
𝟎𝟗│𝑪𝒐𝒍𝒊𝒏
Wenige Minuten vor der Trauung
Kirchen sind nicht mein Ding. Generell ist alles was nach Jesus oder göttlicher Verehrung schreit nicht mein Ding und das, obwohl ich mit winzigen zwei Jahren als kleiner Sprössling in das Planschbecken des Priesters beinahe ersauft wurde. Meine Eltern hatten sich damals ausgerechnet den Spinner ausgesucht, von dem Josh einige Jahre zuvor so super getauft worden war.
Mittlerweile war der alte Knacker aber auf irgendso einem skurrilen Fortbildungsseminar gewesen und pflegte radikalere Methoden. Anstatt den Kopf des Kindes nur mit Taufwasser zu beträufeln, war der gute Herr der Meinung, rabiat den Kopf des Kindes in das Taufbecken zu tauchen, sei eine bessere Methode und verstärke „den Glauben und Bezug" zu Gott stärker. Totaler Schrott, ich weiß. Zu dumm, dass der Typ mit seinen neunzig Jahren plötzlich keine Kraft mehr in seinen schlapprigen Armen hatte mich wieder aus dem heiligen Wasser zu holen.
Kurz gesagt: Der Herr hatte einen Krampf. Nicht gerade angenehm, wenn dein eigener Kopf im Wasser steckt. Vielleicht war das aber auch einfach ein göttliches Omen, dass ich nicht für diesen ganzen Religions-Dingsdabumbsda geschaffen war.
An Gott glaube ich schon lange nicht mehr-vielleicht liegt das auch einfach daran, dass ich selbst einer bin. Sexgott, Gott der Schönheit, Gott der Coolness, Gott der Abneigung gegen pinke Autos und so weiter. Meine Titel sind unendlich lang und unendlich grandios, deswegen belasse ich es bei diesen vier Titeln- ich möchte euch nicht gleich überfordern.
Da ich Herr meiner eigenen Welt bin und meinen Glauben an mich selbst stets und ständig vertrete, habe ich gleich nach meiner Firmung der christlichen Kirche den Laufpass gegeben.
Für gewöhnlich meide ich daher auch Gotteshäuser.
Mal ehrlich, diese Dinger waren mir noch nie ganz geheuer. Ich kann mich noch gut an die gespenstige Stille erinnern und das hohle Wiederhallen jedes einzelnen Schrittes, jedes einzelnen Wortes, auch wenn du es nur tuschelst, es verbreitet sich wie ein Hauch an den kahlen Wänden, schallt durch die trostlose Leere. Das alles macht es schier unmöglich, deiner Sitznachbarin dreckige Dinge zu zu murmeln, weil es einfach jeder mitbekommt.
Woher ich das weiß? Tja, Nancy Sparks ist damals rot angelaufen vor Scham. Priester Jones vor Wut. Seinen Gesichtsausdruck werde ich nie wieder vergessen. Das war nämlich etwas, was ich als göttlich bezeichnete.
Zusammen mit Kieras Mum, Amy (oder war es Angi? Scheiße, ich hab's schon wieder vergessen!), betrete ich die kleine Kapelle vor uns. Als Josh mir offenbart hat, dass er traditionell in der Kirche heiraten will, war ich nicht überrascht. Josh ist der geborene Christ: Seit ich denken kann, geht er jeden Sonntag brav zum Gottesdienst, ist Mitglied im christlichen Orden der Stadt und während unter meinen Weihnachtgeschenken als kleines Kind alle möglichen Variationen von Hot Wheels & Co zu finden waren, hat er sich die Bibel in illustrierter Ausgabe gewünscht. Welches Kind wünscht sich so etwas zu Weihnachten? FREIWILLIG?
Zugegebenermaßen wirkt diese Kirche eigentlich ganz nett, obwohl sie ziemlich klein für die Masse an Menschen ist und man sich förmlich an den Leuten vorbei quetschen muss. Josh hat gesagt, es wird eine kleine Zeremonie werden. Ich glaube, wir beide haben unterschiedliche Vorstellungen davon, was »klein« bedeutet. Sicherlich hatte ich nicht 60 Menschen eingepfercht in eine mickrige Kirche, die Kapazität für die Hälfte davon hat, im Sinn.
