
𝟎𝟐 - 𝑴𝒆𝒍𝒐𝒅𝒚 𝒂𝒌𝒂 𝑻𝒓𝒂𝒈𝒐̈𝒅𝒊𝒆𝒏-𝑴𝒂𝒈𝒏𝒆𝒕
𝟎𝟐
𝑴𝒆𝒍𝒐𝒅𝒚 𝒂𝒌𝒂 𝑻𝒓𝒂𝒈𝒐̈𝒅𝒊𝒆𝒏-𝑴𝒂𝒈𝒏𝒆𝒕
𝑜𝑑𝑒𝑟... 𝑉𝑜𝑛 𝑇𝑟𝑎𝑔𝑜̈𝑑𝑖𝑒𝑛, 𝐽𝑢𝑛𝑔𝑏𝑟𝑢𝑛𝑛𝑒𝑛 𝑢𝑛𝑑... 𝑤𝑎𝑠 𝑧𝑢𝑟 𝐻𝑖𝑝𝑝𝑜𝑔𝑟𝑒𝑖𝑓𝑘𝑎𝑐𝑘𝑒... 𝐷𝑎𝑑?!
Okay, immer ruhig mit den jungen Pferden, bevor mein innerer Porlock noch einen Anfall bekam. Ganz bestimmt hießen viele Jungs James Potter! James war sowieso ein recht beliebter Name und Potter... Na gut, hatte ich bisher jetzt noch nicht so oft gehört, aber Merlin... Es gab immerhin Zufälle! Oder? Madam Pomfrey behielt mich wachsam im Auge und ich nagte an meiner Unterlippe, während ich die Beine baumeln ließ und versuchte, unschuldig auszusehen. Tja, nächstes Mal weißt du's besser, Mel. Bleib einfach mal mit dem Arsch im Bett! ,,Haben sie Kopfschmerzen?", fragte unsere Krankenschwester mich nun. War es wirklich Zufall, dass mein Retter James Potter hieß und Madam Pomfrey aussah, als hätte sie irgendein gruseliges Ritual für ewige Jugend vollzogen? ,,Nein, meinem Kopf geht's bestens", gab ich spitz schwindelnd zurück und sie nickte. Ihre Feder kratzte über Pergament und seufzend sah ich an die Decke. Und das alles nur wegen David Tyler... Wenn ich den morgen früh beim Frühstück traf, würde ich ihm mein Rührei in seine perfekt liegenden Haare schmieren, ganz klar!
Die Wunde an meinem Knie hatte Madam Pomfrey bereits schließen können und ich betrachtete zufrieden die nackte, unversehrte Haut an meinem Knie. So würden Fred und George mich wenigstens nicht auslachen können, weil ich offensichtlich mal wieder hingeflogen war. Naja... Natürlich nur unter der Voraussetzung, das mir keine riesige Beule zwischen den Augenbrauen wuchs. ,,Und jetzt nochmal... Wie sehr tut Ihnen ihr Kopf wirklich weh?", fragte unsere Krankenschwester gerade streng, als ich sie fasziniert betrachtet hatte. Keine einzige Falte! Man, man, wie hatte sie das denn angestellt? Vielleicht konnte sie mir ja ein paar Tipps geben... Ich wollte mir mein Gesicht gar nicht mit Falten vorstellen. Dann sah ich sicher aus wie eine durchgeweichte, alte Essiggurke. Ich setzte gerade dazu an, sie nach ihrem Geheimrezept zu fragen, als die Türen zum Krankenflügel aufgestoßen wurden und mein Blick wieder dem von James, unserem stolzen Schulsprecher, begegnete. Er sah Harry ja nicht mal ähnlich! Naja... Gut, das zerzauste schwarze Haar vielleicht und ein bisschen sogar die Lippenpartie, aber... Nein! Was für ein Schwachsinn, da müsste ich ja über fünfzehn Jahre in die Vergangenheit gereist sein, nur weil ich mir den Kopf zu hart angehauen hatte!
Vielleicht hatten Fred und George mich ja unter Drogen gesetzt, damit ich mal aufhörte meine Körperflüssigkeiten zu verschwenden...? Immerhin hatte ich den ganzen Tag mit heulen verbracht! Ja, das musste es sein. Diese ganze Sache war sicher mal wieder ein Streich meiner großen Brüder, der zu absolutem Chaos mutierte. Wie eigentlich immer, wenn dieser Streich mich betraf. Was sollte ich sagen? Ich zog das Drama einfach magisch an. Ich war eine richtige Drama-Queen. Ein Tragödien-Magnet. Vielleicht mutierte mein Leben deshalb ja irgendwann doch noch zu einer Soap-Opera. Ich blinzelte aus den Gedanken gerissen, als ich Professor McGonagall erblickte und mich zum ersten Mal bei ihrem Anblick gewisse Erleichterung durchströmte... Mein erleichtertes Seufzen blieb mir allerdings im Hals stecken, als ich Dumbledore hinter ihr sah. Scheiße. War die Situation etwa doch ernst?
