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Müde reibt sich Taehyung den Schlaf aus den Augen und muss sich orientieren. Wo zum Henker ist er? Der Schwarzhaarige möchte sich aufsetzen, doch sein Kopf scheint da nicht ganz so davon begeistert zu sein. Mit einem zischen aus seinem Mund und die Hand an der Stirn, steht er schließlich auf.
Es ist hier so dunkel, dass man fast nichts erkennt. Wie spät ist es? Welcher Tag ist heute? Was ist passiert? Diese und noch mehr Fragen spuken dem Geschäftsmann im Kopf herum.
So langsam kann er schwammig die Umgebung wahrnehmen und sie kommt ihm irgendwie bekannt vor. Er ist bei Jimin. Okay, das ist schon mal gut. Ein erleichtertes Seufzen entweicht seiner Kehle.
Doch warum lag er gerade noch mit einer Decke auf dem Boden? Langsam tastet er sich in die Richtung vor, in der er die Küche vermutet.
Ja, etwa hier müsste sie sein. Warum ist er hier auch so stockfinster? Dann stolpert er und fällt fast zu Boden. Gerade so kann sich aber noch fangen.
»Autsch, verdammter Mist.«
»Sorry. Ich wusste nicht, das hier noch jemand liegt.«
»Taehyung?«
»Jungkook?«
»Hast du mich gerade getreten?«
»Doch nicht mit Absicht!«
»Schon gut. Wo sind wir hier und was ist passiert?«
»Bei Jimin. Ansonsten habe ich keine Ahnung.«
»Kannst du mir auf helfen?«
Taehyung nickt. Aber wegen der Dunkelheit sieht Jungkook es nicht wirklich. Der Braunhaarige streckt seine Hände aus und versucht, nach dem Älteren zu greifen.
Auch er tastet mit den Armen in der Luft rum. Schließlich finden ihre Hände zueinander und Taehyung zieht ihn mit einem Ruck hoch. Das es so schnell ging, damit hatte Jungkook nicht gerechnet und hält sich an den Schultern des Älteren, um nicht wieder hinzufallen.
Sie sind sich so nah, dass sie in die Augen des anderen sehen können. Es ist schwach, doch erkennen sie beide dieses Funkeln bei dem jeweils anderen. Sekunden vergehen.
Niemand scheint zu atmen. Auch macht keiner irgendwelche Anstalten sich von dem Anderen zu entfernen. Im Gegenteil. Taehyungs Hände klammern sich an die Taille des Jüngeren, während dieser sich fester an die Schulter krallt.
Er glaubt den Herzschlag Jungkooks gegen seine Brust spüren zu können. Oder ist es doch sein Eigenes? Taehyung ist sich nicht ganz sicher.
»Guten Morgen, jemand da?«, meldet sich eine verschlafene Stimme aus der anderen Ecke. Sofort entfernt sich Taehyung von Jungkook und räuspert sich.
»Morgen Hobi. Jungkook und ich sind da. Ist es überhaupt Morgen? Was weißt du?«
»Das ist eine verdammt gute Frage. Wo sind wir?«
»Bei Jimin. Aber frag mich nicht wie!«
»Oh man. Ist es schon 08.00 Uhr?«
»Wow, wie dämlich kann man sein?«
»Hey, eine ganz normale Frage.«
»Natürlich ist es nach Acht. Ich vermute es ist Mittag. Wenn nicht sogar später.«
»Was? Was haben wir getrieben?«
»Ich dachte, du könntest uns helfen.«
»Ne, ich fühl mich als hätte ich ne ganze Flasche Tequila gesoffen und den größten Filmriss meines Lebens. Laterne, Gesang. Ich hab keine Ahnung.«
Taehyung schaltet ohne Vorwarnung das Licht an. Alle verdecken sich sofort die Augen und ein unzufriedenes Stöhnen und Brummen schallt durch den Raum. Er sieht sich kurz im Wohnzimmer um und muss lachen.
»Natürlich. Jimin hat es sich in seinem Bett bequem gemacht. Während wir hier auf dem Boden versauern.«
»Ich bin zu alt für den scheiß.«
»Du bist 24!«
»Sag ich doch. Als ob du nachher nicht wegen deinem Rücken jammerst. Mit deinen 27.«
»Klappe, Hobi.«
»Jetzt seid beide mal ruhig. Ich hab in der Küche, Tabletten und Wasser gefunden. Und es ist 10.23 Uhr.«, verkündet Jungkook. Alle nehmen einen kräftigen Schluck und würgen die Tabletten runter.
Danach überlegen sie, was geschehen ist. Alle sind sich einig, das sie nach der Arbeit noch in diesen Laden gingen. Sie haben gegessen und der Besitzer hat eine Runde Schnaps ausgegeben. Danach wird es schwierig für jeden Einzelnen.
»Ich vertrage doch nichts! Wie konnte das passieren?«, flucht Taehyung und ist auf sich selbst sauer, weil er seine Kontrolle verloren hat. Wer weiß, was er alles angestellt hat?
Währenddessen fängt Hoseok langsam an sich zu erinnern und grinst wie ein Irrer.
