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➺ 17.✍︎


𝓔𝚇'𝚂 & 𝓞𝙷'𝚂
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🄼eine linke Hand schnellte abwehrend nach vorn und schob den Angriff meines Gegenübers zur Seite. Die Prozedur wiederholte sich mit der Rechten, dann wich ich mit dem gesamten Körper nach hinten aus. Hin und wieder nutzte ich das energetische Schild meines Portkeys, vor allem, wenn auch er es gegen mich verwendete.

Ich befand mich unten im Keller auf den Matten. Es war Trainingszeit und Atticus prüfte den Fortschritt meiner Verteidigungskunst. Zugegeben, ich war keine geborene Kämpferin, aber im Vergleich zu unseren ersten Einheiten schon um einiges besser geworden. Sparry, der Trainingsdummy, hatte geholfen und auch meine Ausdauer war durch das Joggen weniger erbärmlich.

Atticus blieb mir weit überlegen. Ich brauchte mit den Gedanken nur einen Moment woanders zu sein, schon landete er Treffer gegen mich, obwohl er nicht einmal hundert Prozent gab und die verletzte linke Hand heraushielt. Es war schwer, bei der Sache zu bleiben, bei allem, was zurzeit in der Detektei los war. Maze hatte uns gestern nach seinen Untersuchungen berichtet, dass der Staub des ehemaligen Geräts von einem Erz stammte, das sich ausschließlich in Zwischenwelten fand. Ohne die zusammenhängende Materie mit ihrer Energiespur konnte er es nicht sicher sagen, doch er hielt es für möglich, dass die Geräte — ähnlich wie Metawesen — keine weltengebundene Energiereserve besaßen. Einmal mit dem Wirt verbunden, modifizierten sie nicht nur seine Spur, sie wurden eins mit ihm. Ohne den Wirt ging ihnen binnen kurzer Zeit die Energie aus, die Materie wurde instabil und die Geräte zerfielen. Zumindest war dies die Theorie des werdenden Bibliothekars.

Blöd, dass es dadurch kompliziert sein würde, so ein Gerät einzeln mitzubringen. Ob es gelang, es mit einer externen Energiequelle zu stabilisieren, war ungewiss, daher blieb die sicherste Methode, den nächst auftauchenden Wirt im Ganzen herzuschleppen. Riskant und nicht gerade unser Fachbereich. Nur wollte Silvius weder den Orden noch die DEFs offiziell an der Sache beteiligen, seine Verschwörungstheorien im Vordergrund. Schlimm genug, dass sie im Laufe des Tages hier auftauchen und letzte Fragen zum Fremdkörper stellen würden.

Ein dumpfer Schmerz drückte in meiner linken Schulter, als Atticus mal wieder durch meine schlampige Abwehr drang.
„Du bist nicht bei der Sache", rügte er mich und unterbrach nach zwei weiteren Treffern den Angriff. Ich biss mir schuldbewusst auf die Unterlippe.
„'Tschuldige...", nuschelte ich und fuhr mir den verschwitzten Pony aus der Stirn.
Der Hüter ließ mich kurz verschnaufen und etwas trinken, wirkte jedoch nicht zufrieden.

„Was denkst du, wann der Orden hier auftaucht?"
Meine Finger krallten sich verkrampft um die Wasserflasche in meinen Händen.
„Silvius wird sich oben mit ihnen unterhalten. Vermutlich bekommst du nichts davon mit."
„Hm."

Atticus seufzte leise, überlegte kurz, ob und wie er mich in dieser Einheit weiterquälen sollte und forderte mich dann auf, zurück zu ihm auf die Matten zu kommen. Ich zwang den widerwilligen Protest herunter, der mir auf der Zunge brannte und positionierte mich erwartungsvoll vor ihm.

„Sagen wir, ich wäre ein Gegner und du wolltest mich ausknocken. Wo triffst du?"
Ich blinzelte unsicher, wusste nicht, was ich sagen sollte.
„Du hast meinen Angriff abgewehrt und willst zum Gegenschlag ansetzen. Wohin zielst du?", wiederholte er fordernd und ich gluckste ahnungslos vor mich hin.
„Du willst doch nicht blindlings auf mich losgehen? Sei präzise und verschwende keine Kraft."

Er machte einen Schritt auf mich zu, traf mich mit dem Handballen auf Höhe der Leber, dann direkt unter dem Sternum am Solarplexus — raubte mir den Atem — und brauchte schließlich nur eine kleine Bewegung seines Beines in meine Kniekehlen, um mich zu Fall zu bringen. Er hatte nicht fest zugelangt, doch es hatte definitiv gereicht. Ich fasste mir unbehaglich an die Brust, die durch den Treffer am Nervengeflecht verlernt zu haben schien, wie man atmete. Ich benötigte einen Moment, bis ich wieder problemlos Luft bekam und warf meinem Partner einen bösen Blick zu.

