Part twenty-four
𝒥𝒾𝓂𝒾𝓃
Die Zugfahrt hatte sich über die ganze Nacht gezogen und erst als wir an unserem Ziel angekommen waren, wusste ich, wo wir waren.
Wir waren in Daegu - Yoongis Heimatstadt.
Ich ließ meinen Blick über die wenigen Menschen am Bahnhof gleiten.
Hier wegzulaufen wäre keine gute Idee, der Mann hätte mich im Nullkommanichts wieder eingeholt und sonst was mit mir angestellt.
Bei ihm konnte ich mir sogar vorstellen mich vor versammelter Mannschaft bewusstlos zu schlagen.
Tief atmete ich durch, als besagte Person nach meiner Hand griff und unsere Finger mit einander verflocht.
Was sollte das?
"Guck nicht so auffällig. Oder willst du es auf eine andere Art und Weise beigebracht bekommen? Ich kann auch anders."
Sofort schüttelte ich den Kopf und drückte seine Hand, dabei meine Gesichtszüge glätten.
Mein Herz dagegen hämmerte unnatürlich schnell in meiner Brust.
Diese ganze Situation fühlte sich nicht real an - sowas konnte mir doch nicht passieren oder?
So etwas passierte oft auf dieser Welt, aber doch immer außerhalb meiner Reichweite.
Wer versuchte mich zu verarschen?
Ich konnte mich nicht damit abfinden.
Yoongi und ich hatten schon immer so eine Dynamik; er breitete seine Flügel aus und nahm mich unter ihnen in Schutz, während ich selbst zu schwach und klein war mich selbst zu schützen.
Und im Gegensatz zu Jeongguk hatte er immer das Sagen, ließ mich nicht mitentscheiden und musste vor anderen immer klarmachen, dass ich unerreichbar war.
Fest biss ich mir auf die Unterlippe, während wir durch das Dorf liefen.
Wohin? Keine Ahnung.
Doch die Frage klärte sich innerhalb weniger Minuten, als wir vor einem Haus stehen blieben, welches mir nur allzu bekannt vorkam.
Bevor ich protestieren konnte, öffnete man bereits die Tür und der Gesichtsausdruck des Mannes vor mir erhellte sich sofort.
"Jimin! Es ist schon lange her, wow. Du siehst gut aus", lächelte der Brünette mir gegenüber.
Es war Yoongi Bruder - Geumjae.
Sofort zwang ich mir ein Lächeln auf, als ich den stechenden Blick Yoongis auf mir spürte und hielt seinem Bruder die Hand hin, doch anstatt sie zu ergreifen, zog er mich in eine warme, schützende Umarmung.
Es war noch nie so schwer gewesen, sich zusammenzureißen.
Wollte Yoongi mit mir jetzt fröhliches Pärchen spielen?
Anscheinend.
In der Gegenwart von Geumjae jedoch konnte ich ein wenig aufatmen, denn vor seinem Brüder würde mein verrückter Psychopathen Ex nicht aus der Reihe tanzen und mich hoffentlich etwas freundlicher behandeln.
Während ich meine Schuhe im Flur auszog, schluckte ich schwer und versuchte mich ein wenig abzulenken und einen Weg zu finden die Polizei zu verständigen.
Ein Brief vielleicht?
Es würde einige Tage dauern, bis er dort ankäme und die Wahrscheinlichkeit, dass ich ernstgenommen wurde, war niedrig.
Ich biss mir auf die Lippe.
Jeongguk wollte ich nicht mit in die Sache reinziehen, aber so wie ich ihn kannte, kaufte er mir mein Verschwinden nicht ab.
Mit ganz viel Pech gab es sogar Videoaufzeichnungen.
Wieso hatte ich nicht daran gedacht?
Hatte Yoongi daran gedacht?
Und dann war da noch Hoseok.
"Verdammt...", murmelte ich und sah auf den Tee in meinen Händen hinunter, in welchem sich mein Gesicht ein wenig verzehrt spiegelte.
"Alles okay?", fragte Geumjae lächelnd und schob mir den kleinen Milchkarton zu.
Sofort setzte ich ein Lächeln auf und nickte liebevoll.
"Ja, tut mir leid. Mir ist nur gerade etwas eingefallen, was ich vergessen habe zu erledigen, bevor wir herkommen sind."
Unterm Tisch lag die Hand meines Ex auf meinem Oberschenkel, welche sich mit recht viel Kraft in mein Fleisch bohrte.
Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine, in der Hoffnung ihn besänftigen zu können.
Es funktionierte teilweise.
Der Griff wurde weniger schmerzhafter, doch im selben Moment sah ich dem Mann neben mir in die Augen.
Sein Blick war unnatürlich sanft - es lag keinerlei Aggression in ihr.
Auch kein Hass oder andere negativen Emotionen.
Yoongi? Bist das du?
Doch so schnell wie diese Sanftheit gekommen war, verschwand sie auch wieder.
Ich schluckte und sah wieder auf, in die Richtung des Mannes, welcher keine Ahnung hatte, was hier eigentlich gerade passierte und sich direkt vor seinen Augen abspielte.
Still trank ich einen Schluck aus meiner Tasse, konnte unter dem wenigen Gewicht der Flüssigkeit mein Zittern nicht verbergen.
"Sicher, dass du okay bist?", fragte Geumjae erneut, nun mevr besorgt als zuvor.
Kurz öffnete ich den Mund und war so kurz davor ihm zu sagen, dass sein Bruder ein Psychopath war und mich mehr oder weniger entführt hatte, sowie bedroht und obendrein noch ein Mörder war.
"I-ich fühl mich ehrlich gesagt nicht wirklich...", murmelte ich schließlich.
Der Griff um meinen Oberschenkel wurde zunehmend schmerzhafter, bis ich das Hesicht verzog.
"Au..."
Sofort löste sich die Hand von mir und der Brünette setzte eine besorgte Miene auf.
War ich nun in Gefahr?
Höchstwahrscheinlich.
"Jimin, was ist denn los?"
Die Stimme von Yoongi triefte nur so vor Liebe und Besorgnis, was mir nur noch mehr Angst machte.
Den Terror konnte man mittlerweile wohl schon so offensichtlich sehen, dass der unwissende Beteiligte sich erhob und den Tisch umrundete, um mir von meinem Platz zur Couch zu helfen.
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