Kapitel 27 - Buch 1
Buch 1
Ich kann es noch gar nicht glauben.
10 Jahre habe ich auf diesen Tag gewartet und jetzt, wo es endlich so weit ist, kann ich es noch gar nicht richtig begreifen. Es fühlt sich an, wie ein Traum. Ein wahrgewordener Traum. Jahre der Arbeit stecken in diesem Projekt und eigentlich beginnt es erst jetzt.
Ich kann es gar nicht erwarten, dass dieser Ort der Dreh- und Angelpunkt meines Lebens werden wird.
Noch nie habe ich mich so glücklich gefühlt, wie jetzt gerade.
Jetzt, wo ich hier stehe und alles fertig ist.
Mein Team ist mindestens genau so aufgeregt wie ich, denn auch sie warten seit Jahren auf diesen Tag. Sie haben mit mir gekämpft, Niederlagen erlebt und dennoch sind sie an meiner Seite geblieben. Sie haben alles für meine Idee geopfert und nun sehe ich den Stolz in ihren Augen. Die Neugierde, die Aufregung und das Verlangen.
Ich werde alles dafür tun, dass ich sie am Ende reich belohnen kann, dass ich mich belohnen kann.
Als ich diesen Ort das erste Mal gesehen habe, wusste ich, dass es der Richtige ist. Selbst der Verfall und der heruntergekommene Zustand konnte nichts an diesem Gefühl ändern. Das Gefühl, endlich angekommen zu sein.
Er liegt mitten im Nirgendwo. Hunderte Kilometer um ihn gibt es kein Leben, keine Zivilisation. Also perfekt für meine Vorhaben. Es ist eine ehemalige Einrichtung aus dem Zweiten Weltkrieg. Keiner wusste so richtig, wofür sie damals genutzt wurde, aber wenn ich mir den Aufbau und die Gegebenheiten anschaue, dann sicher für etwas Großartiges. Etwas einzigartiges, so wie es meine Arbeit eines Tages sein wird.
Es hat mich Tausende von Dollar gekostet, dieses Gebäude in den Zustand zu bringen, welchen meine Arbeit erfordern wird. Aber es ist gelungen. Alles ist geworden, wie ich es schon seit Jahren vor meinem geistigen Auge gehabt habe. Nein. Es ist sogar noch viel besser, beeindruckender, praktischer geworden.
Es hat zwei Etagen und einen vollausgebauten Keller. Die oberste Etage wird für meine Kollegen und mich als Wohnraum dienen.
Die zweite Etage enthält die Labore und Büros. Aber das Herzstück. Ja, das ist der Keller geworden. Er ist riesig und perfekt für meine Besucher. Wir können bis zu zehn Gäste gleichzeitig empfangen. Ob es dazu kommen wird, weiß ich noch nicht.
Was ich weiß, dass jeder meiner Gäste ein eigenes Buch bekommen wird. Ich will, dass wenn mich in einigen Jahren jemand fragt, wie ich so etwas Großartiges erreichen konnte, ich ihm jedes Detail davon erzählen kann.
Ich mache mir nichts vor. Ich weiß, dass ich auch weiterhin unzählige Niederlagen erleben werde. Aber welcher kluge Kopf musste die nicht erleben. Deswegen bin ich bereit, alles aufzuschreiben, um aus meinen Fehlern zu lernen, um mich weiterzuentwickeln. Trotzdem hoffe ich natürlich, dass die Erfolge nicht zu lang auf sich warten lassen.
Ich betrete das Gebäude und atme tief ein. Die Luft brennt scharf in der Lunge. Die Dämpfe der Chemikalien der letzten Reinigung hängen noch in der Luft und genau das bringt mich zum Lächeln.
