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➺ 30.✍︎


𝓣𝙸𝙽𝚃𝙴 𝙳𝙴𝚁 𝓕𝚁𝙴𝙸𝙷𝙴𝙸𝚃
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🄰ls ich in dem abgelegenen Nebenraum landete, der mit meinem Nexus verbunden war, ließ mein Rausch langsam von mir ab. Es war still hier. Lediglich das Feuer, das noch immer im Kamin brannte, knisterte unheimlich vor sich hin. Auf dem Sofa lag das Kleid, das Caspian für mich bereitgehalten hatte und ich widerstand dem Drang, es zornig in die Flammen zu werfen.

Fokus, Lorien, ermahnte ich mich, legte meinen Portkey auf den Nexus meiner Schulter und forschte nach der Verbindung, die sie zu diesem Ort aufwies. Je länger ich damit zubrachte, desto mulmiger wurde das dunkle Gefühl, dass ich zu voreilig gewesen war. Die Wände des Schlosses kamen mir auf einmal seltsam bedrohlich vor. Was hatte ich mir dabei gedacht? Hier allein herzukommen...

Endlich bekam ich die Verbindung zu packen, malte mir mit aller Vorstellungskraft aus, wie ich sie zerschnitt und spürte, wie das Band aus meiner Schulter riss. Ein kurzer, stechender Schmerz jagte durch den Nexus, der anschließend grau und erloschen unter meiner Haut erschlaffte.

Die Erleichterung hielt nur für den Bruchteil einer Sekunde, da plötzlich hinter mir lautstark eine Tür in die Angeln krachte. Erschrocken fuhr ich herum und starrte geradewegs in die goldglänzenden Augen des wahnhaften Wundelandkönigs.

„Sieh mal einer an, wen haben wir denn da", sang seine sonore Stimme eine schauderhafte Melodie. „Die kleine Hüterin ist zurück. Kannst du dich etwa nicht von mir fernhalten, Liebes?"
Seine Wortwahl erinnerte mich unbeabsichtigt an Atticus und die Brust wurde mir ganz schwer.
„Du hast mich belogen", prangerte ich ihn zittrig an, doch mein Ton trug düsteren Zorn.
„Belogen? Nein. Alles, was ich dir erzählt habe, ist wahr, Liebes."
„Und dein fürsorgliches Getue? Wie du dich hinterhältig an mich rangemacht hast?"
„Na schön, vielleicht musste ich der Wahrheit ein wenig nachhelfen, aber du hast es mir herrlich einfach gemacht", erwiderte er mit einem süffisanten Funkeln in den Augen, die ich noch nie so abstoßend gefunden hatte. „Dein ständiges Selbstmitleid, der verzweifelte Durst nach Anerkennung... Du hast mich fast schon angebettelt."

Die gekränkte Wut schoss aus mir heraus und meine Hand flog gewaltsam auf seine Wange zu, doch bevor es klatschte, fing er sie ab und bohrte seine Finger unerbittlich in mein Gelenk. Ich verzog angestrengt das Gesicht und blinzelte gegen das heiße Brennen in meinen Augen. Seine Zunge schnalzte dreimal gegen seine Zähne, als er über mein Betragen gespielt enttäuscht den Kopf schüttelte, als wäre ich ein unartiges Kind, das sich nicht benahm.
„Spar dir deine Kraft, Liebes. Mein Meister hat noch einiges mit dir vor."

Mit einem Ruck riss ich mich von ihm los und brachte panisch Abstand zwischen uns, damit ich zurückspringen konnte, doch er fing mich unwirsch wieder ein und presste mir seine Hand auf den schrill zeternden Mund. Ein süßlicher Geruch stieg mir in die Nase, der mich an den Qualm der Wasserpfeife im Pilzwald erinnerte, und mir wurde schwindelig.

Nein!

Krampfhaft versuchte ich bei Sinnen zu bleiben, zappelte wild mit den Armen und suchte nach irgendeinem Ausweg. Als ich den rothaarigen Teufel mit dem Ellbogen in den Rippen erwischte, lockerte sich sein Griff aus Reflex und ich schaffte es, mich herauszuwinden.
„Du kleines Miststück!", zischte er gepresst hinter seinem lädierten Brustkorb hindurch und setzte mir wie wildgeworden nach. Ich fühlte mich benommen, die Welt um mich herum wackelte gefährlich, aber aufzugeben war keine Option. Ich musste hier weg.

