15. Kapitel
"Du?", fragten wir beide im gleichen Moment und ziemlich erstaunt.
"Ich dachte, du wärst Potter.", gab Draco schließlich leicht beschämt zu und grinste mich entschuldigend schief von der Seite an.
"Das hab' ich gemerkt", gab ich mit einem halb unterdrücktem Stöhnen von mir, Draco hatte einen verdammt guten Schlag hingelegt. Mein ganzer Körper schmerzte und beim Versuch aufzustehen wurde mir alles schwarz vor Augen, also blieb ich einfach liegen.
"Ähm, sorry Ellie, ich dachte wirklich, du wärst Potter. Ich habe mir seinen Umhang...ausgeliehen und wollte dich damit überraschen, aber das ist wohl in die Hose gegangen."
"Eher mit voller Wucht gegen meinen Schädel. Außerdem hab' ich dich gesehen, also aus der Überraschung wäre sowieso nichts geworden.", brummte ich erst, doch dann musste ich lachen. Er stimmte mit mir ein und legte sich neben mir auf den Boden.
"Wo hast du mich denn eigentlich gesehen?", fragte Draco mich dann neugierig und drehte sich dabei leicht zur Seite.
"Na, an der Kreuzung mit dem komplett schwarzen Gemälde, wo alles so düster und unheimlich ist.", antwortete ich, als wäre dieser Satz das normalste der Welt.
"Ich war dort aber nie, der Gang ist strengstens verboten! Und das ist eine der wenigen Regeln, die ich wirklich einhalte!", gluckste er.
Ich überprüfte sein Gesicht, um abzuchecken, ob er mich nicht vielleicht veralberte und zweifelte ein wenig an meinem Verstand, als ich seine ernste und skeptische Miene betrachtete.
"Aber ich hab dich gesehen, ganz sicher. Vielleicht war es auch irgendeine andere Person, aber ich habe definitiv jemanden gesehen! Wieso ist der Gang eigentlich verboten?"
"Niemand weiß, warum er verboten ist! Seitdem unser Jahrgang auf dieser Schule ist, gilt dieses Verbot und es gehen Gerüchte umher, dass dieser Gang wegen Harry Potter verboten ist, da der dunkle Lord dort sein Versteck hat oder so. Der Gang ist ab einer bestimmten Stelle mit einem magischem Zauber abgegrenzt und jeder, der dort sich jemals hingeschlichen hat und diese Schwelle übertreten hat, ist nie wieder zurückgekehrt!"
Ich konnte ihn nur verblüfft anstarren. Ich wusste nicht, dass es für Magier verbotene Dinge gab und sie sich daran nur halten konnten und mussten, denn immerhin lag ihnen fast die ganze Welt zu Füßen und bisher war ich davon ausgegangen, dass sie mit ihrer Magie ein Verbot einfach so umgehen konnten, aber anscheinend lag ich da falsch und es war doch nicht alles so viel einfacher, nur weil man einen Zauberstab schwingen konnte. Vielleicht war das Leben als Zauberer oder Hexe sogar viel Leid bringender und komplizierter. Wir lagen eine Weile einfach nur still nebeneinander und waren in unseren Gedanken versunken, als ich wieder ein Gespräch begann.
„Du hast dir den Umhang also nur ausgeliehen, Draco Lucius Malfoy?", wechselte ich dann das Thema und hob eine Augenbraue skeptisch in die Höhe. "Astoria hatte mir erzählt, dass Potter und du euch nicht so gut versteht, warum sollte er dir also den Umhang ausleihen, wenn es doch ein Geschenk seiner Eltern war." Ich wusste mittlerweile über viele Schüler hier Bescheid und auch über ein paar magische Gegenstände, war ich nun im Klaren. Astoria war so gesagt meine persönliche Nachhilfe, was Magie und alles mit diesem Thema zusammenhängende betraf. Sie redete zwar ein bisschen viel, aber so wie jetzt beispielsweise konnte es sich als sehr nützlich herausstellen, wenn man ihr zugehört hatte.
"Naja nicht wirklich", antwortete Draco ausweichend und verlegen. Ich tat daraufhin nichts weiter, als meine Augenbraue nur noch weiter in die Höhe zu schießen und meinen einen Arm in die Hüfte zu stemmen, was sich im Liegen schwerer herausstellte, als anfangs angenommen. Klar wusste ich die Antwort bereits, aber einerseits wollte ich ihn ein wenig necken und ihn offener gegenüber mir stellen und andererseits wollte ich die Zeit ein wenig spannender gestalten.
"Na gut, ich hab ihn mir geklaut. Ich hab' mich vorhin im Gryffindor-Gemeinschaftsraum reingeschlichen, das Passwort kannte ich von Neville, der hat es heute den ganzen Tag vor sich hingemurmelt, keine Ahnung warum und naja, dann habe mich mir den Umhang von Potter geschnappt. Aber wirklich nur, um dich damit zu überraschen und weil ich wusste, dass er ihn mir nicht einfach so aushändigen würde." In seiner Stimme hörte ich einen leichten Anflug von Wut, weshalb ich mich schnell rechtfertigte und die Situation wieder entschärfte.
"Ich glaube dir doch sowieso, ich wollte eigentlich nur die Geschichte dahinter hören und dich ein bisschen necken", gab ich lachend zu. Daraufhin stieß er mir leicht in meine Rippen und wir mussten beide grinsen, weil wir uns doch so gut verstanden. Ich setzte mich auf und dirigierte Draco, sich neben mir auf den Boden aufzusetzen. Eine ganze lange Zeit war es still und ich hatte mich mittlerweile wieder mit dem Rücken auf den Boden hingelegt und Draco hatte es mir gleichgetan.