,,Das ist sie?", fragte Professor McGonagall und James fuhr sich wieder mit einer so unwiderstehlichen Geste durch die dunklen Haare. ,,Ja, Professor. Sie wirkt ein bisschen desorientiert und behauptet aber, eine Gryffindor zu sein. Nur redet sie absolut wirres Zeug... Und ist vollkommen fehlinformiert", gab er zurück und McGonagall musterte mich. Ihr Blick hatte die gleiche Strenge, ihre schmalen Lippen waren wie immer zusammen gekniffen. Aber - ich glaube, mir biss ein ungarischer Hornschwanz in den Allerwertesten - auch sie sah irgendwie anders aus. Und jünger. War etwa ganz Hogwarts in einem Jungbrunnen baden gewesen? Nun räusperte sich Dumbledore und mein Blick flog zu unserem Schulleiter. Ich atmete auf. Himmel, wenigstens er war immer noch steinalt. Andererseits... War Dumbledore nicht schon seit Ewigkeiten alt? Der Arme, sicher schmerzten ihm schon jeden Abend die Knochen. Er schmunzelte. ,,Sagt Ihnen diese junge Dame etwas, Professor McGonagall?", fragte er sachlich und McGonagall musterte mich. ,,Ehrlich gesagt nicht, Albus", gab sie zögernd zurück und Dumbledore, der noch immer lächelte - was zum Henker war denn so lustig? - trat an mein Bett. ,,Wie heißen sie noch gleich?", fragte er mich und ich richtete mich hastig etwas auf. Ich sollte hier nicht wie ein schlapper Gnom sitzen, wenn Professor Albus Dumbledore das Wort an mich richtete.
,,Melody Weasley, Sir", gab ich zurück und er nickte. Sah ich da etwas Wissendes in seinen Augen? ,,Madam Pomfrey, Professor McGonagall? Ich würde mich gerne mit unserer Schülerin hier unterhalten", meinte er jetzt und mir wurde schlecht. Oh Gott, vielleicht hatte ich mich aus Frust nicht mit so viel Karamellbonbons vollstopfen sollen. Aber ich war nun mal ein Mädchen mit gebrochenem Herzen! Süßigkeiten gehörten einfach zu jedem Heulkrampf dazu! Ich wünschte nur, ich hätte jetzt gerade welche... Und wenn es nur ein paar Schokonüsse waren, die ich mir mal eben in den Mund stopfte, damit ich länger kaute und Dumbledore nicht antworten musste. McGonagall griff nach James' Ärmel und zog ihn mit sich. Madam Pomfrey zog sich in ihr Büro zog und ich biss mir auf die Unterlippe. ,,Tut mir leid, dass ich heute Nacht in den Gängen war, Sir", meinte ich zerknirscht und er zwinkerte mir zu. ,,Aber genau da sollten sie heute Nacht doch auch sein, Miss Weasley", gab er zurück und ich blinzelte. ,,Hä?" Äußerst ausdrucksstark und intellektuell, wirklich, Mel!
,,Nun, Miss Weasley, es scheint mir so, als seien sie zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen." Geheimnisvoll sah Dumbledore mich an. ,,Aber nun befinden Sie sich nicht mehr in der Ihren", fügte er hinzu und ich kniff die Augen zusammen. Konnte dieser bärtige Brillenträger nicht mal Klartext reden? ,,Sie meinen... Sie meinen ich bin in der Zeit gereist?", fragte ich ihn mit großen Augen und er zwinkerte mir erneut zu. ,,Na was denken Sie denn, Miss Weasley?" Er wollte sich abwenden, doch ich griff nach seinem burgunderfarbenen Umhang. ,,Aber Professor, ich muss doch zurück in meine Eigene!", gab ich verwirrt zurück. Er verarschte mich, oder? Hatten Fred und George jetzt Dumbledore soweit, dass er bei ihren Streichen auch noch mitmachte? Ich musterte mein Gegenüber misstrauisch. ,,Sie sind gar nicht Dumbledore, oder?", fragte ich scharf und zog leicht an dem weißen Bart. Er betrachtete mich mit gehobenen Augenbrauen. Vielleicht hatte George ja Vielsaftrank gebraut und irgendwo kniete nun Fred und lachte sich ins Fäustchen! Ich wurde allerdings ein wenig blass, denn der Bart des Zauberers blieb an Ort und Stelle und er hatte diesen typischen Dumbledore-Blick, der mich langsam zurückweichen ließ. ,,Machen Sie das Beste draus, Miss Weasley."
