber bitte bring uns doch eins für Mara!"
„Oh, danke", lächle ich beklommen, aber zu Essen sage ich heute nicht Nein. Und ist so ein Croissant nicht Soul Food? Ich glaube, alles was fettig ist und glücklich macht ist Soul Food.
Tino macht in seiner chicen Stoffhose und den italienischen Schuhen wieder kehrt, Linda beugt sich verschwörerisch zu mir.
„Erzählen Sie mal", flüstert sie fast, „wie ist es, sich vom Reichtum freizuschwimmen?"
Ich starre sie kurz relativ unschlüssig an.
Was?
Von welchem Reichtum spricht die gute Frau?
„Äh, puuh ...", höre ich mich stammeln und sie rückt noch etwas näher.
„Wissen Sie, Mara, ich hatte immer dasselbe vor. Ich komme aus gutem Hause, ich habe einen sehr gut verdienenden Mann geheiratet, aber zeit meines Lebens wollte ich dem Luxus auch mal entsagen und eine Antihaltung einnehmen!" Sie zwinkert und seufzt: „Ich hab es nur nie durchgezogen."
„Ich weiß nicht ganz – ", will ich meiner Verwirrung Ausdruck verleihen, doch Linda kommt mir zuvor: „Ihre Eltern, sind die stolz, dass Sie dem Reichtum entsagen und auf eigenen Beinen stehen wollen?"
Für wen hält mich Linda? Denkt sie, jeder junge Mensch, der in der Maximilianstraße einen Laden betritt, hat zwangsläufig steinreiche Eltern?
„Ich wäre da stolz auf meine Kinder", wartet sie gar nicht erst meine Antwort ab. „Ich habe einen Sohn und eine Tochter, die, och, ja, schon ziemlich verwöhnt sind. Eher unselbstständig, etwas jünger als Sie. Ich würde es wunderbar finden, wenn die zwei sich auch mal auf eigene Beine stellen würden. Aber sie studieren, übernehmen kaum Verantwortung und verprassen unser Geld – nicht so wie Sie."
„Ich glaube, Sie haben ein ganz falsches Bild von mir", versuche ich Linda aufzuklären, doch sie winkt nur ab: „Nein, nein, ich finde das klasse!"
„Ich bin nicht reich", sage ich schlicht und ihre Augen verengen sich nachdenklich. Sie erhebt den Zeigefinger und sagt: „Lobenswert. Absolut lobenswert! Sie differenzieren zwischen Ihren Finanzen und denen Ihrer Eltern und sagen rigoros Nein zum Verhätscheln!"
Mir bleibt kurz der Mund offen stehen, als ein schrecklicher Gedanke in meinem Kopf Formen anzunehmen beginnt. Was, wenn ich mitspiele?
Tino bringt gerade das Croissant, als Linda mit dem Schwärmen fortfährt: „Mir gefällt auch Ihr Kleidungsstil ausgesprochen gut. Für ein junges Mädchen wie Sie so unangepasst, so gegen das Establishment!"
Ich sehe an mir herab und weiß beim besten Willen nicht, was sie meint. Meine Budapester sind abgelaufen und das schwarze T-Shirtkleid ist verwaschen, meine Silberketten sind angelaufen und alles in allem finde ich, dass ich aussehe, wie ich mich fühle. Halbwegs beschissen.
„Ich wette, hinter jedem Stück steckt eine Geschichte", mutmaßt Linda begeistert und nippt an ihrem Cappuccino. „Auch diese Schuhe – echtes Leder kann man ewig tragen – finde ich richtig authentisch."
Nimmt sie mich vielleicht doch auf den Arm? Ich beiße von meinem Croissant ab und lächle bemüht, während ich fieberhaft abzuwägen versuche, ob ich einfach mit der Sprache rausrücken soll oder nicht. Aber welchen Unterschied würde es überhaupt machen? Ich sehe diese Frau nie wieder und irgendwie fühlt es sich gar nicht so schlecht an, für nichts und wieder nichts so in den Himmel gelobt zu werden.
„An Sie verkauft bestimmt keiner Klamotten, die Ihnen nicht stehen oder schlecht geschnitten sind", denkt Linda laut und öffnet frustriert den Keks, den es zum Kaffee gab. „Sie wissen genau, was Ihnen steht und lassen sich nichts einreden."
Ganz genau, weil ich nämlich kein Geld für Klamotten habe.
„Ach, wissen Sie, ich mache das nach Gefühl", behaupte ich schulterzuckend und sie nickt heftig.
„Genau das meine ich – Sie haben ein Gespür dafür!"
So viele Komplimente, die jeglicher Rechtfertigung entbehren, habe ich zuletzt vermutlich im Kindergarten bekommen. (Also, natürlich nicht beim Praktikum, sondern als ich selbst mit drei Jahren dort war.)
