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Müde und erschöpft von dem Tag, kehren sie nach Hause zurück. Lange kann sich Jungkook nicht mehr auf den Beinen halten. Der Braunhaarige geht die Treppenstufen hoch, die ihm vorkommen, als würden sie niemals aufhören. Er möchte gerade in sein Zimmer gehen, doch er wird gestoppt.
»Wo gehst du hin?«
»Ins Bett. Ich fall gleich um.«
»Falsche Richtung, Häschen.«
»Nein, genau da ist mein Zimmer.«
»Du schläfst dort aber nicht.«
»Ist das so?«
»Ja.«
»Ich wusste gar nicht, das du so kuschelbedürftig bist.«
»Glaub mir, ich bin selbst überrascht.«
»Du musst früh raus. Musst dich erholen. Nicht, das du wieder zu lange im Bett bleibst. Darum gehe ich in dieses Zimmer.«
»Das Thema hatten wir schon. Oder soll ich es dir nochmal erklären?«
»Willst du mich dabei wieder fast zu Tode knutschen?«
»Probier es aus.«
»Du hast Glück, das ich dafür viel zu müde bin, um mich zu wehren.«
»Na dann, ab ins Bett mit dir.«
Gerade wurde Jungkook den Boden unter den Füßen gerissen. Nun verweilt sein Kopf auf Taehyungs Schulter und bringt ihn in das Schlafzimmer. Ein schelmisches Grinsen legt sich in Jungkooks Gesicht. Insgeheim hoffte er den ganzen Abend darauf, es sich neben Taehyung gemütlich zu machen.
Er ist noch vorsichtig, was den Schwarzhaarigen angeht. Jungkook möchte ihn nicht überfordern. Sie machen gute Fortschritte, aber eine falsche Handlung und sie fallen zwei Schritte zurück. Sie sind schon so weit gekommen. Das möchte er nicht kaputt machen. Dafür hat er ihn einfach zu gern. Jungkook möchte nicht mehr ohne Taehyung sein.
Behutsam legt Taehyung den Kleinen in das Bett. Wohlig seufzend möchte er sich die Decke bis zum Kinn ziehen, aber er wird aufgehalten.
»Erst wird sich umgezogen. So schläfst du mir nicht im Bett.«
»Ich bin zu müde, mach bitte eine Ausnahme.«
»Soweit kommt es noch. Nichts da.«
»Nein.«
»Häschen, werd ja nicht frech.«
Jungkook versucht mit seinem Hundeblick Taehyung umzustimmen. Doch funktioniert es heute nicht.
So ein Mist, denkt sich der Braunhaarige. Er hat heute so viel erlebt, das er jetzt einfach zu müde für irgendwas ist. Er schält sich seufzend und stöhnend aus dem Bett, damit er sich ausziehen kann.
Taehyung hat wohl erbarmen und unterstützt ihn. Behutsam und mit einem Lächeln im Gesicht, hilft er dem müden Hasen aus den Alltagsklamotten raus. Damit es nicht zu lange dauert, bekommt er ein Shirt von Taehyung.
Erleichtert lässt der Kleine sich wieder ins Bett fallen. Er kuschelt sich sofort die Decke und atmet tief ein. Er liebt den Geruch von Taehyung. Er ist überall. Jungkook kann gar nicht genug davon haben. Ein Hauch von Wildblumen und Vanille. Taehyung riecht für Jungkook wie der Frühling.
Auch Taehyung hat sich zum Schlafen fertig gemacht und hüpft zu ihm in die kuschelige Daunenwelt. Er liegt noch nicht mal richtig drin, wird der kleine Hase mal wieder zum Äffchen und klammert sich so nah an Taehyung, das kein Blatt mehr dazwischen passt.
Der Schwarzhaarige krault Jungkook den Kopf und schon bald bemerkt er die regelmäßige Atmung. Er muss doch sehr müde sein, dass er so schnell einschläft. Taehyung hingegen ist hellwach. Nachdenklich sieht er aus dem Fenster.
Ist es das jetzt? Ist es genau dieses Gefühl, wovon immer alle sprechen? Welche Stufe der Gefühle hat er bei Jungkook erreicht? Sympathie? Verliebtheit? Oder ist es schon Liebe? Nein, so schnell geht das doch nicht. Durch seine Gedanken wird er langsam müde und schläft ein.
