②⑤
In diesem Teil geht es, wie im vorherigen Kapitel angesprochen, um Missbrauch. Solltest du Probleme damit haben, kannst du dieses Kapitel skippen und im nächsten weiterlesen.
Um es sich etwas gemütlicher zu machen, sitzen die Drei auf der Couchlandschaft, die in der Ecke des Arbeitszimmers steht. Jin hat eine Kanne Tee zu Beruhigung gemacht. Den werden sie brauchen.
»Bist du bereit, Tae? Nimm dir so viel Zeit die brauchst. Wenn du eine Pause brauchst, mach sie. Wenn es dir zu viel wird, hör auf.«
»Verstanden.«
»Jungkook und ich sind für dich da. Du musst nicht allein da durch.«
»Können wir jetzt anfangen, bitte?«
»Natürlich. Bereit, wenn du es bist.«
Noch einmal atmet Taehyung tief durch. Für ihn gibt es kein Zurück mehr. Er muss sich seiner Vergangenheit stellen. Und wenn es mit Jungkook was werden soll, dann muss er wissen, woran er bei Taehyung ist.
Der Gedanke daran, das Jungkook ihn deswegen verlassen könnte, schmerzt. Doch lieber jetzt als später. Noch hätte er vielleicht die Chance, über Jungkook hinweg zu kommen.
»Wie du ja weißt, war ich damals schon als Teenager wild auf das Arbeiten. Immer wollte ich etwas zu tun haben. Das gab mir das Gefühl, etwas geleistet zu haben. Einfach nur die Schulbank drücken, war für mich nichts. Darum habe ich neben der Schule immer mal wieder ein Praktikum in verschiedenen Firmen gemacht. Ich habe mich sogar bei Firmen in Seoul beworben.«, fängt Taehyung zu erzählen an. Nervös rutscht er immer mal wieder auf seinem Platz herum.
Es ist alles andere als einfach, darüber zu reden. Niemals hat jemand anderes etwas darüber erfahren und sein Geheimnis wurde sicher bewahrt.
Jimin und Yuna haben davon keine Ahnung. Eigentlich hatte Taehyung auch nicht vor gehabt, es jemals zu erzählen. Doch die Situation gestern hat ihm gezeigt, dass es sein muss.
»Mein Vater war nicht so begeistert davon. Er war immer der Meinung, das ich einmal die Firma in Daegu übernehmen sollte. Doch er lies mir meine Freiheiten. Ich wollte mir was eigenes Aufbauen und erschaffen. Daher war es für mich schon früh klar gewesen, meine eigene Firma zu gründen. Schon immer war ich an Technik und das drum herum interessiert.
Zum Ende des Schuljahres bekam ich eine Antwort von einer der Top Firmen in Seoul und konnte zum Ferienbeginn für drei Wochen mein Praktikum absolvieren. Ich war tierisch aufgeregt und hatte mich unglaublich gefreut. Jimin war da nicht so begeistert. Wir kennen uns von klein auf und waren nie länger als einen Tag von einander getrennt.
Drei Wochen waren also für ihn wie ein Weltuntergang. Es ging zwar nicht ganz ohne Drama, aber es ist nun mal Jimin. Er freute sich natürlich für mich. Doch das Gemecker, das er sich zu Tode langweilen würde, ließ er nicht aus.«, spricht er weiter.
Jungkook hört ihm aufmerksam zu und die Tatsache, dass er Taehyungs Hand hält, beruhigt den Schwarzhaarigen sehr. Er liebt die zierlichen Finger des Braunhaarigen und ist regelrecht süchtig nach seinen Berührungen.
Taehyung atmet nochmal tief durch, sieht Jin an, der ihm aufmunternd zu nickt. Er muss es jetzt hinter sich bringen, denn das war der einfache Teil seiner Geschichte.
»Der Tag meiner Abreise war gekommen und ich setzte mich in Daegu in den Zug. Eigentlich wollte ich mich während der Fahrt etwas ausruhen, aber ich war zu aufgeregt. Ausruhen konnte ich mich im Hotelzimmer auch noch, dachte ich mir.
Nach einigen Stunden bin ich endlich am Bahnhof angekommen und war erst mal überwältigt. Seoul ist doch etwas anders als die Ecke, in der ich aufwuchs.
Direkt machte ich mich auf die Suche nach dem gebuchten Hotel. Ich war ein wenig überfordert. Erstmal aus dem Bahnhof raus zu kommen, war schon eine Herausforderung für mich. Alles war so riesig und es wimmelte nur so von vielen Menschen. Es war aufregend.
