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➺ 31.✍︎


𝓣𝙾𝙳𝙴𝚂𝚂𝚃𝙾𝚂𝚂
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🅆ütend rüttelte ich an den Ketten, ganz gleich, ob es zwecklos war. Hinter Caspians Thron verborgen konnte ich an nichts anderes denken als an meinen ahnungslosen Partner. Zunächst gehofft, er würde mich mal wieder retten kommen, flammte nun in mir der Wunsch, er würde es nicht tun. Doch egal, wie sauer er war, mein flauer Magen behielt keinen Zweifel, dass er kommen würde.

„Der Lärm ist unhöflich, Liebes", drang Caspians ungeduldige Stimme an mein Ohr, bevor er meine Ketten so streng an den Ring am Thron zog, dass meine Schultern in den Gelenken schmerzten und ich mich nicht mehr bewegen konnte. Meine Lungen verzogen sich gequält und mein Atem brannte unter dem unerbittlichen Zug meiner Sehnen, doch ich stieß einen zornigen Laut hinter dem Knebel hervor und gönnte ihm nicht die Genugtuung, meine Gegenwehr erstickt zu haben.

Der Kreuzkönig schien dennoch zufrieden, trat zurück um seinen Thron und setzte sich selbstgefällig in das rote Polster. Die Minuten zogen sich wie die Folter einer Streckbank und ich wagte bereits zu hoffen, dass Atticus nicht auftauchen würde, doch dann war plötzlich ein dumpfes Scheppern zu hören und energische Schritte hallten über die Fliesen in den Saal. Mein Herz blieb stehen, als sie in der Nähe des Throns verstummten und die unendlich finstere Stimme meines Partners erklang.

„Wo ist sie?", kam er gleich zur Sache ohne ein Wort der Begrüßung oder jedwede Höflichkeit. Sein unerbittlicher Ton bereitete mir Gänsehaut.

„Dir auch einen guten Abend, Att. Schön dich zu sehen. Ich würde ja sagen, ich sei überrascht, doch das wäre eine Lüge", hörte ich Caspians perfides Gerede, würgte fast vor gallebitterem Ekel, ehe Atticus seine Frage, ohne auf ihn einzugehen, warnend wiederholte: „Wo ist sie?"

„Ich wusste, du würdest hier auftauchen, um für deine süße, kleine Hazy den Helden zu spielen. Wie schrecklich durchschaubar."

Ich versuchte erneut, an meinen Ketten zu ziehen und mich bemerkbar zu machen, doch das Metall fixierte mich wie starrer Beton und jede Bewegung tat höllisch weh.

„Gib sie mir freiwillig und ich mache aus der Vergängnis lediglich eine Ewigkeit hinter Gittern", verlangte mein Partner außerhalb meiner Sicht.
„Wir wissen beide, dass das nicht so laufen wird", höhnte der Kreuzkönig, dann wurde Atticus persönlich.
„Wie lange bist du schon eine dieser schäbigen Kreaturen?"

Ich erinnerte mich an die schwarz verlaufenden Gravuren, die Tinte des manischen Kults des gefürchteten Schattenschreibers, die Caspian freizügig präsentierte. Mit purem Stolz.

„Du meinst ein Schattenritter?", erwiderte dieser amüsiert und ich nahm durch die schwache Vibration der Ketten wahr, wie er sich erhob und langsam die Stufen zu seinem Thron herabschritt. „Lange genug. Diese... Arroganz von euch Hütern habe ich schon immer verabscheut. Dich mochte ich hingegen ganz gern. Auch sie. Ich hatte gehofft, euch am Ende auf meiner Seite zu sehen, doch hier stehen wir nun."

Seine Schritte näherten sich mir, ich spürte, wie sich der krallende Zug der Ketten lockerte und er mich unwirsch hinter dem Thron hervorzog. Die instinktive Erleichterung, die mein Körper bei Atticus' Anblick ausschüttete, zog sich sogleich zu flatternder Angst zusammen. Ich nuschelte gegen meinen Knebel, versuchte, ihn zu warnen, dass er in eine Falle lief, doch sein eiserner Blick verriet mir, dass es ihm egal war.