Erschrocken wacht Jungkook auf. Taehyung windet sich im Bett hin und her. Der Kleine wäre fast aus dem Bett gefallen.
»Nein! Lasst mich los! Bitte tut es nicht! Was hab ich euch denn nur getan?«
Taehyung hat einen Albtraum. Das wird Jungkook schnell bewusst. Um keine Sekunde zu verlieren, setzt er sich schnell auf, um den Ältern aufzuwecken. Keine Chance. Taehyung ist so sehr in seinem Traum vertieft, dass der Kleine ihn nicht wach bekommt.
»Lasst mich in Ruhe! Ich will das nicht! Warum? Warum nur?«
Jungkook bekommt Angst. Taehyung schreit förmlich und er zittert am ganzen Leib. Was soll er nur tun? Er versucht ihn in die Arme zu nehmen, aber Taehyung wehrt sich mit Händen und Füßen.
»Taehyung, bitte, wach auf!«, fleht der Jüngere Taehyung an.
Jungkook versucht, ruhig zu bleiben, doch es gelingt ihm nicht. Er weiß nur noch eine Möglichkeit. Ungern lässt er ihn allein. Aber er kennt keine andere Lösung. Yuna kann bestimmt helfen.
So schnell wie noch nie, rennt er zum Poolhaus und klopft wie ein verrückter.
»YUNA! YUNA! BITTE KOMM SCHNELL!«, schreit er gegen die Tür und hämmert unentwegt dagegen. Zum Glück hat die Haushälterin einen leichten Schlaf und torkelt zur Tür. Sie sieht in die ängstlichen Augen von Jungkook.
»Was ist los? Ist was passiert?«, fragt sie verwirrt.
»Komm schnell! Taehyung. Irgendwas stimmt nicht!«, ruft er verzweifelt und packt Yuna am Ärmel, um sie mit zu ziehen. Sofort geht sie mit ihm mit und sie kommen schnell wieder ins Schlafzimmer.
Taehyungs Lage hat sich noch nicht gebessert. Noch immer zappelt er wie ein Wilder im Bett. Er schreit fürchterlich. Yuna ist geschockt. Das hat sie noch nie erlebt. Sie kennt ihn doch schon so lange.
Beide versuchen, den Schwarzhaarigen zu wecken. Minuten fühlen sich wie Stunden an.
Langsam beruhigt er sich. Jungkook hält ihn so fest er kann, während Yuna ratlos hin- und herläuft.
»Jungkook, ist heute etwas passiert? War etwas anders als sonst?«, fragt sie besorgt nach. Sie macht ihm keine Vorwürfe, sie versucht nur eine Antwort auf das Geschehene zu bekommen.
»Nein, ich wüsste nicht. Wir waren beim Fotografen. Danach gingen wir in ein Restaurant etwas Essen. Und dann waren wir an der Regenbogenbrücke, die Wasserspiele ansehen. Er wirkte doch so glücklich, Yuna!«, erklärt er aufgelöst.
So langsam wacht Taehyung auf. Er blinzelt ein paar Mal, um langsam zu sich zu kommen. Stück für Stück nimmt er seine Umgebung wahr. Verwundert sieht er in die besorgten Blicke der Beiden.
»Was... was ist los?«, fragt Taehyung mit belegter Stimme. Jungkook erklärt ihm, was geschehen ist. Je mehr Informationen er bekommt, desto klarer wird die Erinnerung.
»Gib mir mein Telefon, bitte.«, verlangt Taehyung. Sofort wird es ihm gegeben. Er tippt wild auf dem Telefon herum und hält es sich ans Ohr.
Alles was Jungkook verstehen kann, ist Jin kannst du kommen? und bis gleich.
»Tut mir leid, das ich euch erschreckt habe«, sagt Taehyung, nach dem Telefonat.
»Was ist denn passiert, Taehyung?«
»Ich kann es noch nicht genau erklären, Yuna. Aber es kommt gleich ein Freund.«
»Wer ist dieser Feund? Ich habe seinen Namen nie gehört!«
»Du kennst ihn auch nicht. Keiner kennt ihn.«
Nicht unbedingt zufrieden mit der Antwort, hört Yuna auf weiter nach zu fragen. Sie weiß, dass es nichts bringt. Nachdem sie sich nochmal versichert hat, ob alles in Ordnung ist, geht sie wieder.
