③②
Jimin kann es immer noch nicht richtig begreifen. Der kleine Junge ist so jung und das sorgenfreie Leben wurde ihm von heute auf morgen genommen. Er sollte doch nur so von Energie strotzen.
Die Haustür öffnet sich und alle Blicke gehen in dieselbe Richtung. Jin und Taehyung kommen ins Haus.
Sofort stürmt Jungkook zu Taehyung. Doch er geht zurück. Weicht ihm aus. Jungkook bleibt stehen und sieht ihn mit glasigen Augen an. Er hat Verletzungen im Gesicht. Jin muss sie versorgt haben.
»Taehyung.«
»Nein. Bleib weg.«
»Was? Warum? Was ist passiert?«
»Woher wisst ihr das ich hier bin? Ihr solltet nicht da sein.«
»Taehyung bitte rede mit mir. Heute Morgen war doch noch alles gut.«
»Heute Morgen wusste ich auch noch nicht, das du dein Versprechen gebrochen hast.«
»Ich bin doch hier. Ich habe dich nicht verlassen.«
»Nicht dieses Versprechen, Jungkook.«
Jungkooks Augen werden groß, er gab ihm zwei Versprechen. Ein Versprechen war es, das er ihn nicht allein lässt. Das hatte er ihm immer wieder versprochen. Und daran hält er sich. Schließlich will auch er Taehyung immer bei sich haben.
Das zweite Versprechen war, als sie miteinander geschlafen haben. Er musste Versprechen ihm zu sagen, wenn er sich unwohl fühlt oder etwas nicht mag. Aber er hat sich auch daran gehalten. Nicht eine Sekunde fühlte er sich unwohl. Im Gegenteil. Er fühlte sich geborgen und beschützt. Taehyung war doch so liebevoll zu ihm.
»Taehyung. Ich hätte es dir doch gesagt, wenn etwas nicht stimmt. Es war doch schön. Es war gut. Nichts würde ich anders machen.«, spricht er verzweifelt weiter. Er versucht immer wieder Taehyung näher zu kommen, doch er wendet sich ab. Sieht ihm nicht in die Augen.
»Da hab ich was anderes gehört.«, blockt Taehyung weiterhin ab.
»Tae, Tiger. Beruhig dich erstmal. Was ist denn passiert?«, mischt sich Jimin ein. Auch er findet das Verhalten seltsam. Als sie im Büro waren, hatte Taehyung nur so von Jungkook geschwärmt und regelrecht Herzchenaugen bekommen.
Jimin hat ihn noch nie so glücklich gesehen. Der Schwarzhaarige war sichtlich genervt, das er ins Büro musste und nicht bei seinem Häschen sein konnte.
»Halt du dich da raus! Nur ein einziges Mal!«, befiehlt er dem Blonden.
»Wie redest denn du mit mir? Rück endlich mit der Sprache raus, Freundchen. Stundenlang sind wir in der Gegend rumgefahren und haben dich gesucht. Also, sprich endlich! Du hattest lange genug Geheimnisse vor mir!«, keift Jimin seinen besten Freund an.
Statt einer Antwort bekommt er wieder diesen furchteinflößenden Blick. Stur sieht Taehyung ihn an. Dann wendet er sich mit seinen Worten, direkt wieder an Jungkook.
»Ich möchte, das du bis morgen aus meinem Haus verschwunden bist. Nicht eine Sache möchte ich noch in meinem Haus finden. Du kommst bei Yoongi unter.«
»Bitte Taehyung, verlass mich nicht. Ich liebe dich doch. Sag was passiert ist. Du kannst doch nicht einfach so alles beenden.«, fleht Jungkook ihn an. Er kann nicht glauben, was hier gerade passiert.
Taehyung schweigt. Kein einziges Mal hat er Jungkook in die Augen gesehen. In seinen Augen sammeln sich Tränen, die er eisern versucht, zurückzuhalten. Es gelingt ihm nicht. Mit einer Hand wischt er immer wieder sein Gesicht trocken. Er ist mit der Situation überfordert.
Wenn Jungkook nur wüsste, das Taehyung das alles überhaupt nicht so meint. Das er dazu aufgefordert wurde, ihm zu sagen, das Jungkook aus seinem Leben verschwinden soll.