Kein Wunder also, dass der Kampf um einen Platz auf einer der braunen Bänke ausgebrochen ist. Von Weitem kann ich Tante Tessie's wuchtige Gestalt ausmachen, die ihr Unwesen in einer der vorderen Reihen treibt und mit ihrem breiten Hintern Plätze für zwei einnimmt. Der arme Bengel neben ihr wird gerade zerquetscht.
Ruhe in Frieden.
Durch den schmalen Mittelgang, der klassisch durch das Innere der Kirche verläuft, kämpfen wir uns einen Weg nach vorne. Mein Blick fällt auf den grauen Steinboden, der mit einem roten Teppich versehen wurde. Ausgerollt vom Eingang der Kirche bis hin zum Altar, sieht er fast aus wie ein Catwalk, den die Braut gleich passieren wird. An den Anfängen der braunen Sitzbänke rechts und links vom Gang wurden weiße Blumen fixiert. Irgendwelche orangen Bänder wurden noch zu Schleifen gebunden, damit das Ganze noch etwas festtauglicher aussieht. An den Seitenwänden hat man irgendwelche komischen Steinfiguren positioniert, die mit ihrer griesgrämigen Miene nicht gerade einen willkommenen Eindruck bei den Gäste hinterlassen. Viel eher scheinen sie uns anzuschreien, wir sollen von hier verschwinden. Ihr wisst gar nicht, wie sehr ich ihnen diesen Wunsch erfüllen würde, doch leider hat mich Amy so fest untergehakt, dass mögliche Fluchtpläne momentan nicht in Betracht gezogen werden können.
Obwohl die Kirche unfassbar lahm von außen aussieht und man bei der Inneneinrichtung deutlich bei den Steinfiguren gespart hat, wollte irgendjemand das mit der Decke wieder wett machen. Ich bin zwar kein Kunstliebhaber, aber die eindrucksvolle Freskenmalerei an den Schrägen über uns haut selbst mich um. Kleine Engel haltet sich an den Händen, während andere auf einer Wolke schweben oder munter auf uns herabsehen. Das Ganze wird umrahmt von einem blauen Hintergrund, der durch das Sonnenlicht der großzügig weiten Fenster, angestrahlt wird und zu schimmern scheint. Dazu kommen noch diese einzigartigen Wölbungen, die sich miteinander verwirren, dann wieder auseinander gehen, nur um sich im nächsten Moment in der Kuppel über dem Altar zu vereinen.
Scheiße, die Decke hats mir echt angetan. So sehr, dass ich mit meinem Blick nach oben gar nicht bemerke, wie ich beinahe eine alte Frau umrenne. Durch einen Ruck seitens Kieras Mum werde ich jedoch abrupt zum Stehen gebracht.
Wir sind fast beim Altar angekommen. Neben den zwei leeren Stühlen kann ich Josh erkennen, der nervös seinen blauen Anzug glattstreicht und gedankenverloren zum Eingang der Kirche schielt. Von der Braut ist nirgends eine Spur.
Meine Aufmerksamkeit wird auf die Frau vor mir wieder gelenkt, die sich nun hörbar laut räuspert, als ihr Blick auf meine Begleiterin fällt. Kieras Mum wirkt plötzlich starr. Ihre Lippen sind zu einem einzig schmalen Strich zusammengepresst und jegliches Lächeln ist aus ihrem Gesicht verschwunden, wie ausradiert. Ihr Arm um meinen wirkt seltsam schwer, als er ohnehin schon war. Jetzt scheint sie sich noch mehr an mich zu klammern, als wäre ich ihre Rettungsboje in der rauen See, die letzte Hoffnung vor dem Untergang, den diese alte Schabracke vor uns in Person zu sein scheint. Aber was zum Teufel sollte diese Frau Amy anhaben können?
Sie ist klein, fast zwei Köpfe kleiner als ich und bestimmt schon an die achtzig Jahre alt. Lila scheint ihre Lieblingsfarbe zu sein, denn sie trägt sowohl ein lila Kleid als auch ein lila Hut, für den irgendein Federvieh herhalten musste. Als wäre das noch nicht genug Lila, trägt sie auch noch passend Schmuck dazu. An ihrer Brust prangt eine goldene Brosche mit lila Diamanten und auch ihre Finger sind mit reichlich goldenen Ringen besetzt, die jeweils mit einem violetten Edelstein besetzt worden.
Keine Frage, die alte Schachtel ist wohlhabend. Doch auch die Zeit haben bei ihr Spuren hinterlassen: Graue Strähnen hängen aus ihrem Dutt heraus, umrahmen ihr faltiges Gesicht, das eine Blässe hat, als hätte sie der Tod geküsst.
Ihr blauen Augen wirken kalt, reserviert, genau wie sie selbst. Sie trotzen nur so von übernatürlichem Selbstbewusstsein gemischt mit einem Hauch Stolz. Ich mag sie nicht.
»Amelia«, begrüßt die alte Schabracke Kieras Mum neben mir in einen nicht wirklich erfreulichen Tonfall. Genauso höre ich mich immer an, wenn ich nach mehreren Monaten einer alten Bettbekanntschaft über den Weg laufe und mir denke: Holy Shit, mit der war ich in der Kiste?
»Mutter«, entgegnet Amy ebenso hocherfreut und krallt ihre andere freie Hand in meinen Arm. Aua. Wieso verdammt machen das alle in dieser Familie?! Es hat schon gereicht, dass Kiera mir vorhin mit ihren Krallen das Blut in meinen Adern abgeschnitten hat, da brauche ich nicht noch eine Wiederholung!
Die Frau, die Amys Worten nach zu urteilen, ihre Mum sein muss und demnach Kieras Großmutter, sieht alles andere als begeistert von deren Begegnung aus.
»Wir haben uns lange nicht gesehen«, sagt die Alte matt und versucht sich an einem Lächeln, was ihr kläglich misslingt. Dafür entblößt sie eine Reihe weißer Beißerchen, die einen unnatürlich hellen Ton haben.
Boah, bitte halt deinen Mund. Ich habe kein Bock, dass dein strahlend weißes Gebiss gleich auf meinen Schuhen landet, denke ich und bin heilfroh, als sie wieder brav ihren Mund schließt.
Kieras Mum nickt leicht und sagt in einem pikierten Tonfall: »Allerdings.«
Darauf folgen einige Sekunden bloße Stille und ein eiskalter Blickaustausch, bei dem sich die Damen der Schöpfung gegenseitig erdolchen zu scheinen. Woah, also das scheint mir, als würden sie nicht gerade gut aufeinander zu sprechen sein. Prüfend lässt die Alte ihren Blick an Amy herabwandern.
»Du siehst....ehm...« Sie stoppt und scheint nach den richtigen Worten zu suchen. Vielleicht ist sie auch einfach nur sprachlos wie ich, als ich Kieras Mum zum ersten Mal gesehen habe. Amy ist die wohl schillerndste und außergewöhnlichste Persönlichkeit mit dem skurrilsten Kleidungsstil, die ich je getroffen habe.
Diese bunt gemixten knalligen Farben, die förmlich nach Aufmerksamkeit schreien, lassen sie aus der Masse hervorstechen und nicht zu einer dieser trostlosen Gestalten werden, die nach Regeln und Etikette leben. Von denen gibt es auf dieser Hochzeit schon zu viele. Dass dieser quirlige Paradiesvogel neben mir auch die Mutter von Kiera ist, macht das ganze irgendwie viel lustiger. Wie Kiera hat auch sie diese einzigartige Ausstrahlung, die einen in ihren Bann zieht und einfach nicht mehr loslässt. Trotzdem könnten Mutter und Tochter nicht verschiedener sein. Außer der strubbeligen braunen Mähne und dem schrecklichen Sinn für Humor, ist Amy der Sonnenstrahl in Person wohingegen Kiera der Teufel zu sein scheint.
