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𝟎𝟕│𝑲𝒊𝒆𝒓𝒂

Immer noch kurz vor der Trauung

Wir haben den Kircheneingang fast erreicht. Vielleicht noch 15 Meter bevor wir uns mit der Apricot-blauen Masse treiben lassen können. Doch irgendetwas stört die Harmonie. Ein quietsch-orangenes Kleid hebt sich von der Masse ab und kommt just in diesem Moment auf uns zu gestiefelt. Schwarze, perfekt in Szene gesetzte Locken ( Extensions hust* hust*) fallen in sanften Wellen der Frau auf die Schulter, umrahmen ihr gebräuntes Gesicht, welches zum Teil verdeckt wird von einem riesigen ebenso orangenen Fascinator.

Also das hier heute kein Royal heiratet, hat ihr aber jemand gesagt, oder?

Selbstsicheren Schrittes schreitet sie auf Colin zu, der sich hilfesuchend nach einem Versteck umschaut.

Uhh, das ist dann also die Madame, die das grausige Vergnügen hatte, Colins Unterricht in Sachen Zauberkunst beizuwohnen.

Dort lernen die fleißigen Schülerinnen unter der Führung von Professor Walker einen sicheren Umgang mit dem Zauberstab, seine fachgerechte Anwendung sowie das Erreichen des Höhepunktes des Zaubers durch ausgezeichnetes Schwingen.

Ich grinse. Das könnte lustig werden.

»Cölin!«

Ihre melancholische Stimme hallt zu uns rüber, schrillt in meinen Ohren und ich könnte schwören, dass Colin neben mir kurz zusammengezuckt ist.

Das wird ein Spaß!

Ich bin mir nur noch nicht sicher, ob ich das Spektakel von der Nähe oder der Ferne aus begutachten will.

Cölins Gesicht nach zu urteilen, favorisiert er momentan eindeutig die Ferne.

Mittlerweile ist die begnadete Zauberschülerin vor uns zum Stehen gekommen. Ihre Gesichtszüge sind ernst, nur auf ihren schmalen roten Lippen kräuselt sich ein angestrengtes Lächeln.

»Stressi- ähh Jessica«, meint Colin sichtlich abgetan von ihr und ringt sich ein gequältes Lächeln ab.

Doch die Schwarzhaarige, von der mir gerade einfällt, dass sie Kaitlyns reizende Trauzeugin ist, winkt nur galant ab.

»Nur Jess, das hatten wir doch beim letzten Mal schon geklärt. Apropos letztes Mal-Du warst so schnell weg...«

Abwartend mustert sie Colin, während sie mich keines einzigen Blickes würdigt.

»Ja, mein Hund musste Gassi gehen«, sagt er entschuldigend und ich muss mir ein Lachen verkneifen.

Bitte was?

Innerlich klatsche ich mir mit der Hand volle Kanne gegen die Stirn.

Och, come on, Colin! Dass er nicht der hellste Stern am Himmel ist, ist auch mir mittlerweile klar, aber dass er in so ein Fettnäpfchen tritt...?

Ist ihm denn nichts Besseres eingefallen? Seine Lüge stinkt bis hier rüber und ich stehe einen Meter von ihm entfernt!

Anscheinend bin ich nicht die Einzige, die an seiner wirklich glaubwürdigen Ausrede Zweifel hat.

»So früh schon?«, hakt Stressica nach und betrachtet ihn skeptisch mit zusammengekniffenen Augen. »Außerdem dachte ich, du hast eine Hundeallergie?«

»Das musst du verwechselt haben«, winkt Colin schnell ab, dessen Gesicht plötzlich eine sanfte Röte ziert.

Woah, stopp. Habe ich das gerade richtig verstanden? Er hat ne Hundeallergie, aber behauptet früh morgens Gassi zu gehen? Boah, das wird ja immer besser!

Fehlt nur noch das Popcorn.

Jessica, pardon Stressica scheint sich auch ihrer Sache sicher zu sein, denn stur beharrt sie: »Nein, ich glaube, dass warst definitiv du, der rot wie eine Tomate war, als mein Chihuahua Benny dich angesprungen hat.«

Oh. mein. Gott!

Ich nehm's zurück! Gebt mir kein Popcorn! Ich würde qualvoll daran ersticken vor Lachen!

Heilige Scheiße, er steckt ja mal mega tief in der Scheiße.

