9. Kapitel
𝔄ls wir an diesem riesigem Gebäude endlich ankamen, hatte ich mich immer noch nicht satt geguckt. Dieses Schloss? War es überhaupt ein Schloss? Ich vermutete es, denn es hatte zwölf Wasserspeier, wenn ich richtig gezählt hatte, 20 spitzenförmige Dächer und so viele Fenster, dass ich bei der Zahl 74 aufgab weiter zu zählen, da ich merkte, dass ich noch nicht einmal die Hälfte gezählt hatte. Die Kutsche hielt an und Jacob öffnete mir die Wagentür. Neugierig blickte ich hinaus und zu meinem Erstaunen fiel mir auf, dass die Kutsche uns wirklich den gesamten Weg hierher geführt und uns direkt nach vorne zum Eingangstor gefahren hatte, obwohl diese Fahrt mir ziemlich kurz vorkam. Aber das konnte auch daran liegen, dass ich öfter mindestens sechs Stunden irgendwo hinfuhr und wenn eine Fahrt nur eine halbe Stunde dauerte kam es mir immer so vor, als wären wir gerade einmal fünf Minuten gefahren.
"Mylady", sagte Jacob nun mit einem zu deutlichen, vermutlich beabsichtigten deutschen Akzent.
"Mylord", raunte ich zurück, nahm seine ausgestreckte Hand entgegen und schritt wie eine echte Königin und mit erhobenem Kinn aus der Kutsche, mit dem Gesicht voran. Prompt landete ich im Dreck. Schnell rappelte ich mich wieder auf, das war mal peinlich. War die Kutsche vorhin schon so weit vom Boden entfernt gewesen? Als ich den Staub von meinem Oversize Kleid oder auch improvisiertem Kleid abklopfen wollte, merkte ich dass dieser, wie hieß er noch gleich? Bedauerlicherweise war ich noch nie gut im Namen merken, also nannte ich ihn jetzt der Einfachheit halber mal den Braunbärtigen. Der Braunbärtige stand vor dem riesigen Portal mit messingbeschlagenen Eisenverzierungen und grinste uns fröhlich an. Sein Grinsen war so gutmütig, viel zu gutmütig, wenn man es genau betrachtete. Er konnte bestimmt nicht einmal sauer gucken oder jemanden Anfunkeln, der Arme. Ich stellte mir sein anfunkeln gerade bildlich vor und musste ein wenig lachen, als ich auch schon entdeckte, dass neben ihm noch jemand stand. Ein uralter Mann, bei dessen Schätzung seines Alters man schon an das Ende des Zahlenbereiches gehen musste betrachtete uns durchdringend. Er hatte einen langen weißen Bart, welcher ihn schon fast bis zu den Oberschenkeln reichte, eine schmale Brille auf der Nase und sah uns wissend und weise an. Er erinnerte mich sehr stark an Merlin, aus Arthur und die Ritter der Tafelrunde und sein spitzer hoher Hut und sein langes Gewand in einem typischem Zaubererblau überzeugten einen auch nicht gerade vom Gegenteil. Nur seine Blumenkette, die er sich um den Hals gehängt hatte, wirkte ein wenig fehl am Platz und verwirrte einen unglaublich. Doch als er zu sprechen begann erkannte ich seine Stimme sofort. Ha! Ich war vielleicht nicht so gut im Namen merken, aber Stimmen erkennen, da konnten mich nur sehr wenige schlagen. Es war der Mann von dem Gleiswechsel, der so weise gesprochen hatte. Eigentlich hätte ich schon anhand seines Erscheinens Verdacht schöpfen müssen, aber mein Gehirn war immer noch nicht ganz auf die letzten Ereignisse und Erwähnungen von schwachsinnigen Begriffen klargekommen und deshalb ein wenig unfähig zu denken und zu kombinieren.
Der Weißbärtige begann zu sprechen: "So, Hagrid, dass sind also unsere neuen Schüler? Wie heißt ihr denn?"