Ein letztes geheimnisvolles Schmunzeln und ich stand alleine im Krankenflügel. Was sollte das denn heißen? Wie sollte ich das Beste daraus machen, dass Harrys Dad offenbar ein attraktiver Jungspund war? Noch dazu waren gerade erst die Sommerferien vorüber gegangen und ich musste Mom doch noch eine Eule schicken! Wie sollte ich das bewerkstelligen? Sollte ich mir mal eben eine leihen und sie mit Gewalt das Treppenhaus runterfeuern? Ich rieb mir die pochenden Schläfen. Langsam wurde die Tür wieder aufgedrückt und James linste in den Krankenflügel. ,,Ich soll dich in den Gryffindorturm bringen, Weasley", meinte er und ich blinzelte, hob den Kopf und starrte ihn perplex an. Das sollte Harrys Dad sein? Ich meine, der beste Freund von Ron sah nicht schlecht aus, aber... Mit der Attraktivität von James konnte er nicht mithalten. ,,Trägst du eine Brille?", hörte ich mich fragen und James sah mich irritiert an. ,,Warum? Sieht man mir das an?", gab er zurück und ich schüttelte sofort den Kopf. ,,Ne, ne... Kontaktlinsen, stimmts?", nuschelte ich, schlang fröstelnd die Arme um mich und schob mich neben ihm durch die Tür und zurück in den Korridor. Ich wurde auf meine Unterhaltung mit Dumbledore nicht schlau - dabei hatte ich gehofft, es würde sich jetzt alles klären und ich konnte endlich zur maulenden Myrte heulen gehen. Daraus wurde wohl nichts. Arme Myrte.
,,Hier, nimm meinen Umhang", bot er mir an. ,,Du hast ein bisschen wenig an", fügte er hinzu und kratzte sich am Hinterkopf. Wieder sah ich an mir runter und mir wurde heiß. Oh man, ich hatte Professor Dumbledore ohne BH gegenüber gestanden. Okay, keine Panik, keine Panik! Okay, Panik! Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich James an und er legte die Stirn in Falten. ,,Oh nein, was ist jetzt wieder?", fragte er misstrauisch und ich holte tief Luft, wollte ihm eigentlich vernünftig antworten, aber raus kam bloß ,,Schulleiter... Kein BH... Schlafanzug, peinlich!" Ich fächerte mir Luft zu und der Schulsprecher vor mir begann zu lachen, zog sich seinen Umhang aus und sein Schulsprecherabzeichnen blitzte im Halbdunkel auf, als er mir den leichten Stoff um die Schultern legte. ,,Ach, das hat Dumbledore bestimmt nicht gesehen", meinte er zwinkernd und ich starrte ihn weiter an. Er trug ein enges, schwarzes T-Shirt und er sah verdammt gut damit aus. Harry könnte nie ein enges, schwarzes T-Shirt tragen und damit so gut aussehen. Vor allem würde er dann ein Frauenoberteil wählen müssen, da er so ein Spargel war, dass er sowieso schon die kleinste Männergröße trug, ganz klar.
,,So jetzt komm. Ich hab unserem Schulleiter versprochen, ein Auge auf dich zu haben", meinte er und ich tapste neben ihm durch den Korridor. Wenigstens hatte ich meine Hausschuhe an... Wenn ich eine Sache nicht leiden konnte, dann waren es kalte Füße. Naja, ich konnte noch mehr Dinge nicht leiden. Zum Beispiel wenn ich Hunger hatte und kein Essen in greifbarer Nähe war. Oder wenn Fred und George meine Haare zerzausten und meine sorgfältig geföhnte Frisur ruinierten. Oder wenn Ron rülpste, die einzige Schandtat, die ich am Tisch überhaupt nicht mochte. Da kamen sicher noch hunderte von Dingen zusammen... Und ganz oben auf der Liste stand ganz klar Pansy Parkinson, dieses Mopsgesicht. ,,Du musst kein Auge auf mich haben. Ich komm schon klar", meinte ich nun zu James, als wir die Treppen in den Gryffindorturm hinauf stiegen und er sah mich gerade skeptisch an, da jaulte ich schon auf, weil ich auf der vorletzten Stufe allen ernstes umgeknickt war. Er begann erneut zu lachen. ,,Oh ja, ganz offensichtlich!", rief er amüsiert aus und wütend sah ich ihn an. ,,Das ist der Vorführeffekt, das ist deine Schuld", knurrte ich und er schüttelte amüsiert den Kopf. Sein Freund, Remus, stand neben dem Gemälde der fetten Dame - die wenigstens auch jetzt so fett war, wie immer, ich glaube wenn sie jetzt so schlank gewesen wäre wie Madam Pomfrey jung, wäre ich umgefallen - und sah uns an, als James mich die Treppen rauf schob.