Er trug noch sein weißes Hemd und die einfache, dunkle Hose, war wohl Hals über Kopf aufgebrochen, ohne eine Vorbereitung.

Als er sah, was Caspian mit mir gemacht hatte, wie das Blut an meiner Kleidung und meiner Schläfe klebte, sank ein schwarzes Feuer in seine hellen Iriden.

Der verrückte König strich mir bedrohlich sanft über das Haar, ließ mich widerwillig zischen und ich versuchte, mich von ihm abzuwenden. Da packte er plötzlich zu und riss meinen Kopf zu sich zurück, damit er seinen Mund nah an meine Stirn legen konnte.
„Mein Meister braucht nur die süße Lorien lebend", säuselte er dabei und ich sah, wie die Knöchel von Atticus' geballten Fäusten weiß hervortraten. Die Narbe seines DEF-Cors verzog sich, die Muskeln tanzten um seinen Kiefer und sein Blick bohrte sich tief in seinen Kontrahenten hinein.

Dich, mein alter Freund, hat er ausdrücklich tot gefordert", fuhr Caspian fort und lockerte seinen Griff. „Ich habe vor, beiden Wünschen nachzukommen und ihm das volle Paket zu liefern."

Zwei Rüstungen traten von hinten an Atticus heran und umfassten seine Arme von beiden Seiten. Einer trug einen spitzen Speer, der andere ein antikes Schwert. Ein grelles Geräusch schrillte in meine Ohren, als Caspian einen Säbel aus seinem Thron zog und die scharfe Schneide über den Boden schliff.

„Du warst ein wundervoller Köder, Liebes. Ich nehme nur noch kurz den gefangenen Fisch aus, dann bin ich wieder ganz bei dir. Mein Meister erwartet dich schon", drang seine Stimme an meine pochende Schläfe und ich wand mich widerwillig, wimmerte gegen sein tödliches Vorhaben, während ich seitlich an seinen Thron gekettet wurde.

Ich zerrte und zeterte an dem Eisen, wollte irgendetwas dagegen tun, doch ich bekam mich nicht frei und musste verzweifelt zusehen, wie Caspian mit einem blutrünstigen Ausdruck auf meinen Partner losging. Ich wollte die Augen zusammenkneifen, nicht hinsehen, aber mein Blick haftete wie Kleister an dem Geschehen. Mein Puls schlug immer höher, hämmerte schmerzhaft unter meiner Haut.

Tu was! Beweg dich! Wehr dich!
Innerlich schrie ich den blassen Hüter an, flehte um eine Reaktion, doch er stand nur da, die Arme im festen Griff der Rüstungen gefangen. Caspians Klinge funkelte bedrohlich im Licht der Kronleuchter. Ich bereitete mich darauf vor, dass er mir über Atticus' Tod damit das Herz herausschnitt.

Er holte aus, ließ mich hilflos auf den Knebel beißen. Und dann, als er Atticus fast erreicht hatte, entlud mein Partner plötzlich seine angespannten Muskeln mit einer energetischen Welle, riss sich los und trat, nachdem er sich zur Seite weggedreht hatte, heftig eine der Wachen gegen die andere.

Die Klappergestelle krachten scheppernd zu Boden. Gleichzeitig zog Atticus einem der beiden sein Schwert aus der Hand und stieß es dem mordlustigen Angriff des verrückten Königs entgegen. Das Geräusch der aufeinanderprallenden Klingen schnitt schrill durch die Luft und meine Brust stieß heftig den angehaltenen Atem aus.

„Ich werde beenden, was unser Metawesen einst begonnen hat", zischte Caspian, während er die Kraft auf seine Klinge erhöhte, sie seiner Kehle immer näher führte. „Sein Fluch mag dich geschwächt haben, doch wenn ich mit dir fertig bin, stehst du nicht mehr auf."