"Elisabeth Black und Jacob Noctus" , antwortete Hagrid an unserer Stelle. Hagrid, diesen Namen musste man sich eigentlich merken könne, aber mein Gehirn war mittlerweile dermaßen überfordert, dass ich mir seinen Namen nicht einmal gemerkt hätte, wenn er Hans heißen würde.
"Mal sehen, tut mir leid, aber ihr steht nicht auf der Liste unserer Schüler für dieses Jahr. Ich bin mir dennoch zu einhundert Prozent sicher, dass ich eure Namen schon einmal gehört habe. Also Black ganz sicherlich, aber der Name Black taucht schließlich nicht nur einmal in dieser Welt auf. Gut, würdet ihr mir bitte folgen Kinder? Ich werde euch in mein Büro geleiten und Hagrid könnten Sie uns bitte begleiten? Ich glaube, dass ich gerne Ihrer Geschichte, wie es zu eurer Begegnung kam, gerne lauschen würde."
Wir folgten ihm verwirrt durch die riesigen Tore, die er kurz zuvor mit einer einfachen Handbewegung zum öffnen gebracht hatte, Hagrid trottete hinter uns her. Ich sah mich staunend im Gebäude um, blickte nach oben zu den hohen Spitzbogendecken und bestaunte die Dekoration und das Baukonstrukt. Unzählige Spitzbögen verzierten den alten gotischen Bau und alles schien, wie verzaubert in seiner ganzen prunkvollen, jedoch schlichten Pracht. Eigentlich war die Dekoration sehr schlicht gehalten, hier und da ein paar Fackeln, die auf die Steinmauern des Gemäuers sich immer bewegende verzerrte Schatten warfen und an manchen Stellen ein offenes Stück, wo man normalerweise ein Stück des Innenhofs gesehen hätte. Jedoch erkannte man jetzt nur einige dunkle Schatten und Umrisse, vermutlich von Bäumen, denn der Abend war mittlerweile hereingebrochen und trübte die Sicht in die Ferne ein wenig. Wir liefen an einem angelehnten pompösen, braunen und großen Tor vorbei, aus denen jede Menge Stimmen hervordrangen und jemand sang sogar, zwar hörte man es durch das ganze Stimmengewirr nicht sonderlich gut, aber einige Fetzen konnte ich deutlich hören. Eine etwas knarzige Stimme sang: 'und ist's nicht wahr, so fress ich mich, du meine Güte!' und dann hörte ich auch noch: 'sind gegen mich doch nur Jammerlappen!' und 'bin für jeden Schädel bereit.' Die Stimme sang nicht besonders gerade und ab und zu hörte man die Person husten, aber auch wenn ich nur einige Fetzen des Liedes erhaschen konnte, so wunderte ich mich doch ziemlich über den Text, der für mich einerseits ziemlich zusammenhangslos erschien, aber andererseits auch ziemlich ausgefallen und ordinär. Neugierig versuchte ich im Vorbeigehen vorsichtig hindurch zu spähen, um der Stimme einer Person zuordnen zu können, aber dadurch das der weißbärtige, ältere Herr ein ziemliches Tempo eingelegt hatte, konnte ich leider nichts erkennen, wir liefen einfach zu schnell. Also fügte ich mich und eilte schnellen Schrittes den anderen hinterer, bis wir in eine Art große Empfangshalle gelangten und Jacob wie verrückt auf einmal ziemlich erstaunt auf eines der unzähligen Bilder zeigte, die hier an der Wand hingen.
"Da hat sich gerade eine Person bewegt." , flüsterte er mir beunruhigt zu.
"Na klar", gab ich ungläubig zurück, " und gleich wird sie sich mit dir unterhalten."
"Ich mein das Ernst Ellie, irgendetwas stimmt hier nicht, dieser Ort hier ist magisch oder so. Hier passieren komische Dinge, wie das vorhin, als uns Hagrid befreit hatte ohne jegliche Anstrengung oder als es von der pferdelosen Kutsche kein Motorgeräusch gegeben hat. Ich weiß, laut des gesunden Menschenverstands gibt es keine Magie, aber wie erklärst du dir das bitte?". Er zeigte schon wieder auf ein Bild. Er musste echt damit aufhören, warum sollte sich ein Bild bitte schön....