,,Und? Alles klar?", fragte er. Ein trauriger Schatten lag in seinem Gesicht, obwohl er uns angrinste. Und erst jetzt, im Licht der Fackeln, fiel mir auf, dass sich zwei lange Narben über sein recht hübsches Gesicht zogen. Das hatte ich irgendwo schon mal gesehen... Es lag mir auf der Zunge... Hm... ,,Jap, alles bestens", gab ich zurück - und stolperte darauf über James Fuß, der mir irgendwie in die Quere gekommen war. Quietschend ruderte ich mit den Armen und prustend griff der Übeltäter nach meiner Taille. ,,Sag nichts, Moony, das ist der Vorführeffekt", grinste er und ich schlug ihm beschämt gegen die Brust. ,,Arsch, du hast mir das Bein gestellt!", beschwerte ich mich empört und die beiden Jungs lachten bloß. ,,Ich glaube eher, du bist ein hoffnungsloser Tollpatsch", grinste James, ehe er an das Portrait trat. ,,Lichterfee." Okay, das bewies nochmal alles. Dieses Passwort war mir ja in meinen ganz fünf Schuljahren noch nicht unter die Ohren gekommen! Tief durchatmend folgte ich den beiden in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Auch der sah eigentlich fast so aus, wie ich ihn kannte. Nur ein paar Sessel standen ein wenig anders und ein paar Gemälde hingen an anderen Stellen... Aber das konnte ich sicherlich ignorieren und mich gleich heulend vor dem Kamin zurück zu meiner Mami wünschen.
,,Na dann... Gute Nacht, kleiner Tollpatsch!" James grinste mich an, während Remus schon zu den Treppen der Jungsschlafsäle getreten war. Ich biss mir auf die Unterlippe. Und jetzt...? ,,Ich bin nicht klein!", warf ich ihm schnaubend hinterher und stampfte beleidigt mit dem Fuß auf, was er mit einem amüsierten Kopfschütteln quittierte. Er lachte bloß und wollte gerade ebenfalls die Treppen hochgehen, da rief ich ihn kleinlaut zurück. Er drehte den Kopf. ,,Was denn?", fragte er grinsend und ich trat von einem Fuß auf den anderen. ,,Naja...", druckste ich herum und knetete meine Hände. Wie tischte ich ihm jetzt auf, dass ich gar keine Ahnung hatte, wo ich eigentlich schlief? ,,Ich leide an Vergesslichkeitsproblemen, weißt du... Hab vergessen, wo mein Schlafsaal ist. Ich hab vor den Ferien in einem anderen gewohnt", stammelte ich dann und er sah mich ungläubig an. ,,Du hast vergessen, wo du schläfst?!", fragte er fassungslos und ich biss mir auf die Unterlippe. ,,Äh, ja?" James fuhr sich durchs Haar. Konnte er das mal lassen? Immer wenn er das tat konnte ich kaum anders, als ihm fasziniert zuzusehen. James räusperte sich. ,,Naja, ich kann da jetzt nicht hoch... Geh nachsehen und wenn du ihn nicht findest, kommst du wieder zurück?", schlug er ein wenig ratlos vor und ich nickte langsam. ,,Okay... Und du wartest hier?" Unsicher sah ich ihn an. Er musste echt denken, dass ich nicht mehr alle Latten am Zaun hatte! Also echt... Wer vergaß denn, wo sein Schlafsaal war? So viel Blödheit war selbst für mich zu viel!
Er nickte mir zu, lehnte sich an die Wand. ,,Na mach schon", meinte er, schüttelte amüsiert grinsend den Kopf und während ich einen Moment noch bewunderte, wie heiß er dabei aussah, schluckte ich tapfer und trat die Stufen zum Mädchenschlafsaal hinauf. ,,Bist du noch da?", rief ich prüfend die Treppen runter und konnte ihn lachen hören. ,,Ich hab noch nicht mal geblinzelt", versicherte er mir und ich musste schwach grinsen. Dass er mich Irre noch nicht einfach stehen lassen hatte... Naja, oder er nahm seine Pflichten als Schulsprecher einfach ganz besonders ernst! Ich tapste durch den Korridor, an den Türen vorbei und überflog die Namensschilder neben den Türen. Nebenher begann ein ziemlich ironisch fieser Ohrwurm, der mich ganz nervös machte. Freddie Mercury dröhnte in meinen Ohren ,,Find me somebody to love, find me somebody, find me somebody toooo loooove"
Dass ich für sowas immer so schlechtes Timing hatte. Seufzend trat ich an die letzte Tür und lehnte mich zu dem Schild - und auf dem stand, wie beim Hippogreif war das möglich, tatsächlich mein Name. Und zwar nur mein Name. Keine Zimmergenossinnen? Niemand nervte, niemand schnarchte, niemand klaute meine Socken? Testend drückte ich die Klinke runter und hätte am liebsten ein Jauchzen ausgestoßen. Die anderen drei Betten waren tatsächlich unbewohnt. Niemand konnte mir auf den Geist gehen und ich konnte so viel Muggelbandposter an die Wände klatschen, wie ich wollte! Ich betrat das Zimmer. Meine Uniform lag auf dem Stuhl, mein Zauberstab auf dem Nachtschrank - mein Kleiderschrank, den ich fragend öffnete, war so ordentlich wie noch nie und sogar Schnuffel, mein Plüschhund wartete auf meinem Kopfkissen. Ich verstand die Welt nicht mehr. Wie kam das alles hierher? Wie hatte Vergangenheits-Dumbledore so genau bescheid wissen können? Hatte er sich etwa mit Zukunfts-Dumbledore ausgetauscht? Ich rieb mir die Stirn. Merlin, das war mir gerade echt zu hoch.