Ohhhh, sein Gesichtsausdruck ist abgöttisch. Eine Genugtuung für das befleckte Kleid und die Erdkrümmel in meinem Haar, von denen manchmal noch ein paar auf meine Schulter rieseln.

Diese Situation ist zwar äußerst unangenehm für ihn, aber umso amüsanter für mich. Ich kann förmlich spüren wie erhitzt er ist und sich unwohl in seiner Haut fühlt- dazu trägt sicherlich auch das wunderschöne Herzchenhemd bei, über welches Stressicas Augen abschätzig im Sekundentakt gleiten.

Korrektur: glitten.

Denn jetzt bin ich im Kegel ihrer Aufmerksamkeit. Anscheinend ist mein schadenfrohes Glucksen nicht unbemerkt geblieben. Ihre grünen Augen, die mich an die Augen einer Raubkatze erinnern, wandern gefährlich langsam über meinen Körper, scannen mich förmlich nach Makeln ab. Für ein paar Sekunden bleibt ihr Blick an den Flecken auf meinem Kleid hängen. Ihre Mundwinkel zucken leicht. Dann treffen sich unsere Blicke. Missbilligung blitzt in dem schlammigen Grün ihrer Augen auf, bevor sie sich wieder Colin zu wendet und fragt, als wäre ich nicht da:

»Ist sie das?«

»Mmhh?«, kommt es nur von Colin, dessen Gehirnzellen sich endgültig in den Karibik- Urlaub verabschiedet haben.

»Na, ist das deine Freundin, von der du erzählt hast?«, spezifiziert sie ihre Frage und deute mit dem Kopf mehr als deutlich zu mir, immer noch unfähig mich direkt anzusprechen.

Sie weiß schon, dass ich nicht stumm bin, sie hören kann und doch tatsächlich auch einen Mund besitze, oder?

Warum redet sie dann von mir, als wäre ich nicht da? Bin ich etwa ein Geist, oder was? Wenn ja, dann erwacht der Geist jetzt zum Leben und stellt diese aufgetischte Freundin-Geschichte ein für alle Mal klar.

»Ohh, ich bin nicht seine Freund-«, ergreife ich das Wort, doch werde prompt von Colin unterbrochen.

»Verlobte. Sie ist meine Verlobte.«

BITTE WAS?

Das.

Hat.

Er.

Nicht.

Gesagt!

Das soll doch ein Scherz sein! Ein wahnsinnig schlechter obendrein will ich hoffen! Ich meine, VERLOBTE? VERLOBTE! Das ist doch die Frau mit dem Ring am Finger, die vorhat zu heiraten! Das bin definitiv nicht ich! Und er ist definitiv nicht mein... Arrgh, dieser Idiot!

Mein Blick gleitet zu Colin in der Hoffnung, dass ich mich einfach nur verhört habe oder er einen seiner unfassbar schlechten Scherze macht. Doch über das Gesicht meines Verlobten jagt nur ein nervöses Grinsen, das so viel sagt wie 'Du magst sie auch nicht. Spiel mit'.

Einen Scheiß werde ich tun!

»Verlobte? So schnell... Das ist ja der Hammer!«, sagt Jessica und klatscht entzückt in die Hände. Dennoch kann ich genau sehen, dass sich ihre Freude in Grenzen hält und ich nicht gerade auf ihrer Favoriten-Liste zur »Potenzial für eine neue beste Freundin« stehen werde. Sie übrigens auch nicht auf meiner.

»Ja, einen Hammer hätte ich jetzt auch gerne«, nuschle ich leise, aber immerhin so laut, dass es eine Person, eine ganz bestimmte Person, hören kann. Zur Verdeutlichung meiner Meinung gegenüber dieser Verlobung kralle ich meine Nägel fester in den Arm von Colin, den er überraschenderweise seit der Blitzverkündung um meine Taille geschlungen hat. Sein heißer Atem schlägt aufgeregt gegen meinen Hals, als er zischend die Luft ausatmet und versucht den aufkommenden Schmerz zu überspielen, was mich dazu veranlasst den Druck zu erhöhen.

Mal schauen, ob mein Verlobter »Mann« genug ist und was aushält. In der Ehe geht's schließlich rund und jeder weiß doch, dass der Mann zwar beim Torte anschneiden die Hand oben hat, aber in Wirklichkeit ist es die Frau, die den Hengst an den Zügeln hält. Wieso ihn also nicht jetzt schon mal zeigen, wo der Hase steppt?