„Jedes Lebewesen hat energetische Knotenpunkte. Natürlich könntest du da treffen, wo es wehtut — Nase, Hals, Schläfe... aber zum einen wirst du nicht immer Gelegenheit zu so einem Treffer bekommen und zum anderen gibt es in der Fiktion genügend Lebensformen, die diese Schwächen nicht teilen", ignorierte Atticus meinen sachten Ärger über seine sehr physische Demonstration und erklärte mir, worum es ihm dabei ging. „Deine Verbindung zur Energie ist deine größte Waffe. Sie zeigt dir, wo du zu treffen hast. Spüre, wo sich die Energie deines Gegenübers zentriert, dann brauchst du nur noch zu zielen. Ich musste kaum Kraft aufwenden, um dich zu Boden zu bringen, nur die richtigen Stellen anvisieren."

„Ich soll es spüren?", ächzte ich, während ich mich wieder aufrichtete. „Ich habe im Gegensatz zu dir keinen übernatürlichen Spürsinn, Matt Murdoch."

„Den brauchst du nicht. Je stärker die Verbindung zur Energie ist, desto einfacher fällt es einem Hüter, den Gegner zu analysieren", entgegnete er. „Du bist eine Hazy. Eine Nachfahrin der Gründer. Du springst ohne Portal in die Fiktion und belädst als Anfänger Fesseln mit so viel Energie, dass es einen erfahrenen Magister braucht, um dich zu befreien. Ich bin sicher, du musst dich nur ein wenig konzentrieren."

„Hm... Ich habe bisher noch nie irgendwen analysieren können..."
Obwohl das so nicht ganz stimmte.

„Du hast es auch noch nie aktiv probiert. Nutze die Stärke deiner Verbindung. An manchen Stellen eines Körpers wird sich immer Energie konzentrieren, doch ist er in Bewegung, gibt es zusätzlich temporäre Knotenpunkte. Wenn du sie triffst und die gesammelte Energie zerstößt, löst du einen kurzen Schockzustand aus, der bis zur zeitweiligen Lähmung von Körperteilen führen kann."

Das, was Atticus da erzählte, klang interessant. Gewillt, es auszuprobieren, ließ ich mich auf eine weitere Kampfeinheit ein. Während ich die Angriffe des Hüters parierte, versuchte ich mich zu fokussieren. Ich achtete auf das Gefühl in mir, das meinen inneren Fluss rauschen hörte. Spürte, wie er sich bewegte, wie er floss und durch meine Adern strömte. Dann schickte ich es los, auf der Suche nach dem Fluss, der in Atticus lebte. Es war nicht so einfach, seine Energie zu spüren, denn sie fühlte sich anders an als meine eigene. Trotzdem war da etwas. Ein leichtes Glimmen. Kleine Blitze, die durch seine Muskeln zuckten. Durch seine Nerven und Gefäße.

Ich lenkte seine Angriffe immer nur von mir, doch in dem Moment, in dem ich meinte, einen helleren, größeren Haufen Blitze, eine Ansammlung, zu sehen, parierte ich seinen Schlag, indem ich meine Hand genau dort an seinem Arm platzierte. Tatsächlich sorgte ein Reflex dafür, dass er ihn zurückzog. Mein Triumph trieb mich dazu, mit der anderen Hand auf seinen Solarplexus zu zielen, aber meinen Gegenschlag ließ er nicht durch. Viel zu schnell fing er ihn ab, drehte mir den eigenen Arm um den Hals, und zog mich an sich heran. Ich spürte seine Brust in meinem Rücken. Oben presste sie gegen meine Schulterblätter und ich hatte alle Mühe, mein Herz daran zu hindern, höher zu schlagen.

„Zu langsam", raunte er in mein Ohr und der leicht raue Bariton seiner Stimme rollte über seine Kehle wie das Schnurren eines Katers.
Ähm, ich meine...wie das...nervige, rostige Surren eines... Argh!
Nein, ich konnte mich nicht herausreden. Es vibrierte herrlich an meiner Haut und stellte mir die Härchen auf. Seit wann gefiel es mir?

„Aber kein schlechter Treffer."
Er befreite mich aus seinem Griff. Ich versuchte mir die aufgestiegene, nervöse Verlegenheit nicht anmerken zu lassen, schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter und schüttelte den Wunsch, mich wieder von ihm fangen zu lassen, entschieden ab.

Was war denn bitte los mit mir? Das ging ja gar nicht!
Ich sollte mich schnellstmöglich mit jemandem von diesem hochnäsigen Idioten ablenken, bevor das noch inakzeptable Ausmaße annahm. Vielleicht sollte ich Caspian einen Besuch abstatten. Der trug mich wenigstens auf Händen.

Caspian, ja Caspian gefiel mir. Zwar war er ein Fiktiver, ein wenig verrückt und jede Art der Beziehung zum Scheitern verurteilt, doch was machte das schon. All das klang immer noch besser als der blasierte Atticus Hawtrey.

„Los, nochmal", riss mich der Hüter zurück in unsere Trainingseinheit und ich befahl mir selbst die Aufmerksamkeit auf die Lektion.