"Da, es hat sich bewegt", rief ich erstaunt und zeitgleich ein wenig erschreckt. Vielleicht hatte ich ein bisschen zu laut gerufen, denn Dumbledore und sein Kollege Harig? Hagrid? schauten uns verwirrt an. Plötzlich blieben wir so unvorbereitet vor einer riesigen Goldstatue stehen, dass ich fast in Jacob und die beiden Männer hineingestolpert wäre, aber ich rettete mich schnell noch, indem ich mich an einer der Säulen festhielt.
"Zitronenbonbon ", sprach der alte Professor der Goldstatue zugewandt. Ich wunderte mich gerade darüber, dass er mit einer Goldstatue redete und ihr den Namen Zitronenbonbon gab, als sie anfing sich langsam zu drehen. Man spürte die Vibrationen des Mechanismus an den Füßen kribbeln. Leise war das Geräusch der Drehung nicht gerade, es klang wie bei einem Müller, der beim Mahlen seine zwei Mahlsteine aufeinander presst, das war ein komischer Vergleich, der mir gerade als erstes eingefallen war. Nun ertönte ein leichtes Quietschen bei dem Aufeinandertreffen der beiden Steinplatten und ich erkannte, dass es eine Art Aufzug war und das Passwort dafür war anscheinend Zitronenbonbon. Dumbledore bat uns einzutreten und wir wurden nun in den Flügeln des Wasserspeiers geborgen. Die Statue war, wie ich nun deutlich sehen konnte, ein goldener Wasserspeier, anscheinend eine beliebte Verzierung des Schlosses, der seine Flügel und sein gesamten Körper so positioniert hatte, dass in der Mitte ein kleiner Platz freiblieb der von den Flügeln umgeben war. Ich fühlte mich, als ich hineintrat in wenig beobachtet, da der Dämon auf einen ziemlich durchdringend hinabschaute und mir mit seinem versteinerten Blick ein gruselig wirkte. Wären wir nicht in diesen Zwischenraum getreten, dann hätte er aber vermutlich ins Leere gucken müssen und das stellte ich mir als Goldstatue ein wenig langweilig vor. Als alle sich nun hineingequetscht hatten, es gab wirklich nicht viel Platz, hatte sich die Goldstatue erneut in Bewegung gesetzt. Unter meinen Füßen begann es wieder stark zu kribbeln und ich fühlte, wie sie durch die anhaltende Vibration langsam taub wurden. Nun drehten wir uns noch zusätzlich, ganz langsam zwar, aber für mich war das schon beinahe zu schnell, ich war nicht schwindelfrei. Gut, dass das schnell ein Ende hatte, denn wir hatten unser Ziel erreicht. In einem großen, bisschen unaufgeräumten, mit Antiquitäten vollgestopften Büro machte die Statue halt.
"Fühlt euch, wie zu Hause" , begann Dumbledore, "ich muss euch leider kurz von meiner Obhut entbehren, da ich nun mit meinen Kollegen besprechen werde, wie es mit euch weitergehen soll. Ihr könnt euch gerne hinsetzen und ein wenig entspannen, es war sicherlich keine einfache Reise für euch und alles hier ein wenig verwirrend." Und dann rauschte er auch schon mit Hagrid im Schlepptau aus der Tür hinaus und sein himmelblaues Gewand wehte bei jedem seiner Schritte stark nach hinten. Ich hörte, wie sich der Wasserspeier erneut in Bewegung setzte und vermutete, die beiden hatten sich nun wieder nach unten gesellt. Jacob schien da aber andere Meinung zu sein, denn anstatt sich artig neben mich auf die Treppenstufen zu setzen, schlich er zur Tür und lauschte.
'Das bringt nichts Jacob, die sind nach unten gegangen', wollte ich schon sagen, als ich auch schon eine tiefe, aufgebrachte Stimme sich beschweren hörte. Ich eilte ebenfalls zur Tür.