Taehyung zieht sich eine Jogginghose an. Jeden Moment müsste Jin da sein. Er setzt sich neben Jungkook und nimmt seine Hand.
»Jungkook, ich möchte, das du mir jetzt genau zuhörst.«, spricht er den Kleinen sanft an. Dieser nickt verwirrt.
»Du hast jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder du bleibst hier und wartest, bis ich wieder komme. Oder aber, du gehst mit mir nach unten. Aber bevor du dich entscheidest, sollst du wissen, das wenn du mitkommst, Sachen erfahren wirst, die dir nicht gefallen werden. Dir sogar Angst machen könnten. Solltest du hier bleiben, dann bleib auch bitte hier. Lausche nicht.«, erklärt er ruhig.
»Würdest du es mir irgendwann erzählen, wenn ich bleibe?«
»Irgendwann bestimmt, ja.«
»Ist es wirklich so schlimm?«
»Es ist schlimm, ja.«
»Das, worüber du das letzte Mal nicht sprechen wolltest?«
Taehyung nickt und sieht, wie verzweifelt Jungkook abwägt. Er weiß, dass dies eine überaus seltsame Situation ist.
Er will keine Geheimnisse haben und belügen will er ihn auch nicht. Er möchte, dass er selbst entscheidet, was Jungkook machen möchte.
»Ich bleibe.«
»Bist du sicher?«
»Ich denke schon.«
»In Ordnung. Dann bleib hier und versuch zu schlafen. Wie gesagt, du hast dich entschieden es nicht zu hören. Bleib auch bitte dabei. Komm nicht raus und lausche.«
Jungkook nickt ängstlich. Eigentlich ist er ein neugieriger Typ, aber das macht ihm wirklich Angst. Er weiß nicht, ob er mehr verkraftet, als bisher. Er möchte, das Taehyung es ihm von sich aus erklärt. Taehyung lächelt ihn sanft an. Er nimmt ihn in den Arm und küsst seine Stirn.
»Bitte hab keine Angst vor mir. Ich möchte dich nicht verlieren. Du bedeutest mir so wahnsinnig viel. Ich könnte es nicht ertragen, wenn du dich von mir abwendest. Bist du dir wirklich sicher, das du hier bleiben möchtest und nicht doch mitkommen willst?«, fragt er behutsam nach.
»Ja, es ist okay. Ich vertraue dir. Ich will das du mir alles erzählst, wenn du dich dazu bereit fühlst.«, erwidert der Braunhaarige.
»In Ordnung. Soll ich dir noch einen Film anmachen? Oder brauchst du noch etwas? Möchtest du was trinken?«
»Ja, das ist eine gute Idee.«
»Dann komm mit und such dir aus, was du möchtest.«
Jungkook schält sich aus dem Bett und Taehyung nimmt ihn an die Hand. Gemeinsam gehen sie die Treppen runter und da klingelt es auch schon. Zusammen öffnen sie die Tür und der gutaussehende Arzt tritt ins Haus.
»Ahh... Du musst Jungkook sein. Tae, du hast nicht übertrieben. Er ist wirklich bezaubernd.«, begrüßt er die Zwei.
Jungkook steht etwas unbeholfen da und versteckt sich hinter dem Größeren. Normalerweise ist er nicht so scheu, aber er ist noch immer so durcheinander.
»Hör auf zu schleimen und geh ins Wohnzimmer. Ich kümmere mich schnell um Jungkook und bin dann gleich bei dir.«
»Nie gönnst du mir was.«
»Was soll das jetzt wieder?«
»Nichts. Schon gut.«
Jin watschelt ins Wohnzimmer und Taehyung kümmert sich wie versprochen um seinen Hasen. Nachdem er was zu Trinken bekommen hat und auch ein paar Snacks ausgehandelt hat, gehen sie wieder ins Schlafzimmer, damit Taehyung einen Film anmachen kann. Mit einem kurzen Kuss, lässt Jungkook ihn allein und geht zu seinem Gast.
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