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ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ 35 - ᴍᴇʀᴋᴡüʀᴅɪɢ ᴠᴇʀᴛʀᴀᴜᴛ

5 Stunden später

Schwere, feuchte Luft umgibt sie. Wie eine zweite Haut legt sich die Feuchtigkeit um ihren Körper und dringt unerbittlich durch den dünnen Stoff ihres Kleides. Der Geruch von nassem Stroh ummantelt sie. Der Nebel der Dunkelheit zieht sich langsam aus ihren Gedanken zurück und wird von pulsierenden Schmerzen ersetzt. Langsam öffnet sie ihre müden Augen. Doch mehr als schemenhafte Umrisse kann sie nicht erkennen. Ihre Hände wandern zitternd über den Boden. Ein stechender Schmerz fährt durch ihre Finger und lässt sie aufschrecken. Wankend sitzt sie auf den Boden, während sich ihr Blick langsam schärft und sie den tiefroten Tropfen Blut auf ihren kleinen Finger wahrnimmt. Vorsichtig schiebt sie sich ihre verfilzten blonden Haare aus dem Gesicht, welche durch und durch mit Stroh gespickt sind. Dabei schmiert sie sich ihr eigenes Blut auf die Wange. Eine weitere Spur der vergangenen Stunden. Sie sieht sich behutsam um. Versucht sich so wenig wie möglich zu bewegen, denn sie kennt diesen Ort. Er begleitet sie seit zu vielen Jahren und sie weiß, dass es nur noch Momente dauern wird, bis ihr Geist nicht mehr in der Lage ist, die unbarmherzigen Schmerzen, zu verdrängen.

Ihr Blick huscht durch die heruntergekommene Scheune. Nur eine alte Öllampe wirft vereinzelt helle Abschnitte in die Dunkelheit. Ihr Puls steigt an, als sie ihn nicht findet. Panik frisst sich durch ihren schwachen Körper. Vergessen ist die Angst um die kommenden Schmerzen, als sie sich auf ihre nackten Füße quält.

Ein erbärmlicher Schrei entfährt ihr, als sie auf ihre Fußsohlen tritt. Sofort verlassen sie die letzten Kräfte und sie fällt zu Boden. Sie starrt auf ihre blutenden Fußflächen. Unzählige Striemen befinden sich darauf. Erhaben, geschwollen und blutig. Vorsichtig greift sie den Saum des einst weißen Kleides, welches nur noch als grauer Fetzen an ihrem Leib hängt. Die verblassten rosa Blumen darauf sind der einzige Hinweis darauf, dass dieser Stück Stoff einmal dazu dienen sollte, ein Kind glücklich zu machen. Behutsam versucht sie, ihre Fußsohlen von dem Blut und Dreck zu befreien. Der Schmerz dabei frisst sich tief in ihr Mark und treibt ihr die Tränen in die Augen. Schnell wischt sie sich diese aus ihrem Gesicht. Tränen zeigen Schwäche und sie ist nicht schwach. Sie kann nicht schwach sein. Nicht hier.

Trotz regt sich in ihrem Inneren und lässt sie den Blick wieder heben. Erneut sucht sie alles um sich herum ab und wieder schwellt Angst in ihr auf.

Wo ist er? Für einen Moment überlegt sie, ob sie in die dunklen Ecken kriechen sollte. Doch auch wenn sie erst knapp einen Meter an Körpergröße trägt, ihr Stolz lässt dies bereits jetzt nicht mehr zu. Sie sieht sich um und entdeckt den breiten Baumstumpf hinter sich. Es widerstrebt ihr zwar, etwas als Hilfsmittel zu benutzen, welches sonst dazu dient, ihren Willen zu brechen, aber sie muss ihn finden.

Ihre zierlichen Hände legen sich auf das abgenutzte Holz und langsam stemmt sie ihren kleinen Körper zurück auf ihre geschundenen Füße. Sie presst ihre Lippen fest aufeinander, sodass sie schon beinahe blau werden, doch es wird kein weiterer Schmerzensschrei ihren Körper verlassen. Sie schließt die Augen und atmet gegen den Schmerz und die wild tanzenden Punkte, welche dieser mit sich bringt, an. Sie weiß, der Schmerz würde nachgeben. Zu einem Teil von ihr werden. Tat er immer.

Nach wenigen Momenten öffnet sie ihre verquollenen Augen und bahnt sich Schritt für Schritt ihren Weg durch die dunkle Scheune. Das Brennen ihrer Füße wird stärker, doch auch der Trotz nimmt zu. Angestachelt von der Angst um ihren Bruder.

