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Der nächste Morgen beginnt für Taehyung sehr ungewöhnlich. Er liegt in seinem Bett, doch er ist nicht allein.
Neben ihm, besser gesagt halb auf ihm drauf, liegt Jungkook. Sein Köpfchen ruht auf der Brust und der Atem geht gleichmäßig. Er schläft tief und fest.
Nachdem sie gestern so lange in der Badewanne waren, bis das Wasser kühl wurde, packte Taehyung den kleinen Hasen in seinen kuscheligen Bademantel. Für Jungkook war er etwas zu groß und verlor sich fast darin, aber Taehyung fand den Anblick göttlich.
Sachte trug er in sein Zimmer, da der Kleine wieder so sehr müde wurde. Er war so erschöpft, dass er sich von Taehyung anziehen ließ.
Mit dem Pyjama am Körper kuschelte er sich sofort in die weiche Decke. Taehyung brachte sogar den Plüschhasen mit. Doch dem schenkte Jungkook keine wirkliche Beachtung und legte ihn neben sein Kissen. Hatte Jungkook etwas viel Besseres zum kuscheln im Bett.
Kaum war der Größere gelegen, umklammerte Jungkook ihn wie ein Koalababy. Er konnte nicht anders, als den kleinen Hasen an sich zu ziehen und selbst einzuschlafen.
Zu seiner Überraschung gelang ihm dies recht schnell. Er dachte, er würde sich schwertun, da er es nicht gewöhnt ist, jemanden bei sich zu haben. Doch im Gegenteil, er fühlte sich wohl.
Stimmen im Haus, brachten Taehyung dazu, aufzuwachen. Führt Yuna jetzt Selbstgespräche, oder wer ist so früh am Morgen gekommen?
Vorsichtig und sehr darauf bedacht Jungkook nicht zu wecken, schält er sich aus dem Bett und verlässt auf leisen Sohlen das Zimmer. In Boxershorts und Shirt bekleidet, läuft er die Treppen runter.
»Hey, seid leise. Jungkook schläft noch.«
»Taehyung, auch mal wach.«
»Jimin, was soll das?«
»Weißt du, welche Sorgen ich mir mache? Ich habe lange nichts mehr von dir gehört.«
»Willst du mich verarschen?«
»Nein. Ich vermisse dich einfach.«
»Schön. Du hast mich gesehen und jetzt kannst du wieder gehen. Ich leg mich wieder hin.«
»Hier geblieben!«
»Hör auf zu schreien.«
Durch das Geschrei von Jimin wird Jungkook tatsächlich wach. Er öffnet seine Augen und findet sich in Taehyungs Bett wieder. Doch er ist allein.
Gähnend streckt er sich ausgiebig und tapst der Geräuschkulisse entgegen. Erfreut und verwundert zugleich sieht er Jimin. Was will er so früh hier?
»Morgen zusammen.«, begrüßt er die Anwesenden und versteckt sich leicht hinter Taehyung.
»Toll, hast du prima gemacht, Jimin. Jetzt ist er wach!«
»Wird ja auch Zeit. Findest du nicht?«
»Was stimmt nicht mit dir?«
»Was stimmt mit dir nicht? Schon mal auf die Uhr gesehen? Du hast das Meeting mit Mr. Lee versäumt!«
»Aber das ist doch erst um 10.00 Uhr.«
»Wir haben 12.30 Uhr!«
»Was?«
Erschrocken sieht Taehyung auf die Wanduhr in der Küche. Tatsächlich. Jimin hat Recht. Das zweite Mal innerhalb einer Woche hat er so lange geschlafen.
Sie waren doch gar nicht so lange wach. Es war gerade mal Mitternacht, als die Zwei ins Bett huschten. Sonst, wenn er arbeitet, war es teilweise noch später.
»Es tut mir Leid, Taehyung. Es ist meine Schuld.«, entschuldigt sich der Braunhaarige. Er kaut auf seiner Unterlippe und die Augen sind glasig.
