63.| L i l l y
Die Berührungen die Grace und ich austauschen fühlen sich beinahe magisch an, so als hätte ich nie jemand anderen berührt.
Mein Blick wandert unauffällig zu Isla und ich muss schlucken. Ihre Augen sehen traurig aus, und ihre Hände zittern. Noch bevor ich überlegen kann, ob ich zu ihr gehe, berühren Graces Lippen erneut meine.
„Ich habe dich vermisst", haucht sie und ich versuche mich in dieser Berührung fallen zu lassen, doch aus irgendeinem Grund geht mir Isla nicht aus dem Kopf. Auch wenn ich nur Augen für Grace haben sollte.
„Ich kann nicht...", sage ich und löse mich von Grace die mich ansieht als hätte ich ihr gerade das Herz gebrochen.
Ihr Kopf ist schiefgelegt und ihre Augen sehen traurig aus. In meinem Gedanken ist das reinste Durcheinander angerichtet wurden, und auch Isla scheint zu bemerken, dass sie nicht ganz unschuldig daran ist.
„Ich sollte gehen", wirft sie dann ein und als Grace und meine Blicke auf ihr hängen bleiben sieht sie beschämt auf den Boden.
„Es ist alles gut", sage ich und ernte daraufhin einen besorgten Blick von Grace die mir immer noch näher ist als ich es eigentlich ertrage. Es liegt nicht an ihr, aber mein Herz ist gerade so aufgewühlt, dass es einfach nicht fair wäre, so zu tun als wäre alles wie damals.
„Nein, das ist es nicht", wendet Grace in diesem Moment ein und Isla die sich gerade vom Zelt entfernen wollte dreht sich noch einmal zu uns um.
„Ich wollte euch wirklich nicht stören", sagt sie leise und es ist das erste Mal, dass ich Isla wirklich verunsichert erlebe.
„Darum geht es nicht", sagt Grace und verzieht in diesem Moment das Gesicht. Beinahe wirkt es so als würde sie Schmerzen haben.
„Verdammt was ist los?", frage ich sie und ziehe meine Hand aus ihrer. Ich weiß wirklich nicht was in sie gefahren ist, und umso mehr sie sich derartig kalt verhält, umso mehr entfernt sie sich von mir, ohne es wirklich zu bemerken.
„Du siehst sie an, als würde sie dir etwas bedeuten!", schreit Grace in diesem Moment und ich kann sehen, wie sie mit den Tränen kämpft. Isla schaut immer noch auf den Boden, unsicher wie sie sich wirklich verhalten soll.
Ich schüttele den Kopf, ich weiß nicht was hier gerade passiert. Am liebsten würde ich einfach davonlaufen damit ich die kalte Luft auf meiner Haut spüren kann und nicht die Gänsehaut, die sich über meinen Rücken ausbreitet.
Langsam gehe ich zu Grace und überlege mir wie ich sie beruhigen kann, wie ich ihr bewusst machen kann, dass da nichts zwischen mir und Isla ist außer einer guten Freundschaft. Aber dafür müsste ich mir selbst sicher sein, dass es nicht mehr ist. Und in diesem Moment bin ich mir nicht mehr sicher. Es fühlt sich falsch an Grace genau das zu sagen, denn vermutlich ist es nicht einmal die Wahrheit.
„Vielleicht ist es auch genauso!", schreie ich sie an und in meinem Körper brechen weitere Teile auseinander.
„Was?", haucht Grace und ich kann wahrnehmen wie ihre Unterlippe zu zittern beginnt. In diesem Augenblick wäre mir nichts lieber als sie in den Arm zu nehmen und ihr zu versprechen, dass es nie jemand anderen geben wird für den ich Gefühle habe. Aber auch das wäre eine Lüge.
Erneut wird mir bewusst wie viel eine einzige Lüge ausmachen kann. Wie sie einfach in unser Leben eindringen und sobald man sie ausgesprochen hat, ist es unmöglich sie wieder zurückzunehmen.
Lügen sind wie Schatten, dunkle Schatten, die sich über unsere Herzen legen. Dafür geschaffen, die Sonne ewig zu verdrängen.
„Vielleicht ist es Zeit loszulassen. Vielleicht sollten wir beide eigene Wege gehen", sage ich und als ich bemerke wie schwer diese Worte noch immer wiegen nach dem sie ausgesprochen sind schnappe ich panisch nach Luft.
Ich kann nicht einschätzen was Grace denkt, doch sie sieht verletzt aus. Vielleicht auch enttäuscht.
„Du kannst das nicht ernst meinen", haucht sie und ich finde keine Antwort auf diese Aussage.
„Grace", sage ich und atme tief ein und aus ehe ich mir in Gedanken im Kopf zurechtlege.
„Wir streiten seit Wochen. Vielleicht gibt es Dinge die man dem anderen nie verzeihen wird", wende ich ein und mein Blick wandert erneut zu Isla. Sie steht unschlüssig am Eingang des Zeltes.
„Du hast mit jemand anderem geschlafen", sage ich leise und kann aus dem Augenwinke wahrnehmen wie geschockt Isla aussieht. Mit all dem hat sie sicher nicht gerechnet.
Grace Blick verdunkelt sich, und sie atmet einmal tief ein und wieder aus.
„Du hast ein Kind", sagt sie dann und mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen.
„Ich weiß", antworte ich und komme Grace näher. Ihre Augen sind zusammengekniffen und auf einmal wird mir bewusst, dass ich seit Monaten nicht mehr dieselbe Person liebe wie am Anfang.
„Ich habe versucht es zu ignorieren. Aber wir haben uns verändert. Jeder Fehler, den wir begangen haben, hat uns verändert", sage ich dann und greife ein letztes Mal nach ihrer Hand, sicher dass ich es lange nicht mehr tun werde. All das hier fühlt sich wie ein Abschied an, doch ich bin mir nicht sicher, ob ich dazu schon bereit bin.
„Isla", wendet sich Grace an sie und Isla schaut erst zu mir, ehe ihr Blick zu mir wandert.
„Ja?", fragt sie zaghaft und wartet auf eine Antwort.
„Könntest du uns kurz allein lassen?", fragt Grace und versucht Isla ein Lächeln zu schenken, auch wenn dahinter viel Wut steckt.
Isla nickt und dreht sich zum Gehen um. Als wir allein sind, breitet sich automatisch eine unangenehme Stille zwischen uns aus.
„Verdammt", sagt Grace und ich stoße ein verkrampftes Lachen aus, nur um diese Stille zu durchbrechen.
„Ich bin schwanger", haucht Grace und ich kann sehen wir ihre Hand zu ihrem Bauch wandert, beinahe so als würde sie etwas beschützen wollen.
Noch nie habe ich mich so hilflos gefühlt. Ich weiß nicht was ich sagen soll, was ich tun soll, mir ist nicht einmal klar was ich denken soll.
„Nein", flüstere ich und bemerke wie der Boden unter meinen Füßen zu wanken beginnt.
„Wie?", frage ich und kann den Schmerz in ihren Augen erkennen.
„Ich war hilflos", haucht Grace und kommt näher zu mir. Auch wenn sie genau vor mir steht, wird der Abstand zwischen uns immer größer.
„Ich weiß jetzt, wie du dich damals gefühlt hast", fügt sie hinzu und meine Gedanken schweifen ab zu dem Tag, an dem ich den Test in meinen Händen gehalten habe, unsicher je wieder richtig atmen zu können.
Vielleicht fühlt es sich für uns an, als wären wir uns fremd geworden. Aber eigentlich ist genau das Gegenteil geschehen. Wir sind uns näher denn je.
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