21.| O l i v i a
Ich wache auf, und das erste was ich sehe, ist die helle Decke an die ich starre.
Ich liege auf dem kleinen Sofa im Wohnzimmer meiner Tante.
Die Sonne scheint durch die hohe, offenen Fenster und bringt mich zum blinzeln.
Im Kopf gehe ich meine To-Do List für heute durch. Ich werde kochen, meiner Tante beim Aufräumen helfen und im kleinen Dorf einkaufen gehen.
Voller Motivation stehe ich auf, und falte die dünne Decke, mit der ich geschlafen habe.
Dann sehe ich auf mein Handy, und schreibe meiner Mutter in einer kurzen Nachricht dass es mir gut geht.
Es ist die Wahrheit, denn ich fühle mich hier wohl, nur der Gedanke an das Camp bereitet mir Sorgen.
Die Nachricht ist abgeschickte, und ich öffne die Türe zum Garten. Die Sonne scheint warm und die Vögel singen friedlich.
"Guten Morgen." , höre ich eine Stimme hinter mir. Meine Tante stellt sich zu mir und lächelt mich an.
"Hi", sage ich und gehe wieder herein, denn auch wenn die Sonne scheint ist die Luft noch relativ kühl.
Ziemlich ungewöhnlich für einen Sommertag.
"Ich werde mich noch einmal hinlegen." , sagt meine Tante und verlässt das Wohnzimmer nur mit einem Glas Wasser.
Als sie wieder weg ist, bin ich erneut alleine.
Es ist still und ich kann nichts wahrnehmen, außer meinen eigenen Atem.
Ich gehe in die Küche und stelle die Kaffee Maschine an. Die schwarze Flüssigkeit läuft leise in die Tasse und ich füge noch etwas Milch hinzu.
Der erste Schluck ist warm und ein Gefühl von Geborgenheit breitet sich in mir aus.
Die Idee Frühstück zu machen, kommt mir und ich hole alle nötigen Zutaten für eine Portion Pancakes aus dem Kühlschrank.
Kurz darauf schlage ich Sahne, und rühre den Teig an.
Als ich dann den Pancakes aus der Pfanne nehme, und ihn auf einen Teller lege, klingelt mein Handy und ich zucke erschrocken zusammen.
Ich habe keine Ahnung, wer mich anrufen könnte, lasse aber alles liegen und greife nach meinem Smartphone.
"Mom ruft an" , lese ich und drücke auf annehmen.
Ich weiß nicht, wieso meine Mutter anruft.
Wir haben erst vor kurzem telefoniert, und eigentlich gibt sie mir immer das Gefühl mir nichts zu sagen zu haben.
"Ja?" , frage ich in den Hörer und warte auf eine Antwort.
"Hi Liv." , sagt meine Mom und ich sehe vor meinen Augen wie sie auf der anderen Seite lächelt, während sie meinen Spitznamen sagt.
"Was ist denn?" , will ich wissen und laufe zurück in die Küche.
Der erste Pancake ist bereits leicht angebrannt und genervt verdrehe ich die Augen, bevor ich ihn in den Mülleimer befördere.
"Mom rede bitte, ich bin beschäftigt." , sage ich genervt und wende den nächsten Pfannkuchen in der Pfanne.
"Ja. Ich wollte nur Bescheid geben, dass du heute schon wieder packen musst. Du wist heute Abend fürs Camp abgeholt.", sagt meine Mutter und für einen Moment denke ich, mich verhört zu haben.
"Nein. Du meintest ich bleibe mindestens eine Woche." , sage ich aufgebracht und werfe den fertigen Pancake auf meinen Teller.
"Es hat sich eben was im Plan geändert. Bitte Olivia." , erklärt sie und ich nicke.
"Na gut. Bis dann." , sage ich niedergeschlagen. Es ärgert mich selbst, dass ich mal wieder nur auf sie höre.
Als ich gerade auflegen will, kommt meine Tante erneut die Treppe herunter. Sie sieht immer noch verdammt müde aus.
"Was ist los?" , fragt sie und greift nach einem der Teller.
"Danke dir." , flüstert sie dann und setzt sich an den Tisch, ich mich neben sie.