Ich stürzte aus der Tür in den Thronsaal, rannte zwischen den Säulen hindurch und jagte auf den Garten zu. Die Sonne stand niedrig am Horizont, schien genau durch die offenen Tore und schickte ihr letztes Tageslicht vor der Dämmerung zu mir ins Schloss. Wie verrückt trieb es mich zu ihr hin, während meine Spur ihre Energie in den Portkey leitete und mich bereit zum Sprung machte.

Aber just in dem Moment, in dem ich mich in den Weltensturm schmeißen wollte, zog es mir den Halt unter den Füßen weg. Caspian hatte den langen, roten Teppich fortgerissen und ich flog der Länge nach auf die kalten Kacheln.

Ich ächzte benommen. Obwohl ich mich so gut es ging abgefangen hatte, hatte ich mir die Stirn angeschlagen und ich spürte, wie ein warmer Tropfen Blut über meine Schläfe rann. Ohne eine Gelegenheit, mich zu mobilisieren, wurde ich am Stoff meines Shirts gepackt und auf die Beine gerissen.
„Du fängst an, mich zu nerven", grollte Caspian hinter mir und ich startete wimmernd einen letzten, verzweifelten Versuch: „Caspian, du redest Schwachsinn..."

Der Kreuzkönig lachte bei der offenkundigen Floskel, von der er mir einst vorgeheuchelt hatte, sie würde etwas bedeuten.
„Der Schwachsinn war nie mein Problem. Ihr Hüter seid es."

„Du bist verrückt", keuchte ich unter seinem festen Griff und bekam mitleidlos wieder die süßliche Note auf den Mund gepresst. Ich versuchte, meinen Portkey zu beladen und Caspian einfach mit mir zurück in die Realität zu ziehen, doch meine Konzentration sank in eine schwere, endlose Tiefe und entzog mir die Kraft, genügend Energie aufzubringen. Mein Geist driftete ab. Und das letzte, das ich hörte, bevor mir endgültig die Lichter ausgingen, war seine perfide, säuselnde Stimme, als er sagte: „Oh Liebes, wir sind hier alle verrückt."

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Mein Kopf pochte, als ich langsam wieder zu Bewusstsein kam. Ein dichter Nebel drückte um die Neurone meines Hirns, als ich schwerfällig die Lider hob und in den dunklen Raum sah, in dem ich saß. Ich musste mich irgendwo hoch oben in einem der Türme des Schlosses befinden, denn von dem Fenster aus überblickte ich den Wald, überschattet von der einsetzenden Nacht.

Metall rasselte, als ich die Hand an meine schmerzende Schläfe hob. Nicht nur mein betäubter Körper ließ die Bewegung schwer wie Stein wiegen, die robuste Eisenkette, die man mir angelegt hatte, legte zusätzlich Gewicht auf.

Ich war zu sauer, um mich in Selbstmitleid zu wiegen. Sauer auf die Situation, sauer auf Caspian und sauer auf mich selbst. Ich war ja so blöd gewesen.

Mein Kopf fiel zurück an den hölzernen Balken des Dachfirsts, gegen den ich lehnte, und starrte leer auf den kahlen Raum, der außer Staub und Spinnweben nur eine mit einem langen Riegel verschlossene Bodenluke bot. Trostlos, genau wie meine gesamte Lage. Wie hatte es nur so weit kommen können? War ich denn so blind gewesen, dass ich die Schatten nie in Caspians Augen gesehen hatte?

Es knarrzte. Vorsichtig schob sich der Riegel der Luke mit einem Klacken zur Seite und ich machte mich bereit, in Caspians höhnisches Gesicht zu blicken, doch stattdessen traf mich die zierliche, blasse Gestalt seiner sanftmütigen Schwester, Vanita. Argwöhnisch drückte ich mich ein wenig enger an den Balken, zog die Knie an und machte mir keine Mühe, das Häufchen Elend zu verstecken, das ich war.

