③①
Es ist schon Abend. Mittlerweile ist Jungkook unten in der Küche und wartet auf Taehyung. Yuna leistet ihm Gesellschaft, da er doch leicht nervös wirkt.
»Er wird bald kommen.«
»Hoffentlich. Er ist schon seit heute Morgen weg.«
»Es ist sicher alles gut. Vielleicht machen die Server mehr Probleme, als gedacht.«
»Warum geht er nicht ans Telefon?«
»Er ist bestimmt so beschäftigt, das er es nicht mitbekommt.«
»Ich ruf mal bei Jimin an. Er muss doch auch da sein. Vielleicht erreiche ich Taehyung über ihn.«
Er zögert nicht länger und wählt die Nummer von dem Blonden. Nach dem dritten Klingeln geht er auch schon ran.
Jungkook fragt ihn aus, doch Jimin weiß auch nichts. Die Server laufen seit ein paar Stunden wieder. Taehyung wollte direkt nach Hause kommen. Das ist alles, was Jimin weiß. Besorgt beendet Jungkook das Telefonat. Wo kann er nur sein? Ist etwas passiert? Jetzt ist er noch nervöser.
»Yuna, wo steckt er nur?«, fragt er leicht panisch. Nervös wackelt er auf dem Stuhl rum. Auch Yuna macht sich nun langsam Sorgen, doch sie hält sich zurück. Für Jungkook. Er braucht nicht noch ein nervöses Wrack neben sich. Sie braucht einen klaren Kopf.
Natürlich kommt es öfter vor, das Taehyung spät nach Hause kommt, aber grundsätzlich hatte er sich immer gemeldet. Auch war er immer erreichbar. Irgendjemand wusste immer, wo sich der Workaholic rumtrieb. Darum macht es sie nervös, wenn nicht mal Jimin etwas weiß.
Immer wieder ruft auch sie Taehyung an. Doch vergebens. Er geht nicht ran. Endlose Minuten vergehen. Dann klingelt es an der Tür.
Obwohl Taehyung nie klingelt, springen beide aufgeregt zur Tür und sehen gleich darauf enttäuscht aus. Es ist nur Jimin. Auch er war nach dem Telefonat besorgt und kam sofort hier her.
»Jimin, hat er nicht noch irgendwas gesagt, das er noch was erledigen wollte oder so?«
»Nein, nichts. Als das mit den Servern erledigt war, wollte er gleich wieder zu dir. Er hat von nichts anderem geredet.«
»Wo könnte er sich überall rumtreiben?«
»Gut. Folgender Plan. Yuna, du bleibst hier und wartest auf ihn. Wir beide klappern die Stadt ab. Er kann ja nicht spurlos verschwunden sein.«
Ohne langes Zögern zieht sich Jungkook die Schuhe an und sie machen sich auf den Weg. Das Handy fest in der einen Hand, um ja keinen Anruf zu verpassen und Flöckchen ruht in seinem Arm. Der Plüschhase gibt ihm die Sicherheit, die Jungkook ganz dringend braucht.
»Was hast du heute schönes gemacht?«, fragt Jimin, um ihn etwas abzulenken, während sie die Orte abklappern, wo Taehyung sein könnte.
»Nicht viel, ich habe noch ein wenig geschlafen. Gegen Mittag habe ich Yoongi telefoniert, er meinte er kommt heute vorbei. War aber noch nicht da.«, erzählt Jungkook gedankenverloren. Immer mehr macht sich in ihm die Unruhe breit, dass doch etwas passiert ist.
Weiterhin den Blick auf die Straße gerichtet, sieht er sich genau um. Sie suchen vergebens. Nach zwei Stunden kommen sie nach Hause.
Jimin und Jungkook haben alle bekannten Orte abgeklappert. Doch weit und breit keine Spur von dem Schwarzhaarigen.
Müde lässt er sich auf die Couch fallen. Dann fällt es ihm ein. Eine Möglichkeit gibt es noch.
»Jin! Natürlich. Warum hab ich nicht gleich daran gedacht. Ich Idiot!«
»Jin? Wer ist Jin?«
»Taehyung kennt ihn. Er ist Arzt. Schnell, wir müssen dahin!«
»Jin? Jin? Der Name sagt mir was. Ich habe ihn schon mal gehört.«
Jimin überlegt eifrig. Irgendwann, irgendwo hat er den Namen schon mal gehört. Er läuft im Wohnzimmer auf und ab. Tippt immer wieder an seine Schläfe.
»Komm schon! Wir haben keine Zeit!«, schimpft Jungkook und rennt los. Er packt den Blonden am Arm und zieht ihn mit. Er kann und will nicht länger warten.