Mit einem gespielten falschen Lächeln erreicht der Blick der Alten wieder Amys Gesicht.
»...hübsch aus. Die Bommeln an deinen Schuhen sind sehr ....ehm...extravagant.«
Mein Blick fällt auf die komischen Schnürschuhe, die unter den grünen Stoff ihres Kleides an den Ansätzen hervorlugen. Mehrere bunte Wollknäuel wurden an den Schnürungen befestigt. Zwar würde ich mir nie irgendwelche Bauschen an meine Sneakers hängen, aber so schlecht sieht es gar nicht aus. Eben wirklich extravagant. Amy scheint es zu gefallen.
»Danke, Mutter«, antwortet sie und setzt ebenfalls ein leichtes Lächeln auf. Obwohl ich sie nur ein paar Minuten kenne, weiß ich, dass es genauso gespielt es.
»Mir gefällt dein Hut«, schiebt Amy gleich hinterher, bevor es zu einer weiteren unangenehmen Schweigepause kommen kann. Sie zeigt auf die schreckliche Kopfbedeckung der Alten, die alles andere als gut aussieht. Das Federgestrüpp auf ihrem Kopf sollte gleich nach pinken Autos verboten werden. Die Alte jedoch scheint für einen Moment sichtlich angetan von Amys Kompliment zu sein. Solange bis Kieras Mum lächelnd nachhakt:
»Sag mir, welches Tier musste für die Federn geschlachtet werden?«
Ihre Stimme ist ruhig, kontrolliert, obwohl zum Ende hin die Worte aus ihrem Mund bissiger wirken. Sobald sie den Satz ausgesprochen hat, erstarrt das Gesicht der Alten und die frostige Kälte breitet sich wieder zwischen den beiden aus, scheint sie zu umhüllen, mich einschließlich. Ich bekomme Gänsehaut und das obwohl, ich noch nicht mal etwas mit dem Gespräch der Damen zu tun hatte, geschweige denn mich auch nur im Geringsten daran beteiligt habe. Die Alte scheint auch ordentlich eingeschnappt zu sein und faltet beleidigt ihre Hände übereinander.
»Kein Tier. Ausschließlich Kunstfedern. Ich distanziere mich von jeglicher Tierquälerei«, antwortet sie gleichgültig und mit ernster Miene. Da sie allen Anschein nach betroffen ist, scheut sie sich auch nicht, das Thema zu wechseln. Ich, den sie die ganze Zeit gekonnt ignoriert hat, werde nun Ziel ihres Gesprächs. Abschätzig wandern ihre kalten blauen Augen über mein Gesicht.
»Und wer ist dein charmanter Begleiter?«, fragt sie an Amy gewandt, »Ich hoffe doch nicht, dein Freund.«
Ja ja, von wegen Freund. Schon schlimm genug, dass ich mit Amy Junior schein-verlobt bin.
»Oh nein, das ist der Freund von Kiera, besser gesagt der...«, springt Amy ein, doch bevor sie weitereden kann, unterbreche ich sie. Eine meiner Spezialitäten.
»...Bruder des Bräutigams, M'am, Colin Walker.« Höflich nicke ich ihr zu, denn es ist ganz eindeutig, dass sie nicht die Absicht hat, mir die Hand zu geben. Stattdessen sagt sie nur: »Sehr erfreut, Mr. Walker. Jetzt sehe ich auch die Ähnlichkeiten zwischen Ihnen und ihrem Bruder.« Bitte was? Außer derselben Eltern und der Tatsache, dass wir beide männlich sind, haben Josh und ich so gut wie nichts gemeinsam. Er hat blonde Haare und grüne Augen. Ich habe braune Haare und braune Augen. Er steht auf ein traditionelles Familienleben, Hochzeiten und den ganzen Romantik Tam Tam. Ich bin ein wilder Freigeist, der mit seinen 26 Jahren noch längst nicht ans Heiraten denkt und sicherlich nicht später in ein Einfamilienhaus mit Garten ziehen werde, einen langweiligen Job besitze und mich an Wochenenden mit meinen Nachbarn zum Grillen verabrede. Von Kirchengängen ganz zu schweigen. Keine Gemeinsamkeiten also. Daraus schlussfolgere ich, dass die Alte ne Brille braucht.