Ihr heller Blick hastete ängstlich nach unten, dann kletterte sie eilig ins Dachgeschoss, kauerte sich neben mich und begann, meine Ketten aufzuschließen.
„Schnell, mach dich bereit zum Springen...", klang ihre Stimme eindringlich, als würde sie verfolgt.
„Warum hilfst du mir..?", fragte ich die geisterhaft anmutige Frau, die sich ihrem Bruder bisher immer gefügt hatte.
„Weil sie Grauenvolles vorhaben...", jagte sie mir einen Schauer über den Rücken, während die erste Kette meine linke Hand freigab. Darüber nachzudenken, was hinter ihren Worten steckte, machte mir Angst, also schob ich es auf später und konzentrierte mich auf den Fluss meiner Energie, der mich nach Hause bringen sollte. Der Schlüssel klapperte in der eisernen Handschelle und hatte mich beinahe befreit, als ein Schatten in der Öffnung der Luke erschien.

„Vanita!", wollte ich sie noch schreiend warnen, doch ihr Bruder hatte sich längst über ihr aufgebaut und zog ihr mit Gewalt den Türriegel über den Schädel. Ich zuckte zusammen, als die arme Frau die Augen verdrehte und schlaff auf die Dielen kippte. Caspian trat gefühllos über sie, blickte nüchtern auf sie hinab und straffte anschließend seine Schultern, als hätte er sie sich verspannt.
„Ein Jammer. Sie hätte so viel haben können."

„Wieso tust du das?!", kreischte ich los und schnappte entsetzt nach Luft.
„Wieso?", wiederholte er ungläubig. „Wieso?"
Er ging vor mir in die Hocke, sah mir tief in die verstörten Augen und gab plötzlich die Gravuren frei, die er bisher hinter einem energetischen Schleier versteckt hatte. Schwarz wie Pech liefen sie ihm wie Tinte unter die Augen, tropften über seinen Hals und breiteten sich in Rinnsalen über Schultern und Armen aus.
„Weil ich Besseres verdient habe, als wie ein Tier im Käfig des Ordens zu verrotten."

Ohne sie je zuvor gesehen zu haben, wusste ich, was diese Gravuren bedeuteten. Die schwarze Tinte der Freiheit, das Symbol des schwarzen Phantasten.
Er war ein Schattenritter.

„Eigentlich hatte ich gehofft, ich könne dir nach Vollendung deines Wappens mehr über deine Kräfte beibringen", seufzte Caspian theatralisch, während er sich wieder aufrichtete und Vanita achtlos mit dem Fuß aus dem Weg rollte. „Dich an alles heranzuführen, sollte nur der Anfang sein. Aber ihr musstet ja unbedingt unseren Magus enttarnen, wie auch immer ihr an Chronya gekommen seid."

„Der blöde Fremdkörper wäre dir besser auf den durchgeknallten Kopf gefallen!", zischte ich und der Kreuzkönig lachte leise.
„Oh bitte, der war doch nicht echt. Nur ein kleines Souvenir, das Chronya mir getauscht hat, damit ich dich zu mir locken konnte."

Mit weiten Augen sah ich ihn an, als sich langsam die Puzzleteile in meinem Kopf zusammenfügten.

„Ich muss schon sagen, euer Magister ist eine ganz schöne Nervensäge. Hat im Orden ordentlich Wellen geschlagen. Wir mussten fast schon aufpassen. Aber so, wie er sich um dich gekümmert hat, war uns klar, dass er dich mit der nötigen Sanftmut an die belebte Fiktion gewöhnen und dich in Material verwandeln würde, mit dem wir arbeiten können."

„So, wie ihr mit unschuldigen Fiktiven gearbeitet habt? Sie elendig habt zerfallen lassen?", fauchte ich mit wildem Blick, doch Caspian tangierten die Vorwürfe nicht im Geringsten.
„Wertloses Gesinde, das den Fall der Mauern ohnehin nicht überstehen wird."
„Fall der Mauern? Wovon redest du? Wozu das alles? Wozu diese Höllengeräte?", wollte ich verstehen, wohin ihr Wahnsinn führen sollte, doch seine Antwort trieb mir blanken Horror in die Knochen.
„Um uns zu befreien", glänzten seine Augen wie Gold im Sonnenlicht. „Die Spur von jedem, der sie trägt, wird sich an jede Umwelt anpassen können, sie ihn umgibt. Und wenn wir die Mauern niederreißen, sich alles im Weltensturm verbindet, werden wir diejenigen sein, die noch existieren, wenn der Rest in Vergängnis ertrinkt."

Ich konnte kaum fassen, was er da sagte. Es klang wie der Untergang der Welt. Sie wollten alles zusammenführen? Alle Spuren kollidieren lassen?