Um das Ganze noch auf die Spitze zu treiben, schenke ich ihm während dieser Tortur mein süßesten Honiglächeln und blicke ihm schamlos ins Gesicht. Auch er unterbricht den Blickkontakt zwischen uns nicht und ringt sich ein Lächeln ab.

Ein gequältes Lächeln.

Obwohl er keinen Mucks von sich gibt, verraten ihn seine Augen, die ebenfalls schon konkrete Mordpläne ausarbeiten.

-Was hast du bitte für fucking Monsterklauen?

-Gewöhn dich dran, Schatz.

-Fick dich.

-Nein, fick dich!

Stressica räuspert sich angespannt und das ist der Moment, in dem unser Blickkontakt abbricht. Gut so, denn keine zwei Sekunden später wäre ich auf ihn gesprungen und hätte ihm die Augen ausgekratzt oder ich hätte ihn auseinandergenommen, qualvoll sterben lassen und anschließend seine Gedärme auf den Mond verfrachtet.

Zu schade also, dass sie dazwischengefunkt hat. Ich hätte einen Hunderter drauf gewettet, dass Colin zwei Sekunden länger unter dem Druck meiner Nägel losgeflennt hätte wie ein kleines Baby.

Vielleicht deuten seine ganz glasig gewordenen Augen, die er mit mehrmaligem Blinzeln zu überspielen versucht, auch nur auf Freudentränen über unsere eben beschlossene Verlobung hin... Wer weiß das schon?

»Wie lange seid ihr denn eigentlich verlobt?«, hakt meine Lieblingsfreundin vor uns unerwartet nach und kippt damit nochmal so richtig Öl ins Feuer. Wie gut dass ich vorhabe diese Feuer ein für alle Male zu ersticken.

»Also eigentlich sind wir ni-...«, setze ich an, doch Colin würgt mich erneut gekonnt ab.

»Seit eben. Deswegen sind wir auch zu spät gekommen. Ich konnte es gar nicht erwarten meinem SchmusiBusi die Frage aller Fragen zu stellen.«

Seine Hand knufft plötzlich in meine Wange, was einen ungewollten Schmerz auf meiner Haut mit sich zieht. Finster starre ich ihn an.

Oh, SchmusiBusi wird gleich auch zurückknuffen, aber nicht in deine Wange, sondern in deine Eier, Colin Walker, denke ich und mein Gesichtsausdruck erhellt sich bei diesem Gedanken ein wenig. Dieser Vorschlag wird auf jeden Fall zu der Liste mit den Dingen gesetzt, die ich nach diesem Gespräch mit ihm tun werde, wenn Mrs. Stressica erstmal abgezischt ist.

Mein Verlobter, der nicht die leiseste Ahnung davon hat, was sein SchmusiBusi gleich mit ihm anstellen wird, verkündet daher in einem äußerst enthusiastischen und gleichzeitig gedämpften Tonfall:

»Aber psst...das ist noch ganz frisch.«

Zum Verdeutlichen seiner Aussage legt er seinen Zeigefinger vor den Mund.

»Woah, Gratulation! Ich schweige wie ein Grab, keine Sorge«, versichert Stressica, die dennoch alles andere als begeistert von unserer »Verlobung« aussieht. Wenn sie nur wüsste, dass die glückliche Verlobte dieselbe Meinung teilt...

Ein letztes gekünsteltes Lächeln von ihrer Seite, dann entfernt sie sich von uns mit einem wirklich filmreifen, melodramatischen Walk. Sobald ihre schwarzen Extensions im Inneren der Kirche verschwunden sind, schiebe ich seinen Arm von meiner Taille und wirble wütend zu ihm herum.

Wobei Wut noch nicht mal ansatzweise meinen derzeitigen Gemütszustand beschreibt. Ich bin nicht nur wütend. Ich bin angepisst von ihm und von seiner Blödheit mich mit in dieses ganze Schlamassel rein zu ziehen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken oder auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, was sein schwachsinniges Verhalten für Folgen haben kann.

Ich verschränke die Arme, sage nichts, weil sonst die Gefahr läuft, dass ich mich so in Rage rede und meine vermeintlichen Mordpläne doch noch in die Tat umsetze.

Colin beißt sich auf die Lippe und weicht meinen Blick aus. Sekunden vergehen, in denen wir einfach uns stumm gegenüberstehen und nichts sagen. Dann plötzlich fährt er sich durch seine Haare und räuspert sich. Verlegen schaut er mich an, als er sagt:

»Ehm...ganz schön heiß hier.«

Mir fallen beinahe die Augen raus. Das ist das Einzige, was ihm einfällt? Ganz schön heiß hier? Ich würde sagen, es wird hier gleich noch heißer, wenn ich ihm erstmal ordentlich Feuer im Hintern gemacht habe!

