Erinnerungen
Nur ein kleiner Text, den ich vor einer Weile geschrieben habe
„Das ist nicht mein Leben", sage ich. Meine Stimme zittert, schwingt zu sehr von Ton zu Ton, stockt zu schnell, zu unregelmäßig, als das es beabsichtigt klingt.
„Es ist eine Welt, geformt aus meiner Fantasie, vor so langer Zeit, dass sie verwelkte, die Farbe verschwand, blasser wurde. Bis ich sie vergessen habe, um in ihr unterzutauchen, mich zu entspannen. Erst beim Entstauben, Löschen aller Erinnerungen, da ist sie aus der hintersten Ecke des Schrankes gepurzelt. Sie war so grau, so einsam, dass ich mich nach ihr streckte, sehnte, vielleicht, weil sie mein Leben beschreibt, vielleicht, weil mein Blick sich immer auf das „schlechte" lenkte. Oder aber die Einhörner wollen ihren Spaß, nicht nur, wie ich in mir selbst ertrinke.
Aber vielleicht ist es das. Wahrscheinlich. Darum scheint sie so bezaubernd, zieht mich in ihren Bann. Mein Leben ist echt jämmerlich. So sehr, dass ich es beinahe wieder lustig finde."
Ich merke das Salzige auf meiner Haut erst, als es zart meine Lippen erkundet und auf meine Schultern tropft. In stiller Übereinkunft mit mir selbst bleibt das Schluchzen, Schulterbebben, zugeschnürte Kehle, rötliche Augen, aus. Es ist nicht wie abends, wenn ich im Bett liege und verzweifelt auf Tränen hoffe, die mir zeigen, wie schrecklich ich bin. Wie schwach. Dieses drycry –wie ich es nenne, um meinen Gefühlszustand zusammenfassen zu können- ist normal. Wahrscheinlich ist das das Schlimmste daran. Diese Angewohnheit, die ich verabscheue und gleichzeitig nicht loslassen will. Nie loslassen werde.
Tränen zeigen mir die Realität. Der Grund, warum ich weine, ist mir schleierhaft. Ich habe keine Schmerzen, weder seelisch noch physisch. Oder ich habe einfach die ganze Zeit Schmerzen und stempele sie als Alltag ab. Vielleicht, vermutlich sogar weine ich nur leise –obwohl ich viel lieber schreien würde- damit ich keine Schwäche zeige. Damit ich stark bin. Aber es gibt niemanden, der meine Stärke bewundert, gab es nie, wird es nie geben.
Das ist wohl der Hauptnenner. Der verdammte gemeinsame Hauptnenner für die Gleichung, der einem erst zehn Sekunden vor Abgabe der Arbeit einfällt.
Es sind diese Vielleichts. Ich kann meine Gedankensätze nicht nachvollziehen –zu schnell kommt das vielleicht und ich kann vorheriges nicht zu Ende denken-, meinen Körper und seine Taten ebenso wenig. Ich halte mich für kompliziert, finde mich zu anstrengend um es länger mit mir auszuhalten. Trotzdem schiebe ich die Schuld auf andere.
Ich würde nicht sagen, dass ich eine multiple Persönlichkeit(sstörung) habe, aber es fühlt sich an, als hätte ich mehrere Körper. Mit denen ich trotzdem nur denke und schwachsinniges tue. Mit denen ich nur noch müder bin.
Das Fenster schleißt mit einem Ruck.
Wieder haben mich meine Gedanken überrollt, wie der LKW, der über die Schlaglöcher brettert und dessen Fracht sicherlich schon zum dritten Mal zu Bruch gegangen ist.
Wieder habe ich einen inneren Monolog geführt, obwohl ich daran eigentlich nicht beteiligt war. Die Gedanken die Oberhand hatten, am längeren Hebel saßen.
Einen äußeren Monolog, wenn es sowas überhaupt gibt, führte ich wohl mit der Zahnbürste –die immer noch unberührt gelangweilt war- auf der Badkommode.
Ich drehe mich von der Schneewelt draußen weg. Was haben wir gelernt? Ich bin kompliziert.
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