"Sie sind eine Gefährdung für unsere Welt", sprach ein Mann mit einer sehr tiefen, öligen kräftigen und klaren Stimme. " Das sind Muggel, Professor, wir können sie nicht auf unserer Schule bleiben lassen."
"Aber wenn wir sie gehen lassen, vermutlich werden sie dann alles ausplappern", sprach ein anderer Mann mit einer etwas gequetschten und kratzigen Stimme. Anhand der Stimme konnte man ziemlich viel über einen Menschen herausfinden und wie sich diese Stimme hier anhörte, musste dieser Mann etwas älter und kleiner sein.
"Dazu gibt es den Zauberspruch Obliviate. Ich dachte Sie, als Professor in Zauberkunst wüssten das, mein lieber Flitwick.", sprach nun eine ältere Dame mit einer angenehm sanften und klaren Stimme. Hatte sie gerade Zauberspruch gesagt? Ich musste weiter zuhören und durfte jetzt nicht mit meinen Gedanken abschweifen, die sowieso vollkommen abwegig waren.
"Haben sie denn einen Zauberstab oder wenigsten ein Haustier?", fragte wieder der Mann mit der Stimme, die ein bisschen gequetschter klang und höher und kratziger war, als die der anderen.
"Nein, bedaure", antwortete nun Dumbledore, "aber das lässt sich alles nachholen. Außerdem denke ich nicht, dass sie Muggel sind, denn immerhin konnten sie den Zug sehen und außerdem glaube ich auch nicht, dass der Zufall sie hier zu uns geführt hat, immerhin ist der Zufall der einzig legitime Herrscher des Universums. Alles geschieht aus einem bestimmten Grund, meine verehrten Kollegen und diese beiden Neuankömmlinge dürfen sie nun offiziell als unsere Schüler ansehen."
"Hieß nicht einer der beiden Black?", fragte nun der mit der tiefsten Stimme von allen.
"Ganz recht.", erwiderte Dumbledore, "Ich werde versuchen herauszufinden, ob sie zu den Blacks gehört, von denen ich es vermute. Ich werde gleich morgen Narzissa fragen, ob nicht einer ihrer Geschwister vielleicht ein Kind vermisst."
"Vielleicht ist sie eine Spionin, Professor, und wurde von Sirius auserkoren, um uns alle zu vernichten." Ich hatte langsam den Verdacht, der Lehrer mit der tiefen Stimme mochte uns nicht sonderlich, weil er immer wieder versuchte, uns in ein schlechtes Licht zu rücken.
"Das denk' ich aber nicht" , erwiderte Hagrid, " sie hätten uns dann wohl kaum die echten Namen gesagt, oder Snape?"
"Vielleicht will er uns eine deutliche Warnung senden, dass wir keine Chance hätten, ihn aufzuhalten." gab Snape gleichgültig und kühl zurück. Er war also derjenige mit der tiefen Stimme und anscheinend mochte er uns ganz und gar nicht.
"Spekulieren hilft nicht", beendete nun Dumbledore das Gespräch und wir hörten, wie er auf die Tür zuschritt. Wir beeilten uns schnell von der Tür wegzukommen und schmissen uns auf die Treppenstufen, die zu seinem Schreibtisch führten. Ich hatte mein Hinterteil ein wenig zu doll auf die Treppenstufe gesetzt und jetzt schmerzte es ein wenig, doch um mich zu bemitleiden, hatte ich keine Zeit, denn Dumbledore öffnete die Tür und verkündete voll Freude: " Herzlich Willkommen auf Hogwarts, doch bevor ihr euch in der großen Halle hinsetzen dürft, müsst ihr noch in eure Häuser einsortiert werden. Dann setzt ihr euch an den jeweiligen Tisch eures Hauses und das Fest kann beginnen."
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Danke für 50 Views, ihr seid die besten. Ich kann es kaum glauben, ich habe schon die Hälfte von 100 Views, dass ist der Wahnsinn. Danke, danke, danke
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