»Ich hatte bereits die reizende Ehre ihn kennenzulernen«, plappert sie dagegen unentwegt weiter, obwohl ich sichtlich kein Interesse an einer Konversation mit ihr habe, was sie nicht im Geringsten zu interessieren scheint, »Ein toller Mann. Kaitlyn kann sich glücklich schätzen.«
»Oh und wie sie das kann!«, sagt Amy, »Für Hexen ist es gewöhnlich schwierig, einen so charmanten Zauberer zu kriegen«, antwortet sie spitz und ich muss mir ein Lächeln verkneifen. Kein Wunder, woher Kiera ihre freche Zunge hat. Sie scheint aus demselben Holz geschnitzt zu sein wie ihre Mutter.
»Wie bitte?«, empört sich the Walking Dead vor uns, doch bevor sie zu einem weiteren Angriff ansetzen kann, platzt ein schwarzhaariger Mann in unsere Runde und wedelt hysterisch mit den Armen.
»Oh mon dieu! Ceulyn!« Entschlossen fällt sein Blick auf mich, schubst unsanft die Damen beiseite, sodass Kieras Mum gezwungen ist, meinen Arm loszulassen. Im nächsten Moment werde ich schon an den Schultern gepackt und kräftig durchgeschüttelt.
»Isch habe Sie schon gesücht! Wo aren Sie?«
Huh?
Ich weiß gar nicht wie mir geschieht, aber da lässt er mich schon wieder los. Wütend sehe ich den kleinen Franzosen vor mir an, der unschwer erkennbar ein Namensschild auf seinen hellblauen Smoking trägt, geziert mit der Aufschrift: Best wedding planner in the world. Darunter der Name Charles. Gott, der hat mir gerade noch gefehlt.
»Madame, sie entschuldigen den Herren«, sagt er an die Damen gewandt, die beide sichtlich zerknirscht aussehen von Charles plötzlichen Überfall auf mich. Flehend schaue ich zur Amy in der Hoffnung, dass sie mich von diesem verdammten Typen befreit, aber da hat er sich auch schon bei mir untergehakt und zieht mich in Richtung Altar zu Josh.
»Jetzt wir ge-eiratet! Allez! Allez! Auf die Plätze, husch husch!«
Mit seiner anderen Hand scheucht er die Gäste auf ihre Plätze und schiebt jeden aus dem Weg, der sich noch im Mittelgang befindet. So kommt es, dass wir nach kurzer Zeit den Altar erreichen und ich neben niemanden geringeren als dem Bräutigam höchstpersönlich positioniert werde.
»Stehen bleiben! Lächeln! Klappe halten!«, weist Charles mich an und verschwindet dann den Kirchengang entlang wieder. Mein Blick schweift durch den Raum und ich muss unweigerlich feststellen, wie alle Blicke gespannt nach vorne auf uns gerichtet sind. Gespräche sind eingestellt wurden. Alles wartet darauf, dass es losgeht.
In der ersten Reihe befinden sich Mr. und Mrs. Stuart, die ich nur von Bildern kenne. Neben Mr. Stuart hat sich ganz am Rand die alte Schabracke niedergelassen und verfolgt mit angesäuerter Miene das Geschehen. Amy sitzt gelangweilt in derselben Reihe, aber dafür am anderen Ende der Bank. Anscheinend wollten die Beiden so viel Abstand wie möglich zwischen sich bringen.