„Ihr Menschen hattet schon immer eine rege Fantasie. Und ich danke euch dafür", fuhr Caspian fort, „aber es wird Zeit, dass die Schöpfer Platz für wahre Visionen machen. Und wenn wir alles niedergerissen haben, werden wir eine Welt erschaffen, die keine Grenzen mehr kennt."

„Ihr müsst von allen guten Geistern verlassen sein, wenn ihr glaubt, ich würde euch dabei helfen", klang meine Stimme heiser und weniger bestimmt, als ich sie hatte vorbringen wollen.
„Oh, das wirst du", entgegnete der verrückte König mit solcher Gewissheit, dass sie mir die Kehle zuschnürte. „Wir brauchen nur dein Wappen dafür. Wir haben Chronya sich extra ein wenig in den von euch behüteten Welten austoben lassen, damit ihr was zutun habt und es sich ausbreitet. Und jetzt, nach eurem kleinen 'Unfall' im Portalsturm, ist es so gut wie vollendet."

Der dunkle Drachen kribbelte ungemütlich in meinem Rücken und ich spürte, dass er Recht hatte. Ich versuchte, nicht in meiner Angst zu vergehen, doch seine Enthüllungen machten es mir unmöglich.
„Man wird nach mir Suchen. Man wird mich holen kommen und dann bist du dran, du widerliches Arschloch", versuchte ich ihm so viel Verachtung entgegenzuschleudern, wie ich aufbringen konnte. Und das war eine Menge.

„Wer? Dein armseliger Orden?", höhnte Caspian. „Die Hälfte der Führungsriege sind Schattenritter, Liebes. Die werden dir keine Hilfe sein."

Ich zögerte, da ich hoffte, es entsprach der Wahrheit, nach allem, was geschehen war, als ich letztlich den Namen sagte, nach dem es mich sehnte: „Atticus."

Das finstere Grinsen, das sich um Caspians Lippen schlängelte, als ich den Namen meines Partners aussprach, drehte mir den Magen um. Er beugte sich zu mir herab und raunte mir arglistig ins Ohr: „Genau darauf setze ich."

Sofort befiel mich das haarsträubende Gefühl, dass er Böses für Atticus im Schilde führte. Angst umschlang meinen Blick, als ich in das ruinöse Gewitter seiner Augen starrte und ahnte, das für meine närrische, leichtsinnige Unvernunft nicht nur ich, sondern auch Atticus bezahlen würde.

„Darf ich dich also bitten, deine Spur zu lüften, damit dein Prinz dich retten kommt, Rapunzel?", zog er eine spöttische Analogie zu meiner Gefangennahme in seinem Turm und meine Augen wurden schmal.
„Das kannst du vergessen."

Einen Teufel würde ich tun, meine Verschleierung zu lösen und Atticus zu alarmieren, wenn das bedeutete, dass er in eine Falle lief. Ich hatte ihm genug Ärger bereitet in der letzten Zeit und seine jüngste Verletzung hatte mir gezeigt, dass ich nicht wusste, ob ich seinen Tod überstehen würde. Sollte er nie wieder mit mir reden, mich hassen, mir war es egal. Solange er lebte, konnte ich das verkraften.

Der Geduldsfaden des enttarnten Schattenritters riss, bevor er überhaupt die Möglichkeit bekam, sich aufzuspannen. Wie ein schwarzer Blitz schoss er vor und krallte seine Finger krude um meinen Hals. Ich röchelte, als er zudrückte.
Ich sagte, du lüftest jetzt deine Spur", zischte er erbarmungslos und als ich nicht reagierte, wurde sein Griff noch brutaler.
Würgend berief ich mich auf die Information, dass sein Meister mich brauchte: „Du kannst mich... nicht töten..."

Gequält hielt ich Blickkontakt und lieferte mir ein stilles Duell, während sich das Blut rauschend in meinem Kopf anstaute, bis er mich endlich losließ und ich hustend nach Luft rang. Ich hatte mich einem gewalttätigen Irren anvertraut, das hätte mir klar sein müssen, seit er den Hutmacher mit seinem zerzausten Kumpan im Tee ertränkt hatte. Inzwischen war ich mir sicher, dass die beiden tot waren.

„Wie du willst", donnerte Caspian trocken, zog ein Messer und für den Bruchteil einer Sekunde blieb die Welt um mein zusammenschrumpfendes Herz stehen.