Jimin fährt zur besagten Adresse und sind nach wenigen Minuten da. Taehyung muss hier sein, das ist die letzte Möglichkeit. Jungkook weiß sonst nicht, was er noch tun soll. Warum kommt der Ältere nicht heim? Hat Jungkook etwas falsch gemacht?
Er macht sich schreckliche Vorwürfe. Sofort denkt er an die letzte Nacht. Sie war doch schön. Es hat ihm gefallen. Doch hat es auch Taehyung gefallen? Ist er enttäuscht von ihm? Der Jüngere ist komplett verzweifelt.
Jimin klingelt und schon bald macht jemand die Tür auf.
»Jungkook, freut mich dich zu sehen. Und du bist Jimin, richtig? Ich habe euch schon erwartet.«, begrüßt Namjoon die Beiden. Schweigend betreten sie das Haus. Jungkook hält es nicht länger aus.
»Ist Taehyung hier? Kann ich ihn sehen? Mit ihm reden?«
»Eins nach dem anderen. Taehyung ist nicht da, aber müsste bald kommen. Er ist mit Jin unterwegs.«
»Weißt du, wa-«
Ihr Gespräch wird unterbrochen, als ein kleiner Junge am Türrahmen steht. Namjoon wendet sich an Minho und spricht mit ihm.
»Minho, alles in Ordnung? Brauchst du etwas? Hast du wieder Schmerzen?«
»Ein bisschen. Wer ist das?«
»Jungkook ist hier und das ist Jimin. Er ist auch ein guter Freund von TaeTae. Unterhalte dich doch kurz mit ihnen, während ich dir den Saft bringe.«
Schüchtern steht Minho im Raum. Er nickt zögerlich und Namjoon geht los, um den Saft zu holen. Fest seinen Plüschhasen im Arm, steht der Kleine unbeholfen da. Jungkook bemerkt die Unsicherheit.
Lächelnd geht er ein paar Schritte auf ihn zu. Minho guckt ihn verunsichert an. Sofort bleibt der Braunhaarige stehen. Möchte ihn nicht erschrecken. Jungkook versteht, dass er sich unwohl fühlt.
»Hallo Minho. Erinnerst du dich an mich?«
»Hallo Jungkook, natürlich du bist TaeTaes Häschen. Mir geht es heute nur nicht so gut. Entschuldige.«
»Das ist völlig okay. Am besten du gehst gleich wieder ins Bett und ruhst dich aus. Morgen wird es dir bestimmt wieder besser gehen.«
»Denkst du?«
»Ganz sicher. Guck mal, ich hab meinen Hasen auch dabei. Vielleicht werden sie ja Freunde, was meinst du?«
»Wie heißt er?«
»Das ist Flöckchen. Und hast du schon einen Namen für deinen Hasen?«
»Er heißt Sky.«
»Ein schöner Name.«
»Wird es jemals besser werden? Ich habe Angst, Jungkook.«
Als Jungkook das hört, bekommt er Tränen in den Augen. Er versucht, sie so gut es geht, zurückzuhalten. Minho kommt auf ihn zu und drückt sich an den Braunhaarigen.
Sofort bemerkt Jungkook, das Minho weint. Wenn er dem Kleinen doch nur helfen könnte. Ihm das alles erträglicher machen könnte.
»So hier mein Kleiner. Trink den Saft und dann husch wieder ins Bett.«, spricht Namjoon sanft zu dem Kleinen. Minho löst sich von Jungkook und trinkt das Glas.
Er verabschiedet sich von den Gästen. Mit seinem Häschen tapst er wieder in sein Zimmer. Jimin hat das Ganze beobachtet und ist ziemlich verwirrt.
»Ist das dein Kind?«, fragt Jimin vorsichtig nach. Namjoon schüttelt den Kopf.
»Bitte setzt euch. Ich denke, ihr wollt hier auf Taehyung warten.«, sagt Namjoon und deutet auf die Couch.
Jimin und Jungkook setzen sich. Der Blonde ist sichtlich verwirrt. Er hat Namjoon schon mal gesehen, das weiß er. Aber er hat keine Ahnung woher.
»Wir kennen uns doch oder? Haben uns schon mal irgendwo gesehen.«
»Das ist richtig. Wir haben uns einmal gesehen. Ist schon ein paar Jahre her.«
Jimin überlegt fieberhaft. Sämtliche Schubladen in seinem Kopf wühlt er durch, bis er es endlich gefunden hat.