»Bis morgen Mittag bist du raus.«, mit diesem Satz verlässt er den Raum und verschwindet die Treppen hoch.
Jungkook möchte hinterher, doch Jimin hält ihn fest. Er ruft nach ihm, er weint, versucht sich zu befreien. Keine Chance.
Taehyung verschwindet und er sackt in sich ein und weint fürchterlich. Vor ein paar Stunden waren sie doch noch so glücklich.
Jungkook versteht die Welt nicht mehr. Von einer Sekunde auf die Andere wurde sein Leben zu einem Trümmerhaufen. Wie soll er denn nur ohne Taehyung leben?
Diese Zeit mit ihm hat ihm so viel gegeben. Und nun wurde es ihm genommen. Einfach so. Er weiß nicht warum.
»Komm Kleiner, wir sollten gehen. Es bringt gerade nichts.«, flüstert der Blonde. Jimin versucht ihn auf die Beine zu stellen.
»Jungkook, geh nach Hause. Ich versuche nochmal mit Tae zu reden. Es ist viel passiert. Vielleicht beruhigt er sich wieder.«, spricht Jin in sanftem Ton.
»Hat er denn irgendwas gesagt, was geschehen ist? Wer ihn so verletzt hat? Jin bitte, sag mir was du weißt!«, fleht er den Arzt an.
»Was die Verletzungen angehen, schweigt er wie ein Grab. Alles was ich weiß ist, das er das gewiß nicht freiwillig tut. Aber er spricht nicht. Er liebt dich, Jungkook. Vergiss das nicht. Schlaft eine Nacht darüber und morgen sehen wir weiter.«
Resigniert gibt Jungkook auf. Er wischt sich mit seinem Ärmel das Gesicht trocken und hat Jimin fest umklammert. Schweren Schrittes gehen sie aus dem Haus. War es das? Ist es endgültig vorbei? Er kann den Gedanken nicht ertragen. Jimin setzt ihn ins Auto und sie fahren zu Taehyungs Haus.
Direkt vor der Haustür treffen sie auf eine aufgelöste Yuna. Sie sieht ihre Sprösslinge und versteht nun gar nichts mehr. Jungkook setzt sich auf die Couch und versucht, seine Gedanken zu ordnen. Währenddessen erklärt ihr Jimin, was passiert ist.
»Er wird sich wieder beruhigen. Morgen sieht die Welt doch schon wieder anders aus.«, sagt Yuna. Doch nicht mal sie selbst glaubt ihre eigenen Worte.
»Ich ruf Yoongi an. Er soll mich abholen.«, sagt Jungkook monoton und nimmt sein Telefon in die Hand, doch er geht nicht ran.
Jubgkook schreibt seinem Cousin, dass er ihn gleich abholen soll. Erwill nicht länger hierbleiben. Wenn Taehyung ihn nicht mehr will, kann er nicht mehr in dieser Umgebung sein.
Alles erinnert ihn an den Schwarzhaarigen. Sein Geruch nach Wildblumen und Vanille.
Wie er ihn auf der Couch durchgekitzelt hat und zusammen gelacht haben, bis ihnen die Tränen kamen.
Als Taehyung ihn in der Küche gefüttert hat. All die schönen Dinge rücken nun in ein schwaches Licht. Die Bilder kann er nicht ertragen. Sein Herz schmerzt.
Jungkook steht auf und sammelt seine Habseligkeiten auf. Er packt alles in seine Koffer. Zur Sicherheit kontrolliert er nochmal alles nach, ob er auch alles hat. Schließlich war Taehyungs Anweisung klar.
Als er sich sicher ist, verschwindet er mit seinen Koffern aus dem Zimmer. Jungkook wartet nun bis Yoongi kommt. Er sollte bald da sein.
Jimin und Yuna stehen unbeholfen da. Wissen nicht, was sie tröstendes sagen könnten. Yuna umarmt den Kleinen und hält ihn fest.
Immer wieder redet sie auf Jungkook ein, hier zu bleiben. So lange bis Yoongi kommt. Sie will ihn nicht gehen lassen. Er war das Puzzleteil das in Taehyungs Leben gefehlt hat.
Jimin öffnet die Tür, als es geklingelt hat und Yoongi kommt herein.
