Es war ein paar Tage her, dass wir Fiona gefolgt waren und sie mit Jenny gesehen hatten. Die beiden Frauen hatten sich auf die Wange geküsst und waren sehr vertraut miteinander umgegangen. Wir vermuteten, dass die beiden ihre Ehemänner betrügen könnten. Nun war ich hergefahren, um July zu unterstützen, wenn sie mit ihren Eltern sprach.

»Bleibst du bei mir?«, flehte July mich an, als ich gerade von meinem Moped stieg.

»Natürlich.« Ich legte einen Arm um sie, als ich bei ihr angelangt war.

»Danke.«

July schloss die Tür auf und wir gingen gemeinsam hinein.

»Jack! Fiona!«, rief July.

»Ja, was ist denn, Juliette?«, fragte Mister Smith, der in den Flur eilte. Felix kletterte gerade auf seiner Schulter herum und er hielt ihn mit beiden Händen fest.

»Können wir reden? Mit Fiona?«, bat July.

»Natürlich. Ich bringe die Kleinen nach oben.«

July führte mich ins Wohnzimmer, um dort auf ihre Eltern zu warten.

Sie kamen gemeinsam durch die Tür.

»Was ist denn, July?«, fragte Mister Smith besorgt.

»Ich habe dich gesehen, Fiona. Als du bei Jenny warst. Und zwar nicht zum ersten Mal.«

»Was?« Fiona schaute sie verwirrt an.

»Du hast Jenny besucht. Die von der Hochzeit.«

»Natürlich, wir sind Freunde.«

»Aber du hast niemandem gesagt, wohin du gehst. Mir zumindest nicht. Du hast immer gelogen. Jack, ich glaube, Fiona betrügt dich mit Jenny.«

»Was?« Fiona lachte.

»Oh, ich glaube, ich weiß, was Juliette meint.« Mister Smith lachte. »Juliette, du hast die beiden gemeinsam gesehen.«

»Sie haben sich auf die Wange geküsst«, rief July. Ich legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm.

»Sie sind so vertraut, weil die beiden sehr gut befreundet sind. Sie kennen sich schon ewig«, erklärte Mister Smith.

»Aber warum hält sie es geheim, wenn sie Jenny besucht?«

»Ich wollte nicht, dass jemand davon fährt«, sagte Fiona. »Jenny hat ein Problem und ich helfe ihr.«

»Ach ja?« July zog die Augenbrauen nach oben.

»Sie wird von Gavin misshandelt und deshalb besuche ich sie heimlich. In Dörfern wird alles sofort herumgetratscht, also wollte ich nicht, dass irgendjemand davon weiß.«

»Gavin misshandelt Jenny?« Ungläubig riss July ihren Mund auf. »Warum haben die beiden dann geheiratet?«

»Gavin hat sie gezwungen. Das habe ich erst nach der Hochzeit herausgefunden. Gavin hatte anscheinend selbst einen gewalttätigen Vater und eine Mutter, die ihn vergewaltigt hat. Statt die beiden anzuzeigen, überträgt er jetzt alles auf seine Frau. Und Fiona weiß nicht, wie sie da rauskommen sollte. Sie konnte sich endlich überwinden, zur Polizei zu gehen. Sie hatte nur Angst, dass niemand ihr glauben würde, weil sie ihn doch vor Kurzem geheiratet hat.«

»Oh. Oh.« Mehr sagte July nicht.

»Das tut mir sehr leid für Jenny«, schaltete ich mich ein.

»Und du wusstest davon?«, fragte July Mister Smith.

»Ja, Fiona hat sich mir anvertraut, weil sie nicht weiterwusste. Ich habe die beiden im Hintergrund unterstützt und ihnen geraten, die Polizei einzuschalten.«

»Und hat es geklappt oder bekommt Gavin keine Strafe?«, fragte July.

»So weit sind die noch nicht. Sie haben Gavin gestern aus der Wohnung mit auf das Revier geholt und wollen bei ihm und Jenny Befragungen durchführen. Fiona muss wahrscheinlich auch eine Aussage machen.«

»Es tut mir leid, Fiona. Ich hätte zuerst mit dir reden sollen«, sagte July entschuldigend.

»Und ich hätte ehrlich mit dir reden sollen«, meinte Fiona.

July und Fiona standen auf und fielen sich in die Arme.

»Wir sollten uns versprechen, ehrlich miteinander umzugehen, ja?«

»Auf jeden Fall. Und bitte halte uns auf den Laufenden, wie es Jenny geht und was mit ihr und Gavin passiert.«

»Natürlich.«

Ich stahl mich davon, um nicht weiter zu stören.