45.| N o a h
(TW)
Die anderen suchen nach Abby, doch in meinem Kopf hat sie gerade einfach keinen Platz.
Immer wieder denke ich an Grace, und daran dass sie mich verlassen hat.
Mein Herz hat noch nie so wehgetan und noch nie fiel es mir so schwer zu atmen.
"Warum stehst du nur rum?", fragt ein Junge und schlägt mir spaßeshalber gegen die Schulter, doch ich sehe ihn nur finster an und beginne dann auch damit die Büsche zu durchsuchen.
So wie ich Abby einschätze, kann ich mir gut vorstellen dass sie einfach gegangen ist um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, und nicht weil ihr wirklich etwas zugestoßen ist.
Als ich das Gestrüpp zur Seite schlage, bleibt mein Herz für einen Augenblick stehen.
Es kommt mir beinahe so vor, als würde ich mich in einem finsteren Alptraum befinden, der kein Ende nehmen wird.
"Sie ist hier.", hauche ich und versuche ruhig zu atmen,
auch wenn es mir nicht leichtfällt.
Abby liegt auf dem kalten Waldboden, ihre Haare fallen ihr ins Gesicht, auf die Haut die blau angelaufen ist.
Aus ihrem Oberkörper strömt Blut, dass kaum noch aufzuhalten ist, und als ich mich zu ihr knie denke ich für einen Augenblick dass es bereits zu spät ist.
Der Gedanke, sie hätte das alles nur für Aufmerksamkeit gemacht kommt mir nahezu dämlich vor und ich ärgere mich, dass ich so etwas unterstellt habe.
"Abby?", sage ich und meine Stimme klingt, als würde sie nicht zu meinem Körper gehören.
Ich kann das hier nicht alleine, aber es kommt mir vor als seien die anderen Meilen von mir entfernt.
Eine eisige Gänsehaut breitet sich über meinen gesamten Körper aus und ich überlege krampfhaft, was ich tun kann um diesem Mädchen das Leben zu retten.
Egal was geschehen ist, sie hat es verdient zu atmen.
"Ich...", beginne ich und bemerke wie meine Stimme vor lauter Angst und Panik zu zittern beginnt.
"Ich werde dir helfen.", sage ich und streiche Abby die Strähne aus der Stirn, die sich komischerweise auch mit Blut vollgesogen hat.
Ich tue dass, was ich damals gelernt habe, und lege meine Hand um ihr Handgelenk um ihren Puls zu fühlen.
Er schlägt langsam, aber er ist da.
Erleichtert atme ich ein und wieder aus, unheimlich froh darüber dass sie noch am Leben ist.
Ich habe keine Ahnung was nun zu tun ist, und das erste was für mich Sinn macht ist einen Krankenwagen zu rufen.
Es macht mich verrückt, dass ich erst jetzt auf diesen Gedanken gekommen bin und voller Angst und Panik gebe ich die Nummer in mein Handy ein.
Nach ein paar Sekunden geht eine junge Dame ans Telefon und ich erkläre ihr die gesamte Situation.
Als sie mir wenig später versichert, dass Hilfe auf dem Weg ist fällt eine riesige Last von mir und voller Erleichterung vergieße ich Tränen, die Abbys Blut hell färben und es auf ihrer gesamten Haut verteilen.
Ihr Anblick lässt mich erschaudern und endlich höre ich, wie die anderen meiner Gruppe sich Abby und mir nähern.
"Hier!", rufe ich und schreie die Worte nur so heraus. So laut, dass ich kaum noch Luft zum Atmen habe.
Als Dana Abby auf dem Boden sieht, bricht sie in Tränen aus und schlägt sich erschrocken die Hände vor den Mund.
Ich kann sehen, wie aus der fröhlichen und immer glücklichen Dana plötzlich und in sekundenschnelle ein Häufchen Elend wird.
Es tut weh sie so leiden zu sehen, fast so sehr wie Jasons Blick der mit bis in die Knochen fährt.
Seine Augen sind leer und erstarrt und seine Kinnlade klappt herunter, ehe er zu Abby eilt und sich zu ihr auf den Boden wirft.
"Nein, nein, nein.", ruft er immer und immer wieder und ich kann sehen, wie auch Olivia Tränen in die Augen steigen.
Niemals hätte ich gedacht, dass Menschen wegen Abby so viel Leid und Trauer verspüren.
Nicht wegen ihr, die jedem von uns dieses Camp zur Hölle gemacht hat, aber auch ich habe das Gefühl, dass ein Teil meines Herzens bei ihrem Anblick bricht.
"Was ist los Jason?", ruft Olivia und sieht ihn irritiert an.
Jason bleibt stumm und streicht sich immer wieder die Haare aus der Stirn, seine Hände zittern und er stoßt einen geschockten Schrei aus, als sich Abbys Blut auf seinen Händen verteilt.
"Sag mit bitte dass das nicht deine Schuld ist.", flüstert Olivia und sieht ihm in die Augen.
Dana und die anderen aus der Gruppe scheinen von diesem Gespräch schon nichts mehr mitzubekommen, und vielleicht ist es auch besser so.
"Jason, bitte versprich es mir.", fleht Olivia erneut, doch Jason sagt kein Wort.
In diesem Moment wird mit bewusst, dass er es nicht versprechen kann.
Weil es seine Schuld ist.
"Nein.", sagt Olivia und beginnt zu weinen. Tränen laufen über ihre Wangen und sie bricht auf dem kalten Waldboden zusammen.
In diesem Augenblick ist mehr zerstört wurden, als ich es je für möglich gehalten habe.
Mehrere Seelen wurden verletzt, und das wegen einer einzigen Person die sich dazu entschieden hat Abby wehzutun.
"Ich wollte nicht...", murmelt Jason und schlägt voller Wut auf den Waldboden, so das Schlamm und Lehm an seinen Händen haften bleibt, wie ein Beweis für seine Tat.
Die Sirenen des Krankenwagens nähern sich und mir wird mit einem mal eiskalt.
Ich kann nicht glauben, was gerade geschehen ist, und dass all das mit Absicht passiert ist.
"Was ist in dich gefahren?", schluchzt Olivia und versucht aufzustehen. Ihre Beine zittern und sie sieht aus, als würde sie gerade durch die Hölle gehen.
Um mich herum passiert unendlich viel, doch ich nehme nicht wahr wie sie Abby in den Wagen heben.
Ich sehe nicht, dass Jason auch zusammenbricht und ich bemerke auch nicht, dass die Ärzte Dana in eine Silberfolie wickeln.
Das einzige was mir wirklich wichtig ist, ist das es Grace gut geht.
Ihr Blick ist erstarrt und sie steht neben Lilly, deren Hand sie unbewusst genommen hat.
Ich würde nichts lieber tun, als in diesem Moment für sie da zu sein und ihr alle Angst zu nehmen.
Doch ich weiß auch, dass ich es nie wieder tun kann. Grace hat sich dafür entschieden bei Lilly zu sein, und vielleicht ist es Zeit genau das zu akzeptieren.
Auch wenn ich sie nicht einfach so loslassen kann.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro