ᴊᴇᴏɴɢɢᴜᴋ

Wieso ist er plötzlich nett?

Verständnislos sah ich ihn an, aber schüttelte schließlich den Kopf, nahm es einfach hin, denn ihn jetzt noch womöglich zu reizen, wäre wie sich bewusst selbst abzuschießen.
Kurz, es wäre ein Fehler.

Ohne ein Wort zu sagen aßen wir unsere Suppe.
Ich könnte die Stille nicht brechen und er würde es nicht einmal versuchen wollen, denn für ihn schien es das Wichtigste zu sein, dass ich ihm nicht auf die Nerven ging.

"Wann hast du aufgehört zu sprechen?"
Überrascht hob ich meinen Blick.

Interessierte sich der kalte, draufgängerische Park Jimin gerade für mein Leben?

Leise räusperte ich mich, aber bekam kein Wort über die Lippen.
Mein Hals tat weh.

"Kurz nach dem Unfall. Im Krankenhaus bin ich aufgewacht ohne etwas zu hören und hab es nicht realisiert. Als ich dann merkte, dass ich mich selbst nicht einmal hören konnte, bin ich panisch geworden, hatte ständig Angst etwas Falsches zu sagen, also hörte ich auf."
Er nickte.

"Also hatte das Häschen Angst. Wieso werde ich das Gefühl nicht los, dass du schon immer ein Angsthase warst?"

Verständnislos sah ich ihn an.
Ich verstand ihn nicht - wie konnte man von der einen auf die andere Sekunde wieder zu ekeligen Monster werden?
Es nervte mich so sehr.

"Was? Willst du nicht antworten?"

Oh, wie richtig du damit liegst.

Ich nahm meinen leeren Teller in die Hand und rollte zu der Spülmaschine, in welche ich das Geschirr stellte.
Jimin konnte seines selbst wegstellen, ich war nicht sein Diener, sondern er meiner.

"Oh, wie freundlich. Das Angsthäschen weicht einem Gespräch aus, schon so oft, wie in seinem erbärmlichen Leben. Ernsthaft, lass das, so wirst du schneller untergehen, als dir lieb ist"
Lange sah ich ihn an und wandte den Blick nicht ab.
Vielleicht war es genau das, was ich wollte.

Ungesehen durch die Welt gehen, aber in meinem Zustand war das unmöglich.

"Anstrengend, als würde ich mich mit mir selbst unterhalten"
Er rollte mit den Augen und leckte sich über die leicht geschwollenen Lippen.
Ob sie echt waren?

Ich schüttelte den Kopf und rollte an ihm vorbei.

Aus uns beiden würde wohl nie etwas werden.
Weder Freunde, noch sonst etwas - nur zwei verhasste Menschen.

ꕥ

"Jeon, beeil dich man, ich hab keinen Bock mehr zu warten"

Augenrollend griff ich nach meiner Jacke und streifte sie mir über.
Ich sollte einkaufen gehen, da aber erst zwei von sechs Stunden vergangen waren, die ich jeden Tag mit diesem unausstehlichen Kerl verbringen musste, war ich dazu gezwungen worden, ihn mit mir zu nehmen.

Seit zwei Wochen hockten wir aufeinander, immer nach der Schule und am Wochenende von vierzehn bis zwanzig Uhr.
Ihm ging es natürlich auf den Zeiger und war sofort weg, wenn die Uhr ihm anzeigte, dass es für heute geschafft war.

Einen Fortschritt hatten wir noch nicht gemacht.
Nun, ich schon, aber mit ihm nicht.

Seokjin half mir dabei, wieder zu sprechen.
Es schmerzte im Hals, als wenn man ein Messer bei jedem Wort in meinen Hals rammen würde, aber er klang langsam ab, es wurde erträglicher.

Jimin wusste nichts davon, mein Vater ebenfalls.

"Na endlich"
Jimin schob mich zum Aufzug, nachdem ich die Wohnung abgeschlossen hatte und drückte auf den Knopf.
Er gähnte mit vorgehaltener Hand.

In den letzten Tagen sah er immer ein wenig kaputt aus, als hätte er die ganze Nacht durchgefeiert und getrunken.
Mein Problem war es nicht, aber er sollte mehr auf sich aufpassen.

Wenn wir nichts besseres zu tun hatten, dann waren wir immer bei der Kapelle im Wald.
Es war sein besonderer Ort und obwohl wir uns nicht verstanden, brachte er mich immer dort hin.

In die Augen sahen wir uns selten.
Seit dem letzten Mal, vor zwei Wochen in meiner Küche, hatten wir uns nur vier Mal in die Augen gesehen und danach war er eine kurze Zeit nett, ehe er wohl wieder zu Sinnen kam.

Es war seltsam.

Nach zwanzig Minuten durch den Schnee stapfen und rollen, kamen wir in dem Supermarkt an.
Ich zog eine Liste hervor und nahm einen Korb auf meinen Schoß, um alle Lebensmittel dort zu verstauen.

Einkaufen mit Park Jimin - es könnte nur witzig werden.