Die Schwerter stoben auseinander, nur um sich in einen erbitterten Kampf zu stürzen. Ihre Klingen schlugen aufeinander, Beine und Arme flogen hin und her und jeder wusste, es brauchte nur eine falsche Bewegung und es war vorbei.

Caspian drängte meinen Partner immer weiter in die Defensive. Sein Geschick am Schwert zeugte von lebenslangem Training und Atticus war nicht nur aus der Übung, er musste sich auch gegen den puren Wahnsinn seines Gegners behaupten, der keine Gnade kannte.

Der König des Wunderlandes landete einen geschickten Treffer, der Atticus noch beim Ausweichen die linke Brust bis zur Schulter aufschnitt. Der Hüter verzog verkniffen das Gesicht, fasste sich kurz an die getroffene Stelle und musste sich sofort wieder ducken, um keine weitere zu opfern.

„Du lässt nach, Hawtrey", stichelte Caspian und grinste, als hätte er den Spaß seines Lebens. Dann traf er ihn seitlich am Rumpf und der Hüter zischte wütend. Sein weißes Hemd war zerfleddert, hing in Fetzen an seinen Schnitten herab und sog die rote Tinte wie ein Vampir aus seinen Adern.

Während ihr Duell im Hintergrund weiterging, rang ich unverändert mit meinen Ketten.
Ich musste Atticus helfen.
Ich musste ihm irgendwie helfen.

Meine Gedanken kreisten panisch um meine geringen Möglichkeiten, bis mir auffiel, dass meine linke Hand durch das Blut aus meinem Portkey ganz glitschig geworden war. Ich begann, meine Finger so lang und schmal zu formen, wie es nur ging und sie Stück für Stück aus der eisernen Schelle zu ziehen. Es scheuerte und quetschte mir jedes Gefühl aus meiner Hand, doch jeder Millimeter brachte mich näher an mein Ziel und trieb meine betäubte Schmerzgrenze höher.

In dem Moment, in dem meine Hand mit einem Ruck aus der Kettenschelle fuhr, purzelte ich zur Seite und beobachtete, wie Atticus dem verrückten König einen Tritt unters Kinn verpasste und ihm anschließend den Säbel aus der Hand schlug. Hell und scharf schlitterte die Klinge über die Fliesen und befeuerte mein loderndes Erfolgsgefühl.

Nun setzte Atticus zum Gegenangriff an, drängte Caspian immer weiter in die Ecke, bis er im Schwung eine Säule traf, in der sich seine Klinge unglücklich verkeilte. Den kurzen Moment des Strauchelns nutzte der König unvermindert aus, schlug ihm ins Gesicht und beförderte ihn mit einem Tritt gegen die Brust von sich weg. Die zwei umgestürzten Wachmänner hatten sich in der Zwischenzeit berappelt und setzten meinen Partner erneut fest.

Das hier war noch nicht vorbei.

Mit der freien Hand konnte ich das linke Ende der Kette unter der Armlehne hindurchfädeln und bekam mich vom Thron los. Ich riss mir den Knebel aus dem Mund, stürmte auf Caspian zu und schlang ihm die Kette, die noch an meiner rechten Hand hing, um den Hals, um ihn von meinem Partner wegzuzerren.

Atticus blinzelte benommen von seinem Schädeltreffer, während ich meine ganze Kraft darauf verwendete, dem Schattenritter die Kehle abzuschnüren. Der rothaarige Teufel röchelte, griff an die erbarmungslose Kette und stemmte sich gegen mich, aber ich ließ nicht locker.

Auf einmal ließ Caspian los und ehe ich verstand, was er vorhatte, bekam ich gewaltsam seinen Ellbogen unter die Rippen. Reflexartig stieß ich einen hellen Laut aus und lockerte meinen Griff, worauf Caspian sich befreien und mich wutentbrannt in die Mangel nehmen konnte.