Ich schlüpfte aus dem Zimmer, dann tapste ich die Treppen runter und strahlte James an. ,,Ich hab ihn gefunden", meinte ich erfreut und James, der wirklich noch an der Wand gelehnt hatte, hob den Kopf und schien deutlich erleichtert. ,,Super. Dann gehe ich jetzt ins Bett. Bis morgen", meinte er grinsend und ich nickte. ,,Bis morgen...", hauchte ich und biss mir auf die Unterlippe. ,,James?" Er sah mich an - diesmal langsam, aber sicher verzweifelt, was mich grinsen ließ. ,,Danke", meinte ich und er atmete auf. ,,Kein Ding!" Er zwinkerte mir nochmal zu, ehe er die Treppen hochging - und auch ich mich wieder umdrehte und in meinem - wirklich nur meinem - Zimmer verschwand.
Okay, gehen wir das alles nochmal durch. Ich hatte nichts seltsames zu Abend gegessen. Ich war nur auf meinem Zimmer geblieben, hatte lange geheult und meine Süßigkeiten aus Hogsmeade gefuttert. Dann war ich auf der Toilette, was ebenfalls nicht komisch war. Und dann... Dann hatte ich mich von den Zicken in meinem Schlafsaal aufziehen lassen und beschlossen, mich im Mädchenklo bei der maulenden Myrte zu verkriechen. Dann war ich die Treppe runtergefallen, hatte mir den Kopf angestoßen und auf einmal war die Fackel gegenüber nicht mehr da gewesen - und dafür James, der sowieso sehr viel schöner anzusehen war, als irgendeine blöde Fackel. Er hatte mich zu Madam Pomfrey gebracht und mir erklärt, dass es hier keinen David Tyler gab. Das durfte eigentlich eine Erleichterung sein... Hier wusste niemand von dem falschen Liebesbrief. Naja, bis auf James, dem ich das gesteckt hatte. Und hier kannte mich offenbar nur Dumbledore, der mich irgendwie hierher gebracht haben musste. Nur wieso? Was hatte ich in der Generation vor meiner Eigenen verloren? Und was war mit Mom und Dad? Suchten Fred und George mich nicht schon lange? Oder war es wie in diesen komplizierten Geschichten zur Belustigung der Muggel... Und die Zeit verging in meinem wirklichen Schuljahr ganz anders, langsamer? Und wie kam ich zurück? Es musste einen tieferen Sinn haben, dass ich hier war...
Ich ließ mich ins Bett fallen, drückte meinen Plüschhund an meine Brust und starrte an die Decke, während ich mein Gehirn ordentlich ins Kochen brachte. Was sollte ich hier? War ich jetzt etwa auf geheimer Mission für Professor Dumbledore? Nur was sollte ich machen? Sicherlich nicht über die Attraktivität von James Potter staunen. Ich meine, ich kannte seinen Sohn. Harry war an Weihnachten bei uns gewesen, Harry war allgemein sehr oft bei uns und meine kleine Schwester Ginny war total in den berühmten Harry Potter verknallt... Moment, stopp. Ich holte etwas verkrampft Luft. Das bedeutete ja, dass James in ein paar Jahren... Ich schüttelte den Kopf. Oh nein, nicht drüber nachdenken. Oder... Sollte ich gerade das verhindern? Aber war das nicht zu kompliziert, drehte ich dann nicht zu viel an der Zeit? Stöhnend drückte ich mein Gesicht ins Kissen. Scheiß drauf, zu kompliziert. Es würde mir schon noch klar werden. Und damit schlief ich innerhalb weniger Minuten ein.