Dann kam es so, wie es kommen musste. Natürlich hatte ich mich verlaufen. Zu meinem Pech, bin ich in einer Gegend gelandet, die etwas ruhiger war. Zu ruhig. Ich sah mich etwas um und dachte, hier möchtest du nicht länger bleiben.
So schnell es ging, nahm ich meine Beine in die Hand. Dann habe ich ein paar Jugendliche in meinem Alter entdeckt. Bin also auf sie zugegangen und wollte sie nach dem Weg fragen. Doch leider hatten sie etwas anderes im Sinn.
Sie kesselten mich ein. Es waren fünf Jungs. Nervös sah ich umher, um vielleicht irgendwie abhauen zu können. Aber ich hatte keine Fluchtmöglichkeit mehr. Du kannst dir nicht vorstellen, welche Panik ich bekommen habe.«
Taehyung nimmt einen Schluck von dem Tee. Seine Kehle fühlt sich staubtrocken an. Jungkook ahnt, was kommen wird. Er hatte ja schon solche Gedanken und es zerreißt ihm innerlich das Herz, da sich seine Vermutungen bestätigen werden. Niemals hätte er geglaubt, das Taehyung in solch eine Situation geraten konnte. Niemand sollte so etwas je erleben müssen.
»Taehyung, möchtest du eine Pause?«, fragt Jin besorgt. Er kennt es nur zu gut, wie schwer es ihm fallen muss. Schon viele Kids hat er durch solche Gespräche begleitet. Und jedes Mal fällt es auch Jin unheimlich schwer.
»Nein. Es geht schon. Ich möchte weiter reden.«, widerspricht Taehyung. Er sieht sein Häschen an und dieser nickt einverstanden, das Taehyung weiter machen kann. Er atmet nochmal tief ein und erzählt weiter.
»Sie kamen mir immer näher und dieses Grinsen auf ihren Gesichtern war ekelhaft. Plötzlich hielten mich zwei von ihnen fest und drängten mich an die nächstgelegene Wand. Mit Händen und Füßen habe ich versucht mich zu wehren. Doch ich hatte keine Chance.
Da ich ihnen anscheinend zu viel gezappelt habe, zerrten sie mich in eine Ecke, wo niemand auf die Idee kommen würde, freiwillig dahin zu gehen. Sie fassten mich an. Einer nach dem anderen. Packten mich grob am Hals, schnürten mir immer wieder die Luft ab. Drückten mich hart an die Wand. Mir blieb fast die Luft weg. Schreien wollte ich. So laut es ging. Doch sie hielten mir den Mund zu.
Tränen flossen unaufhörlich meine Wangen hinuter. Ich habe nur noch verschwommen gesehen. Keinen klaren Blick, keinen klaren Gedanken. Ich wollte das es aufhört. Doch ich wurde nicht gehört.«, die letzten Worte konnte Taehyung nur noch flüstern.
Jungkook spürt, wie Taehyung zittert. Ihm geht es genauso. Er hat keine Worte. Sein Kopf ist leer. Sanft streicht er über die Handfläche und versucht Taehyung sowie sich selbst, damit zu beruhigen. Jin beobachtet die Beiden und findet es bemerkenswert, wie stark Jungkook ist.
Auch kann er die Liebe und Zuneigung, die zwischen ihnen ist erkennen. Er wird jedoch aus seinen Gedanken gerissen, als Taehyung weiter erzählt.
»Dann passierte alles so schnell. Ich wurde an meinen Armen und Beinen festgehalten. Die Klamotten wurden mir vom Leib gerissen. Zappelte wie ein Fisch auf dem Trockenen. Ich hatte keine Chance und irgendwann keine Kraft mehr.
Immer wieder hörte ich einen von ihnen etwas sagen, aber ich konnte es nicht verstehen. Mein Kopf dröhnte und mir fiel das atmen so schwer.
Schwach konnte ich wahrnehmen, wie einer von ihnen seine Hose aufmachte. Mir wurde schlecht. Noch mehr versuchte ich, mir loszureißen. Aber bei fünf Leuten, hatte ich keine Chance.
Dann ohne Vorwarnung, drang er in mich ein. Ich schrie wie am Spieß. Es waren furchtbare Schmerzen. Es fühlte sich an, als würde ich innerlich zerrissen werden. Ich dachte, ich sterbe. In diesem Moment wollte ich das auch. Dann wäre alles vorbei gewesen.
Immer wieder stieß er zu. Ein anderer packte mein Gesicht und küsste mich. Immer wieder legte er grob seine Lippen auf meine. Meinen Kopf konnte ich nicht bewegen.