„Sei brav! Mein Meister braucht dich lebend, ich will dir nichts antun müssen", fauchte er mir ins Ohr und sein heißer Atem prallte ungemütlich gegen meine Wange. Indes schleifte er mich zurück zum Thron, schlang meine Kette um die Armlehne und schnallte meine freie Hand wieder in die eiserne Kralle der Schelle. Ich kreischte frustriert und rüttelte an meinem Gefängnis, doch diesmal bewegte sich gar nichts mehr.

Atticus war hinten im Saal die Wachen losgeworden. Auf halbem Weg zum Thron trat ihm Caspian entgegen und die beiden tauschten einen Blick wie Himmel und Hölle.
Dann gingen sie aufeinander los und anstelle der Schwerter flogen ihre Fäuste.

Der Ellbogen meines Partners vergrub sich heftig in Caspians Leber, nur um von seinem wahnsinnigen Kontrahenten einen Treffer in die Nieren zu kassieren.

Als Atticus es schaffte, eine ausreichende Menge Energie aus seinem Portkey zu lassen, benutzte er sein Schild, um Caspian zur Seite zu schleudern. Der verrückte König kam im Schatten einer Säule zum Liegen und als mein Partner sein Messer zog und es mit Wucht gegen den runden Marmor warf, sprengte er den Sockel wie mit einer Bombe.

Die Säule bröckelte und neigte sich gen Boden, doch im letzten Moment, kurz, bevor sie Caspian zerquetschte, rollte dieser sich hastig zur Seite und der lange Stein krachte lautstark in die blanken Fliesen. Staub wirbelte auf, von der Decke rieselte Geröll und ich kniff mit gesenktem Kopf die Augen gegen die erstickende Wolke zusammen, die durch den Saal fegte.

Nun loderte der Zorn in Caspians Iriden lichterloh. Mit einem wutentbrannten Brüllen kam er aus dem Nebel, stürzte sich wieder auf meinen Partner und Atticus hatte Mühe, seine furiosen Hiebe von sich fernzuhalten.

Immer wieder wich er aus, parierte seine Angriffe, doch für Gegenwehr blieb ihm keine Luft. Als es Caspian schließlich gelang, den Schnitt an der Schulter des Hüters zu treffen, schaffte er sich eine Lücke in seiner Verteidigung und brach sie entzwei.

Sein nächster Hieb landete so präzise, dass man meinen könnte, er hätte gewusst, wo er hinzielen musste. Er sammelte all seine Kraft und trat ihm mit solcher Gewalt in die Narbe der just verheilten Wunde des Weltensturms, dass Atticus mit einem grausigen Laut in die Knie sackte.

Mir stockte das Herz. Atemlos drängte ich ihn innerlich dazu, aufzustehen und sich zu wehren, doch der Tritt hatte ihn gelähmt und ließ dem dämonischen Schattenritter freie Bahn. Ohne zu zögern, zog dieser ihm die Faust quer übers Gesicht und brachte den Hüter brutal zu Boden.

„Der große Hawtrey... Sieh, was aus dir geworden ist", feixte Caspian über den zerrütteten Mann auf seinen Fliesen und wischte sich schwer atmend das Blut von seiner aufgeplatzten Lippe. „Wo ist der begnadete Kämpfer hin, der du einst warst? Der Jagdhund, einer der Besten der Besten?"

Atticus stemmte mühselig und unter schmerzverzerrtem Stöhnen seinen Oberkörper auf, doch Caspian trat ihn ohne Mitleid wieder hinab. Ich zuckte gequält zusammen und spürte, wie sich alles in mir verkrampfte. Ich ertrug es kaum, meinen Partner so zu sehen und noch weniger ertrug ich, was Caspian mit ihm vorhatte.

Der Schattenritter zog das Schwert mit einem Ruck aus der Säule, drehte die Klinge gefährlich in seiner Hand und baute sich über Atticus auf. Der Hüter hatte keine Chance. Achtlos platzierte Caspian seinen Stiefel auf seinem Hals, drückte ihm die Luft und jede Bewegung ab.