Das Schrillen meines Weckers war so laut und gemein, dass ich leidend aufjaulte und mir die Hände über dem Kopf zusammenschlug. ,,Man, halt die Fresse!", stöhnte ich, warf meinen Plüschhund nach dem Übeltäter - der darauf jedoch nur noch lauter wurde. Jammernd schüttelte ich den Kopf. ,,Okay, es reicht. Ich werde dich töten, du Mistding", knurrte ich gereizt, setzte mich auf und fischte erst Schnuffel vom Boden, dann den Wecker, der immer lauter wurde. Ich brauchte eine ganze Weile, bis ich das blöde Teil ausgeschaltet hatte - was so anstrengend gewesen war, dass ich jetzt wenigstens hellwach war. Murrend stellte ich ihn auf den Nachtschrank zurück und sah mich um. Drei unbewohnte Betten... Ich schnappte nach Luft. Oh Gott, waren die anderen drei etwa über Nacht alle gestorben?! Einen Moment rutschte mir das Herz in die Kniekehlen und ich blieb auf meiner Bettkante sitzen. Was sollte ich tun? Trauern? Ich hatte keine von denen wirklich leiden können... Naja, ein paar Tränchen würde ich beim Frühstück sicher irgendwie rausdrücken können, oder?
Langsam stand ich auf, ehe es mir dämmerte und ich mir aufgrund meiner eigenen Blödheit einmal selbst gegen die Stirn schlug. Ach ja. Ich war ja gar nicht in meinem Hogwarts, in meinem Schlafsaal, in meiner Zeit. Verdammte Hippogreifenkacke, ich hatte gehofft, dass das alles nur ein Albtraum gewesen war! Seufzend schleppte ich mich unter die Dusche, zog mir meine Schuluniform an, föhnte meine Haare und schminkte mich, ehe ich die Schulbücher in meine Tasche stopfte, die mit Badges und Buttons von meinen Lieblingsbands nur so übersät war. Bands, die noch gar nicht existierten... Ich hielt inne. Scheiße, Queen existierte noch nicht? Mir wurde schon wieder schlecht. Und Aerosmith? Ich ließ die Tasche rücksichtslos fallen und riss meine Nachtschrankschubladen auf, nur um erleichtert aufzuatmen. Meine Kassettensammlung war da. Alles war gut. Achselzuckend nahm ich also meine Tasche wieder und spazierte aus meinem Schlafsaal. Waren ja eh nur Muggel, ging sicher klar. Die kannte hier eh keiner.
Ich sprang leichtfüßig die Treppenstufen runter, stolperte, wie jeden Morgen, über die letzten beiden und fing nur gerade so mein Gleichgewicht wieder. Es war fast schon angenehm, Fred und George mal nicht lachen zu hören. Oh, ich würde die beiden noch schrecklich vermissen... Nur nicht jetzt. Jetzt genoss ich es viel zu sehr, dass hier niemand von der Tragödie mit David Tyler wusste. Keine bissigen Kommentare, keine spöttischen Sprüche. Was eine schöne Stille... ,,Ach sieh mal einer an, ich hab schon gedacht, du verschläfst und ich muss hochkommen." Breit grinste James mich an und durchbrach die angenehme Stille. Ich hob den Kopf. Er stand mit zwei anderen Jungs bei den Sofas und schien auf jemanden zu warten... Zumindest sahen die anderen beiden immer wieder seufzend zu den Schlafsaaltreppen der Jungs. Ich errötete. ,,Nein, hab 'nen richtigen scheiß Wecker", murmelte ich und umklammerte meinen Taschenriemen. Jetzt wo ich ausgeschlafen war und mich deutlich besser fühlte, war mir mein Benehmen James gegenüber so schrecklich peinlich, dass es fast schon die David Tyler Sache wett machte. Nur... Hier zog mich wenigstens nur James auf.
,,Wer ist das?", fragte ein kleinerer, blonder Junge und nickte zu mir. James grinste, musterte mich. ,,Melody Weasley", gab er zurück und ich deutete eine kleine Verbeugung an. ,,Naja, ich geh dann mal frühstücken", meinte ich und schob mich an den Jungs vorbei, als der erwartete Typ die Treppen runterkam. ,,Na endlich. Man Tatze, du bist schlimmer als ein Mädchen", seufzte Remus und stieß sich von der Sofalehne ab. Tatze grinste und ich musterte ihn. Er war genauso gutaussehend wie James. Kinnlange, leicht gewellte, dunkle Haare umgaben sein markantes Gesicht und sturmgraue Augen, die einen wirklich an Ort und Stelle festsetzen konnten, funkelten frech. ,,Na gut, gehen wir", meinte James jetzt und schlug seinem Freund auf die Schulter. Ich schüttelte leicht den Kopf und trat hastig an das Porträt der fetten Dame, stolperte in den Korridor. Die vier Jungs waren dicht hinter mir, lachten, redeten. Auf dem Weg zur großen Halle kamen mir immer mehr wildfremde Gesichter entgegen und ich schluckte schwer. Ich kannte hier niemanden. Öfter wurde ich irritiert angestarrt und zog ein wenig den Kopf ein. Schlecht. Eine Zeitreise, aber schon wieder die Verrückte. Und schon wieder keine Freunde. Ich schob mich in die große Halle und ließ mich wahllos an einen Platz fallen. Zuhause hatte ich wenigstens meine Brüder gehabt... Geistesgegenwertig griff ich nach einem Brötchen, als jemand mir Gegenüber das auch tat. ,,Oh sorry", hörte ich jemanden grinsend sagen und hob den Kopf.