„Was machen Sie denn im Moment so?", fragt Linda unvermittelt und lehnt sich zurück.
„Beruflich?", hake ich nach und sie nickt. „Na ja, aktuell ..."
Ich überlege in Windeseile, dann sage ich im Grunde ohne zu lügen: „Mal dies, mal das. Ich probiere einiges aus zur Zeit."
„Wow", nickt Linda. „Sie haben ja so Recht damit!"
„Es gibt so viele Möglichkeiten. Ist nicht immer leicht zu wissen, was man will", philosophiere ich und beginne allmählich, diese Unterhaltung echt amüsant zu finden.
„Genau meine Rede", stimmt mir Linda zu. „Probieren geht über studieren!" Sie nimmt wieder einen Schluck Cappuccino, dann scheint sie mit sich zu hadern. „Wissen Sie, ich suche schon seit einigen Monaten ..." Sie hält inne und will wohl doch schweigen, statt mit der Sprache rausrücken.
„Wonach suchen Sie?", frage ich neugierig und dann sieht sie mich kurz so seltsam an.
Will sie mich adoptieren? Eine Niere?
„Mara, ich will wirklich nicht aufdringlich sein, aber ... Sie müssen wissen, die meisten sind so wie diese Verkäuferin und reden einem einfach nur gut zu ..."
Ich nicke plump, damit sie weiterredet und sie sagt: „Ich frage mich einfach, ob Sie mich nicht vielleicht ..."
Was? Heiraten wollen?
„Irgendwann mal, wenn Sie Zeit und Lust haben, natürlich, zum ... äh ... Shoppen begleiten wollen?"
Zum Shoppen begleiten? Ist das jetzt eine Fangfrage?
Sie kann mir wohl im Gesicht ablesen, dass ich etwas verdutzt bin und sie schiebt schnell hinterher: „Natürlich würde ich für Ihre Unkosten aufkommen, ich meine, da einigen wir uns schon ..."
Sie zwinkert und ich weiß nicht, was ich sagen soll.
Ja! Ja, ich will!
„Klar", nicke ich locker, obwohl ich gerade ein bisschen durchdrehe. Sie will mich dafür bezahlen, mit ihr einkaufen zu gehen? Wie cool ist das denn? Ich bin immer pleite, das kommt ja wie gerufen!
„Das können wir gerne mal machen", sage ich und versuche, nicht total panisch zu klingen.
„Wirklich?", wundert sich Linda. „Oh fantastisch, das freut mich aber! Ich brauche für den kommenden Sommer und Herbst noch so viele Sachen und ich bin mir einfach unsicher. Sie wären mir eine große Hilfe! Sie wissen ja, wie das ist – man will natürlich schon irgendwie, dass die Freundinnen ein bisschen neidisch werden, wenn man in einem neuen Outfit vor ihnen steht ..."
„Sicher", nicke ich bemüht.
Sie lächelt. „Wann haben Sie denn mal Zeit?"
Erst will ich ‚Immer' sagen, aber dann fällt mir ein, dass ich ja doch einen normalen Job habe, den ich hasse.
„So nach 17:00 Uhr unter der Woche?", schlage ich vor.
„Perfekt!", grinst sie. „Am Wochenende müssen Sie ja immerhin die Clubs unsicher machen!"
„Genau", lache ich mit, weil allein der Gedanke an Clubs für mich so weit weg ist wie der des Reichseins ...
„Tauschen wir Nummern?", fragt Linda aufgeregt und zückt ihr Handy. „Ich melde mich gleich, wenn ich zuhause auf meinen Kalender gesehen habe."
„Leute, heute ist was Verrücktes passiert", rufe ich, als ich zur Tür reinkomme und lache in mich hinein, wie ich so unsere schäbige WG-Tapete im Flur sehe. Ich und reich ...
„Leute, seid ihr da?", frage ich noch mal, als sich gar nichts regt.
Röhrt da nicht Abzugshaube in der Küche? Ich lege meine Schlüssel und die alte Lederjacke provisorisch auf die Kommode, schnappe mir aus ihr eine Weinflasche, dann gehe ich dem Lärm nach und finde Domi kochend vor. Angel in Blue Jeans trifft es wohl ganz gut.
„Hi", klopfe ich ihm auf die Schulter und nehme drei Gläser (ja, wieder die mit den grünen Stielen) aus dem Schrank, um sie zu füllen. Eins reiche ich gleich Domi und er stößt etwas widerwillig mit mir an.
„Hey, heute gibt's sogar einen Anlass", verteidige ich meinen Alkoholkonsum und grinse. „Was zauberst du da?"
Er ruft gegen die Abzugshaube: „Spaghetti Carbonara, noch 10 Minuten."
Ich hebe einen Daumen nach oben und werfe mich in die Eckbank. „Wo ist denn Anni?"