Wir starteten die Übung von vorn. Glücklicherweise kam Atticus mir nicht mehr so nahe, doch egal, wie oft ich einen seiner temporären Knotenpunkte traf, ich schaffte es nie, den entstandenen Schock auszunutzen. Langsam spürte ich, wie mir die Puste ausging. Verdammt, ich keuchte auch schon ein wenig, atmete schwer. Ärgerlich verdunkelte sich mein Blick. Es musste doch einen Weg geben, ihn zu Fall zu bringen. Der Typ stand fester und geschickter auf seinen Beinen als der blöde festgeschraubte Dummy.

Deine Verbindung zur Energie ist deine größte Waffe...
Seine Lektion hallte durch meine Gedanken.
Die Verbindung zur Energie...

Plötzlich kam mir eine Idee. Auf ehrliche Weise würde ich ihn sicher nie zu Fall bringen. Wie wäre es dann mit einer unehrlichen?

Er konnte meine Bewegungen nur aufgrund meiner Energie sehen. Er spürte sie. Wenn er sie nicht kommen sehen sollte, musste ich ihn vollends blind machen, beziehungsweise, ich musste mich verstecken.

Ich startete scheinheilig einen neuen Versuch und ließ ihn mich angreifen, wehrte alles wie gewöhnlich ab. Dann, um ihn unvorbereitet zu treffen, zerstieß ich einen seiner Knotenpunkte und anstelle eines Gegenstoßes, lenkte ich meine energetischen Bahnen in die Tunnel, die sie verschleierten.
Ich war schon viel besser und schneller darin, seit Caspian es mir das erste Mal gezeigt hatte.

Hinter diesem kleinen Trick versteckt, stieß ich ihm meinen Handballen energisch unters Sternum. Mein Bein schnellte hinter die seinen und mein Ellbogen drückte mit Schwung meinem Handballen hinterher, um ihn ins Straucheln zu bringen.

Und tatsächlich, es funktionierte.
Der Hüter verlor überrascht das Gleichgewicht. Leider beging ich den Fehler, ihm durch den zu langen Kontakt zu seinem Bein Angriffsfläche zu bieten. Er nutzte die Berührung als Orientierung, fischte mit dem Fuß nach meinem Knöchel und zog ihn mir weg. Während er den eigenen Fall gewandt abfing, brachte er mich neben sich zu Boden, hinderte mich mit seinem Gewicht am Aufstehen und fixierte mich mit einem festen Griff. Der Aufprall auf den Matten hatte die halbherzige Verschleierung meiner Energie gelöst und so mimte ich Unschuld.
Über mich gebeugt zeichneten Argwohn und Überrumpelung ihm ein finsteres Gesicht.

Was war das?", wurde das Schnurren zu einem irritiert skeptischen Knurren.
„Was?", spielte ich die Ahnungslose. Langsam wurde mir bewusst, dass es keine gute Idee gewesen war, Caspians Trick gegen ihn zu verwenden. Was sollte ich ihm sagen, woher ich das hatte? Mir blieb nichts als Leugnen.
„Du warst plötzlich wie verschwunden", brummte er weiter und trieb mir Hitze in den Körper. Sein Gewicht drückte mich in die Matten, ich spürte sein Bein an meinem Oberschenkel und die Wärme seiner Nähe. Ich schluckte. „Keine Ahnung, was du meinst, echt."

Atticus war nicht zufrieden, allerdings blieb ihm keine Möglichkeit, mich weiter auszufragen, denn unsere Trainingseinheit wurde jäh unterbrochen. Von den Treppen hallte eine melodische Stimme durch das Kellergewölbe. Weiblich, doch es war nicht Evelle.
„Wie ich sehe, hast du's noch drauf, Atty", säuselte sie und zwischen ihr Gesäusel webte sich eine ähnlich verspielte Verschlagenheit, wie ich sie von Caspian kannte.

Ich spürte, wie sich Atticus' Muskeln verkrampften. Ein tiefer Schatten legte sich über sein Gesicht. Er schien diese verführerische Frauenstimme zu kennen, mehr, als ihm lieb war. Abrupt ließ er von mir ab und richtete sich auf. Dem Gewicht, das mich am Boden fixierte, entzogen, war es auch mir möglich, mich langsam hochzurappeln. Mein Blick wanderte dabei zu den Treppen.

Das Erste, was ich sah, waren hohe, schwarze Lederstiefel. Makellos poliert reflektierten sie das Licht, als sie theatralisch, mit dem eleganten Hüftschwung eines Models in den Raum schritt. Ihre Absätze klackten auf den Steinfliesen, bis sie die gepolsterten Matten erreichte.

Akacia", presste der Name der mysteriösen Fremden unliebsam über Atticus' Lippen und ich war gezwungen, meinen Kiefer aktiv davon abzuhalten, gaffend herunterzuklappen. Die Akacia? Die Schwester dieses rothaarigen McKeens, der zuletzt mit dem Orden hier gewesen war?

Ich konnte es kaum fassen.
Das war seine Ex? Verdammte scheiße, die sah ebensowenig echt aus wie er selbst!

Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie eine so schöne Frau gesehen. Sie hatte die Ausstrahlung einer temperamentvollen Königin und das Äußere eines feurigen Engels. Ihre Haut war gebräunt und überzog ihren schlanken, trainierten Körper wie weicher, karamellisierter Zucker. Ihr glänzendes, rostrotes Haar fiel ihr in langen Wellen aus purem Kupfer über die Schultern. Ihre langen Beine steckten in diesen hohen, schwarzen Lederstiefeln — Overknees mit schmalem Schaft — und gaben gerade genügend Haut frei. Darüber begann ein Kleid, das mehr an ein zu langes Hemd oder einen zu langen Blazer erinnerte, den ein auf die Taille begrenztes Gürtelkorsett zur Betonung ihrer femininen Rundungen zusammenschnürte. In ihrem wohlwollenden Dekolleté leuchtete über der brennenden Gravur eines Geweihs ein Rubin an einer feinen Goldkette mit dem blutigen Rot ihrer Lippen um die Wette. Volle, perfekt geformte Lippen, die sie zu einem aufsässigen Grinsen verzogen hatte, um ihrem Auftritt den richtigen Charme zu verleihen.
„Schön dich zu sehen, Atty. Ich habe dich vermisst."

Der aschblonde Hüter bedachte ihr Auftreten mit kaltem Schweigen. Sein Gesicht war wie versteinert, kein Muskel bewegte sich oder zuckte auch nur.

Atty.
Wenn ich hörte, wie diese ekelhaft schöne Frau das aussprach, hätte ich kotzen können. Ich verstand langsam, warum er nicht wollte, das Evelle den Spitznamen aufgriff.

„Mein Bruder war kürzlich hier. Er hat mir erzählt, dass er dich getroffen hat, da habe ich Sehnsucht bekommen", biederte sie sich weiter an, indes baute sie ihren schlanken Amazonen-Körper vor uns auf wie ein geplusterter Pfau. „Er sagte, du seist mit einem süßen Mädchen aus einem Nebenzimmer gestolpert. Ich war etwas eifersüchtig."

Sie verschwendete einen abfertigenden Seitenblick an mich und ich konnte klar und deutlich in ihren Augen verfolgen, wie jedwede Eifersucht verging. Ich wäre ernsthaft beleidigt gewesen, wenn ich neben ihr nicht wie ein abgehalfterter, verschwitzter Troll ausgesehen hätte.

Ich war peinlich berührt. Nicht nur, weil ihr Bruder dachte, Atticus und ich hätten Ungezogenes in Evelles Atelier getrieben, sondern auch, weil Akacia offenkundig davon absah, es zu glauben, nachdem sie mich sah. Also echt, für wen hielt sie sich? Vermutlich für die Göttin, die sie war. Äußerlich.

„Wer ist deine kleine Freundin?"

Nun, wo sie auf mich zu sprechen kam, konnte Atticus sie nicht länger mit Schweigen strafen. Der Geheimhaltung meiner wahren Identität hatte er sich seinem Magister gegenüber verschrieben.
„Eine wappenlose Verwandte von Silvius. Will sich genauso hoffnungslos bemühen wie sein armer Sohn", fertigte er sie mit einer nüchternen Antwort ab und ich vergrub meine Hände zum Schutz meiner Gravuren in den langen Ärmeln meines Trainingsshirts.

„Ah", erwiderte der teuflische Engel und sah erneut abschätzig zu mir herab, die roten Lippen zu einem falschen Lächeln verzogen, bei dem sie sich nicht einmal Mühe gab, „wie... nett."

Nett. Na das war quasi dasselbe wie — wie hatte das Atticus damals noch so schön formuliert..? — primitiv und tölpelhaft. Man könnte meinen, Akacia wäre so höflich, es nicht wie Atticus konkret auszusprechen, aber im Gegenteil. Ihr nett war in Kombination mit der geringschätzigen Tonlage und ihrem feisten Blick ein ganzes Stück schlimmer. Tja, gleich und gleich gesellt sich gern. Das musste eine fabelhafte Beziehung gewesen sein.

Akacia McKeen schien jedenfalls motiviert, alte Romanzen wiederaufleben zu lassen. Mich links liegen gelassen und aus ihrem Blick geschoben wie eine tote Fliege, setzte sie ihren Körper in Szene und näherte sich ihrer alten Flamme.
„Stehst du seit neustem auf Brünette? Ich kann sie mir färben, wenn du willst", begann sie schamlos mit Atticus zu flirten und ich beobachtete angewidert, wie ihre Zunge um ihre Lippen spielte.

Der Hüter blieb völlig unbeeindruckt.
„Keine Mühe, ich sehe nichts."

„Nein, aber wie man hört, spürst du dafür umso besser..."
Nun hatte Akacia auch die letzte Distanz zu meinem Partner überwunden. Dass ich genau neben ihnen stand, war ihr gleich. Ihre Hand wanderte doch tatsächlich schamlos zu seiner Brust, strich die Konturen seines Rumpfes hinab und rutschte erotisch in Richtung seiner Hose.

Doch bevor sie auch nur in die Nähe des Gürtels kam, schnappte seine Hand zu wie eine Falle und packte ihr Handgelenk mit derselben Krudität wie der Draht den Kopf einer Maus. Die Abweisung, die mir stets von ihm zuteilwurde, war nichts zu der, mit der er Acacia McKeen begegnete. Zu mir war er kalt, doch für sie klaffte da nur eine gefühllose, schwarze Leere.