»Natürlich! Sie sind der CEO, bei dem Tae damals ein Praktikum gemacht hat. Hier in Seoul.«
»Gutes Gedächtnis.«
»Ja, weil ich wütend war, da Tae ein paar Monate weg war. Er hat mich ganz schön lange allein gelassen.«
»Ja das hat er.«
»Wieso haben sie ihn so lange hier behalten? Es war doch nur ein Praktikum. Tae hat mir auch nie etwas darüber gesagt, wenn ich ihn danach fragte.«
»Ich denke, das sollte Tae dir selbst erklären. Ich bin nicht befugt, darüber zu sprechen.«
Jimin kann den Worten kaum glauben. Irgendwas ist hier faul. Schon damals kam er ihm nicht wie ein richtiger Geschäftsmann vor. Dafür war er viel zu weich.
Er bemerkt auch wie Jungkook nervös auf dem Sofa rumrutscht. Sein Blick gleitet überall hin, nur nicht zu dem Blonden. Er meidet ihn richtig.
Und wenn Jimin antworten will, bekommt er diese auch. Das ist sein Talent. Keiner kann ihm lange standhalten. Nur bei Taehyung hat er so seine Probleme.
»Okay, was ist hier los? Ich will es verdammt nochmal wissen!«, fordert er die Beiden auf endlich zu reden. Er hat es so satt, diese Geheimniskrämerei. Das hat ihn an Taehyung schon immer gestört.
»Jimin, Taehyung sollte es dir wirklich selbst sagen. Das ist sein Leben und seine Entscheidung. Er wird mich eh schon einen Kopf kürzer machen, weil ich dich mit hier her gebracht habe.«, versucht Jungkook sich raus zu reden. Aber er hat schon viel zu viel gesagt. Jimin wird wütender.
»Ihr macht mir Angst. Der Junge eben. Was ist mit ihm? Er sieht nicht gerade so aus, als würde es ihm gut gehen.«
»Das ist eine andere Geschichte.«
»Und warum werde ich das Gefühl nicht los, das das alles zusammenhängt? Sie hatten nie eine Firma. Wer zum Henker sind sie wirklich?«
Namjoon seufzt. Was solche Sachen angeht, war er noch nie wirklich standhaft. Das ist Jins Job.
Als Taehyung vor einigen Stunden bei ihnen aufgetaucht ist, war es ihm schnell bewusst geworden, das Jungkook früher oder später hier aufkreuzen wird.
»Ich fange erstmal von vorn an. Als Jin und ich damals geheiratet haben, haben wir beschlossen eine Organisation gegen Kindesmissbrauch zu gründen. Seit etwa zwanzig Jahren sind wir dabei und helfen betroffene Kinder und Jugendliche. Es gibt mehr Leute, wie wir und versuchen so gut es geht, die Kids wieder aufzupeppeln. Wird bei uns ein solcher Vorfall gemeldet, organisieren wir alles weitere. Das Kind kommt bei uns unter und wir kümmern uns um das kleine Wesen. Da Jin Arzt ist, können wir auch jederzeit eine medizinische Versorgung gewährleisten.
In Minhos Fall ist es so, das er wirklich schlimmes erlebt hat. Sein Onkel und sein eigener Vater haben ihm schlimme Dinge angetan. Eine Nachbarin hat ihn komplett verängstigt aufgefunden. Er versteckte sich ihm Wohnhaus. Sie hat sofort die Behörden alarmiert. Da wir zu ihnen engen Kontakt haben, leiten sie diese Vorfälle, wie Minho, an uns weiter.«
»Oh mein Gott!«, ruft Jimin entsetzt. Er kann sich die Tränen nicht zurückhalten. Er steht unter Schock.
»Taehyung gehört mittlerweile auch zu dieser Organisation. Er unterstützt uns, wo er kann. Jimin, einige Mitarbeiter von euch sind ebenfalls betroffen. Tae macht es ihnen Möglich einen Arbeitsplatz zu schaffen, damit sie sich besser im Alltag integrieren können. Wieder ein normales Leben führen können. Darunter zählt auch Hoseok. Auch er hat ähnliches erlebt.«, erzählt Namjoon weiter.
»Moment mal, wollen sie damit sagen, das Hobi, unser Sonnenschein Hobi, etwa so was auch erlebt hat, wie der kleine Junge?«, fragt der Blonde entsetzt nach. Namjoon nickt.
Jimin ist erschüttert. Es fällt ihm schwer, das zu glauben. Hoseok ist doch immer so fröhlich. Der pure Sonnenschein. Damit treibt er regelmäßig Jimin schließlich in den Wahnsinn. Selbst bei der größten Katastrophe hat er immer ein Lächeln auf den Lippen. Oder einen fröhlichen Spruch parat.
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