„Du bist kein großer Hüter mehr", tönte er dabei und nahm das Schwert in beide Hände, „nur noch ein armseliger, blinder Straßenköter..."

Die aufblitzende Klinge reflektierte grauenvoll in meinen Augen, als Caspian sie anhob, um meinem Partner den Todesstoß zu versetzen.

In heller Verzweiflung riss ich so stark an meinem Gefängnis, dass meine Handgelenke aufschürften, wimmerte hilflos und konnte an nichts anderes denken als den Schmerz in meinem Herzen.

Bitte nicht..., flehte mein Innerstes, Bitte...

Doch ich konnte nichts dagegen tun. Machtlosigkeit pumpte statt Blut durch meine Adern, bereitete mir ein unsagbar schweres, trostloses Gefühl. Wie in Zeitlupe schien Caspian seine Klinge auf meinen Partner herabzustoßen und löste in meiner Kehle einen Schrei, der sich vor Verzweiflung völlig fremd anhörte.

Atticus!", hallte er gespenstisch durch den Saal und als hätte ich seiner Energie den letzten Schubs gegeben, den sie gebraucht hatte, entließ sich plötzlich ein gewaltiger Schwall davon aus seinem Porticus.

Caspians Klinge prallte auf das ungebändigte Schild und der Zusammenstoß schleuderte den König in schonungsloser Gewalt gegen die nächste Säule.

Der Aufschlag war laut, final, zitterte dumpf durch den runden Marmor. Sein Rückgrat und Genick machten ein ungesundes, knackendes Geräusch, das mir bis ins Mark schnitt.
Mit vor Entsetzten aufgerissenen Augen starrte ich auf seinen zusammengesackten Körper und seinen leeren, leblosen Blick.

Die düstere Tinte seines Meisters hatte ihn nicht in die Freiheit geführt. Sondern ins Verderben.

Ein paar Meter entfernt schnappte Atticus hustend nach Luft. Nicht nur der Stiefel seines Kontrahenten hatte ihm den Atem geraubt, auch der gehörige Schwall an Energie, der aus seinem Körper gefahren war, rüttelte an seinen Lungen.

Ich versuchte, meinen Blick von Caspians schaurigem Bildnis zu wenden und mich allein auf Atticus zu konzentrieren, doch als ich den Zustand meines Partners sah, schmerzte es mir bis in meine Seele.

Das weiße Hemd hing in Fetzen und hatte große, rote Flecken. Ein dunkler Ring bildete sich bereits unter seinem Auge und von seiner Schläfe floss ein Rinnsal zähflüssiges Blut. Seine Wange war aufgeschürft, die Lippe aufgeplatzt und seine Haut, von der ich am Rest des Körpers gar nicht wissen wollte, wie blau sie war, spannte leichenblass über seine geschundenen Konturen.

Die makellose Statue eines Hüters bröckelte und sollte ihr damit eigentlich nur noch mehr Würde verleihen, doch meine Augen flackerten leidig, als sie beobachteten, wie er sich mühselig auf die Beine kämpfte. Er strauchelte kurz, bevor er Halt fand und ihm das helle Haar zerwühlt in die Stirn fiel. Das leise Zittern seiner Hand bekam er erst unter Kontrolle, als er mit ihrem Rücken über seinen Mund wischte, den Kopf aufrichtete und die Schultern eine Etage tiefer sacken ließ.

Ohne ein Wort schritt er an Caspians Leiche vorbei, nahm die Stufen zu seinem Thron und machte erst bei mir wieder Halt. Er löste schweigend meine Ketten, bückte sich zu mir herab und ließ mich einen Arm um seinen Nacken legen, damit er mich hochziehen konnte. Meine Brust eng an seiner, stand er mit mir auf und da mich der Arm um seinen Nacken an ihn zog, war mein Gesicht seinem so nah, dass wir uns beinahe berührten.