»Liam?«, flüstert sie leise.

Keine Reaktion. Doch plötzlich vernimmt sie den Geruch von frischem Blut, der sich in ihre Schleimhäute frisst. Die Angst übernimmt ihr Handeln und verdrängt jede Vorsicht. Sie läuft schneller und als sie am hinteren Ende der Scheune ankommt, sieht sie ihn. Durch einen Spalt in der Fassade dringt das Licht des Mondes ein und gibt nackte mit Blut bedeckte, Füße frei.

»Liam«, entfährt es ihr, als sie den leblosen Körper ihres Bruders in dem nassen Stroh liegen sieht.

Zitternd geht sie zu Boden und rüttelt an ihm. Seine Haare liegen blutverschmiert in seinem bleichen Gesicht.

»Liam, bitte«, fleht sie, doch er rührt sich nicht.

»Du darfst mich nicht allein lassen«, jammert sie, unfähig ihre Tränen der Angst weiter zurückzuhalten.

Ihr kleiner Körper bebt, als sie sich niederlegt und die Arme fest um ihren Bruder schlingt.

»FREYA!«

Das Bild vor ihren Augen verschwamm. Der kleine Liam wurde zu einer breiten, grauen Masse.

»FREYA!«

Dunkelheit erfasste sie und riss sie aus der Scheune.

»FREYA!«

Sie riss die Augen auf und starrte in die eisblauen Augen ihres Bruders.

Gitterstäbe lagen vor seinem Gesicht und dennoch konnte sie die Sorge in seinem Blick erkennen, welche sich sofort in lodernden Hass wandelte, als er vernahm, dass sie endlich wieder bei Bewusstsein war.

»Alles okay?«, raunte er.

Noch leicht benebelt nickte Freya, doch als sie ihm dasselbe fragen wollte, überrollte sie eine Welle der Übelkeit. Schlagartig schoss ihr der Schmerz in die Schultern und gleichzeitig reizte der umliegende nasse Strohgeruch ihre Lungen. Sie hustete unbedacht und sofort drang ein glühender Schmerz von ihren Schultern zu ihrem Rückgrat und ließ sie nach Luft schnappen.

»Freya. Nicht«, entfuhr es Liam und sie zwang sich, die Luft anzuhalten.

Erst jetzt realisierte sie, dass ihre Hände über ihrem Kopf mit schweren Eisen gefesselt waren. Ihre Füße berührten nur mit den Zehnballen den Boden. Ihr, ins Wanken gekommener, Körper hing an den letzten Fäden ihrer Armmuskulatur. Sie schloss die Augen, zwang die unerträglichen Schmerzen nieder und balancierte ihren Körper bis zum Stillstand aus. Erst nachdem sie die vollständige Kontrolle über ihren Leib zurückerhalten hatte, öffnete sie die Augen und sah sich behutsam um.

Sie erkannte in dem gedämpften Licht einzelne Boxen. Sie waren keine drei Quadratmeter groß. Der untere Teil bestand aus Holzplanken. Der obere Teil aus Eisengittern.

Pferdeboxen.

Vereinzelt lag verstaubtes Stroh in den Ecken, die Wände waren rissig und der Putz war abgebröckelt. Das Tropfen von Wasser war zu hören, welches sich den Weg durch die unzähligen Löcher in dem Dach suchte.

»Alles okay bei dir?«, fragte sie leise.

Liam seufzte.

»Wir hängen gefesselt in einer beschissenen Scheune. Fühlt sich merkwürdig vertraut an.«

Ein brennender Schmerz fuhr ihr in die Fußsohlen und ließ sie die Luft anhalten.

Wenn du nur wüsstest, wie vertraut, dachte sie sich, verdrängte diesen Gedanken aber wieder. Es war gut, dass er es nicht mehr wusste.

»Was ist passiert?«, fragte sie leise und bereute es sofort.

Ihre Kehle fühlte sich an, wie mit einem Reibeisen behandelt und sofort verspürte sie wieder den Drang ihre gereizten Lungen zu befreien. Doch sie widerstand diesem Verlangen und hob den Kopf in Richtung ihrer Hände. Sie sah die aufgeriebene Haut und die ersten kleinen Blutspuren an ihrem Handgelenk.

»Woran erinnerst du dich?«, fragte Liam.

Sie senkte den Blick wieder und seufzte, als sie Liam genauer betrachtete. Er hing ebenfalls in einer Box. Die Arme fest über seinen Schädel gefesselt. Sein Gesicht wirkte starr, nur in seinem Blick tobte Hass. Freya legte ihren Kopf vorsichtig in den Nacken, in der Hoffnung ihre Schultern irgendwie zu entlasten, aber der Schmerz verschlimmerte sich nur.