Dann stach er mir die Klinge gnadenlos in die Gravur meines Portkeys und ich schrie auf. Ohne, dass ich etwas dagegen tun konnte, schoss meine Energie in einer hellen Welle durch meine Adern. Blut quoll aus meinem Unterarm und der scharfe Schmerz trieb mir Wasser in die Augen.
„Siehst du, das hätte nicht sein müssen, Liebes", hätte ich kotzen können bei dem samtig weichen Tonfall, den er plötzlich wieder anschlug und riss die verkniffenen Lider auf wie eine Furie.

„Gehen wir", kümmerte er sich nicht um meine Wut, schloss mit versteinerter Miene beide Eisenschellen fester um meine Handgelenke und band sie mir auf den Rücken. Als er begann, mich zur Luke zu zerren, wehrte ich mich und versuchte, in die Detektei zu springen, doch er riss mich achtlos aus dem Sog zu Boden, schubste mich durch die Luke und beförderte mich mit sich in Richtung Thronsaal.

Die Stichwunde an meinem Arm tropfte unaufhörlich auf mein Shirt und meine Hose und hinterließ blutige Flecken. Auch die Teppiche seines Schlosses bekamen etwas ab, weshalb der Kreuzkönig sich genervt ein Stück Stoff aus dem Kleid im Nebenraum riss, als wir ihn durchquerten, und sie mir abklemmte.

„Du widerst mich an", spuckte ich ihm entgegen, worauf er ein weiteres Stück Stoff nahm, es um meinen Kopf schlang und mir in den Mund band. Geknebelt blieb mir nichts anderes übrig, als ihn mit Blicken zu vernichten, obgleich sie an ihm abprallten wie Regen an Fensterglas.

Als wir an seinem Thron ankamen, befestigte er meine Ketten an einem Ring der Rückseite, schenkte mir ein letztes, aufgesetztes Lächeln und meinte: „Mach es dir bequem. Wir warten nur noch auf den Ehrengast."

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„Atticus!"

Die grelle, aufgebrachte Stimme des humanoiden Bären stieß in seinen Rücken, trieb seine Beine nur noch schneller an. Er konnte in dieser Bibliothek nicht länger atmen, konnte Loriens Anwesenheit nicht länger ertragen.

Sie hatte es nicht einmal verneint.
Bedeutungslos.
Pah, dass er nicht lachte. Und wie es was bedeutete. Ihm hatte es etwas bedeutet, so sehr er sich auch dagegen wehrte.

Atticus' Wut schäumte wie ein Wasserfall. Schon lange hatten ihn seine Emotionen nicht mehr so sehr gequält und er hasste, dass Lorien sie ihm wieder eingetrichtert hatte, nur um sie herauszuprügeln. Er hätte sie nicht so nah an sich heranlassen dürfen. Von Anfang an nicht.

„Atticus!", erreichte der Bibliothekar ihn, als er ins Wohnzimmer brach und trat eine gigantische Diskussion los, die der Hüter kaum wahrnahm. Er redete auf ihn ein, warf ihm vor, zu hart zu sein, und wollte, dass er sich beruhigte, doch Atticus war nicht bereit, sich zu beruhigen. Verbitterung war ein gefährliches Gift und er war kurz davor, sich eine weitere Dosis unter die Haut zu spritzen.

Silvius stieß bei der Aufregung aus seinem Büro, wollte wissen, was los war und der Bär brach in zornige Erklärungen aus. Selbst Evelle unterbrach ihre Arbeit in der Küche, trug noch Ofenhandschuhe und Schürze, als sie fassungslos im Türrahmen zum Esszimmer erschien. Ohne Umschweife mischte sich nun auch die Fee in die Diskussion — Man schrie über Atticus, man schrie gegeneinander und nach einer gefühlten Ewigkeit erhob sich Silvius' resolute Stimme über den Tumult und intervenierte mit einem lauten: „RUHE!"

Auf einmal wurde es still im Raum und zwischen das betretene Schweigen mischten sich die verbissenen Gesichter aller Anwesenden. Ozias wurde aufgefordert, ihm langsam zu erklären, was passiert war und nachdem der Bär fertig war, fragte der Magister: „Sie ist heimlich ins Wunderland gereist? Wieso? Was wollte sie da?"