Neben Kieras Mum sitzt eine blondhaarige Frau, die dem Mann an ihrer Rechten lächelnd etwas ins Ohr flüstert. Daraufhin grinst der Mann, von dem Josh unschwer seine sanften Züge geerbt hat und unser Vater ist. Die Frau daneben ist jedoch nicht unsere Mutter. Die gibt es schon lange nicht mehr in unserem Leben. Ganz brav hat man sie keine zwei Wochen nach ihrem Tod ersetzt und zwar durch sie. Mein Magen verkrampft sich und schnell wende ich den Blick ab, als er bemerkt, dass ich ihn angestarrt habe. Diese Genugtuung bekommt er nicht von mir. Er hat es nicht verdient, dass ich ihn auch nur ein Fünkchen meiner Aufmerksamkeit schenke.
Meine Augen bleiben an Tante Tessie eine Reihe dahinter hängen. Lächelnd fächert sie mir mit ihren fetten Wurstfingern einen Kussmund zu, was mich dazu veranlasst, genauso schnell den Blick abzuwenden. Wenn mir bei dem Anblick meines Vaters und der von Gloria nicht schlecht wurde, dann rebelliert mein Magen spätestens jetzt. Ich kotze gleich.
»Alles gut, Mann?« Die grünen Augen meines Bruders fixieren mich und ich komme mir elendig vor. Eigentlich müsste ich ihn das fragen und nicht er mich.
»Alles gut«, antworte ich gepresst und richte, genau wie er, wieder meinen Blick starr nach vorne zum Eingang der Kirche. »Alles gut bei dir?«
Unmerklich räuspert er sich und presst seine Lippen zusammen. Seine Stimme klingt viel gereizter als sie eigentlich sollte.
»Außer, dass die Trauung später als geplant anfängt, weil mein Bruder alias der Trauzeuge verschwunden war, mir mitgeteilt wurde, dass meine Verlobte beinahe einen Nervenzusammenbruch wegen dem falschen Blumenbouquet hatte, Tante Tessie sich wie ein Elefant im Porzellanladen benimmt und ich diesem beschissenen Hochzeitsplaner am liebsten einen ordentlichen Kinnhaken verpassen möchte, ist alles bestens. Danke, der Nachfrage.«
Ich schweige, weil ich nicht weiß, was ich darauf erwidern soll. Wie wär's mit: Hey Josh, ich habe schon wieder Scheiße gebaut und bin jetzt verlobt. Aber eigentlich ist das deine Schuld, denn hättest du fucking Stressica nicht eingeladen, dann hätte ich heute haufenweise Brautjungfern abgeschleppt und alle wären glücklich. Sieh mich jetzt an! Ich stehe in verdammten Herzchenhemd vor dir und soll ich dir verraten, wer das alles veranlasst hat, huh? Chiara, meine Verlobte! Diese kleine, blöde, eigensin-
»Wer war die Frau, mit der du gekommen bist?«, flüstert Josh plötzlich und am liebsten würde ich ihn anschreien, er solle mich die Liste mit Schimpfwörtern über Chiara beenden lassen. Ich war noch nicht fertig! Noch langeeee nicht! Doch Josh neugieriges Gequatschte funkt dazwischen.
»Sag mir nicht, du stehst jetzt auf reife Frauen oder so. Denk an dein Versprechen!«
Ich rolle mit den Augen und denke tatsächlich an das Versprechen, was bis jetzt in den hintersten Winkeln meines Gehirns eingesperrt war. Kein Chaos anrichten und meine Finger bei mir lassen, so lautet das von Josh aufgesetzte Regelwerk. Als ob ich Regeln beachte!
»Die Frau war die Mutter von Katrins Cousine«, gebe ich die Antwort auf Josh's Frage und hoffe, dass damit das Thema abgehakt ist. Die Furie soll endlich den Gang runterwatscheln, »Ja« sagen und dann Hasta la vista, Kinders, Colin is out.
»Aha, das erklärt zwar trotzdem nichts, aber da ich gleich den wichtigsten Bund im Leben eingehen werden, hake ich nicht weiter nach. Übrigens wir steigern uns. Jetzt stimmen zumindest die ersten zwei Buchstabe, aber ihr Name ist nach wie vor KAITLYN. Wäre besser, wenn du es dir merken könntest. Ich kann über dein schlechtes Namensgedächtnis hinwegsehen. Katrin ist da nicht ganz so tolerant.«
Ich nicke stumm. Katrin, Kaitlyn und Kiera, wer soll da denn noch den Überblick behalten?!