„Unsere Trennung durch deine Versetzung war ein Fehler, Atty", ließ sich Acacia nicht beirren, die seine Grobheit nur anzuturnen schien. Wie ein rolliges Tier räkelte sie sich an ihm und reizte in mir das Verlangen, sie an ihren glänzenden Locken von ihm wegzuzerren.

„Wir haben uns nicht wegen meiner Versetzung getrennt, Kacy", knurrte Atticus ihr entgegen mit einer tiefen, rauen Bedrohlichkeit in der Stimme, die Gänsehaut verlieh. „Wir haben uns getrennt, weil du ein skrupelloses Miststück bist und ich nicht länger gut genug für Daddy's kleine Prinzessin war."
Die feurige McKeen ließ nicht locker. Sie presste einen ihrer Lederstiefel gegen sein Bein und rutschte mit dem Schenkel schleichend zu ihm vor.
„Daddy war schon immer etwas überfürsorglich. Aber was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß."

Ihre Lippen kamen ihm gefährlich nahe und ich schluckte.
„Du wirst gleich zu Daddy nach Hause humpeln müssen", zischte Atticus eine Warnung, die mehr als deutlich machte, dass er keine Lust auf ihre Spielchen hatte.
„Ich will dich zurück", hauchte sie seiner Drohung gegenüber ignorant und wickelte ihr Bein nur noch enger um das seine, bis er genug hatte, es nutzte, um ihr das Gleichgewicht zu rauben und sie strauchelnd von sich zu stoßen. Ich zuckte leicht zusammen.

„Warum bist du wirklich hier?", forderte er anschließend in eisiger Kälte.
„Wegen dir."
„Warum bist du wirklich hier?", wiederholte er sich, ohne der makellosen Hexe Glauben zu schenken.
„Ich wollte sehen, wie es dir geht."
„Nach drei Jahren?". Nun wurde er laut. „Du musst sehr besorgt gewesen sein."

Ich spürte, in was für einen gewaltsamen und längst überfälligen Streit ich hineingeraten war. Langsam versuchte ich mich aus der Affäre zu ziehen, ging vorsichtig rückwärts, um mich an ihnen vorbeizuschleichen, doch die beiden ließen mir keinen Platz und versperrten den rettenden Fluchtweg über die Treppen.

War ich", wurde Akacia schließlich ein wenig zickig. Ich konnte förmlich sehen, wieviel ihr noch auf der Zunge brannte, aber sie hielt es zurück. Ob es nun an meiner Anwesenheit lag oder an ihrem Bedürfnis, Atticus näherzukommen und nichts eskalieren zu lassen, sie schluckte es runter. Der sich anbahnende Streit wurde vertagt, als sie wieder in ihre Honig Schmiererei verfiel: „Ich hörte vom Besuch des Ordens und schloss mich der Gelegenheit an. Ich dachte, ich übernachte hier für ein paar Tage."

„Klar", entgegnete Atticus ohne jedwede Emotion. „Mach dir das Feuer im Kamin an, nachts wird es kalt auf der Couch."

Damit beendete der Hüter ihre Konversation, setzte sich seine Brille auf und steuert schnurstracks Richtung Treppen.
„Der Unterricht ist beendet", knurrte er mir noch zu, dann verschwand er schnellen Schrittes nach oben.

Ein paar Tage hier übernachten? Dieses lüsterne Weib? Sie brachte nicht nur mein gesamtes Frauenbild durcheinander, sie war auch ein DEF und damit dem Orden viel zu nahe. Ich wollte sie hier nicht!

Mit ihr allein gelassen, presste ich ungemütlich die Lippen zu einer Linie, hob die Brauen und versuchte, mich davonzustehlen. Ohne zu zögern machte das langbeinige Biest einen entschiedenen Schritt vor die Treppen und stellte sich mir in den Weg. Das Gewicht auf das linke Bein verlagert schwang ihre Hüfte nach oben und ihr Kopf legte sich schief. Akacia McKeen stierte mit einem scharfen Blick auf mich herab, als schätzte sie die Gefahr ein, die ich für sie darstellte. Ihre vollen Lippen zuckten ein wenig zur Seite, doch besonders bedroht wirkte sie nicht. Sie hatte wohl für sich entschieden, dass nicht ich es war, die Atticus von ihr abhielt.

Trotzdem, womöglich nur um sicherzugehen, verlangte sie in spitzem, missbilligendem Ton: „Vögelst du ihn?"

Ich war so überrumpelt, dass ich nicht anders konnte, als leicht zu prusten.
Was?"

„Du hast mich schon verstanden."

Ich blinzelte entgeistert. Was war ihr Problem? Nach drei Jahren tauchte sie hier auf und markierte ihr altes Revier?
„Sehe ich so aus?", pfiff ich zurück, langsam etwas angefressen von ihrer grundlosen Arroganz.

„Nein", war sie gnadenlos ehrlich, vermutlich aus purem Böswillen, „aber das heißt nichts, schließlich ist er blind."