„Mit dem Kreuzkönig rummachen", grollte Atticus zynisch, worauf Ozias böse auffuhr: „Hör schon auf! Du hast sie genug gequält!"

Der Hüter bereute nicht, was er gesagt hatte, und zuckte nicht mal mit der Wimper, als der Bär ihn zurechtwies. Trotzdem hörte er weiter zu, als er an Atticus Stelle antwortete: „Sie sagte, er hätte ihr mit ihrem Wappen geholfen."

Atticus war zu versunken in dem dunklen Chaos, das in ihm herrschte, um Anstoß an dieser Tatsache zu nehmen, doch Silvius zog ein bestürztes Gesicht.
„Was?", holperte seine Stimme wie ein Rad über Kopfsteinpflaster. „Du sagst mir, er war an ihrem Wappen interessiert?"

Es dauerte einen Moment, bis diese Frage zu ihm durchdrang und noch einen, um durch den wütenden Nebel zu gelangen, doch als sie ihn endlich erreichte, war es, als hätte ein kräftiger Windstoß klare Sicht geschaffen. Und der Ausblick rüttelte ihn brutal wach.

Er hatte sich zu sehr in seiner Wut verloren, nicht darüber nachgedacht, wo die Interessen des verrückten Königs lagen, den er zu gut kannte, als dass er so naiv wäre, anzunehmen, hinter seinen Taten stecke keine perfide Arglist. Loriens Wappen. Wenn er ihr damit helfen wollte, wusste er, dass sie eine Hazy war. Und es gab nur eine Erklärung dafür, warum er das wusste.

Auf einmal wurde Atticus kreidebleich. Der Fremdkörper. Auf einen Schlag machte dieser wertlose Klumpen Stein einen Sinn. Auch Caspians ständiges Rumgetanze um seine Partnerin. Er hatte gewusst, dass sie als Hüter in der Sache ermitteln würden. Dieser perfide Mistkerl hatte es gewusst und schamlos für sich ausgenutzt. Mit Sicherheit kannte er die Magus nur zu gut, die ihn zuletzt noch im Gatsby bedroht hatte. Von wegen, vom Himmel gefallen, Atticus wettete darauf, dass er ihn sich von Chronya besorgt hatte. Er hatte Lorien nur zu sich locken wollen. Dieser blöde Stein war ein Köder gewesen. Und sie hatten ihn gefressen.

Egal, wie sehr sie ihm wehgetan hatte, die Flammen seiner Wut schlugen in dunkle, zehrende Sorge um. In Sorge und in Selbstvorwürfe, dass er sich von seiner Wut hatte blenden lassen.

„Ist sie selbständig gesprungen?", hakte Silvius eindringlich nach und Atticus wusste, worauf er hinauswollte.
„Das Portal hat sie nicht genutzt und ihre eigenen Sprünge sind wackelig... Er muss ihr einen Nexus gegeben haben."
„Und der ist noch aktiv?" Silvius Stimme wurde immer nervöser und befeuerte das unangenehm brennende Flattern in Atticus' Brust. Evelle schlug sich bestürzt die Hand vor den Mund und auch Ozias fasste sich unbehaglich an die Weste.

„Wo ist sie?", herrschte Silvius die Gruppe an und sofort drehten sich alle um und begannen, zu suchen.

Atticus fegte durch den Trainingskeller, riss Evelles Atelier auf und platzte in Loriens Zimmer. Verlassen lag es da, die Bettwäsche zerwühlt und keine Spur der kleinen Hazy. Auch aus anderen Ecken meldete niemand Erfolg und der Hüter musste kurz innehalten, um bitter die Augen zu schließen und die Lippen aufeinanderzupressen. Sein Kiefer schmerzte unter dem Druck seines Masseters, bis er sich einen Ruck gab, wieder auf den Flur stürmte und zur Bibliothek eilte, wo er sie zurückgelassen hatte. Maze stand dort gerade eingeschüchtert vor seinem Vater, der ihn darüber ausfragte, ob er Lorien gesehen hätte. Als der nervöse Junge ihm sagte, sie hätte danach gefragt, wie man einen Nexus kappte, krampfte sich alles in Atticus zusammen.

Ein grausam verzweifelter Moment verstrich, dann begannen die Relikte der Bibliothekare plötzlich rot zu glühen.
Siegelalarm.
Und als Atticus die Welt sah, in der er ausbrach, rutschte ihm das gequälte Herz tief in die Knie.

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