69.| N o a h
Ich höre Lilly schreien und spüre wie eine unheimliche Kälte mein Herz benetzt.
Ohne weiter nachzudenken, laufe ich in die Richtung aus der all die Schreie kommen.
Vor meinen Augen sehe ich Grace auf dem Boden liegen, neben ihr Lilly.
"Was ist hier los?", frage ich und komme mir ziemlich blöd dabei vor.
Lilly sieht auf und als mich ihr Blick trifft, gefriert es mir das Blut in den Adern.
Ihre Augen sind voller Tränen und noch nie habe ich so viel Schmerz auf einmal sehen können.
Aus dem Augenwinkel erkenne ich Jason. Er kommt auf mich zu und seine Miene spricht Bände.
"Du warst das", faucht er und auch in seinen Augen erkenne ich Tränen.
"Nein", antworte ich und versuche mir meine Anspannung nicht anmerken zu lassen.
"Du hast sie umgebracht du Wixer!" , schreit Jason nun und ich kann all die Wut in seiner Stimme an meinem ganzen Körper spüren.
Noch nie habe ich mich derartig schwach gefühlt.
"Du hast sie geschwängert", schreie ich zurück und stoße Jason von mir.
Die gesamte Situation hätte nicht noch weiter aus den Fugen geraten können, denn genau im falschen Augenblick steht mit einem mal Olivia vor uns.
Ihre strahlend blauen Augen sind weit aufgerissen und immer wieder sieht sie zwischen Jason und mir hin und her.
Anscheinend weiß sie keine Erklärung für all das was hier gerade geschieht.
"Du hast was?", haucht sie leise und man merkt wie sehr ihr das sprechen schwer fällt.
Mich wundert es nicht, dass dieses Mädchen nicht mehr in der Klinik ist sondern plötzlich hier auftaucht.
"Oliva", flüstert Jason und kommt ihr langsam näher, doch Olivia schüttelt nur den Kopf.
Anscheinend hatte sie keine Ahnung davon, dass es Jason auch mit Grace mehrfach getrieben hat.
"Du weißt dass das nicht die Wahrheit ist", sagt Jason und wirft mir immer wieder tödliche Blicke zu.
Olivia ist gespalten zwischen all dem Vertrauen welches sie in die Liebe von Jason hatte, und den Worten die ich gerade in den Raum geworfen habe.
"Wieso sagt er das?", flüstert sie und schaut mir in die Augen, in der Hoffnung dort eine Antwort für all ihre Fragen zu finden.
"Siehst du nicht wie falsch er ist?", schreit Jason ihr entgegen und das einzige was ich tue ist dieses wunderbare Schauspiel zu genießen.
Es ist beeindruckend, wie schnell sich eine Seite in zwei spalten kann.
"Wer ist falsch Jason?", frage ich und ziehe provokant die Augenbrauen nach oben.
"Du oder ich?", mache ich weiter und bin begeistert von all den Emotionen die ich in ihm auslösen kann.
"Verdammt Liv!", schreit Jason und steht nun ganz nah an ihr. Ihre Lippen berühren sich beinahe.
"Es gibt niemand anderen als dich", haucht Jason und greift nach Olivias Hand.
Die nächste Szene lasse ich mir beinahe auf der Zunge zergehen.
"Nicht mehr", sagt Olivia leise und sieht zu Grace leblosen Körper hinunter.
In diesem Moment entgleitet Jason das gesamte Gesicht und vor lauter Schock versteift sich sein ganzer Körper.
"Du glaubst doch nicht dass ich-", beginnt Jason und schüttelt den Kopf.
Der Regen wird immer stärker und ich ergreife erneut das Wort.
"Wem glaubst du Olivia? Der Person die dich bereits betrogen hat?", frage ich und sehe sie an.
In ihren Augen schimmern Tränen und ihr gesamter Körper zittert.
Ich weiß nicht, ob es an all dem Schmerz oder doch an der Kälte liegt.
"Du bist genau an der selben Stelle wie vor ein paar Jahren", mache ich weiter und wende meinen Blick keine Sekunde von ihr ab.
"Erinnerst du dich?", hauche ich leise und stoße Jason von ihr weg.
In seinen Augen erkenne ich bloßen Hass und als er mein Grinsen sieht tritt er mich zu Boden.
Es fühlt sich ironisch an, genau dort zu liegen wo gerade ein Mensch sein Leben verlor.
Ein Schmerz durchzuckt meinen Kopf und als ich mit der Hand dagegen fasse, sehe ich das Blut.
"Noah", schreit Olivia und lässt sich zu mir auf den Boden fallen.
Die Stimmen der anderen nehme ich nicht war, auch wenn sie immer lauter werden.
"Ich habe nicht mit ihr geschlafen!", schreit Jason und seine Augen weiten sich als er bemerkt dass ich nach Luft schnappe.
"Nimm ihren Namen aus deinem Mund!", schreit Lilly und läuft zu uns. In ihren Augen ist bloßer Schmerz zu erkennen.
"Verdammte Scheiße wieso glaubt ihr einem Mörder?", brüllt Jason und schafft es so alle Blicke auf sich zu richten.
Ich nehme die Darbietung nur noch von außen war, denn seitdem ich auf dem Boden liege bin ich kein Teil mehr davon.
Der Schmerz durchfährt mich wie ein Blitz und nimmt mir jegliche Luft zum Atmen.
"Er hat Recht", hauche ich und bemerke wie mich ein weiterer Donner aus Belastung durchzuckt.
Erneut wandern ihre Blicke auf mich und ehe ich nur noch Dunkelheit sehe und Regen auf meiner Haut spüre.
Sie sagen "der Tod öffnet unbekannte Türen", aber vielleicht irren sie sich.
Wenn ich an mein Leben zurückdenke, sehe ich da so viel Schmerz.
Nichts von all dem ist mir unbekannt.
Aber es fühlt sich unehrlich an zu sagen ich würde Dinge nicht bereuen.
In nur einem Augenblick habe ich die Leben von unzähligen Menschen zerstört, während ich nun einfach verschwinde ohne irgendetwas zu berichtigen.
Sie sagen auch "wenn du stirbst zieht dein ganzes Leben an dir vorbei".
Auch das ist nicht wahr. Es sind deine Fehler die du sieht.
Es sind die schlechten und schlimmen Taten die aus einem unzähligen Meer aus Guten hervorstechen.
Es sind die Worte die du nie wieder zurücknehmen werden kannst und es sind die Schmerzen die dir zugefügt worden sind, sowie die die du zu verantworten hast.
Wenn ich all das früher gewusst hätte, wäre ich niemals so weit gegangen.
Wenn ich all das früher gewusst hätte, wäre ich jetzt nicht die Person die ich bin.
Oder war. Wer weiß das schon.
Bevor jegliches Leben aus meinen Lugen entweichen kann, hauche ich meine letzten Worte.
Vielleicht können sie etwas ändern. Vielleicht kann ich zumindest ein Leben vor dem Untergang bewahren.
"Niemand hat diesen Tritt gesehen", hauche ich und spüre wie der Regen meinen Körper für immer auslöscht.
Einfach so. Als hätte er nie etwas anderes getan.
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