»Okay, ich merk's mir.«
»Tust du nicht.«
»Nein, tue ich nicht.« Ich grinse und auch Josh grinst. Im selben Moment ertönt irgendein grässliches Orgelspiel und der Priester bedeutet den Gästen sich zu erheben. Gebannt blicken alle zum Kircheneingang, in den nach wenigen Sekunden zwei kleine Blumenmädchen erscheinen, gefolgt von einer Ansammlung Brautjungfern. Alle tragen dasselbe apricotfarbene Kleid und angeführt wird die Meute von der Trauzeugin alias Stressica höchstpersönlich. Ich schlucke schwer, merke wie sich mein Puls erhöht und das, obwohl ich neben Josh heute eigentlich nur Zierde bin. Warum bin ich dann plötzlich so nervös? Warum bebt meine Brust vor Aufregung auf den Ausblick, der sich mir gleich bietet und warum kleben meine Hände zusammen wie Basmatireis?
Das Ganze verschlimmert sich, als ihre zarte Figur zum Vorschein kommt. Die braunen Locken umspielen ihr gerötetes Gesicht. Sie mag es anscheinend nicht im Mittelpunkt zu stehen. Ich muss grinsen, als ich sehe, wie sie beschämt versucht mit dem kleinen Bündel an orangen Blumen in ihrer Hand den großen braunen Fleck auf dem seidigen Stoff des Kleides zu verdecken. Als ihre braunen Augen mich ebenfalls fixieren, zucken ihre Mundwinkel leicht. Dann senkt sie den Blick auf den Boden und unser Blickkontakt bricht ab. Wortlos stellt sie sich zu den anderen Brautjungfern, die sich am Rande des Altars aufreihen.
»Bereit?«, flüstere ich Josh zu, der gefesselt nach vorne starrt, gefangen in seiner rosa roten Liebesblase.
»War noch nie so bereit wie jetzt. Wird schon schiefgehen, stimmts?«
Die Silhouette der Braut erscheint im Eingang. Geführt wird sie, nicht wie ich erwartet hatte vom Brautvater, sondern von einer anderen Person. Von einer Person, deren blonde Locken wild in alle Richtungen abstehen.
Schritt für Schritt, im Takt der Musik schreiten sie voran; die Braut untergehakt in den Armen ihres Bruders. Doch während alle anderen jede Bewegung im Kirchengang verfolgen, gilt meine Aufmerksamkeit nur einer Frau. Und diese Frau ist nicht die Braut.
JETZT WIRD GEHEIRATET, GUYS!👰🏼
Um es mal mit Josh Worten zu sagen: Wird schon schiefgehen, stimmt's?😅🤭
By the way habe ich mich spontan dazu entschlossen eine kleine Fragerunde zu starten, weil ich mich wahnsinnig dafür interessiere, was ihr über das Thema Hochzeiten denkt😌
Daher hier ein paar elementare Fragen, besonders für die Ladies unter uns😄😏
Ich brenne schon wahnsinnig auf eure Antworten hihi😁
1. Was denkt ihr über die Ehe/Hochzeiten? Totaler Schrott oder super Hot?💍
2. Wie sah/sieht euer perfekter Hochzeitstag aus?
3. Was wäre für euch ein absolutes No-Go am Hochzeitstag?
Und zu guter Letzt die mit Abstand wichtigste ALLER Fragen:
4. Wie sieht eure Traum-Hochzeitsrobe aus? Pompöses Prinzessinnen-Kleid à la Cinderella oder eine elegante A-Linie? Wollt ihr in Farbe heiraten oder traditionell als Braut in weiß?
Wie es mit dieser Hochzeit weitergeht, erfahren wir dann auch im nächsten Kapitel😃💗
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