"Na, Black?", fragte er mich irgendwann und seine perfekt geformten Lippen bewegten sich bei diesen Worten zu einem verschmitztem Grinsen, was ich aus dem Augenwinkel ziemlich gut erkennen, aber leider nicht deuten konnte.
"Na, Malfoy?", fragte ich ihn zurück. Ich drehte mich auf die Seite, um ihn besser sehen zu können. Eine Weile betrachtete ich sein perfektes Profil und dann drehte auch er sich zur Seite, nun berührten sich unsere Nasespitzen fast und ich spürte seinen Atem leicht auf meinen Lippen. Ich sah ihm ganz tief in seine Augen und verlor mich in seinen Wimpern, dann räusperte ich mich. Nein, ich durfte mich jetzt nicht in Dracos Wimpern verlieren, erstens übernahm Pansy schon den Posten und ich wollte mit meiner Zimmergenossin auch nicht unbedingt schon direkt am Anfang auf Kriegsfuß stehen und zweitens gab es da noch Jacob und außerdem war das alles hier sowieso viel zu früh, um für irgendjemanden irgendetwas zu entwickeln, was war zur Zeit nur mit mir los? Ich war doch damals auch nicht so anfällig für irgendwelche Jungen.
"Ich möchte dir was zeigen.", sagte er dann schließlich, nahm meine Hand, zog mich hoch und führte mich an das Stahlgeländer des Turms.
„Sieht die Aussicht hier nicht fantastisch aus?", fragte er mich und blickte starr und ein wenig abwesend nach vorne, der Wind strich leicht durch seine platinblonden Haare.
„Ja", hauchte ich fasziniert. Es war wunderschön!
Von hier oben sah man den schwarzen Nachthimmel und bei den Wolken und Sternen hatte man das Gefühl, ihnen so nah zu sein, dass man sie anfassen könnte. Zwar waren nur vereinzelte Wolken am Himmel, aber gerade die wenigen verliehen dem Himmel besonders im Zusammenhang mit den Sternen einen magischen Flair. Man sah auch noch einen kleinen Teil des Schlosses, den großen See, den man auch von meinem Zimmerfenster aus auch sah und den sich in das Unendliche streckenden Wald. Jetzt schwang Draco seinen Zauberstab und ließ kleine weiße Papiervögel aus dem Nichts erscheinen, sie flatterten umher und flogen schließlich davon. Er machte noch so einige Tricks mit seinem Zauberstab und einmal hatte er sogar die Sterne tanzen lassen, wie er es machte, wusste ich nicht, denn er murmelte irgendetwas Unverständliches, aber mit jeden seiner Bewegungen und den Dingen, die er aus dem Nichts hervorbrachte, verzauberte er mich komplett. Die Stille, die zwischen uns entstand war keineswegs unangenehm, sie war aus meiner Sicht irgendwie so, als müsste ich ihm nichts sagen und er wüsste trotzdem alle Probleme und Sorgen von mir. Ich hatte sogar das Gefühl, dass er mir diese Last der Probleme und Sorgen abnahm und dieses Gefühl war unendlich befreiend. Plötzlich nahm Draco meine Hand erneut, zog mich hinter sich die Treppen hinunter und auf einen anderen Turm hinauf. ich hatte wenig Zeit den Raum zu bestaunen, da es hier dunkler war und Draco mich weiter bis zum Geländer zerrte. Er kletterte hinüber und dirrigierte mich neben sich.
„Was hast du jetzt vor?", keuchte ich leicht verunsichert von dieser gewaltigen Höhe. Mein Blick wanderte langsam den Turm hinab, jetzt war kein Geländer mehr dort, was mich hätte retten können, wenn ich hinunterstürzen würde. Dieser Turm war nicht so hoch, wie der Astronomie-Turm, jedoch war die Höhe immer noch beachtlich und schwindelerregend.
„Vertraust du mir?", stellte er mir als Gegenfrage.
„Joa", begann ich langsam und unsicher.
„Vertraust du mir wirklich?", fragte er erneut. Wieso stellte er mir diese Frage und vertraute ich ihm denn? Ich meine, wir kannten uns erst seit Kurzem und ich klammerte mich gerade, nur eine Hand breit entfernt vom Abgrund des Turms entfernt, eine Hand fest an ihn gepackt. Meine Hand bohrte sich schon fast in sein weißes Hemd, so sehr krallte ich angsterfüllt an ihm. Schluckend blickte ich noch einmal hinab.
„Ja, ich vertraue dir!", antwortete ich nun mit fester Entschlossenheit und um dem Gedankenkarussell in meinem Kopf einfach ein Ende setzen zu können. Dann atmete er einmal tief durch, schloss seine Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Eine Ewigkeit hing ich halb im und halb aus dem Turm und langsam fing ich an zu glauben, was auch immer gleich geschah, machte ihn jetzt gerade nervös und wenn er nicht konzentriert war, würde etwas schief laufen. Meine Hände begannen zu schwitzen, aber ich konnte nicht genau sagen, ob es aus Anstrengung oder einfach nur aus purer Angst passierte. Glücklicherweise schien er mein Schwitzen bemerkt zu haben, denn er schlug langsam seine Augen wieder auf und ich sah, wie sich seine Pupillen wieder an die Dunkelheit gewöhnten und dann geschah das, was ich am meisten befürchtet hatte, er stieß mich hinunter!
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