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11 - Filter


  ⊱─ ⋯ ─⊰ TAG 3 ⊱─ ⋯ ─⊰

[Samstag nachmittags]

  
  
ʝιɱιɳ

Und dann geht das Abenteuer los.
"Yoongi? Ich glaube, es ist am sinnvollsten, wenn wir uns die derzeitige Version einmal zusammen anhören. Und dann entscheidest du, was wir in welcher Reihenfolge bearbeiten. Ich gehe einfach mit und stelle im Zweifelsfalle Fragen, wenn ich nicht kapiere, was du grade machst oder meinst. Passt das?"
  
  

𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Wie peinlich! Ich hätte wenigstens versuchen können, das Zimmer etwas aufzuräumen. Aber in den paar Minuten wäre sogar eine grobe Schadensbegrenzung sehr kläglich ausgefallen. Jimin nimmt es zum Glück locker auf und stellt den Tablettkarton so zwischen uns, dass wir beide dran kommen.
"Ich glaube, das ist das beste, wenn wir das so machen, ja", antworte ich und bin schon fast stolz, dass ich den Satz diesmal ohne Stottern gesagt kriege.

Ich öffne die Datei und schaue fragend zu Jimin.
"Bereit?"
Das Nicken seinerseits bringt mich - wer hätte das gedacht? - etwas aus der Fassung, weil ich in seinen Augen wieder dieses strahlende Funkeln sehe, wie immer, wenn er sich über etwas freut. Ich fange mich schnell wieder, atme ein paar Mal tief durch, aber so, dass er es nicht direkt mitbekommt. Hoffe ich.

Das Lied startet, und ich schließe automatisch meine Augen, um noch konzentrierter zuhören zu können. Den Text, den ich bis dahin habe, spule ich gedanklich einfach mit drauf.
Das Lied endet, und ein zufriedenes Lächeln legt sich auf meine Lippen. Ich bin auch jetzt im Nachhinein noch froh, dass Jimin sich eingemischt hat. Es klingt gut, genau so sollte es werden. Jetzt muss ich nur noch an dem Text feilen.

"Weißt du ...", setze ich an und schaue dabei absichtlich nicht zu Jimin sondern auf den PC-Bildschirm.
"Mir gefällt der Song jetzt echt richtig gut. Danke nochmal, dass du dich unerlaubt eingemischt hast."

  
  
ʝιɱιɳ

Uff. Wie entspannt und konzentriert Yoongi aussieht, wenn er sich in seine Musik fallen lässt! Keine Anspannung, Hektik, Nervosität, Unsicherheit - sein Gesicht ist pure Konzentration und Energie, und das ist ... schön! Ich freu mich schon wieder, denn das bedeutet, dass er ganz bei sich ist und vielleicht auch mir gegenüber nicht mehr so nervös.

Als der Song rum ist, bedankt er sich sogar nochmal für die Einmischung.
"Keine Ursache. Es war ja wirklich frech. Aber ich hatte sofort das Bedürfnis zu tanzen. Und dann bin ich nicht mehr davon losgekommen."
Einen Moment lang sind wir still.

"Darf ich dich was fragen?"
Yoongi nickt bloß.
"Was von diesem Song war als erstes da? Was für eine Atmosphäre willst du rüberbringen? Was an meiner Einmischung ist es, das für dich so viel besser passend klingt - also ... WAS habe ich verändert? Was soll die Kernaussage von dem Text sein? Und woran hängst du grade fest bei dem Text? Ich mein' - damit ich mich besser reinfühlen kann."
Ich habe ja schon ganz viele Ideen für den Text, weil ich den Song inzwischen bestimmt 50, 60 mal gehört habe. Aber das darf Yoongi noch nicht wissen. Also muss ich von SEINEN Vorstellungen ausgehen.

Einen Moment lang halte ich den Atem an, weil mir plötzlich klar wird, dass ich nicht nur das Tanzen und Singen liebe - das Interpretieren eines Musikstückes durch Bewegung, Stimme und Worte. Jeder Song ist wie ein Mini-Theaterstück, wie eine eigene kleine Welt.
Jetzt merke ich, dass ich es genau so spannend finde, die Voraussetzung dafür, sozusagen das Libretto und die Kulisse selbst erschaffen zu können. Ich freue mich auf eine Aufführung aus einem Guss, wenn Musik, Bewegung und Worte nahtlos ineinandergreifen, wenn sich alles ergänzt und gegenseitig unterstützt zu einer perfekten Einheit. Es ist Wahnsinn, das innerhalb einer Woche erschaffen zu wollen. Aber hier und im Moment halte ich alles für möglich.


𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

"Hmmm, also als erstes war diesmal tatsächlich die Melodie da. Sonst ist es ja immer andersrum. Ich hatte diese Melodie im Kopf und dazu ein Bild. Ein Mann, auf den ein Handy gerichtet ist und der mit jedem Filter anders aussieht. Ich fand den Gedanken ganz witzig, habe weiter gedacht und überlegt, ob es denn nur diese Filter gibt, wie wir sie vom Handy kennen. Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es da noch ganz andere gibt. Unsere persönlichen. Jeder betrachtet einen Menschen durch eine Art Brille, und meistens wissen wir das gar nicht. Es ist eher ein unbewusster Prozess, je nachdem, von was wir geprägt wurden, wo wir aufgewachsen sind, welchem Glauben wir folgen und so weiter. Nur leider kriege ich diese Message noch nicht ganz umgesetzt."

Ich hole zwischendurch mal Luft, sortiere Sätze neu, aber an sich rede ich sehr sicher. Das ist schon fast ungewöhnlich, wenn Jimin neben mir sitzt. Aber ich werfe auch erst jetzt wieder einen Blick zur Seite und sehe, dass seine ehrlichen Augen auf mich gerichtet sind. Und wieder diese Nervosität! Gibt es dafür keinen Aus-Schalter!?

  
  
ʝιɱιɳ

Allmählich frage ich mich, was mit mir hier eigentlich passiert. Während Yoongi mir vom Entstehungsprozess des Songs bisher, von seinen Gedanken dazu und von seiner Schwierigkeit mit der Message erzählt, ist er ganz bei sich - und ich auch. Es ist, als ob seine Worte in mir schwingen. Ich möchte am liebsten in ihn reinkriechen, um ihn auch wirklich bis ins kleinste verstehen zu können. Ja, ich habe das Bedürfnis, mit ihm seinen Song zu fühlen. Und das ist ... ein bisschen seltsam und wunderschön zugleich?
Ich bin in einer tollen Familie mit einer klasse Schwester aufgewachsen, hatte in der Schule und im Tanzstudio immer Anschluss, immer Freunde und Freundinnen. Aber ich habe noch nie, wirklich noch nie so sehr das Bedürfnis gehabt, einen Menschen ganz zu verstehen und mich ganz einfühlen zu können. Fast ist es, als wäre dieser Song magisch und in mir würde eine Schranke fallen, von der ich bisher nicht mal wusste, dass sie da ist.

Ich weiß nicht, was ich antworten soll, obwohl die Pause schon viel zu lange dauert. Also quassele ich einfach drauflos.
"Entschuldige mein langes Schweigen. Ich war so vertieft in deine Erzählung und musste erstmal in mich reinlauschen. Das ... ist so faszinierend! Wenn ich darüber nachdenke, gibt es ganz, ganz viele Filter.
Ein Autor schreibt ein Buch und hat sehr genaue Vorstellungen von seinen Charakteren. Aber der Leser entwickelt vor seinem eigenen, persönlichen Hintergrund eine unter Umständen völlig andere Vorstellung von den Figuren des Romans.
Ein Popstar fängt jung an, findet mehr Beachtung, steckt Niederlagen ein und hat Höhenflüge, er entwickelt sich menschlich und musikalisch immer weiter. Aber die Fans, jeder ab dem Punkt, wo er anfängt, diesen Star zu mögen - die Fans haben ein ganz bestimmtes Bild von 'ihrem' Star, das sie am liebsten nie wieder hergeben würden.
Wenn ich mir die Idols ansehe - was die alles aushalten müssen! Lauter Filter. Lauter bunte Brillen, und die meisten Fans oder Hater weigern sich standhaft, ihre Brillen irgendwann wieder abzusetzen."
Ich bin fast außer Atem, so sehr purzeln meine Gedanken aus meinem Mund.

