①⑨
»Ihr seht verdammt gut aus.«, lobt Yuna, die zwei Männer. Jungkooks Wangen bekommen sofort einen Rosaton.
Er trägt eine hellblaue Skinny-Jeans. Dazu trägt er ein weißes Shirt. Darüber hat er sich ein zartrosanes Hemd angezogen, das er offen trägt. Dessen Naht ist mit kleinen Glitzersteinchen bestückt. Ein schwarzes, seidiges, Halsband, das eng anliegt, rundet das Outfit ab. Seine braunen Haare sind leicht wellig gestylt und ein paar Strähnen verdecken seine Stirn. Die Augen hat er mit etwas Eyeliner betont und der Lipgloss lässt seinen schmalen Mund glänzen.
Taehyung trägt eine schwarze weite Stoffhose. Als Oberteil dient ein hellblaues Hemd. Die obersten beiden Knöpfe sind offen. Da seine Haare länger geworden sind, hat er sie hinten zu einem lockeren Zopf zusammengebunden. Einzelne wellige Strähnen liegen an den Seiten und machen diesen Look perfekt.
Aber das ist längst nicht alles. Da sie verschiedene Fotos machen möchten, haben sie in einer Tasche mehrere Klamotten eingepackt, die sie vor Ort anziehen werden.
»Taehyung?«
»Ja?«
»Ähm, das ist mir etwas unangenehm.«
»Sag schon, was ist los?«
»Kann Flöckchen mit?«
»Aber natürlich.«
»Danke!«
Schon springt der menschliche Hase freudig los, um seinen Gefährten zu holen. Das war zu viel für Yunas Herz. Sie schnappt nach Luft. Noch nie in ihrem Leben, hat sie so etwas niedliches gesehen. Würde sie nicht auf dem Küchenstuhl sitzen, wäre sie längst umgefallen.
»Ihr bringt mich ins Grab. So was sollte verboten werden! Das ist Illegal. Anzeigen werde ich euch, wegen zu viel Niedlichkeit. Das hält doch kein Mensch aus! Mindestens ein Foto ist für mich reserviert. Nein, besser ein ganzes Album. Sieh es als Schadensersatz!«, atmet die Haushälterin schwer.
Taehyung muss lachen. Aber er versteht sie nur zu gut. Er muss sich sehr zusammen nehmen, um den Kleinen nicht an Ort und Stelle aufzufressen.
Taehyung und Jungkook machen sich, wie besprochen, auf den Weg zum Fotografen. Dort angekommen, muss selbst der Profi schwer schlucken. Er hat in seiner Laufbahn schon viel gesehen, aber dieser Anblick toppt alles.
»Ich denke, da werden wir nicht viel bearbeiten müssen.«, begrüßt er seine Kunden.
»Das wäre mir recht. Die Bilder sollen natürlich bleiben.«, antwortet ihm Taehyung. Er nickt einverstanden und sie machen sich an die Arbeit.
Nach wenigen Probebildern, um das Licht zu prüfen und sämtliche Einstellungen zu machen, geht es auch schon richtig los.
Taehyung möchte so viele Bilder wie möglich. In den verschiedensten Positionen und Eindrücken. Auch draußen möchte er Fotos machen. Einzelporträts von jedem.
Die Bilder, auf denen sie gemeinsam drauf sind, sollen von Romantik bis spaßig alles enthalten. Auch die Schnappschüsse sollen dabei sein. Die Blödeleien sind doch immerhin die besten Fotos, findet er.
Nach einigen Stunden harter Arbeit ist es endlich geschafft. Sie denken, sie haben genug Bilder gemacht. Der Fotograf wird sie nochmal durchgehen, bevor er sie, wie abgemacht an die Firma des Älteren schicken wird. Wieder in ihrer ursprünglichen Alltagskleidung, verabschieden sie sich und gehen zum Auto.