Ich war am Ende. Wollte das es aufhört. Sie hatten keine Gnade. Irgendwann wurde mir komplett schwarz vor Augen. Ich wurde bewusstlos. An mehr kann ich mich nicht erinnern. Was vermutlich auch besser so ist.«
Das es so schwer ist, darüber zu reden, hätte er jetzt auch nicht gedacht. Natürlich ist so etwas niemals leicht. Tränen sammeln sich in seinen Augen. Jungkook ergeht es genauso.
Vorsichtig legt er seine Hand an die Wange des Älteren und er lächelt ihn sanft an. Taehyung legt seine Hand auf die des Jüngeren und küsst die Handinnenfläche. Das gibt Taehyung wieder etwas Kraft und Sicherheit.
»Irgendwann wachte ich wieder auf und sah mich hektisch um. Ich war allein. Sie haben mich einfach so liegen lassen. Ich konnte mich nicht bewegen. Die Schmerzen waren unerträglich. Ich hatte Fragen, auf die ich keine Antwort wollte. Also versuchte ich meine Kleidung einzusammeln. Es fiel mir so schwer.
Dann hörte ich Schritte. Erneute Panik stieg in mir hoch. Kommen sie zurück? Kommen andere, die das Gleiche im Sinn hatten? Ich sah mich um, ob ich mich irgendwo verstecken kann. Doch so schnell konnte ich mich nicht bewegen, da stand dann schon jemand vor mir.
Vorsichtig kam er auf mich zu, aber doch mit gewissen Abstand. Er redete mit mir. War sehr behutsam. Die Stimme, die ich hörte, war sanft und weich. Immer wieder versicherte er mir, das er mir nichts tun würde. Trotz dem eben erlebten, glaubte ich ihm. Etwas sagte mir, ich kann ihm vertrauen.
Ich wusste nicht, wo das her kam. War es die beruhigende Stimme oder seine ruhigen Bewegungen. Aber er sah wirklich vertrauenswürdig aus. Er stellte sich vor, erzählte von sich. Es war Namjoon. Immerzu redete er mit mir. Dabei immer ein aufmunterndes Lächeln auf den Lippen. Unerlässlich hat er mir zu gesprochen, das er mir nur helfen möchte, aber ich mit ihm kommen müsste, damit er das tun kann.
Als ich mich entschloss mir von ihm helfen zu lassen, trug er mich zu seinem Auto und fuhren zu seinem Haus. Diesem Haus.
Hier angekommen, traf ich auf einen zweiten Mann. Es war Jin, er erklärte mir, das er Arzt ist und würde mich untersuchen. Das war eine elendige Prozedur.
Als ich alles überstanden hatte, bekam ich hier ein Zimmer, in dem ich mich ausruhen konnte. Einige Tage vergingen und wir lernten uns besser kennen.
Meine einzige Bedingung war immer, das keiner was davon erfahren durfte. Sie hielten ihr Versprechen. Namjoon gab sich als Chef der Firma aus, an der ich das Praktikum machen sollte und hat mit meinen Eltern gesprochen, das mein Praktikum verlängert wird.
Auch alles andere haben sie geregelt. Mit der Schule gesprochen und auch mit der Firma gesprochen und mein Fehlen mit einer Aussrede geklärt. So konnte ich mich erholen. Jin, hat mich regelmäßig untersucht, mich versorgt. Es sind wunderbare Menschen.«, erzählt er und sieht Jin mit einem warmen Lächeln an.
Wer weiß, was passiert wäre, hätte er sie nicht kennengelernt. Wahrscheinlich wäre er daran zerbrochen. Hätte vermutlich nicht mehr die Kurve gekriegt.
»Mir ging es mit der Zeit immer besser. Ich konnte das erlebte langsam verarbeiten und ich war fast wieder der Alte. Also konnte ich wieder nach Hause. Keiner hat was bemerkt und ich konnte mein Leben weiterleben. Auch Jimin nicht.
Er war zwar sehr wütend auf mich, das ich ihn so lange allein gelassen habe, aber er verzieh mir irgendwann. Ich habe mir meine eigene Welt aufgebaut und ließ niemanden rein. Ich fühlte mich sicher.«, beendet er seine Geschichte.
Taehyung atmet tief durch. Er hat es geschafft. Er hat über seine Vergangenheit gesprochen. Ein Stein fällt ihm vom Herzen. Doch die Sorge was Jungkook denkt, bleibt. Er hat Angst ihn zu verlieren.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro