
ꕥ 𝓒𝓱𝓪𝓹𝓽𝓮𝓻 𝓯𝓸𝓾𝓻𝓽𝔂
"Ist alles okay bei dir?"
In den letzten Minuten waren wir still nebeneinander her gegangen.
Ich hing meinen Gedanken nach, dachte an das Gespräch von eben und wie ich meinem Vater klar gemacht hatte, dass er mein Leben zerstört hatte und mir nichts mehr bedeutete.
Zu viel auf einmal.
Langsam fuhr ich mir durch die Haare und winkte ab.
"Ja, alles gut"
Überzeugt schien der Jüngere nicht zu sein, aber sagte auch nicht mehr dazu und rollte weiter die Straße hinunter, in Richtung unseres Hotels.
So schnell wie wir gekommen waren, müssten wir auch wieder abreisen.
Seokjin würde noch zwei weitere Städte mit Yoongi besuchen, während wir Heim fliegen würden.
Jeongguks Handy klingelte plötzlich und riss mich erneut aus meinen Gedanken.
Leise grummelnd zog er es aus seiner Jackentasche und erstarrte bei der Nummer auf dem Display.
"O mein Gott", quietschend hob er ab.
Ich verstand nicht ganz, aber wenn es wichtig gewesen wäre, dann hätte er mir bestimmt davon erzählt.
Bestimmt erzählte man ihm gerade, dass jemand seine heißgeliebte Bananenmilch hatte einfliegen lassen.
"Vielen, vielen Dank", bedankte er sich und legte nach knapp fünf Minuten auf.
"Wer war das?", wollte ich dann doch wissen.
"Ach, niemand wichtiges"
ꕥ
"Ich hasse fliegen..."
Unzufrieden schnallte sich Jeongguk an und sah nervös aus dem Fenster, auf die Startrampe des Flughafens.
Wortlos ergriff ich seine Hand, umschloss sie mit meiner und lehnte mich zurück.
"Es ist halb so wild. Schön Kaugummi kauen und dann wird alles in Ordnung"
Mir half das Kauen nie, aber solange es ihm half, konnte es mir egal sein.
Es war knapp vier Uhr morgens und wir waren beide müde, demnach auch gereizt.
Heute früh war nicht alles nach Plan verlaufen.
Zuerst hatten wir meinen Koffer im Hotelzimmer stehen lassen und mussten zurückfahren, obwohl wir beinahe beim Flughafen waren.
Dann wären wir beinahe zu spät zum Boarding gekommen und dann, was für mich am schlimmsten war, hatte mir jemand seinen heißen Kaffee über die Hose geschüttet.
Glücklicherweise war diese schwarz.
Mit einem Mal verspürte ich Druck an meiner linken Hand und sah demnach auch runter.
Wir schienen gestartet zu haben, ansonsten könnte ich mir den ängstlichen Gesichtsausdruck von Jeongguk nicht erklären.
Langsam strich ich mit dem Daumen über seinen Handrücken.
"Shh"
Erst als wir die richtige Höhe erreicht hatten, wurde der Griff um meine Hand weniger.
Ich atmete auf.
"Und? Besser?"
Ein wenig beschämt nickte der Brünette und versuchte sein rotangelaufenes Gesicht zu verstecken, indem er aus dem Fenster sah, in die Dunkelheit.
Langsam lehnte ich mich vor.
Mein Kinn nahm auf seiner Schulter platz.
"Hüsch, nicht?"
Man konnte die Stadt unter uns nur noch schwach durch die Wolkendecke leuchten sehen, aber hier oben war alles klar.
Die Sterne leuchteten hell und sogar den Mond konnte man von unserer Position aus sehen.
Ein sanftes Lächeln umspielte meine Lippen, während ich die empfindliche Stelle unterhalb seines Ohres küsste.
Auf meine Frage hin nickte er leicht.
"Sie sind hier...", murmelte Jeongguk leise.
Ich gab einen verwirrten Laut von mir.
"Wer ist hier?"
Bevor er antworten konnte, verstand ich und nickte sofort.
"Ja... Und sie passen auf dich auf"
Das er seine Mutter vermisste und auch seinen Bruder konnte ich sehr gut nachvollziehen, denn mir ging es nicht viel anders.
Ich vermisste meine Mutter auch schrecklich.
"Sie sitzen gerade bestimmt auf dem Flügel und schauen zu uns rüber. Lächelnd und winken..."
Meine rechte Hand legte sich auf seinen Oberschenkel und strich langsam über seine von Stoffbedeckte Haut.
"Ganz bestimmt"
Und desto länger ich es mir vorstellte, desto schärfer wurde das Bild vor meinen Augen.
Tatsächlich - da saßen sie.
Die Menschen, denen ich einst das Leben nahm, weil ich selbst jemanden verloren hatte und die Familie dieser Menschen saß hier, bei mir, in meinen Armen.
Ich biss mir auf die Unterlippe.
"Es tut mir leid"
Langsam schloss ich die Augen und als ich sie wieder öffnete, waren sie weg.
Als wären sie verblasst oder zu Staub zerfallen und vom Wind davon getragen worden.
Hinter mir spürte ich eine warme Präsens, als würde man mir eine Hand auf die Schulter legen, aber da war niemand.
Sicher, was dachte ich mir auch dabei Tote sehen zu können?
"Hey... Was hast du?"
Jeongguk in meinen Armen hatte begonnen zu zittern und zu schluchzen.
Sofort war ich in Alarmbereitschaft, um jeden abzuschlachten, der ihm auch nur ein einziges Haar zu krümmen versuchte.
"Ich vermisse sie einfach...", schluchzte er.
Schwach lächelte ich und küsste seine Wange, strich mit der Hand wieder über seinen Oberschenkel.
"Es ist okay sie zu vermissen...
Es ist okay"
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