»Nicht doch. Es ist nicht deine Schuld. Denk das nicht, okay?«, tröstet er Jungkook. Taehyung geht direkt auf den Kleinen zu und umarmt ihn. Dieser nickt schwach und schmiegt sich an ihn ran.
»Meine Güte, was habe ich hier verpasst? Ich will Details!«, fordert Jimin lächelnd.
»Jimin, du Esel. Du kommst mit mir und lässt die Beiden mal allein.«, schimpft Yuna, die sich das ganze Spektakel angesehen hat. Sie will nicht, dass der Blonde, das, was auch immer das sein mag, zerstört.
Grob packt sie ihn am Arm und zerrt ihn aus dem Raum. Jimin versucht den Griff zu lösen. Doch wen Yuna einmal in ihre Fittiche hat, kommt derjenige nicht mehr so schnell weg.
»Ich bringe alles durcheinander.«, nuschelt Jungkook an die Brust von Taehyung. Sie haben das Gezeter der anderen nicht mitbekommen. Sie sind schon in ihrer eigenen Welt.
»Jungkook. Nochmal, es ist nicht deine Schuld. Alle sagen, ich soll weniger arbeiten. Dann mach ich das und es ist auch wieder falsch.«, seufzt Taehyung. Er lässt Jungkook nicht los. Zu wohl fühlt er sich.
»Aber ich will doch nichts durcheinander bringen. Nachher bist du wütend und sauer auf mich. Das möchte ich nicht. Ich will nicht, das DU es bist, der es später bereut.«, gesteht der Kleine. Taehyung reicht es. Er lässt Jungkook los und nimmt Jungkooks Gesicht in seine Hände. Sie sehen sich in die Augen.
»Nichts, aber auch gar nichts werde ich bereuen. Ich habe dich nicht einfach so geküsst, es bedeutet mir was.«, spricht er und wartet keine Antwort ab. Sofort verbindet Taehyung ihr Lippen miteinander. Es ist ein sehr kurzer Kuss, doch er küsst ihn immer wieder.
»Hör... auf... Tae... hyung...«, lacht der Kleine schon wieder zwischen all den Küssen. Er bekommt fast keine Luft mehr.
»Nur... wenn... du... auf... hörst... dir... Schuld... gefühle... ein... zu... reden.«
»Okay... okay... ich... habe... es... ver... standen...«, kichert der Braunhaarige weiterhin. Taehyung gibt ihm noch einen letzten Kuss und löst sich von ihm.
»So ist es brav, mein Häschen. Und jetzt frühstücken wir erstmal.«, befiehlt der Ältere. Hand in Hand gehen sie in die Küche. Taehyung ist nicht blöd und weiß genau, das Yuna und Jimin sich hinter der Tür versteckt haben und spionieren.
Doch er ignoriert die beiden völlig. Jungkook ist so glücklich wie noch nie. Er mag es, wenn Taehyung ihn mit seiner tiefen Stimme Häschen nennt. Und dass er ihn sein Häschen genannt hat, lässt seine Wangen rot werden.
Der Schwarzhaarige befiehlt Jungkook sich, auf einen Hocker zu setzen. Derweil durchforstet Taehyung den Kühlschrank, um etwas Essbares zu finden.
Da auf Yuna Verlass ist, wird er auch schnell fündig. Vollgepackt mit sämtlichen Leckereien und die Bananenmilch, die Jungkook so gerne hat, macht er es sich neben dem kleinen Hasen bequem.
»Ich werde hier jämmerlich drauf gehen! Das hab ich nun davon!«, jammert Yuna theatralisch. Jimin ist schon gar nicht mehr ansprechbar. Zu tief sitzt der Schock von eben. So hat er Taehyung noch nie gesehen. Noch nicht mal auf der Highschool. Er ist glücklich. Es sieht zumindest schwer danach aus.
»Wollt ihr uns weiterhin anstarren oder setzt ihr euch dazu?«, fragt Taehyung ohne den Blick von Jungkook zu wenden. Keine Ahnung, wie es dazu gekommen ist, aber er füttert seinen kleinen Hasen. Und es gefällt ihm.