Unsere Blicke schlangen sich für einen Moment ineinander. Einen Moment, in dem es nur uns beide gab.

Dann verzerrten sich seine Brauen und er schluckte, ehe er mich losließ und auf die eigenen Beine stellte. Die Distanz, die seit unserem Streit zwischen uns waberte, kroch aus der schwindenden Hitze des Kampfes hervor und hüllte Atticus in abweisende Kälte.

„Atticus...", setzte ich heiser an, doch er würgte mich bitter ab: „Hör auf."

„Ich musste den Nexus lösen, er hat ihn mir graviert...!", ignorierte ich seine Warnung verzweifelt und bereute es schon in der nächsten Sekunde.

„Du hast dich von ihm gravieren lassen?", flammte da wieder diese tiefe, leidige Wut in ihm, doch er war zu erschöpft, um laut zu werden. Er klang so grauenvoll resigniert, dass ihn die Wut nur heiser machte.

Ich biss mir in die taube Unterlippe, hielt das heiße Brennen zurück, das mir sein Blick in die Augen trieb.
„Er hat mir zugehört, als ich nichts als eine nervige Last war. Er hat mir geholfen, mein Wappen besser zu verstehen...", erwiderte ich, versuchte nicht zu der Leiche zu sehen, die als leblose Hülle alles war, was von Caspian übrigblieb.

„Natürlich hat er das, er wollte dich rekrutieren...!", schlug mir Atticus' Stimme kratzig vor Anstrengung entgegen und ich schluckte, konnte ihn nur mit feuchten Augen ansehen.

Stille schob sich quälend zwischen uns. Ich spürte, wie der Hüter innerlich wankte und meine Finger griffen zittrig in mein Shirt.

„Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht mehr komme. Nur deswegen war ich heute Nachmittag hier", musste ich ihm das einfach versichern, ob es ihm nun etwas bedeutete oder nicht. Ich wollte einfach, dass er wusste, dass ich nach unserem Kuss nicht zum nächsten gerannt war. Dass er mir etwas bedeutet hatte. Nicht Caspian.

Ich konnte nicht sehen, ob meine Worte etwas änderten. Er hatte sein Inneres, seine Augen, für mich verschlossen.

„Zieh dich zum Portal", hatte seine Stimme einen furchtbar distanzierten Ton angenommen, als er mir indirekt klar machte, dass er nicht zusammen mit mir springen wollte. Ob meine Treffen mit Caspian nun etwas bedeutet hatten oder nicht, ich hatte mich trotzdem heimlich mit ihm getroffen und Atticus hintergangen. Atticus, und alle anderen Bewohner der Detektei, die sich so für mich bemüht hatten. Mein Herz wurde schwer vor schuldiger Demut, als mir klar wurde, dass ich ihnen nun gegenübertreten musste.

Die Finger in mein Shirt gegraben, versuchte ich meine bebenden Kiefer aufeinanderzupressen, während meine Energie langsam durch meinen Portkey floss. Das ersehnte Portal streckte regelrecht die Hand nach mir aus, als ich endlich in der Lage war, es zu ergreifen.

Ich warf Atticus einen letzten, schweren Blick zu. Dann sauste der Sturm des Sprungs um meine Ohren und als ich in der Bibliothek ankam, waren alle da.
Alle standen sie erwartungsvoll vor dem Portal, hatten nervös und ängstlich auf uns gewartet. Silvius, Ozias, Evelle und Maze. Jeder dieser wundervollen Menschen, die mich wie eine Familie aufgenommen und ich zum Dank dafür enttäuscht hatte. Und die sich trotzdem aus tiefstem Herzen wünschten, dass ich heil zu ihnen zurückkam.

Ich starrte sie alle nur an, wusste nicht, was ich sagen sollte, und bekam aus meinem verkrampften Kiefer auch nichts heraus. Die Sicht vor meinen Augen verschwamm. Und als die erste Träne über meine Wange kullerte, fiel Evelle mir inbrünstig um den Hals.

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