Heute ist der Tag der Tage. Mein erster Gast wird heute ankommen und dann kann es endlich losgehen. Während mein Team seine letzten persönlichen Dinge in ihre Räume bringt und langsam ihre Arbeitsplätze vorbereitet, begebe ich mich in den Keller. Es gibt keinen Fahrstuhl. Nur eine Treppe. Die Gänge zeigen nackte Betonwände. Nicht, weil mir das Geld ausgegangen ist, um sie verputzen zu lassen, sondern weil ich diesen Anblick liebe.
Rau, alt und kalt. Irgendwie habe ich immer das Gefühl, sie spiegeln mein Inneres wieder. Ich komme an der ersten Glasfront vorbei und halte kurz inne. Ein Raum. Vollständig weiß gefliest.
Decke, Wände, Boden. Alles steril. Alles praktisch.
In der Mitte steht eine einzelne Metallliege, welche mit Riemen ausgestattet ist. Genau fünf. Für Kopf, Arme und Beine. Mein Herz hüpft, bei dem Gedanken daran.
Der Anblick, dieses Raumes jagt mir unendlich viele Glücksgefühle durch den Körper. Es ist sagenhaft und unbeschreiblich, wenn ich darüber nachdenke, wofür dieser Raum dienen wird.
Er und die drei Weiteren.
Auf der anderen Seite liegt ein großes Labor. Auch in dieses kann man durch eine Glasfront schauen. Regale, na ja eher riesige Kühlschränke, an der Wand, sind befüllt mit meinem ersten Erfolg. Sieben Jahre habe ich gebraucht, bis ich die perfekte Formel erschaffen hatte.
Ich habe es geschafft, Angst und Schmerz in einer Flüssigkeit einzufangen. Die schwarze Flüssigkeit. Was ein Zufall, dass sie letztlich tatsächlich schwarz eingefärbt hat.
Sie hat mich Nerven gekostet. Viele Tierleben und mich tatsächlich fast an den Rand der Verzweiflung gebracht. Ich war mehr als einmal kurz vor dem Aufgeben. Konnte die Verzweiflung darüber, dass alles schon vorbei sein sollte, bevor es richtig angefangen hatte, kaum noch ertragen.
Aber dann kam Objekt 500 und sie hat mir gezeigt, dass ich richtig liege. Dass ich kein übergeschnappter Irrer bin, der sich in einer Spinnerei verloren hatte.
Langsam laufe ich weiter durch den Traum meines Lebens und im hinteren Teil angekommen, sehe ich in eine der Zellen. Eine von zehn.
Alle sind ausgestattet mit einer Metallliege, einem Klo und natürlich den vorsorglich angebrachten Fesseln an den Wänden. Ich denke, das ist alles, was meine Gäste für ihren Aufenthalt benötigen werden. Denn wenn ich richtig liege, wird dieser nicht sonderlich Lang sein.
Ich lehne mich an die Wand und genieße für einen Moment die Stille, denn diese wird nicht mehr lange anhalten. Bald werden die Räume erfüllt sein, mit Stimmen, Schreien und dem Geruch von Eisen.
Doch die Schritte, welche durch den Raum hallen, holen mich aus meiner Stille. Ich lächle, denn ich weiß, was sie bedeuten. Sie sagen mir, dass es endlich so weit ist.
Duke läuft auf mich zu und nickt. Er muss nichts sagen, denn ich weiß es bereits.
Ich lächle und folge ihm.
Dann auf in mein neues Leben. In das Leben, auf das ich so viele Jahre hingearbeitet habe.
~~~
Tamo sah von dem Buch auf und ließ seinen Blick über das Regal vor sich schweifen. Eine dunkle Vorahnung breitete sich in ihn aus.
Jeder Gast bekommt sein eigenes Buch.
100 Bücher standen vor ihm.
Er schluckte und verließ mit dem Buch das Zimmer. Langsam stieg er die Treppen nach unten, in der Hoffnung Skàdi in dem Wohnzimmer zu finden. Fragen über Fragen brachen über ihn herein, aber Skàdi war verschwunden. Also ließ er sich auf die Couch fallen und lass weiter.
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