»Bist du sehr müde, oder möchtest du noch etwas machen?«
»Es geht schon. Hast du denn noch was geplant?«
»Kann man so sagen.«
»Und was genau?«
»Es ist eine Überraschung. Aber vorher werden wir eine Kleinigkeit essen.«
Mit einem Wimpernschlag ist Jungkook hellwach. Er ist aufgeregt. Der kleine Hase strahlt über das ganze Gesicht. Er liebt Überraschungen.
Am liebsten würde er das Essen ausfallen lassen und direkt zur Überraschung übergehen. Aber sein Magen macht ihm einen Strich durch die Rechnung.
Ohne viel Zeit zu verschwenden, fährt Taehyung los und bald schon kommen sie an ihrem ersten Ziel an. Eilig rennt der Jüngere schon los. Er ist so aufgeregt.
Taehyung entgeht diese Freude nicht und hofft inständig, dass die Überraschung glückt. Er hat Angst, das Jungkook enttäuscht sein könnte. Bevor ihm der Kleine noch ganz abhandenkommt, läuft er ihm nach. Taehyung nimmt ihn an die Hand, damit er schön hierbleibt.
Es ist faszinierend, wie Jungkook so kindlich sein kann. Hat er doch schon eine andere Seite an ihm gesehen. So selbstbewusst und mutig. Und jetzt sieht er einen kleinen Jungen, den man den ganzen Tag behüten und beschützen möchte. Schüchtern und neugierig. Taehyung gefällt das. Sehr sogar.
Er weiß nun, dass die Mauer gnadenlos von Jungkook zu Fall gebracht wurde. Hoffentlich muss er sie nie wieder aufbauen müssen. Es schmerzt, wenn er dran denkt, das Jungkook ihn irgendwann verlassen wird. Kann er es ertragen, ohne ihn zu sein?
Nein. Das ist die erste Frage, die eine klare Antwort hat. Der Kleine hat ihn schon nach so kurzer Zeit vollkommen um den Finger gewickelt. Alles würde er für ihn tun. Jungkook muss nur seinen Wunsch äußern und er würde alles Menschenmögliche tun, um ihm diesen zu erfüllen. Ungeduldig zieht Jungkook den Schwarzhaarigen hinter sich her.
»Langsam, Häschen. Wir haben noch Zeit. Es ist noch nicht dunkel genug, für die Überraschung.«
»Ich werde hier aber noch verrückt!«
»Erst wird gegessen.«
»Ja, aber ganz schnell.«
»Nein, sei brav und iss ordentlich. Wenn du Bauchschmerzen bekommst, kriegst du die Überraschung nicht.«
Es scheint zu funktionieren. Jungkook sitzt still da und wartet auf das Essen, das Taehyung gerade bestellt hat. Um sich abzulenken, spielt er mit Flöckchen.
Ihm ist egal, was andere Leute von ihm halten. Seit er ein Baby ist, hat er diesen Hasen und wird ihn immer bei sich haben. Egal ob er Zwanzig oder Vierzig ist. Da ist er sich sicher.
Als endlich das Essen kommt, stürzt er sich sofort drauf los. Taehyung räuspert sich und sieht ihn streng an. Sofort versteht er, was der Ältere meint und isst langsamer. Toll, denkt sich Jungkook. Taehyung weiß genau, wann er die dominante Karte spielen muss. Er wird noch verrückt.
»Es macht dir Spaß, mich zu quälen, stimmts?«
»Ich quäle dich doch nicht.«
»Tust du wohl.«
»Jungkook.«
»Ja?«
»Sei brav. Sonst fahren wir heim.«
»Genau das meine ich.«
»Jungkook!«
»Okay. Ich bin lieb.«
»Braves Häschen. Und schön aufessen.«
Gemütlich essen sie auf. Taehyung trinkt in aller Ruhe noch aus, ehe er bezahlt. Natürlich quält er seinen Hasen ein wenig. Es macht ihm zu viel Spaß. So was lässt er sich doch nicht entgehen. Er hat ihm lange genug die Oberhand gelassen. Jetzt wird es Zeit, das Taehyung wieder die Zügel in die Hand nimmt.