»So ist das, wenn man sich fallen lässt.«
»Sag mir nicht, ich hab was angestellt?«
»Nicht direkt. Aber viel fehlte nicht mehr.«
»Hobi! Rede! Was weißt du?«
»Naja, du hast einer Straßenlaterne einen Heiratsantrag gemacht.«
»WAS?«
»Moment. Also. Wir sind aus dem Laden raus. Es war schon hell. Logisch. Auf dem Weg hier her, warst du enttäuscht, das die Laternen nicht leuchten. Schließlich sollten sie das. Denn wenn man feiern geht und nach Hause kommt, erhellen sie dir den Weg. Deine Worte.«
»Du verarscht mich, oder?«
»Ne. Du hast einer Laterne angeboten, sie zu heiraten, damit sie endlich angeht.«
»Oh mein Gott. Ich will mich vergraben.«
Taehyung verdeckt sein Gesicht in den Händen. Das kann doch nicht wahr sein. Wieso erinnert er sich so an gar nichts? Jungkook hingegen, lacht so sehr, dass ihm die Tränen kommen.
»Oh Jungkook. Du bist ganz still.«
»Was? Warum? Was hab ich gemacht?«
»Du hast die Laterne verprügelt. Naja, eher wolltest du sie erwürgen.«
»Warum das denn?«
»Wirklich, Jungkook? Du willst wissen warum?«
Schüchtern schüttelt Jungkook den Kopf. Wie konnte das nur so aus dem Ruder laufen? Alle versuchen, ihre Gehirnzellen anzustrengen. Doch es kommen keine neuen Erinnerungen hinzu.
Nacheinander gehen sie ins Bad und machen sich, so gut es eben geht, frisch. Jungkook als Erster und Taehyung kurz drauf.
Als Taehyung, mehr schlecht als recht, wie ein neuer Mensch aus dem Bad kommt, möchte er dem Jüngeren vorschlagen, ihn nach Hause zu bringen.
Doch er ist nicht zu sehen. Er fragt Hobi, der nach was Essbarem sucht, wo er ist. Dieser antwortet ihm, dass er gegangen ist. Jungkook wollte schnellstmöglich nach Hause.
Taehyung hatte gehofft, sie könnten noch mal miteinander sprechen. Seufzend verabschiedet er sich von dem Rothaarigen. Auf Jimin zu warten, bis dieser endlich aufsteht, hat er keine Lust. Hoffentlich steht sein Auto noch bei der Firma. Er will sich gar nicht ausmalen, wenn er betrunken gefahren wäre.
Erleichtert darüber, dass sein Wagen noch an Ort und Stelle steht, fährt er nach Hause. Eine richtiges Vollbad und ein gutes Essen von Yuna braucht er dringend. Sie wird ihn wahrscheinlich wieder ausfragen und denken er hat so viel gearbeitet. Das bedeutet Ärger.
Vorsichtig öffnet er die Haustür und steckt seinen Kopf durch. Er benimmt sich wie ein Teenager, der nach der Sperrstunde nach Hause kommt und nicht erwischt werden darf.
Als er denkt, nichts zu hören, betritt er den Flur und schließt die Tür. Als er sich umdreht, fällt ihm vor Schreck der Schlüssel aus der Hand.
»Auch mal wieder da?«
»Herrgott, Yuna! Erschreck mich nicht so! Solltest du nicht beim einkaufen oder so sein?«
»Solltest du nicht zu Hause sein?«
»Ich bin schon groß, ich darf das.«
»Sagt wer?«
»Ähm? Ich?«
»Träum weiter! Also, wo warst du und warum stinkst du so nach Kneipe?«
Taehyung erklärt Yuna, was passiert ist. Zumindest den Teil, an den er sich erinnert und Hobi ihm erzählt hat. Ob das mit der Laterne so stimmt, weiß er auch noch nicht.
Yuna kriegt sich nicht mehr ein. Sie lacht so sehr, dass sie nicht mehr richtig atmen kann. Taehyung findet es immer noch nicht so lustig. Er ist ein seriöser Geschäftsmann. Hoffentlich hat ihn keiner gesehen oder gar erkannt. Das wäre schlecht für die Firma. Oh je, warum hat er sich nur so gehen lassen?
»Habt ihr denn keine Videos oder Fotos gemacht?«, fragt Yuna, nachdem sie sich etwas beruhigt hat. Aber natürlich, denkt sich Taehyung. Warum sind drei erwachsene Männer nicht gleich darauf gekommen?
Schnell zückt er sein Handy und sieht sich die Galerie an. Und tatsächlich. Es wimmelt nur so von Dateien, an diesem Morgen. Yuna ist neugierig und will mit gucken. Doch Taehyung versucht sich zu wehren.
»Mensch, stell dich nicht so an.«
»Was, wenn da was drauf ist, was du nicht sehen sollst?«
»Echt jetzt? Ich hab dich praktisch großgezogen. Es gibt nichts, was ich nicht schon gesehen hätte.«
»Du solltest deine Erziehungsmethoden mal überdenken. Sieh nur, was aus mir geworden ist!«
»Ein hübscher junger Mann, der endlich anfängt Spaß zu haben und das Leben genießt. Ich hab alles richtig gemacht. Du musst es nur noch umsetzen, mein Lieber. Gib mir nicht die Schuld, wenn du einen Stock im Arsch hast.«
Schnell schnappt sich Yuna das Telefon, da Taehyung unaufmerksam war. Diese Wortwahl ist er von seiner Haushälterin nicht gewohnt und starrt sie mit großen Augen an.
Sie setzt sich auf einen Hocker. Yuna macht das erste Video auf und tatsächlich ist die Story mit der Laterne wahr. Sogar ein Ständchen hat er ihr vorgesungen. Er möchte gar nicht wissen, was auf den anderen Videos zu sehen ist.
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