Domi dreht sich mit vielsagendem Schmunzeln zu mir um. „Beschäftigt."
„Womit?", rufe ich verwundert.
„Mit Birmingham."
Hä? Was meint er denn damit?
„Wie, mit Birmingham?", stelle ich mich an. „Plant sie eine Reise oder – "
Dann fällt der Groschen. Sie muss mit Jeff beschäftigt sein, Jeff aus Birmingham.
„Nein!", grinse ich breit, Domi nickt nur.
„Sie essen gleich mit uns", zwinkert er und stellt noch ein weiteres Weinglas auf den Tisch, das ich gleich fülle.
Das könnte genau die Liebesgeschichte sein, die Anni aus ihrem Herzschmerz wegen Leo hilft. Ein romantischer Neuanfang mit Jeff dem Briten.
Als ich mir das zweite Weinglas einschenke, stellt Domi gerade die Abzugshaube aus und schreckt die Nudeln ab.
„Holst du die beiden?", fragt er mich wie selbstverständlich. „Essen ist fertig."
„Das sehe ich", zögere ich. „Aber wenn die beiden gerade wild verknotet sind, ist ihnen das bestimmt wurscht – da kann ich sie doch nicht einfach holen ..."
Domi sieht mich streng an. „Essen ist fertig! Ich hab mich extra in die Küche gestellt. Hol sie!"
Sein Blick lässt keine Diskussion zu und ich raffe mich auf. Und gerade als ich an der Kommode vorbeikomme, surrt meine Lederjacke. Ich angle mein Handy aus ihrer Innentasche und sehe eine WhatsApp Nachricht von Linda.
Profilbild – Fehlanzeige. Das verwirrt mich immer ganz gerne bei mehreren Chats mit Menschen ohne Bildern ...
Liebe Mara, es hat mich heute sehr gefreut, Sie kennenzulernen. Bezug nehmend auf unseren Nachmittagskaffee würde ich Sie gerne fragen, ob Sie sich bereits am morgigen Dienstag gegen 17:30 Uhr mit mir treffen möchten? Ich habe soeben meine heutige Ausbeute betrachtet und entdecke jetzt schon einige Fehlkäufe ... Liebe Grüße, Linda
Brillant, sie verliert ja echt keine Zeit!
Hallo Linda, sehr gerne, das würde gehen! Wo möchten Sie sich treffen? LG Mara
Ich klemme mir das Handy in den BH, weil ich die Antwort nicht verpassen will, dann mache mich auf zur Höhle des Löwen, Annis Zimmer.
Ich klopfe und schon höre ich ihr kicherndes Kreischen.
„Leute?", sage ich ohne die Türe zu öffnen. „Domi hat gekocht, habt ihr Hunger?"
„Komm mal rein!", lacht Anni laut und ich mache mich beim Herunterdrücken der Klinke auf ein Bild gefasst, das ich nie mehr vergessen kann, zu meiner Überraschung finde ich die beiden aber nicht beim wilden Liebesspiel vor.
Anni ist zwar trotzdem halb nackt, aber Jeff trägt – zum Glück – Klamotten.
Er hat einen Block in der einen, einen Kohlbleistift in der anderen Hand und Anni sitzt doch tatsächlich barbusig Modell.
„Hey Mahraw", lächelt Jeff, als wäre das, was sie da gerade machen, das normalste der Welt. Anni quiekt begeistert: „Schau mal, Mara, he draws me like one of his French girls!"
„Das ist ...", suche ich die richtigen Worte, die dieses Titanic Szenario beschreiben könnten. Als ich aber einen Blick über Jeffs Schulter werfe, fällt mir nur eins ein: „Wow!"
Wer hätte gedacht, dass Jeff so gut zeichnen kann? Annis Brüste sehen absolut so aus und auch ihr Gesicht ist toll getroffen.
„Wir dachten uns, das ist cooler als Nacktfotos verschicken", gluckst sie.
„Definitiv", sage ich und sehe Jeffs Strichführung verblüfft zu.
„Wo bleibt ihr denn?", tönt es ungeduldig aus der Küche.
„Er wird sauer, wenn wir die Nudeln kalt werden lassen", beiße ich mir auf die Lippen.
„On our way!", trötet Jeff fröhlich und legt Block und Stift nieder.
„There you go, love", sagte er, als er Anni ihr Shirt reicht und sich die Hände reibt. „Ik hab einen Bäränhunger!"
Wir tigern in die Küche zurück und nehmen brav Platz, bekommen riesige Portionen von Domi vorgesetzt und sind im siebten Himmel.
„Das wird unser Date zum Filme schauen", erzählt Anni hibbelig.
„Zieht man sich da nicht erst während des Films aus?", zwinkere ich.
„Never mind", lacht Jeff. „Hey Mahraw, wir schauen heute noch old Hollywood movies – which one is your fave?"
