Part six
"Wo soll ich nur anfangen?"
Ein leises Seufzen kam über meine Lippen.
"Als ich neunzehn geworden bin, haben meine Eltern sich dazu entschlossen mich in eine Klapse zu stecken, weil es mir sichtlich immer schlechter ging und ich auch zu keinem Therapeuten wollte.
Ich habe mich nicht wirklich gewehrt gegen diese Entscheidung, denn eine Wahl hatte ich nicht.
Mein Blick wanderte an die Decke.
"Also wurde ich eingewiesen und bekam ein Doppelzimmer - schlimmer könnte es gar nicht kommen, dachte ich zumindest. Als die Pflegerin mir die Tür öffnete, blieb sie geschockt in dieser stehen und schlug sich die Hand vor den Mund.
Ich hatte natürlich keine Ahnung was los war, also sah ich über ihre Schulter und wünschte mir eine Sekunde später, ich hätte es nicht getan.
Es lag ein toter Mann auf dem Boden, in seinem eigenen Blut."
Schwer schluckte ich und versuchte das Bild aus meinen Erinnerungen zu streichen, ein wiederholtes Mal, doch bringen tat es nichts.
Unglücklich verzog ich das Gesicht.
"Ach ja... Ich wurde eingewiesen, weil ich depressiv war und extrem untergewichtig. Kam von dem Mobbing in der Schule. Ich sah teils viel zu weiblich aus und das machte mich automatisch schwul - einfach dämlich und unerwachsen, echt..."
Jeongguk hörte mir still zu, mit einem entspannten Gesichtsausdruck.
Es beruhigte mich irgendwie, dass der Mann keine Vorurteile zu haben schien, denn er hatte mein jetziges Ich kennengelernt und nicht den kaputten Teenager.
"Naja, jedenfalls wurde ich dann in das letzte freie Zimmer gesteckt und mehrfach darauf hingewiesen, dass ich vorsichtig sein sollte. Ich habe natürlich überhaupt nichts verstanden, weil der Kerl, der auf seinem Bett gesessen hatte, sehr still und friedlich aussah.
Ich fand ihn von Anfang an hübsch, aber er hatte etwas anderes an sich... Einer seiner Namen war Min Yoongi."
Nun schien Jeongguk tatsächlich ein wenig überrascht und zog die Augenbrauen hoch, aber nicht mit einem vorwurfsvollen Blick, sondern einem interessierten.
"Was meinst du mit einer seiner Namen?"
Ich schmunzelte kurz.
"Min Yoongi, der eigentliche Herr des Körpers. Suga, kam als zweites zum Vorschein, ein ziemlich lauter und aufbrausender Typ, der nur an Spaß denkt. Und... Agust D, der letzte und mit am Abstand gefährlichste von ihnen. Er versteht weder Spaß, noch ist er vernünftig.
Er ist das, was man als kaltblütiges Monster versteht, aber... Er wünscht sich doch auch nur verstanden zu werden."
Den letzten Satz hauchte ich kaum verständlich.
Leise räusperte ich mich.
"Dissoziale Identitätsstörung. Yoongi hat mit ihm selbst insgesamt drei Persönlichkeiten, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Sie alle sind durch traumatische Ereignisse in seiner Kindheit entstanden.
Als Yoongi seine Freunde nach und nach verlor, warum auch immer, kam Suga das erste Mal zum Vorschein. Er versucht immer und überall Spaß zu haben, ob nun alleine oder mit wildfremden Menschen. Er ist wirklich verdammt frech."
Schwach grinste ich.
"Als Yoongi seine Eltern und seinen Bruder in einem Brand verlor..., dass war der Moment, in welchem Agust D vortrat. Er wütete wie das Feuer selbst und ermordete zwei Menschen. Einen Feuerwehrmann, den, der ihn gerettet hatte, und einen, welcher mit seiner toten Mutter auf den Armen aus dem Haus gekommen war."
Der Ausdruck in Jeongguks Augen veränderte sich.
Hatte er Angst?
"Aber ich habe ihn deswegen nie verurteilt. Der Anfang war schwer - es war schwer, etwas zu ihm aufzubauen, aber nach einiger Zeit, nach knapp einem halben Jahr, gestand mir Suga seine Liebe, Yoongi daraufhin auch.
Zu dem Zeitpunkt kannte ich Agust D noch nicht, ich hatte nur von ihm gehört, aber das sollte sich in genau der Nacht ändern.
Das eine kam zum anderen und er würgte mich, während ich schlief. In der Nacht tötete er zwei Pfleger und einen Patienten. Ich nahm es ihm trotzdem nicht übel, frag mich nicht wieso, denn ich weiß es auch nicht."
Meine Hand wanderte zu meinem Hals.
Das Würgemal konnte man noch Wochen später sehen, mittlerweile spürte ich es aber nur noch.
Ich erinnerte mich ganz genau daran, wie er mir die Luft abschnürte und versuchte zu töten und das nur, weil er Angst hatte, dass ich irgendwann gehen und ihn verletzen würde.
"Es würde zu lange dauern, bis ich dir alles erzählt habe. Ich kam mit dreiundzwanzig aus der Klinik, also vier Jahre später und Yoongi mit mir zusammen. Er hatte bereits mit fünfzehn dort gesessen und kam mit fünfundzwanzig raus - zehn Jahre.
Er war zehn Jahre dort eingeschlossen."
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