"Ich bin noch ganz am Anfang meines Studiums und habe keine Ahnung, wo ich künstlerisch mal landen werde. Aber ich glaube, dass man als bekannter Künstler da nur mit viel Selbstbewusstsein und guter Erdung heile durchkommt. Ich vermute, man muss zu der Einstellung kommen:'Ich bin wie ich bin. Und pass auf! Ich werde sehr viel mehr Einfluss auf dich nehmen, als du auf mich. Weil mir nämlich die Gefahr, mich zu verlieren, bewusst ist.'
Wenn ich das nicht aus den Augen lasse, kann ich spielen. Mit meinen Rollen, mit meinen Facetten. Ich kann es für die Fans spannend machen, ohne mich selbst zu verbiegen."

Ich verstumme abrupt, und manches von dem, was da grade aus mir rausgesprudelt ist, ist mir tatsächlich erst beim Reden so bewusst geworden. Das hat alles plötzlich eine Tragweite! Für diesen Song im Kleinen - und für mein Leben als Künstler im ganzen. WOW! Irre!

Endlich bin ich wieder in der Lage, meine Umgebung wahrzunehmen. Und dabei entdecke ich einen Yoongi neben mir, der alle Nervosität vergessen zu haben scheint. Er schaut mich interessiert an, aber gleichzeitig kann ich auch sehen, wie er in sich hineinlauscht, dem Klang und dem Inhalt meiner Worte nachspürt.
Ich bin unglaublich berührt und fühle mich beschenkt von diesem intensiven gemeinsamen Arbeitsprozess.


𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Die Gedanken in meinem Kopf überschlagen sich. Und es dauert wieder endlose Schweigeminuten, bis sich aus dem Gedankenwirrwarr klare Sätze bilden.

"Das ist es!", rufe ich euphorisch aus.
Ich ... euphorisch? Aber es ist so! Das hat die ganze Zeit gefehlt. Das war der springende Punkt! Sich selbst nicht verlieren, und trotzdem mit den Filtern spielen.
"Jimin! Du bist genial!", werfe in noch hinterher und fange im selben Moment an, wie ein Bekloppter Sätze und Gedanken aufzuschreiben. Das mache ich natürlich wie immer auf einem Blatt Papier, weil ich meine Gedanken dort besser ausschweifen lassen kann.

Nach einigen Minuten ist mein Kopf leer, dafür aber ganze drei Seiten mit krakeliger Schrift gefüllt. Ich bin voll drin, blende alles um mich herum aus, ich liebe es! Das ist das reinste Hochgefühl und mit nichts zu vergleichen.
Danach bin ich allerdings ausgepowert, lehne mich in dem Schreibtischstuhl nach hinten, schließe die Augen und atme angestrengt aus.

  
  
ʝιɱιɳ

Ich erschrecke beinahe bei Yoongis euphorischer Reaktion. Und gleichzeitig freue ich mich wie Bolle, dass es so flutscht, und dass Yoongi so glücklich ist. Dann mache auch ich mich daran, mir Notizen zu machen, damit ich das nicht so schnell vergesse.

Zweierlei wird mir dabei bewusst. Jetzt, wo ich Yoongis Gedanken zu dem Song kenne, sind alle meine Ideen zu den Lyrics wie weggeblasen. Nichts davon würde jetzt noch passen.
Und: das alles gilt nicht nur für "Star und Fan". Yoongi und ich tun schon ein ganzes Semester lang exakt das selbe! Wir haben uns von unserem jeweils ersten Eindruck so beeinflussen lassen, dass wir diese Bilder, diese Filter kultiviert haben, bis wir völlig blind waren für all die faszinierenden Facetten des jeweils anderen.

Es gibt nicht nur den muffeligen, stummen, unausgeschlafenen Yoongi. Oder den kritikfähigen, zupackenden Koch-Yoongi. Oder den nervös-schüchternen Schnuckelig-Yoongi. Oder den genialen Musiker. Oder den scharfen Analytiker. Oder ... Das ist alles das Farbenspiel EINER Persönlichkeit. Und genau darum fällt es uns so leicht, irgendeinen dieser Filter vor die Linse zu schieben und alles andere zu ignorieren - es ist ja immer ein Körnchen Wahrheit drin!

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20.6.2021

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