»Na komm, gehen wir. Bei mir wirst du es besser haben.«, sagt der Minthaarige monoton. Jimin stutzt bei dieser Aussage und sieht Yoongi an. Doch er weicht seinen Blicken aus.
»Moment mal, sieh mich mal an Yoongs.«, fordert Jimin ihn auf. Yoongis Gesicht sieht übel zugerichtet aus. Das kann doch kein Zufall sein.
»Woher kommt das? Wer hat dich so zugerichtet?«, fordert der Blonde. Yoongi schweigt. Doch dieses Schweigen ist für Jimin Antwort genug. Solch einen Zufall kann es nicht geben. Die Wut packt ihn und er sammelt all seine Kraft, um Yoongi gegen die Wand zu stoßen.
Wer seinem besten Freund ein Haar krümmt, der kann sich warm anziehen. Da spielt es keine Rolle, ob er sich mit seinem Date anlegt.
»Was hast du getan?«
»Ich? Frag das mal deinen Kumpel.«
»Was ist hier verdammt nochmal los? Warum habt ihr euch geprügelt?«
»Nochmal, klär das mit deinem gefühllosen Freund. Er hätte noch viel Schmerzen erleiden sollen. Dieser elendige Wiederling. Und du lässt mich sofort los!«
»Schmerzen? Welche Schmerzen? Rede, verdammt noch mal!«
Jungkook sieht seinen Cousin geschockt an.
»Du hast ihn so zugerichtet? Warum? Spinnst du? Was hat er dir getan?«, schreit Jungkook ihn an. Er löst sich von Yuna und geht direkt auf seinen Cousin zu.
»Er hat dir weh getan. Das hast du mir doch selbst am Telefon gesagt!«, schreit Yoongi zurück.
»Er hat mir nie weh getan! Wie kommst du darauf?«, fragt Jungkook weiter.
Eisern versucht er, sich an das Telefonat zu erinnern. Sie sprachen über das Date mit Jimin und wie toll es war. Doch dann kommt es ihm wieder in den Sinn.
Er hat Yoongi nach Rat gefragt, was man gegen dieses unangenehme Gefühl machen kann. Er wollte doch nur einen Tipp. Sein Cousin kennt sich aus. Er hat ihm vertraut. Yoongi selbst sagte doch, er könne über alles mit ihm reden. Niemals dachte er, er würde ihm die Worte im Mund umdrehen.
»Du Idiot! Er hat mir niemals weh getan. Im Gegenteil. Er war so fürsorglich und liebevoll. Wie konnte ich so dumm sein? Wie konnte ich dir das erzählen?«, brüllt Jungkook wütend.
»Er hat nicht-«, fängt Yoongi an zu sprechen. So langsam wird auch ihm klar, dass er wohl einen Fehler gemacht hat.
»Nein, verdammt! Es war nur alles so neu für mich. Aber er hat niemals etwas getan, das ich nicht auch wollte!«, unterbricht Jungkook seinen Cousin. Wie konnte das nur alles so aus dem Ruder laufen?
»Aber es klang so schlimm! Ich habe mir Sorgen gemacht. Da sind bei mir die Sicherungen durch gebrannt. Ich wollte dich beschützen. Er hat dich schon so oft verletzt.«, versucht sich Yoongi zu verteidigen.
»Du hast alles kaputt gemacht. Was soll ich denn jetzt tun? Wo soll ich hin? Taehyung hat mich verlassen! Ich liebe ihn doch. Was mach ich denn jetzt ohne ihn?«, ruft er verzweifelt. Jungkook nimmt seine Koffer und rennt aus dem Haus. Er hält es in Yoongis Gegenwart nicht mehr aus.
Alle rennen ihm nach und versuchen ihn aufzuhalten. Er wehrt sie ab. Niemanden will er sehen. Ziellos läuft Jungkook umher. Weiß nicht wohin. Taehyung will ihn nicht mehr. Yoongi hat ihn verraten und im Haus kann er auch nicht mehr bleiben.
Sein Leben ging innerhalb weniger Augenblicke den Bach runter. Warum darf er nicht glücklich sein? Warum nimmt man ihm all die Menschen weg, die er liebt? Er hat niemanden mehr. Keine Familie mehr. Yoongi ist für ihn gestorben. Kein Taehyung, der ihn in den Armen hält.
Er weiß nicht mehr weiter.
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