Kapitel 2
Die Bustüren öffneten sich mit einem lauten Quietschen und Louis trat schnell heraus, atmete tief durch. Himmel, er würde sowas von das Fahrrad nehmen.
Doncaster war nicht sonderlich groß. Es war also kein Wunder, dass Louis nach zwei Minuten vor seiner Haustüre stand und in seinem schwarzen Rucksack nach dem Schlüssel kramte. Es dauerte geschlagene drei Minuten und achtundzwanzig Sekunden, bis er bemerkte, dass er den Schlüssel diesen Morgen in seine Hosentasche gesteckt hatte.
Er blickte sich um, ob jemand ihn bei dieser Peinlichkeit beobachtet hatte, dann griff er in die große Tasche seiner Hose und zog ein Schlüsselbund hervor, an dem, außer drei Schlüsseln, nur ein Band hing, an dem Louis es sich um den Hals hätte hängen können. Das machte er aber nie, sah nämlich scheiße aus.
Drinnen war es angenehm kühl und Louis schloss sofort die Tür wieder, damit sich das Haus nicht erwärmte. Er ließ seinen Rucksack hinter der Tür auf den Boden fallen und kickte sich die Schuhe von den Füßen.
Er sprintete die Treppe hoch, in sein Zimmer, und schälte sich aus der komischen Hose, dem weißen Hemd und der, in den Schulfarben, gestreiften Krawatte. Dann zog er ein altes T-Shirt und eine kurze Jeans aus seinem Schrank, der eher einer Kommode ähnelte, und trottete wieder runter.
Und räumte er seine Flasche aus und stellte seinen Rucksack auf die Treppe.
Dann ließ er sich mit einem Wassereis in der Hand auf das Sofa fallen und seufzte zufrieden. Ja. So ließ es sich leben. Er nahm sein Handy hervor, während er an dem kalten Eis lutschte, und öffnete Instagram. Diesen Harry konnte er hier bestimmt finden.
Er probierte wirklich alles aus. Er gab alles ein, was Harrys potentieller Instagram Name sein könnte. Sogar „süßer Junge aus der Doncaster High School". Aber nichts.
Und dann fiel ihm ein, dass er diesen Jungen noch nicht einmal gesehen hatte. Wie sollte er ihn denn erkennen?
Keine Minute später waren Niall und Liam beide online. Louis hatte in ihren Gruppenchat eine Nachricht geschrieben, auf die seine beiden besten Freunde nur gewartet hatten. Ihr wisst doch, wie dieser Harry aussieht, oder? Könnt ihr den auf Insta finden? Und ich stehe nicht auf ihn!
Natürlich stand Louis nicht auf ihn. Er kannte ihn ja nicht.
Nach fünf Minuten, in denen Louis ungeduldig noch ein weiteres Wassereis gegessen hatte, schickte Niall einen Link mit den Worten Ich will aber Trauzeuge sein.
Louis rollte mit den Augen und bedankte sich schnell, dann drückte er mit klopfendem Herzen auf den Link.
Instagram öffnete sich und lud eine Weile, Louis starrte angespannt auf den kleinen Kreis, bis sich ein Profil vor ihm auftat. Privat. Klasse.
Er ist privat schickte Louis in ihre Gruppe.
Niall antwortete mit einem Screenshot. Eine Nachricht von Instagram, die sagte „harold_stls hat deine Abo-Anfrage angenommen".
Louis schmiss fast sein Handy weg. Wie hast du das gemacht???
Mich kennt man eben, antwortete Niall mit einem lachenden Emoji.
Louis rollte die Augen. Doch dann schickte Niall eine Bildschirmaufnahme. Von Harrys Account. Louis war kurz davor, Niall ein Herz zu schicken.
Aber er konnte sich beherrschen. Danke, Kumpel!
Mit vor Aufregung ganz schnellem Atem öffnete Louis das Video. Auf Harrys Account waren bloß ein paar Bilder. Ganz oben drei scheinbar aktuelle, denn das letzte war vor ein paar Tagen gepostet worden, das hatte Niall ihm gerade geschrieben, und auf den anderen sah er gleich aus.
Eins war mit einem Mädchen in seinem Arm, dass einen von diesen komischen Collage Hüten aufhatte, von denen Louis sich nie merken konnte, wie sie hießen.
Sein Mundwinkel zuckte. War das Harrys Freundin? Er pausierte das Video und hielt sein Handy näher an sein Gesicht, um zu entziffern, was die Bildunterschrift war. „meine Schwester hat heute ihren Abschluss gemacht. Sie ist voll schlau und so."
Die anderen beiden zeigten ihn einmal neben einem eigentlich nett aussehenden Typen, der scheinbar Kevin hieß, und dann noch, wie er jemandem die Haare abrasierte.
Weiter unten in Nialls Video waren nur noch ein paar Posts, wo man ihn entweder nicht erkannte, weil er zum Beispiel eine Decke oder ein Blatt Papier vor dem Gesicht, und darüber eine Sonnenbrille hatte, oder man sah ihn als Kind.
Als das Video zu Ende war, lehnte sich Louis zurück und stieß die Luft aus, als wäre er gerade einen Marathon gelaufen. Himmel noch eins, dieser Junge war wirklich schön. Aber er wusste nicht einmal, dass Louis existierte.
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