„Ich mag viele ...", überlege ich laut. „Cary Grant ist nie verkehrt, oder?"
„Ich liebe Cary Grant", schwärmt auch Anni und nimmt einen großen Schluck Wein. „Wir sollten Arsen und Spitzenhauben ansehen, der ist lustig!"
„Und was schauen wir an?", fragt Domi plötzlich mich, weil ja schließlich wir die Übrigengebliebenen sein werden.
„Montagabend und du hast nichts Besseres vor, als mit mir heißem Couchpotatoe fernzusehen?", ziehe ich ihn mit dem Wortlaut seiner Freunde auf.
„Ich wäre für einen Krimi", übergeht er meine Stichelei gekonnt und schaut auf seinem Handy das Programm des Abends durch.
„Criminal Minds?", schlägt er vor.
„Ja, ich lese aber nebenbei", kündige ich an.
Domi sieht mich schräg an. „Und was?"
Ich kann ein Grinsen nicht unterdrücken, als ich kurz in den Flur zu meiner Tasche gehe und daraus die vorhin noch am Kiosk besorgte Vogue, Instyle und Elle hervorhole. Ich komme zurück und knalle die Magazine effektvoll mit einem ‚Tadaa!' auf den Tisch.
Alle drei schauen abwechselnd von den Zeitschriften zu mir, mehr oder weniger irritiert.
„Was ist das?", fragt Domi angewidert.
Anni lächelt: „Stehst du auf Fashion? Wusste ich gar nicht."
Das war nicht böse gemeint, sitzt aber. Sieht denn hier niemand wie Linda, dass ich Modebewusstsein habe?
„Ja, und wie es der Zufall so will ...", sage ich und versuche es spannend zu machen, „treffe ich mich morgen Abend mit einer reichen Dame, die mir wahrscheinlich Geld dafür geben will, dass ich mit ihr durch die Läden ziehe!"
Irgendwie springt gar niemand aufgeregt vom Stuhl, jetzt wo ich meine Neuigkeit geteilt habe.
„Echt jetzt?", fragt Domi schließlich unbeeindruckt.
„Ja!", freue ich mich.
„Sie bezahlt dafür, dass du mit ihr shoppen gehst?", fragt Anni verdutzt und ich nicke begeistert.
„Kling irgendwie schräg", zweifelt Anni, „bist du sicher, dass das kein Missverständnis ist? Vielleicht will sie dir ans Höschen?"
„Quatsch!", schüttle ich den Kopf und fange an zu erzählen, wie sich alles zugetragen hat. Als ich meinen Monolog schließe, schauen die drei immer noch irritiert.
Anni freut sich aber als Erste mit mir. „Ist ja witzig!"
„Das ist dämlich", sagt Domi sofort.
„Hey, studierst du jetzt Architektur oder Erwachsensein?", feixt Anni.
„Ich finde das genial", freue ich mich. „Das könnte sogar Spaß machen!"
„Aber wieso denkt sie, du wärst reich?", fragt Domi skeptisch. „Hast du ihr nicht erklärt, dass das falsch ist?"
„Ich habe es ihr schon versucht zu erklären", wehre ich mich. „Aber sie hat es nicht so ganz verstanden, glaube ich."
„Was soll's?", zuckt Anni mit den Schultern. „Ist doch egal."
„Lügen haben kurze Beine", warnt mich Domi.
„Was soll schon passieren?", winke ich ab. „Ich hab ihr gesagt, ich bin nicht reich – und dann dachte sie, meine Eltern wären es ..."
„Ich muss vielleicht auch mal durch die Maximilianstraße laufen und ältere Damen ansprechen", scherzt Anni. „Wo geht ihr denn morgen hin?"
„Keine Ahnung", gebe ich zu. „Ich lasse es mal einfach auf mich zukommen."
Just in diesem Moment brummt es in meinem BH.
„Das ist sie bestimmt!", krame ich mein Handy unter meinem Oberteil hervor und lese laut.
Wunderbar! Ich kann Sie von meinem Fahrer zuhause abholen lassen? Er bringt Sie dann zum Oberpollinger.
„Bloß nicht", ziehe ich die Luft scharf ein und tippe auf mein Handy.
Nur keine Umstände, ich bin morgen zu der Zeit ohnehin in der Gegend. An der mittleren Bar?
Ich schicke ab und Domi witzelt: „Und schon macht die Lüge es kompliziert."
„Schmarrn", kichert Anni. „Das ist gar nicht kompliziert, das ist megacool!"
Ganz wie es Ihnen lieber ist. Ich freue mich!
„Okay", sage ich und kann's kaum fassen. „Das ist nicht schlecht ..."
„Na dann lies mal schön deine Zeitungen, damit du dich nicht ganz lächerlich machst", grinst jetzt selbst Domi.
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