An dem Punkt erreichte sie meine Grenze. Ich mochte nicht die lauteste Person sein, doch ich hatte mir bisher noch nie etwas im Leben gefallen lassen. Und sie war der letzte Mensch, mit dem ich damit anfangen würde.
„Du hast mich genug beleidigt", trat ich ihr felsenfest entgegen. „Es geht dich einen feuchten Dreck an, wen ich vögele. Und jetzt geh mir aus dem Weg oder bade in meinem minderwertigen Schweiß bei dem Versuch, mich aufzuhalten."
Demonstrativ wischte ich mir mit der Hand über die nasse Stirn, ließ meine Schulter voranstoßen und manövrierte mich energisch an ihr vorbei.

Ich ließ mir nicht anmerken, dass ich insgeheim Angst davor hatte, sie könne mich aufhalten. Sie wusste nicht, wie schlecht ich im Nahkampf war und mich kaum wehren konnte. Sie war eine ausgebildete Jägerin und mit Sicherheit eine ähnliche Kampfmaschine wie Atticus. Ein Aufeinandertreffen wäre für mich unschön geendet. Glücklicherweise schien sie mich nicht anfassen zu wollen und es gelang mir, mich aus der Affäre zu ziehen ohne Schaden zu nehmen.

Dass ich ihre Befürchtung, ich könne mit ihrem Ex schlafen, bewusst nicht verneint hatte, war mir im Nachhinein etwas unangenehm. Selbstverständlich war ich weit davon entfernt. Weiter ging es kaum, doch ich hatte sie ärgern wollen. Ihr die pure Vorstellung unter die Nase reiben wollen, wo sie mich doch für viel zu unzulänglich für ihren Atty hielt.

Vögelst du ihn?, hallte ihre Stimme in mir nach und trieb mich für den Bruchteil einer Sekunde auf die Matten, unter seinem Gewicht begraben und eine Mischung aus Unsicherheit, Scham und Hitze im Leib.
Schön wär's.

Mein Mund wurde trocken und ich stieß den Gedanken so gewaltsam aus meinem Kopf, dass ich fast gestolpert wäre. Drehte ich jetzt völlig durch? Verdammt, diese Hexe brachte mich ganz durcheinander!

Missmutig stapfte ich über den Flur zu meinem Zimmer. Mit dem roten Schleier eines Stiers steuerte ich in die Dusche, streifte mir ungeduldig die Klamotten vom Leib und drehte das Wasser auf. Obwohl es kalt war, blieb ich stehen, reckte das Gesicht gen Decke und ließ es über Stirn, Nase und Wangen prallen. Mein ganzer Körper samt meinem Kopf fühlte sich brennend heiß an, sodass die kalte Dusche eine Befreiung war. Sie spülte die unangenehme Begegnung mit Akacia McKeen hinweg und ich atmete auf.

Mein Gesicht verharrte, mein Körper stand reglos still. Meine Lungen arbeiteten immer tiefer und tiefer. Langsam wurde das Wasser wärmer und mit jedem Atemzug versank ich schwerer. Die Wärme der Dusche versetzte mich zurück in den Moment, als Atticus meinen Angriff abwehrte, mich drehte und an sich zog. Ich spürte seine Arme um mich, hörte seine raue Stimme. Die Wärme des Wassers wurde zur Wärme seines Körpers, angetrieben durch das Pochen seines Herzens, das ich im Rücken spürte.

Stopp!
Meine Augen rissen auf, meine Hand hechtete nach der Wärmeregulierung und zerrte hektisch ins dunkle Blau. Die herabprasselnde Eiseskälte bereitete mir Gänsehaut und ließ mich kurz zappeln, doch den Weckruf hatte ich nötig gehabt.

Was zur Hölle war mit mir los?
Ich erkannte mich nicht wieder. Das Auftauchen der McKeen schien wie ein Energiebruch, verbreitete unangenehmes Chaos. Sie musste verschwinden.

Ich wusch den Schweiß von Haut und Haar und beeilte mich, aus der Dusche herauszukommen. Ich atmete tief durch, beruhigte mich und lockte die klaren Gedanken zurück in meinen verwirrten Geist.

Angezogen war ich gerade dabei, mein Haar im Handtuch zu trocknen, da hörte ich Stimmen auf dem Flur. Sie stritten und da ich neugierig war, schlich ich zur Tür und öffnete sie einen winzigen Spalt breit, nur, um mit einem Auge nach draußen schielen und besser lauschen zu können.

Akacia hatte Atticus abgefangen, um ungestört ihr Gespräch wiederaufzunehmen. Stattdessen war der vorhin unterdrückte Streit über die beiden hereingebrochen, der sich über drei Jahre in ihren Herzen aufgestaut hatte. Vor allem Atticus schien kein einziges warmes Gefühl mehr für seine Ex übrig zu haben. Ein Umstand, der mich unerklärlich befriedigte.

Atty—", setzte die McKeen gerade an, als er ihr grob über den Mund fuhr: „Du bist noch genauso verlogen wie damals."

„Damals hieß es, du würdest jeden Besuch ablehnen!", verteidigte sie sich, doch der Hüter kannte kein Erbarmen.
„Jede Krähe konnte mir gestohlen bleiben, Raymond Asher und seine ganze Drecksdivision konnten mir gestohlen bleiben, aber auf dich — auf dich habe ich gewartet, bis ich hörte, dass du dich hast befördern lassen und Abbadores kleinen Schnösel ausführst."