»Du Idiot! Was hast du dir dabei nur gedacht!«, fauche ich ohne ihn dabei auch nur aus den Augen zu lassen.

Aufgebracht fährt er sich durch seine braunen Haare, sodass das Schwarz der Tinte auf seinen Finger für kurze Zeit von lockigen Strähnen überdeckt wird. Dann streift er mit seiner Hand nachdenklich über sein Kinn bis er schließlich die Arme in die Luft wirft und sagt:

»Ja, fuck. Das war echt nicht so geplant!«

Ich schnaufe verächtlich.

»Das du überhaupt etwas geplant hast, ist schon ein Wunder!« In meiner Stimme schwingt so viel Verachtung und Wut. Am liebsten würde ich ihm eine klatschen-ich weiß gar nicht, wie oft ich das heute schon vorhatte und nie in die Tat umgesetzt habe.

»Ich war in Panik, okay?«, verteidigt er sich und stützt die Hände in die Hüften. »Die hätte nicht lockergelassen und den ganzen Abend an meinem Arsch geklebt. So klebst du zwar an meinen Arsch, aber du gehst mir wenigstens nicht an die Wäsche«

Was? Das war seine beknackte Logik? Ich sollte nur die gute Verlobte spielen, damit sie sich von ihm fernhielt?!

»Ich glaube, du verstehst den Ernst der Lage nicht!« Ich trete näher an ihn heran und merke erstmals wie klein ich im Vergleich zu ihm bin. Er ist fast einen ganzen Kopf größer als ich -trotz High Heels- und ich kriege ganz schön Nackenverspannungen, wenn ich länger als eine Minute zu ihm hochsehe. Aber hey! Obwohl ich mit seiner Größe von ca. 1,85 m nicht mithalten kann, bin ich längst mit ihm auf einer Augenhöhe, wenn nicht sogar drüber. Metaphorisch gemeint, versteht sich.

»Sie denkt, wir hätten uns gerade frisch verlobt! V-E-R-L-O-B-T!«, zische ich erbost und buchstabiere für ihn extra noch das V-Wort, damit es endlich auch mal in seinem kleinen Spatzenhirn ankommt. Indessen bohre ich drohend meinen Zeigefinger in seine Brust, was wirklich einiges abverlangt bei dieser harten Muskelmasse. Es ist als würde ich versuchen mit meinem bloßen Finger eine Kuhle in ein Stück Stahl zu formen. Einzig und allein der weiße Stoff seines Lieblingshemdes gibt unter dem Druck nach und schlägt kleine Falten. Ob er trainiert für diese Muskeln? Vielleicht hat er sich die aber auch nur aufgespritzt wie dieser Barbie-Ken im Fernsehen, über den ich neulich eine Reportage geschaut habe. Dann fühlt sich das aber bestimmt mehr so an wie Implantate bei Brüsten, oder? Zumindest stelle ich mir das so vor. Halt weicher.

»Woah, knetest du gerade meine Brust?«

Ertappt zucke ich zurück und streiche mir selbstbewusst eine Strähne aus dem Haar, um mir nicht anmerken zu lassen, dass ich kurz in meinen Grübeleien über Colins Muskeln versunken bin und dabei unglücklicherweise meine Hände von selbst beschlossen haben, der ganzen Sache mal auf den Grund zu gehen.

Somit kann ich, als ausgewählte Prüferin von Stiftung-Muskel-Test, hiermit bestätigen, dass Mr. Colin Walkers Muskeln nicht aufgespritzt wurden. Seine Brust weist nach kurzem Begrapschen eine unaufhörliche Härte auf, die nur vom Sport kommen kann und ist somit zu 100% Bio. Das Testobjekt ist daneben noch zu 100% nervig und weist einen hohen Grad an Intelligenzdefizit auf, hat einen Hang dazu, Blumen aus fremden Einkaufswagen zu klauen und pinke Autos zu meiden. Vom Kauf wird daher abgeraten.

Verdammt, er bringt mich ganz aus dem Konzept! Wo waren wir gleich? Ach ja, bei unserem baldigen Eheleben.

»Stressica wird nichts sagen, wenn du das meinst«, beharrt Colin, aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass er mehr sich selbst als mich davon überzeugen will.