Bissen für Bissen lässt sich Jungkook von ihm verwöhnen. Er liebt es, so von Taehyung umsorgt zu werden. Er weiß jetzt schon, dass er es gerne öfter so haben möchte. Man muss nicht genau hinsehen, denn man erkennt sofort, dass Jungkook über beide Ohren verliebt ist. Und er genießt es. Jede freie Minute mit Taehyung ist für ihn goldwert.
Auch Taehyung scheint wie ausgewechselt zu sein. Gestern war er noch so anders. So zurückhaltend. Abweisend auf seine Art und heute, ja heute, ist er ein neuer Mensch. Als hätte er das schon sein Leben lang getan.
Aber die Realität holt Taehyung ein. Immer wieder tauchen die altbekannten Fragen auf. Wird das alles gut gehen? Wird er ihn verletzen? Wird Jungkook ihn irgendwann hassen? Fragen die nicht aufhören wollen gestellt zu werden. Solange bis es eine Antwort gibt.
Aber wird es jemals darauf eine Antwort geben? Niemand kann doch mit Sicherheit sagen, dass alles gut wird. Die Zukunft ist noch nicht geschrieben. Und das macht Taehyung Angst. Große Angst.
»Taehyung, du hast da einen Krümel.«, holt Jungkook ihn aus seinen Gedanken. Er spürt einen kleinen Finger an seiner Wange. Dieses Lächeln lässt ihn schmelzen. Gerne würde er es für immer sehen wollen.
»Ich habe eine Idee. Wir machen uns gleich etwas hübsch und gehen zum Fotografen.«, schlägt Taehyung vor. Jungkook nickt eifrig.
»Ich will ja das junge Glück nicht stören, aber Taehyung, die Arbeit ruft.«, mischt sich Jimin ein. Yuna kann es nicht lassen und verpasst ihm einen Schlag auf den Hinterkopf.
»Aua, Mensch. Warum bist du heute so brutal?«, schimpft Jimin weinerlich.
»Weil du ein Idiot bist, ganz einfach!«, meckert die Haushälterin.
»Jimin, du besitzt genauso viele Anteile an der Firma wie ich. Du bist gleichberechtigter Partner und Geschäftsführer.«
»Ja, und?«
»Dann fang verdammt nochmal an zu Arbeiten!«
»Aber ich hab doch keine Ahnung von dem Zeug!«
»Überleg mal warum.«
»Taehyung. Bitte. Ich brauche dich.«
»Nein. Geh zu Hoseok und lass dir alles erklären. Er hat mehr Ahnung vom Geschäft als du.«
»Tiger, mein Baby.«
»Schönen Tag, Jimin.«
Jimin stapft enttäuscht aus dem Haus. So hat sein bester Freund noch nie mit ihm geredet. Nie hat er ihn so stehen lassen. Der Ältere ist verwirrt. Er wollte doch unbedingt, das Taehyung sein Glück findet.
Jetzt hat er es und Jimin ist traurig. Eifersüchtig, das trifft es eher. Er muss sich in den Griff kriegen. Der Blonde hatte Taehyung immer für sich allein. Nun muss er ihn teilen. Ob ihm das gefällt, weiß er noch nicht. Doch für Taehyung sollte er sich zusammen nehmen. Er liebt ihn doch. Warum ist er dann so eifersüchtig?
»Jimin, es tut mir leid!«, ruft Taehyung ihm nach und rennt ihm hinterher. Er dreht sich um und wird sofort in eine Umarmung gezogen. Erleichtert atmet er auf. Sein bester Freund hat ihn nicht vergessen.
»Gib mir den heutigen Tag, bitte. Morgen bin ich wieder da, okay?«, flüstert er ihm ins Ohr. Jimin nickt.
»Alles, mein Tiger. Alles was du möchtest. Nur bitte, vergiss mich nicht. Hast du verstanden?«, bittet Jimin.
»Niemals könnte ich das. Du bist mein bester Freund. Und wirst es für immer bleiben.«
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