Kaum ist das Auto aufgesperrt, hüpft der Kleine auch schon rein. Taehyung macht es ihm nach und endlich geht es zu der langersehnten Überraschung. So schnell kann Taehyung gar nicht gucken, als Jungkook aus dem Auto steigt, kaum das sie angehalten haben.
»Vergiss Flöckchen nicht!«, ruft er ihm nach. Jungkook hält inne.
»Ich brauche ihn nicht. Ich hab doch dich!«, ruft er zurück.
»Du möchtest ihn dabei haben, glaub mir.«, zwinkert er ihm zu und drückt ihm den Hasen in die Hand. Die andere Hand verschränkt er mit seinen Fingern und sie laufen am Gehweg entlang.
»Taehyung. Wann sind wir da?«
»Gleich.«
»Wann ist gleich?«
»Jungkook.«
»Ich frage doch nur.«
»Siehst du da vorne die Brücke?«
»Ja.«
»Da müssen wir hin.«
»Moment. Ist das nicht diese Regenbogenbrücke?«
»Ja. Und wehe du rennst weg!«
Jungkook quiekt vor Freude. Er hatte schon mal von ihr gehört. Unbedingt wollte er sie mal sehen. Endlich kann er es und ist unfassbar glücklich, sie mit Taehyung anschauen zu können. Er ist auf das Wasserspiel schon ganz gespannt.
Mit schnellen Schritten kommen sie der Brücke immer näher. Er stellt sich so nah wie möglich hin, um auch ja nichts zu verpassen. Taehyung ist das ein bisschen zu waghalsig und umarmt den Kleinen von hinten.
Er hält ihn ganz fest in seinen Armen. Jungkook lehnt sich an die Brust des Älteren. Fest umklammert er seinen Plüschhasen und ist froh, das Taehyung darauf bestanden hat, ihn mitzunehmen.
Als sie sich die Wasserspiele ansehen, kommt Jungkook aus dem Staunen nicht mehr raus. Seine Augen sind maximal geweitet und immer wieder ruft er ein >Woah< und >Sieh mal<.
Taehyung ist froh. Die Überraschung ist ein voller Erfolg. Seinen Hasen glücklich zu sehen, bedeutet, dass auch er glücklich ist. Noch immer kann er nicht glauben, das Jungkook es in so kurzer Zeit geschafft hat, sein Herz schmelzen zu lassen.
Jungkook dreht sich in den Armen von Taehyung, um ihm in die Augen zu sehen. Fragend sieht der Ältere in die großen Kulleraugen, die nur so von Glück glitzern.
»Es ist wundervoll. Du bist wundervoll. Ich bin so glücklich, das ich es nicht in Worte fassen kann.«, flüstert Jungkook. Er stellt sich auf die Zehenspitzen, um Taehyung einen unschuldigen Kuss zu schenken.
»Warum hier? Warum ich?«, fragt Jungkook kaum hörbar. Taehyung hat sehr wohl verstanden. Er versucht, die richtigen Worte zu finden.
»Ich habe dir bei unserem ersten Treffen gesagt, das ich in einer anderen Welt lebe. Und du, Jungkook, schaffst es, mich aus dieser Stück für Stück rauszuholen, damit ich deine fröhliche und so bunte Welt kennen lerne. Genau genommen, erlebe ich auch meine ersten Male. Noch nie wurde ich so geküsst, noch nie hat mich jemand so berührt, wie du es tust. Es ist alles so Neu für mich. Du hast mir all das gezeigt. Deshalb sind wir hier. Ich danke dir so sehr dafür, das du mich aus meiner grauen, einsamen Welt rettest.«
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