»Sie sagte, sie schweigt wie ein Grab und die reden bekanntlich nicht. Oder warst du schon mal auf einem Friedhof und die Erdhaufen haben dich plötzlich von der Seite angelabert?«

Ich zucke mit den Schultern. »Wie wär's, wenn wir's mit dir testen? Ich besorg ne Schaufel und lausche dann, wenn du eine Etage tiefer liegst. Wird bestimmt lustig.« Ich grinse hämisch und füge hinzu: »Für mich

Gleichzeitig lasse ihn von ihm ab und vergrößere den Abstand zwischen uns wieder.

Ich kann nicht fassen, dass er das einfach so auf die leichte Schulter nimmt. Versteht er denn nicht, um was es hier geht? Wenn rauskommt, dass wir uns verlobt haben, selbst wenn es alle glauben würden, würde das sicher für Chaos sorgen. Und wenn irgendjemand davon Wind bekam, dass wir unsere Verlobung dann auch noch vorgetäuscht hätten, dann würde das für noch mehr Chaos sorgen. Beide Male also Chaos. Und Chaos halten meine Nerven nicht mehr aus.

Genau das ist der Moment, an dem ich mir wünsche, ich hätte ihn nicht mitgenommen, sondern einfach am Straßenrand verrotten lassen. Dann hätte ich jetzt nicht dieses Problem. Dann wäre ich jetzt nicht verlobt.

Och Mann, ich habe immer davon geträumt meinen Märchenprinzen zu finden, was mir, nebenbei gemerkt, noch verwehrt geblieben ist. Zwei lausige Beziehungen und einige One-Night-Stands später, bin ich immer noch single like a pringle and ready to mingle.

Aber ich spüre, dass irgendwann der Tag aller Tage kommen wird. Der Tag an dem ich ihn treffe. Meinen Prinzen.

Er wird durch die Tür meiner Patisserie schreiten, seine Haare wehen im Wind, das strahlend weiße Lächeln wird nur mir gelten, während ich mich in seinen Augen verlieren werde und weiß, Amor hat mich endgültig mit seinem Liebespfeil abgeschossen. Begleitet wird das Ganze von einem göttlichen Licht und dem Song »Je t'aime ... moi non plus« von Jane Birkin und Serge Gainsbourg. Schließlich wird er mir, kniend in einem Herz aus roten Rosenblättern, alle Sachen zuflüstern, die er an mir liebt und schätzt, nur um am Ende die Frage aller Frage zu stellen, die ich nach zwei Sekunden, exakt zwei Sekunden, mit einem lauten, hysterischen »JA« beantworten werde. Wir werden heiraten und ganz viele niedliche Kinder und Enkelkinder bekommen, denen ich allen unsere Liebesgeschichte schluchzend und den Tränen nahe zum Besten geben werde.

In dieser Geschichte tauchen aber kein Blumenraub, keine Bodenschlacht, kein Gezeter wegen eines ruinierten Dolce & Gabbana Hemdes oder sonstiges Colin-Aktionen auf!

Seht mich doch nur an! Ich bin verlobt, aber weder mit einem Märchenprinzen noch wurde mir mein Antrag in einem Meer aus Blütenblättern gestellt. Die einzigen Blütenblätter, die ich heute gesehen habe, waren die von Colins Raub meiner Nelke, bei dem wir uns keine zehn Sekunden später nach meinem fabelhaften Sprung keifend auf den Fußboden befunden haben.

Das alles ist zum Heulen und Schreien zugleich und Platz zum Träumen bleibt auch nicht, denn ein plötzlicher Druck auf meiner Hand, reißt mich aus meinen Schwärmereien und katapultiert mich ins Hier und Jetzt. Es braucht einige Sekunden bis ich registriere, was hier abgeht. Bis ich bemerke, dass meine Hand gerade ergriffen wurde. Dieselbe Hand, die plötzlich mit Colin seiner verschränkt ist.

Und das überrumpelt mich zugegebenermaßen. Genauso wie das plötzliche Prickeln auf meiner Handfläche, welches so überraschend ist, dass ich ein paar Sekunden einfach nur auf unsere geschlossenen Hände starre.

Seine Haut ist rau, aber so viel wärmer als meine, die ein kalter Eisklotzt zu sein scheint. Die sonst so kleine Patschhand von mir wirkt im Vergleich zu Colins großer nun endgültig mickrig. Sie scheint beinahe zu versinken in dem schwarzen Muster aus Tinte, welches sich auf seiner kompletten Handfläche ausbreitet.