Ein nur zu bekanntes Gesicht sah mir entgegen. Viel zu bekannt. Ich wollte lieber wieder ganz viele fremde Menschen sehen, ganz viele! Dad...?! Ich starrte den Rothaarigen an und irritiert hob er die Augenbrauen. ,,Ist was?" Als Antwort klappte mir nur die Futterluke auf. Jap, das musste sehr merkwürdig aussehen. Aber, hallo?! Vor mir saß mein geliebter Vater, war vielleicht zwei Jahre älter als ich und nahm mir, wie zuhause auch immer, gerade das Brötchen vor der Nase weg. Okay, jetzt bekam ich doch zu viel. Ich sprang so schnell von der Bank auf, als hätte mich eine Tarantel gestochen - und rempelte dabei James und seine Freunde an, die gerade an mir vorbei am Tisch entlang gingen. Mal wieder fiel ich in James' Arme und er begann zu grinsen. ,,Wird das jetzt zur Gewohnheit?", fragte er belustigt und ich pustete die Wangen auf. ,,Kann ich bitte bei dir sitzen?", flehte ich leise und er sah mich verwundert an, dann an mir vorbei. ,,Wieso, hat Arthur dir was getan? Der tut doch niemandem was", meinte er und ich schüttelte panisch den Kopf. Irgendeine Brünette nahm jetzt neben meinem Dad platz und ich musste ein Würgen unterdrücken, als er sie mit einem ,,Hey Babe" begrüßte. Babe aus dem Mund meines Dads? Da bekam man ja Schock-Salmonellen!
,,Bitte, James", flehte ich und er zuckte kopfschüttelnd mit den Achseln. ,,Na gut. Aber du bist manchmal echt komisch, Weasley", meinte er amüsiert und ich nickte. ,,Ist mir bewusst. Danke", meinte ich erleichtert und Arthur, der über die merkwürdige Begegnung mit mir nur mit den Achseln gezuckt hatte, wandte sich seelenruhig seinem Babe zu. Zur Hölle nochmal, wo war Mom? Die da war ganz sicher nicht meine Mom! Ist ja widerlich. Ich folgte James also, seine Freunde hatten sich schon hingesetzt. ,,Wen hast du denn da, James?", grinste Tatze - was für merkwürdige Spitznamen hier alle hatten - und ich setzte mich neben James auf die Bank. ,,Das ist Melody. Melody, das sind Sirius und Peter", meinte er und ich nickte den beiden zu. Aha, Tatze hieß also Sirius. Das klang schon besser. Ich griff nach einem Brötchen, als Professor McGonagall hinter mich trat. ,,Miss Weasley? Ich hätte hier noch nachträglich ihren Stundenplan", meinte sie und ich drehte den Kopf. ,,Oh danke, Professor", nuschelte ich, nahm den Zettel entgegen und klatschte mit der anderen Hand Kirschmarmelade auf mein Brötchen. Zaubertränke, Kräuterkunde... Gar nicht mal übel... Moment. Wahrsagen?! Aber... Ich würde doch niemals freiwillig dieses esoterische Müllgeschwafel wählen!
,,Nein, oh nein", jammerte ich und James sah mich fragend an. ,,Was ist denn?", fragte er. Immer wenn er das fragte, sah er mich an, als würde er erwarten, dass ich gleich durchdrehte und wahnsinnig wurde. Ganz ehrlich? Konnte ich ihm nicht mal groß verübeln. ,,Ich hab in der fünften Stunde Wahrsagen. Ich hasse wahrsagen. Ganz ehrlich, wer an sowas glaubt, der hat doch echt nicht mehr alle Nägel an der Zange!", wetterte ich und Sirius begann zu lachen, während Peter sich grinsend sein Brötchen in den Mund schob und James schmunzelte. ,,Da hast du leider recht. Aber es ist immer noch besser als Alte Runen. Das ist einfach nur anstrengend. Für Wahrsagen muss man wenigstens nicht lernen, wir denken uns immer einfach was aus. Professor Allington ist schon ganz fasziniert von uns", meinte er und klopfte mir ermutigend auf den Rücken. Doch das half nicht. Stöhnend wollte ich meinen Kopf auf den Tisch fallen lassen - und gerade noch so machte ich mit der Stirn vor meinem Marmeladenbrötchen halt und die Jungs prusteten los. Wahrsagen... Ich wollte zurück nachhause, da hatte ich wahrsagen abgewählt - und das aus gutem Grund! Professor Trelawney disste mich. Und zwar ständig. Als alte, verbitterte Jungfer innerlich - und äußerlich als naives Dummchen. So oder so, ich besaß in ihren Augen nicht mal annähernd die Gabe fürs Wahrsagen. Aber das konnte mir nur recht sein. So ein schwachsinniges Fach. Wir waren doch nicht im... Wie nannten die Muggel das? Zirkus?