„Du stellst das völlig falsch hin!"
Langsam schlich sich Verzweiflung in die sonst so selbstbewusste Stimme der rothaarigen Schönheit.
Atticus' Antwort wog bitter und schwer.
„Benjin war tot und sie kehrten es einfach unter den Teppich, ich wurde für invalid erklärt und in die Pampa abgeschoben und du lässt dich darauf befördern?", ich spürte die verabscheuende Fassungslosigkeit in seiner Stimme. „Auf Abbadore habe ich geschissen, oberflächlich warst du schon immer, aber dass du auch derart geschmack- und skrupellos bist, war mir zuwider."

„Ich hatte keine Wahl, Atty!"

„Benjin war unser Freund! Und du hast ihnen geholfen, seinen Tod als seinen eigenen, dummen Fehler hinzustellen!", fuhr er sie an, nun wirklich wütend.

„Er hat sich Befehlen widersetzt."

Falschen Befehlen! Ein Hüter reist nie allein, er tat, was jeder gute Partner getan hätte!"

„Du bist nicht verantwortlich für seinen Tod", erkannte Akacia die Trauer, die hinter seiner Wut steckte. Allerdings las sie sie falsch.
„Er ist für mich zurückgekommen. Er ist für mich gestorben", erwiderte Atticus, ehe er finster fortfuhr, „aber du hast Recht. Es war nicht meine Schuld. Ich habe etwas gebraucht, um das zu erkennen, aber als ich wieder klar denken konnte, wusste ich: deine heuchlerische Division war es, die einen jungen DEF mit einem gefangenen Metawesen allein ließ. Die hatten versagt und die hätten dafür zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Stattdessen vertuschen sie es feige und du hilfst ihnen munter dabei."

Die McKeen wirkte ernsthaft betroffen, schüttelte langsam den Kopf und versuchte, etwas zu sagen, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken.

„Verschwinde, Akacia."

„Atty...", setzte sie zu einem letzten, verzweifelten Versuch an, den der aschblonde Hüter kompromisslos niederschlug.
Fast wie eine Warnung wiederholte er düster und deutlich: „Verschwinde."

Die McKeen erkannte, dass sie verloren hatte. Schon von Beginn an, hatte sie verloren gehabt. Da war nichts mehr, dass sie beide verband, außer einer grauenvollen Vergangenheit, die er ihr nie vergeben würde. Mit dem letzten Rest ihrer Würde wandte sie sich um und verließ den Flur zum Salon. 

Atticus blieb zurück, verharrte einen Moment regungslos, dann ließ auch er die unliebsame Begegnung hinter sich und steuerte in die Bibliothek.
Das feuchte Handtuch in meinen Händen sank von meinem Haar und ich zögerte. Meine Augen verfolgten den Hüter, den eine dunkle, schwere Wolke zu umgeben schien. Der Anblick hinterließ ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust. Das war nicht fair, warum fühlte ich mich verantwortlich, ihm beizustehen?

Ich seufzte schwer, legte das Handtuch weg und gab mir einen Ruck, ihm in die Bibliothek zu folgen. Im Türrahmen blieb ich stehen, beobachtete leise, wie er den Handschuh auszog, um das Wundsiegel zu lösen, das Ozias nach dem Unfall im Märchen angebracht hatte. Beeindruckend, wie kaum noch zu erahnen war, dass er sich dort verletzt hatte. Am Tag nach der Verbrennung hatte er die Hand noch schonen müssen, aber darauf war sie in null Komma nichts verheilt. Wie viel konzentrierte Energie doch bewirken konnte.

„Macht es dir Spaß, anderer Leute Angelegenheiten zu belauschen?", erhob Atticus plötzlich die Stimme. Er musste mich in der Tür meines Zimmers gespürt haben, als ich seinen Streit mit Akacia verfolgt hatte.

„Weil der Flur für seine Privatsphäre bekannt ist?", konterte ich, hielt meine Stimme allerdings bedeckt. Ich suchte keine Konfrontation. Ich wollte nur sehen, wie es ihm ging.
Er antwortete nichts darauf. Ich entfernte mich vom Türrahmen und trat weiter in den Raum, dessen Wände voller versiegelter Bücher schimmerten.

„Meinst du, sie verschwindet?", kam ich auf Akacia zu sprechen, deren Anwesenheit mich in vielerlei Hinsicht störte.

„Keine Ahnung. Ich weiß nicht, warum sie hier ist", grummelte der Hüter resigniert, die blinden Augen auf das Siegel seiner linken Hand gesenkt. Ich hatte schon oft gesehen, wie sich Blinde in Filmen verhielten. Wie sie nie dorthin sahen, wenn sie etwas taten oder mit jemandem sprachen. Atticus jedoch verfolgte alles, was er spürte, mit seinem leeren Blick, obwohl es ihm nichts nützte. Eine Angewohnheit, die man wohl nur schwer abnutzte und eindeutiges Indiz dafür war, dass seine Augen einst tadellos funktioniert hatten.