Einige Sekunden starre ich sie noch fasziniert an. Solange bis ich mich wieder daran erinnere, wem diese Hand gehört. Ruckartig entreiße ich sie ihm wieder.

»Was soll das?«, fahre ich ihn wütend an und reibe mit meiner anderen Hand über die Handfläche, die soeben im Besitz feindlichen Terrains war. Wer weiß, was er vorher alles angefasst hat!

Als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt, erklärt er mir: »Deine Hand nehmen, um den Schein zu wahren!«

Fragend ziehe ich eine Augenbraue nach oben.

»Welchen Schein? Es gibt keinen Schein! Genauso wenig wie eine Verlobung. Du wirst zu ihr hingehen und sagen, dass das ein Scherz war«, beharre ich und verschränke stur die Arme.

Gut so, Kiera. Stur bleiben. Zeig ihm, wer die Hand oben hat.

»Ja klar, da kannst du mir gleich einen Strick geben, damit ich mich aufhängen kann«, erwidert Colin und verschränkt ebenfalls die Arme.

Ich lächle. Gar kein Problem. Kurzerhand drehe ich mich um und laufe los. Er will einen Strick? Dann kriegt er einen.

»Woah, wohin gehst du?«, ruft er mir hinterher, während ich mir schon ausmale, was auf seinem Grabstein steht. Wie wäre es mit Hier ruht Colin Walker, der jetzt nicht mehr durch die Gegend 'walkt'. Uhh, definitiv einer meiner Favoriten!

»Zum Auto«, antworte ich nur knapp.

»Was? Wieso?«

»Um Garn zu holen.«

»Du wirst doch jetzt nicht... das war ein fucking Scherz!« Ohne hinzusehen weiß ich, dass er sich jetzt durch die Haare fährt. Das tut er immer, wenn er aufgebracht ist. Scheint heute ganz schön oft vorzukommen. Das hält mich aber nicht davon ab, ihm den Mittelfinger zu zeigen und gleichzeitig zu rufen:

»Das nicht!«

Selbstsicheren Schrittes marschiere ich weiter, begleitet von einem unsichtbaren Mantel aus Wut und Verzweiflung, der mich umhüllt und auch in Abwesenheit von Colins Persönlichkeit nicht ab zu flachen scheint.

Ich kann immer noch nicht fassen, dass er das getan hat! Scheiß drauf, dass ich die Trauung verpasse. Scheiß drauf, dass ich beschissen aussehe. Aber nicht Scheiß drauf, dass ich plötzlich verlobt sein soll! Zum Teufel mit ihm! Er wird damit nicht durchkommen. Nicht bei mir.

Ich bin so in meinem Tunnel aus Zorn, purem Stress und Verzweiflung drin, dass ich mit diesen verflixten Monsterschuhe mich verhake und ehe ich mich versehe, volle Kanne auf die Schnauze falle.

Arrrggggghh!

Diese verdammten Schuhe! Neben der Tatsache, dass der Pflasterboden ziemlich hart ist und das Pochen in meinem Kopf Sekunde für Sekunde lauter wird, spüre ich wie die Wut weiter in mir hochkocht, in jede Faser meines Körpers kriecht.

Ich bin wütend. Oh, ich bin verdammt wütend, aber nicht weil ich hingefallen bin, mein Kleid jetzt endgültig ein Flickenteppich aus braun-grauen Flecken ist oder ich mir wahrscheinlich meinen Knöchel geprellt habe bei diesen Meterhacken.

Ohhh neeeein.

Es gibt da diese eine Sache, die mich zum Kochen bringt, an die Decke gehen lässt und DAS, obwohl ich im Freien stehe.

Diese eine Sache.

Dieses eine Geräusch.

Dieses schadenfrohe Lachen im Hintergrund, von dem ich weiß, dass es nur einer Person gehören kann.

Colin fucking Walker.

Wer hätte mit solch einer Wendung gerechnet? Ich🙋‍♀️😅
Naja, ihr hättet es auch schon am Anfang des Kapitels durch den Song erkennen können. Nicht umsonst singt der liebe Bruno gleich zu Beginn:

It's a beautiful night, we're looking for something dumb to do lalala

Ach, ich freue mich jetzt schon😁😃 Das Schlamassel hat nämlich gerade erst angefangen...

Eure Meinungen zu Stressica?
Was haltet ihr von den plötzlichen Verlobungsplänen?
Glaubt ihr, Kiera schafft es Colin doch noch zur Vernunft zu bringen?

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