46.| O l i v i a
Ich kann nicht glauben, dass er ihr das angetan hat.
Der Jason, der alles für mich tun würde.
Mich durchfährt es wie ein Blitz, als mir klar wird wieso er Abby verletzt hat.
Weil sie mich verletzt hat, geht es durch meinen Kopf und mit einem mal ergibt alles wieder Sinn.
Jason musste das Abby antun, weil er dachte Abby sei für meinen Aussetzer vor ein paar Tagen verantwortlich gewesen.
Dabei war sie es nicht, die mir die Drogen gegeben hat. Ich war es selber, die sich dazu entschieden hat.
Ich schlage mir immer wieder entgeistert gegen die Stirn, so sehr ärgert es mich Jason nicht einfach die Wahrheit gesagt zu haben.
Der Krankenwagen nimmt Jason und Abby auf, doch ich kann nicht einfach zulassen, dass sie Jason für etwas beschuldigen wofür er eigentlich nichts kann.
"Er war es nicht.", sage ich und eile zu einem der Krankenpfleger, der mich verwundert ansieht.
"Ich denke sie stehen unter Schock.", behauptet er und ignoriert meine Worte einfach gekonnt.
Vermutlich hat er täglich damit zu tun, wie Leute Falschaussagen treffen, aber dieses mal fühle ich mich dazu gezwungen, meine Hand für Jason ins Feuer zu halten.
So wie er es auch für mich getan hat, wenn auch ohne einen wirklichen Grund gehabt zu haben.
"Ich meine es vollkommen ernst.", bestätige ich meine Aussage und fahre mir nervös durch meine blonden Haare.
Ich stoße an die Platzwunde an meinem Hinterkopf und zucke zusammen.
"Was hast du?", fragt der junge Mann und kommt hinter mich, um nachzusehen.
"Das muss behandelt werden.", sagt er und lässt mich ebenfalls in den Wagen einsteigen.
Ich komme mir merkwürdig vor, denn eigentlich steht mir dieser Platz hier nicht zu.
Für all das bin eigentlich ich verantwortlich, und ich sehe nicht ein das anderen noch mehr Schaden zugefügt wird.
"Es ist schon gut.", sage ich doch der junge Mann besteht darauf, dass meine Wunde besser kontrolliert wird.
Wir fahren durch die kleine Stadt und kommen erneut bei der Klinik an, aus der ich erst vor ein paar Stunden abgehauen bin.
Als der Krankenwagen anhält und die Ärzte und in das Krankenhaus bringen, kommt erneute Panik in mir hoch.
Was wenn Abby nicht überlebt?
Noch nie habe ich so eine große Angst verspürt wie in diesem Moment.
Wenn Abby stirbt, dann wird Jason ins Gefängnis gehen.
Ich kann mir nicht vorstellen, ein Leben ohne ihn zu führen, und vermutlich würde ich mit Abby sterben.
Wir werden nach oben gebracht, und erneut liege ich alleine in einem Zimmer.
Mein Herz schlägt schneller als ich es für möglich gehalten hätte, und immer wieder springen meine Gedanken zu Abby und Jason.
Ich muss zu ihm, doch mein Kopf pocht zu sehr, und ich kann mich kaum bewegen, so tief sitzt die Angst und die Panik in mir.
"Guten Tag.", höre ich eine Stimme und sehe wie sich meine Zimmertüre öffnet.
Ein junger Mann, vielleicht ein paar Jahre älter als ich, steht im Türrahmen und schenkt mir ein schiefes Lächeln.
"Hallo.", sage ich leise und setze mich in meinem Bett auf.
Der Mann trägt eine Uniform, wie die der Polizei und als mir bewusst wird wieso er eigentlich hier ist, gefriert mir das Blut in den Adern.
"Es geht um deine Freundin Abby." erklärt er doch ich unterbreche ihn augenblicklich.
"Sie ist nicht meine Freundin.", stelle ich klar und reibe mir meine Augen.
"Ich bin Inspector Brown.", sagt er dann und ich muss mir ein Lächeln verkneifen.
Dieser Mann wirkt wie der typische Engländer und aus irgendeinem Grund entspanne ich mich allmählich.
"Olivia.", stelle ich mich vor und er nickt nur freundlich in meine Richtung.
"Ich hoffe es stört dich nicht, wenn ich dir ein paar Fragen stelle." erwidert er dann und setzt sich auf den Stuhl neben meinem Bett.
Erst jetzt bemerke ich, dass er relativ gut trainiert ist und das seine braunen Haare leicht gelockt in seine Stirn fallen.
Es ist mir beinahe unangenehm, dass er so gut aussieht, doch ich bemühe mich es einfach nicht zu beachten.
"Ich möchte es einfach hinter mich bringen, in Ordnung?", frage ich und warte immer noch darauf dass er endlich die Fragen stellt.
"Hast du ihr Nahe gestanden?", fragt er und in diesem Moment geht meine Welt unter.
"Wieso sprechen sie in der Vergangenheitsform?", schreie ich und schlage mir die Hand vor den Mund.
"Oh.", sagt der junge Polizist und fährt sich dann angespannt durch die Haare.
"Sie ist verstorben.", erklärt er dann, und ich kann nicht verstehen wieso sich seine Stimme so gefühlslos anhört.
"Nein.", ist das Einzige was über meine Lippen kommt, ehe ich in Tränen ausbreche.
Ich habe keine Ahnung wieso ich weine, oder um wen.
Vielleicht weine ich um Abby, vielleicht weine ich um Jason.
Eigentlich ist es auch vollkommen egal, denn wie ich es drehe oder wende, Abby bleibt tot.
"Es tut mir wirklich leid, ich wusste nicht das du nichts weißt.", sagt er und am liebsten hätte ich ihn einfach aus dem Zimmer geworfen.
Ich sitze auf meinem Bett, und starre geradeaus, mein Herz fühlt sich leer an und mein Blick ist durch all die Tränen total verschwommen.
"Wieso?", hauche ich und sehe den jungen Mann an, der neben mir sitzt und kein Wort von sich gibt.
Ich fühle mich alleine gelassen, auch wenn ich eigentlich nicht alleine bin.
"Ich denke...", beginnt er dann und sieht mich vollkommen ruhig an. Seine Hände liegen auf seinem Schoss.
"Manchmal musst dich erst der Sturm einholen, damit du die Sonne schätzen kannst.", antwortet er und mein Herz fühlt sich mit einem mal noch schwerer an, als vorhin.
"Ich will keine Sonne sehen." hauche ich und vergrabe meinen Kopf in dem Kissen, den Tränen lasse ich freien Lauf und bemerke, wie der Bezug langsam nass wird.
"Ich weiß.", sagt Brown und ich bin dankbar, dass er hier ist obwohl ich am liebsten nicht mehr hier wäre.
"Jason.", hauche ich und stehe auf.
"Ich muss zu ihm!", rufe ich und verschwinde aus meinem Zimmer.
Es ist mir egal, dass meine Füße nackt sind und meine Haare verschwitzt an meiner Stirn kleben.
Ich brauche jemanden, der mich halten kann.
Auch wenn es das letzte mal seien wird.
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