"Ich muss nachher packen. Man holt mich schon heute Abend wieder ab." , erkläre ich und meine Tante bleibt erst einmal stumm.
"Schade. Du bist gerade erst gekommen." , sagt sie dann und ich nicke.
Ihr trauriger Blick tut mir im Herz weh, doch ich kann mich nicht weigern, und hier bleiben.
Auch wenn ich das am liebsten tun würde.
Wir essen zusammen, doch keiner sagt mehr ein Wort. Als wir fertig sind, räume ich die Teller ab und meine Tante verschwindet erneut in ihrem Zimmer.
Ich gehe ins Bad und mache mich fertig, um einkaufen zu gehen. Meine Tasche werde ich gleich packen, denke ich und ziehe mir eine Jeans und ein hellblaues Top an, das perfekt meine Augen betont.
Angezogen und leicht geschminkt mache ich mich auf den Weg ins Dorf. Es ist vielleicht zehn Uhr und die Sonne scheint dennoch ziemlich stark und hell.
Es ist nicht mehr kalt, und ich laufe durch die Straßen, die am Rand mit bunten Blumen gesäumt sind.
Das Dorf indem meine Tante seit Jahren lebt, ist klein und hat so einen ganz einzigartigen Charme, den ich über alles liebe.
Die Straßen sind eng und sehen alt aus und auch die Häuser strahlen etwas von Urlaub aus.
Ich gehe in den ersten Laden und gehe meine Einkaufsliste durch, die ich auf meinem Handy gespeichert habe.
Als ich alle Sachen gefunden und bezahlt habe, räume ich sie in meine Tasche und verlasse das Geschäft.
Ich muss lächeln, denn die Leute hier sind alle freundlich und glücklich.
Sie verbreiten immer gute Laune, ein weiterer Grund nicht weg zu gehen.
Mein Handy zeigt mir eine Nachricht an, doch ich habe keine Lust sie zu lesen.
Stattdessen gehe ich in den kleinen Park, der etwas abgelegen von der Innenstadt liegt.
Die Leute sitzen zusammen auf Decken, reden und lachen.
Am liebsten hätte ich mich zu ihnen gesetzt, aber stattdessen laufe ich nur eine kleine Runde an dem See vorbei, um einmal tief durchzuatmen.
Die Luft ist klar und warm, und ich genieße diesen Moment den ich nur für mich habe.
Mein Handy gibt erneut einen Ton von sich und ich drehe genervt die Augen.
Die Leute um mich herum schaue zu mir, und ich auf mein Handy.
"Olivia. Wo bist du? Das Taxi wartet!" , schreibt meine Mutter und ich zucke zusammen.
Verdammt, ich habe noch nicht einmal meine Tasche gepackt.
Meine Tante fährt kein Auto, weswegen ich von einem Taxi abgeholt werde, was meine Eltern zahlen.
Ein weitere Grund, weswegen ich nicht zu spät sein darf.
Ich renn wieder in die Innenstadt und von da aus, zum Haus meiner Tante.
Es sind maximal 10 Minuten zu Fuß, weswegen sie auch kein Auto besitzt.
Meine Tante lebt schon seit Ewigkeiten hier, und die Wege sind immer so kurz, dass sie auch noch nie eins gebraucht hat.
"Ich bin da." , rufe ich dem Fahrer aufgebracht zu und eile nach oben in das kleine Zimmer, wo meine Sachen stehen.
In aller Eile werfe ich meine Klamotten in meine Tasche und hole auch mein Makeup aus dem Bad.
Als ich all mein Zeug zusammen gepackt habe, gehe ich zu meiner Tante.
Sie sitzt am Esstisch und blättert gedankenverloren in einer Zeitschrift umher.
"Tschüss." , sage ich und küsse sie auf den Haaransatz.
Sie lächelt und nickt dann.
"Auf wiedersehen Olivia." , sagt sie zum Abschied und ich eile aus der Türe.
Der Fahrer sieht genervt aus, und weil ich keine Probleme will, steige ich ohne ein Wort zu sagen ein.
Mein Bauch schmerzt, wegen der ganzen Angst die sich langsam in mir anstaut.
In ein paar Stunden werde ich Jason sehen.
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