Sie versuchte sich zu konzentrieren. Was war passiert? Bilder flackerten auf. Die Party. Das Meer. Diese Vertrautheit. Sie spürte die Wärme um sich und plötzlich sah sie es. Grüne Augen, voller Verlangen. Sie riss den Kopf hoch und starrte ihren Bruder an.

»Aaron«, entfuhr es ihr.

Die Bilder, wie sie ihn küsste, liefen wie ein alter schwarz-weiß Film vor ihr ab. Ebenso wie die Gefühle, welche sie dabei empfand.

»Wir haben uns geküsst. Im Meer. Danach ist alles schwarz.«

Liam musterte sie. Sein Blick verriet ihr, dass er mehr wusste.

»Was ist passiert?«

Auch Liam verlagerte sein Gewicht etwas, doch sein schmerzverzogenes Gesicht zeigte, dass auch sein Körper an der Grenze des Ertragbaren war.

»Ich weiß nur noch, dass Tom mir plötzlich ins Ohr geschrien hat. Irgendwas von Falle und im nächsten Augenblick habe ich dich rennen sehen. Weg von Aaron, aber nicht in unsere Richtung. Aaron ist dir gefolgt. Ebenso wie ich. Doch du musstest ja durch irgendwelche Gärten springen und Haken schlagen. Ich habe euch aus den Augen verloren. Ich kann mich noch an einen stechenden Schmerz in der Schulter erinnern und wie ich die Kontrolle über meinen Körper verlor, um dann hier wach zu werden.«

Freya vernahm seine Worte und versuchte sich an irgendwas zu erinnern, aber es gab nur dieses Kribbeln in ihrem Magen, wenn sie an den Moment mit Aaron dachte.

»Was für eine Scheiße«, raunte Freya, die langsam wieder zu sich selbst fand.

»Ja, dem kann ich wohl nur zustimmen«, erwiderte Liam.

»Wie lange sind wir schon hier?«, fragte sie ihren Bruder und sah sich dabei erneut um.

Liam schüttelte vorsichtig den Kopf.

»Keine Ahnung, aber meinen Schultern nach schon die ein oder andere Stunde.«

»Knappe fünf Stunden«, drang es plötzlich aus einer Box gegenüber von Freyas.

Sie erkannte die Stimme und sofort schwoll Wut in ihr auf.

»Du mieses Arschloch«, warf sie in die Dunkelheit. »Was soll das hier werden?«

Liam richtete seinen Blick jetzt ebenfalls in die Richtung, aus der die Stimme kam. Ein Rascheln war zu hören und langsam trat Aaron aus der Dunkelheit an die Gitterstäbe seiner Box. Das schwache Licht der spärlichen Deckenbeleuchtung zeigte seine rot unterlaufenen Augen.

»Es tut mir leid«, brachte er mit gebrochener Stimme hervor.

»Schieb dir deine beschissene Entschuldigung für quer in den Arsch, du Hurenbock!«

In Freya tobte es. Vergessen waren die Schmerzen und das Kribbeln bei den Gedanken an Aaron. Der pure Hass floss durch ihre Adern und suchte nach einer Möglichkeit an die Oberfläche zu gelangen.

»Wo sind wir? Warum sind wir hier? Rede oder ich bring dich um!«, brüllte sie ihn an.

Aaron schluckte, denn er hatte keinen Zweifel daran, dass auch nur eins dieser Worte nicht der Wahrheit entsprach. Das war nicht die Freya, die er kannte. Ihr Gesicht war rot und vor lauter Zorn verzogen. Ihre blauen Augen hatten das Leuchten von vor wenigen Stunden verloren. Die pure Dunkelheit sah ihn an und ließ ihn zurückweichen.

»Rede oder du wirst bald nicht mehr in der Lage dazu sein«, knurrte Liam ihn entgegen.

Aaron schluckte und trat wieder einen Schritt nach vorn.

»Ich weiß nicht, wo wir hier sind. Ich lag neben euch in dem Van und konnte nichts sehen.«

»Bullshit! Du Arschloch hast mich ausgenutzt, um an unsere Eltern zu kommen. Was soll das alles?«, zischte Freya.

Aaron schüttelte sofort den Kopf.