„Tut mir leid wegen deines Partners — deines Freundes. Ich bin sicher, er war ein guter Hüter", tastete ich mich vorsichtig weiter. Seine Vergangenheit war explosives Terrain.

„War er."

Und das hat ihn das Leben gekostet.
Traurig hing jene unausgesprochene Tatsache in der Luft. Direkt neben dem offenkundig billigen Ersatz, den er für ihn bekommen hatte. Einer Hazy, die nichts konnte und nichts wusste. Tief in mir schlummerte die Hoffnung, dass er nicht mehr so dachte. So sehr wir uns auch zu Beginn nicht hatten leiden können, ich hatte das leise Gefühl, dass wir Fortschritte machten. Vor allem nach dem, was er auf dem Balkon bei Aschenputtels Ball zu mir gesagt hatte.

Ich forschte in seinem Gesicht nach Antworten und blieb an seinem Kinn hängen, das seitlich ein verblasster, blauer Fleck zierte. Der vergangene Kammerdiener hatte ihn in seinem Schmerz beim Zappeln erwischt.

Ich leitete meinen Blick fort, hinab auf seine beinahe verheilte Brandwunde und fragte: „Wie geht es deiner Hand?"
Ich trat dabei näher heran und wollte schon meine eigene ausstrecken, um mir seine anzusehen, da fing er mich auf einmal ungerührt ab. Sein Griff bohrte sich grob durch den Pullover um mein Handgelenk und ich verkrampfte mich erschrocken.

„Lass uns mal etwas klarstellen, Lila: das hier ist keine rührselige Freundschaftsromanze", begann er gnadenlos jede Hoffnung in mir zu ersticken. „Wir sind Partner, weil mein Magister es von mir verlangt. Ich genieße es nicht, ich brauche dich nicht und noch weniger brauche ich dein Mitleid. Das hier, ist reine Pflichtsache. Also lass mich in Ruhe."

Etwas in mir brach. Zerbarst in tausend Stücke mit einer Gewalt, dass ich fürchtete, man könne es um mich herum hören. Ich kämpfte darum, die Fassung zu wahren, erleichtert um den Umstand, dass er das verletzte Flackern meiner Augen nicht sehen konnte.

Ich wollte ihm zurückschleudern, dass ich mein Bestes gab. Dass ich nichts für mein Erbe konnte, nichts für sein Schicksal und die Tatsache, dass wir miteinander auskommen mussten. Dass ich nur versuchte, ihm eine gute Partnerin zu sein, dass ich joggen ging, mich von der Trainingspuppe vermöbeln ließ und nichts erwartete, außer ein wenig Respekt.

Doch alles, was ich zustande brachte, war ein leidiges Schlucken, in dem Wissen, dass ich nicht hätte verbergen können, wie sehr er mich verletzte.
Meine Haut brannte unter seinem Griff. Es war unerträglich. Unwirsch entriss ich ihm meinen Arm.

Leck mich", presste ich hasserfüllt hervor und wirbelte herum. Ich stob zur Tür, stürmte über den Flur und schloss mich in meinem Zimmer ein.

Ich hasste ihn! Akacia, sein verstorbener Freund, seine zerschlagene Karriere... all das ließ er an mir aus! Prügelte auf mich ein, wenn und wann es ihm gefiel!
Sobald ich glaubte, wir seien auf einem guten Weg, nahm er einen Hammer, belud ihn mit seiner Frustration und schlug jede Verbindung zu Brei, wie einst den Stein mit seinem Pfeil. Ich war ja so dumm gewesen, zu glauben, ich könne etwas anderes von ihm erwarten.

Scheiß auf ihn.

Ich wischte mir dir wutfeuchten Augen, holte das Exemplar von Alice im Wunderland aus seinem Versteck und schmiss mich damit aufs Bett. Ich ertrug diesen Laden gerade nicht. Überall tummelten sich Ordenshüter, arrogante Exfreundinnen und übelgelaunte Partner. Ich musste hier weg. Kurz woanders aufatmen. Wo mir keiner physisch oder emotional an den Kragen wollte.

Vielleicht eine Ironie, dass ich gerade das Wunderland auswählte, dessen Bewohner mich letztes Mal fressen und ertränken wollten, doch ich hatte Caspians Nexus und den Punkt erreicht, ihn testen zu wollen.

Ohne weiter nachzudenken, legte ich die Porticus besetzte Hand auf die kleine, kaum erkennbare Gravur, die mir der verschmitzte König auf die Schulter gezeichnet hatte und belud sie mit Energie. Ich konzentrierte mich auf das Gefühl der Schwerelosigkeit, die mich hinfort zog und auf den Nexus, der mich mit meinem Zielort verband. Ich sah seinen Weg. Den klaren Faden, den er mir durch die weltenverbindenden Stürme zog. Und so musste ich nichts weiter tun, als sein Ende zu ergreifen und mit ihm in die Fiktion zu springen.
Er würde mich schon an den Ort bringen, zu dem ich wollte. Und wenn nicht: dann war ich wenigstens weg von hier. Ich wollte fort. Nur fort.

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