Dementsprechend veranstaltete ich also ein Frustfressen und staunend sahen mir James und Sirius dabei zu, wie ich mich mit allem vollstopfte, was irgendwie kalorienhaltig, ungesund und lecker aussah - und das war bei der Auswahl auch wirklich kein Problem. ,,Wo isst du das alles hin?", fragte Sirius mich mit großen Augen, als Brötchen Nummer drei in meinem Mund verschwand und ich den letzten Bissen mit einem großen Schluck Ingwertee runterspülte. Ich mochte es, wie er im Hals brannte... Das mochte ich auch bei Feuerwhiskey, doch den bekam man in Hogwarts ja höchstens auf illegalen Partys. ,,Das fragen meine Brüder auch immer", nuschelte ich schulterzuckend und Sirius sah James grinsend an. ,,Wen hast du dir da denn angelacht?", fragte er amüsiert und ich sah empört auf. Hey! Ich war ein echt guter Fang, ja? Ich hatte wirklich Vorzüge! Ich ähm... Ich konnte zum Beispiel... Tanzen! Ich konnte tanzen! Und das obwohl ich zwei linke Füße hatte! James grinste bloß und zuckte mit den Achseln. ,,Hey, guck mal, da ist Lily Evans", meinte Peter dann und James hob sofort den Kopf. Tatsächlich betrat gerade eine andere Rothaarige die große Halle und hatte sofort die vollste Aufmerksamkeit von James... Lily... Hieß so nicht Harrys Mom, bevor sie gestorben war? ,,Und? Meint ihr, sie geht diesmal mit mir aus?", grinste James breit und Sirius grinste ebenfalls.
,,Wurmschwanz und ich sind schon am Wetten. Los, frag sie, damit ich meine Galleonen bekomme, wenn sie dich dieses Mal wieder abserviert", gab er amüsiert zurück und James fuhr sich durchs Haar, dann stand er auf. Ich sah ihm nach, wie er mit lässigem Gang zu Lily ging - der zukünftigem Mutter seiner Kinder. Ich wusste nicht mal wieso, doch mein Blick flog etwas missmutig in meine heiße Schokolade. Damit war das Leben in der Vergangenheit gleich weniger unterhaltsam geworden... Doch was hatte ich auch erwartet? Ich selbst, mit Pech nur so gesegnet, war ja sowieso nur ein kleines Mauerblümchen. Aber eins musste ich ja sagen... Meine Haare waren viel schöner. Meine sahen in der Sonne aus, als würden sie brennen. Das konnte Lily Evans bestimmt nicht! ,,Hey, alles klar?" Remus stieß mich leicht an und ich hob den Kopf. ,,Hm, was? Ja, alles klar. Total klar", gab ich stammelnd zurück und wäre beinahe noch von der Bank gefallen, als James sich entnervt neben uns fallen ließ. ,,Sie geht nicht mit mir aus", murrte er seufzend und Peter, nicht weniger niedergeschlagen, händigte Sirius einen Teil seines Taschengelds aus, den er sich grinsend in die Hosentasche steckte.
Lily Evans machte sich also rar... Was ich bei einem Typen wie James echt nicht verstehen konnte. Ich musste schleunigst zusehen, dass ich zurück nachhause kam. Das alles hier ging mich nichts an - und am besten schob ich mich auch gar nicht weiter dazwischen. Verzweifelt single und ungevögelt sein, das konnte ich auch in meiner Zeit. Überhaupt, der Gedanke den Dad von Harry Potter zu vögeln war doch sowieso eigenartig! Doch als mein Blick wieder rüber zu James flog... Sah ich einfach nur den attraktiven Schulsprecher von letzter Nacht, der mit dem Knackhintern, der mich in den Krankenflügel geschleppt und Madam Pomfrey flirtend zugezwinkert hatte. Und nicht den Vater von Harry Potter. Das konnte ein wirklich komplizierter Besuch in der Vergangenheit werden.
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