»Nein ich. Ich wusste von alle dem nichts. Ich. Killian hat mir nur gesagt, dass ich dir näher kommen soll. Ich sollte dich zu ihm bringen. Ich ... Freya, bitte, du musst mir glauben!«

Freya riss schlagartig an ihren Fesseln, um im selben Moment aufzustöhnen, weil ihre Schultern unter der Belastung einen neuen Schmerzimpuls durch ihren Körper trieben.

»Freya, hör auf«, raunte Liam, der sie mit sorgenvollem Blick ansah.

Sie funkelte ihn wütend an, bevor sie ihren Blick wieder zu Aaron richtete.

»Was soll ich dir glauben? Dass du nichts davon wusstest, dass zwei unserer Männer hinterhältig abgestochen wurden? Dass du keine Ahnung von den Schüssen auf unseren Vater hattest oder dass unsere Familie in Haft gesessen hat wegen falscher Zeugen? Alles ausgelöst von deinem Vater. Sag mir Aaron. Was davon hast du nicht gewusst?«

Aaron wurde bleich und er sackte innerlich zusammen. Er hatte keine Ahnung davon gehabt. Kopfschüttelnd umfasste er die Gitterstäbe. Tränen standen ihm in den Augen, als er erneut versuchte sich zu erklären.

»Ihr müsst mir glauben. Ich habe nichts davon gewusst. Killian hat mich dazu gezwungen, dich zu ihm zu bringen, und selbst das konnte ich nicht.«

»Ach und wie sind wir hier gelandet? Hör auf, mich zu verarschen!«, fauchte Freya.

Verzweifelt richtete sich Aaron an Liam, der ihn ausdruckslos anstarrte.

»Ich schwöre euch, dass ich nichts davon wusste. Auch nicht, dass sie euch an dem Strand überfallen wollten. Killian ist seit gestern Vormittag verschwunden.«

Doch auch Liam schüttelte einfach nur verachtend den Kopf und richtete den Blick wieder zu seiner Schwester.

»Bitte. Ich ... Freya. Nichts davon sollte passieren. Seit Jahren halte ich Abstand zu jedem. Er nimmt mir jeden den ich liebe. Aber du. Nichts war gespielt. Der Kuss. Freya ich ...«

»Halts Maul. Ich will und kann mir diesen Müll nicht mehr anhören. Du glaubst doch nicht, dass ich auch nur ein Wort davon noch ernst nehmen kann. Dein Vater ...«

»Er ist nicht mein verfluchter Vater. Mein Vater ist vor meiner Geburt verschwunden. Killian Kelly trat vor elf Jahren in das Leben von mir und meiner Mum. Er war perfekt für sie. Er hat ihr jeden verdammten Wunsch von den Lippen abgelesen. Bis zu dem Tag ihrer Hochzeit. In dieser Nacht ließ er seine Maske fallen. Er schlug mich und erpresste meine Mum damit, mich zu strafen, wenn sie ihm nicht hörig war. Das änderte sich erst, als ich anfing ihm die Stirn zu bieten. Ich versuchte gegen ihn anzukommen, um meine Mum zu schützen. Doch das war der größte Fehler meines Lebens. Eines Tages war meine Mutter verschwunden. Verschleppt und seit diesem Tag, droht er mir mit ihrem Tod, wenn ich nicht nach seinem Willen agiere.«

Freya schwieg. Liam sah zu ihm.

»Er nutzt also deine Mutter als Druckmittel?«

Aaron nickte.

»Und er wollte, dass du ihm Freya lieferst?«

Wieder nickte Aaron.

»Was lässt dich glauben, dass deine Mutter noch lebt?«, fragte Liam kalt.

Aaron senkte den Blick und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

»An ihrem Geburtstag dürfen wir für wenige Minuten telefonieren«, flüsterte er.

Liam seufzte und sah zu seiner Schwester.

»Klingt irgendwie logisch, oder?«

Sie rollte mit den Augen. Klang es, aber das würde sie so nicht zugeben. Ihre Wut kontrollierte sie. Logik zählte für sie in diesem Moment nicht.

»Was lässt dich daran glauben, dass Killian deine Mutter wirklich töten würde?«

Doch ehe Aaron ihr antworten konnte, wurde das Scheunentor aufgerissen und Killian betrat diese mit einem breiten Grinsen.

»Ich habe seinem besten Freund eine Kugel durch den Schädel gejagt, nachdem ich erfahren habe, dass Aaron ihm alles erzählt hatte.«

Aaron wich sofort in die Dunkelheit seiner Zelle zurück, während Killian sich zwischen die Zellen von Freya und Liam begab.

»Schön, dass ihr endlich wach seid. Wir haben einiges zu besprechen«, murmelte er und lächelte die beiden dabei an.

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