𝑰-6 | Wollen wir tanzen?
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KAPITEL SECHS
WOLLEN WIR TANZEN?
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Drei Gläser später verpuffte meine schlechte Laune und ich lachte gemeinsam mit Nott über den Aufzug einiger Personen. Alle Probleme waren vergessen und mein Kopf fuhr teilweise Achterbahn.
„Hey, geht es euch beiden gut?", fragte Daphne, die zusammen mit Zabini an der Hand zu uns herüberkam.
„Es ging uns nie besser.", antwortete Nott, der schon einige Gläser mehr intus hatte, stellvertretend für uns beide und lachte laut auf. Bei dem Ausdruck auf Daphnes Gesicht war mir die ganze Situation plötzlich unangenehm und ich setzte mich gerader hin.
„Wie viel habt ihr getrunken?", fragte Zabini da und sah uns prüfend an.
„Nicht so viel.", antwortete ich schnell und stand auf. Nott versuchte es mir gleichzutun, doch er kippte hinten weg und blieb auch auf der Couch liegen.
„Gut, vielleicht waren es etwas mehr als ein Glas.", gab ich zu und wich den vorwurfsvollen Blicken der beiden aus. Dabei sah ich, dass sich auch ein anderes Pärchen unserer Gruppe näherte. Plötzlich schmeckte ich wieder Bitternis auf meiner Zunge und die gute Laune verflog sofort. Malfoy und Parkinson.
„Da kommen ja die Turteltauben, hattet ihr auch Spaß?", rief ich provozierend laut den beiden Neuankömmlingen entgegen und Malfoy richtete seinen Blick auf mich. Er war nicht mehr so kalt wie gestern und auch nicht mehr so abweisend, trotzdem erfüllte mich eine heiße Wut. Nur wegen ihm fühlte ich mich so schlecht.
„Komisch, ich sehe weit und breit keinen Potter.", sagte Malfoy da monoton und ging an mir vorbei auf die Sitzgelegenheiten zu. „Wenn du mich ent-"
„Nein, ich entschuldige dich nicht, Malfoy.", rief ich aufgebracht und fuhr zu ihm herum. Traf erneut auf den grauen Sturm, der in seinen Augen wohnte. „Du solltest mir jetzt aber ganz genau zusehen, klar?"
Ohne auf eine Reaktion zu warten, ging ich in Richtung Tanzfläche davon. Mit einem Mal hatte ich die Entscheidung getroffen, die ich seit heute Morgen vor mir hergeschoben hatte. Irgendwo musste Potter sich doch aufhalten und dann würde Malfoy sehen, was ich von ihm hielt.
Nach kurzem Umsehen entdeckte ich ihn zusammen mit Weasley in einer anderen Ecke mit Sitzgelegenheiten. Granger war nicht bei ihnen, was ungewöhnlich war, doch ich ließ mich nicht beirren. Der Alkohol gab mir den Mut, den ich bisher nicht gehabt hatte und ich ging schnurstracks auf ihn zu.
„Hey, Potter", er sah auf und nun begann mein Herz doch noch etwas zu flattern. Vielleicht war das eine dumme Idee. Vielleicht hätte ich nicht hierherkommen sollen, doch als ich den stechenden Blick in meinem Rücken spürte, riss ich mich zusammen. „Wollen wir tanzen?"
Potter sah genauso entsetzt aus, wie ich mich fühlte. Wir kannten uns überhaupt nicht und trotzdem hatte ich ihn einfach geradeheraus gefragt, ob er mit mir tanzen wollte. Ich würde in die Hölle kommen. Ohne Zweifel. Potter stand auf, öffnete den Mund, schloss ihn wieder und ging dann auf mich zu.
„Sehr gerne." Unsicher hielt er mir seinen Arm hin und ich hakte mich ein. Als wir uns auf die Tanzfläche stellten, begann das nächste langsame Lied zu spielen und gemeinsam wogen wir uns im Takt der Musik hin und her. Es fühlte sich gut an. Passend. Gar nicht so abwegig wie ich gedacht hatte.
„Ich kenne ehrlich gesagt noch nicht einmal deinen Vornamen. Du heißt doch Avery, nicht wahr?", fragte Potter und ich sah zu ihm hoch. Er schenkte mir ein schiefes Grinsen und ich erwiderte es nach einem kurzen Moment. Er war so warm und ich schmiegte mich etwas enger an ihn.
„Ja, genau. Mein voller Name lautet Marry Adeline Avery."
„Du siehst heute sehr hübsch aus, Marry." Mein Herzschlag beschleunigte sich noch etwas. Harry Potter hatte mir gerade ein Kompliment gemacht.
„Danke, das Kleid ist von einer Freundin."
„Ich meine nicht nur das Kleid.", murmelte er und ich musste leicht lächeln. Es war eine gute Idee gewesen, mit Potter zu tanzen. Er schenkte mir die Ruhe, die ich den gesamten Tag gesucht hatte. Nach der ich mich gesehnt hatte, seit Malfoy diese Worte gesprochen hatte. Beweise es. Wie als hätte er meine Gedanken gehört, spürte ich Malfoys stechenden Blick auf mir liegen und bei der nächsten Umdrehung konnte ich ihm in die Augen sehen. Tauchte in dieses stählerne Grau, das mich herumwarf und ganz an sich zog. Die Wärme, die ich gerade noch gespürt hatte wich und ich konnte nur noch Malfoy sehen. Ihm schien mein Tanz mit Potter genauso wenig zu passen, wie mir sein Tanz mit Pansy gefallen hatte. Er sah sogar fast schon wütend aus. Er hatte sich etwas von der Gruppe Slytherins getrennt und sah ganz allein mich an, als wäre ich das Einzige was gerade wichtig war. Konnte er sich nicht einmal zurückhalten? Die Musik hörte auf zu spielen und Potter und ich kamen zum Stehen.
„Das hat viel Spaß gemacht.", sagte ich, bevor Potter nach einem weiteren Tanz fragen konnte. Ich hatte es genossen, das stimmte, aber wenn ich mich ihm hingab, dann sollte ich das ganz tun sollen, hier und jetzt hatte ich aber die ganze Zeit Malfoy im Rücken. „Danke."
„Nein, ich habe zu danken.", sagte er und deutete eine leichte Verbeugung an. „Ich hatte dich eigentlich schon in der Bibliothek fragen wollen. Ehrlich gesagt war ich nur deinetwegen überhaupt da. Schön, dass es jetzt doch geklappt hat."
Er lächelte mir noch zu, dann drehte ich mich weg und ging zurück zu meinen Freunden. Ich fühlte mich gut. Seit heute Morgen hatte ich mir nur noch Gedanken um diese bescheuerte Party gemacht und jetzt hatte ich endlich loslassen können. Ob das an dem eingelösten Tanz mit Potter oder an Harry Potter selbst lag, musste ich noch herausfinden, aber ich hatte endlich Wärme in mir.
„Dass du tatsächlich mit jemandem wie Potter tanzen würdest." Malfoy kam mir fast schon etwas ungehalten entgegen und zerschnitt damit meine gute Stimmung. Er sah mit seinen sturmgrauen Augen von oben verurteilend auf mich herab und es sah beinahe so aus, als würde darin tatsächlich ein Sturm wüten.
„Als hättest du mit jemand besserem getanzt.", warf ich ihm entgegen und hielt seinem Blick stand. Wieso mussten wir das jetzt noch einmal ausmachen? Wieso konnte er es nicht einfach auf sich beruhen lassen?
„Reiß dich mal zusammen, Malfoy. Deine Bedürfnisse stehen nicht immer an erster Stelle." Ich funkelte ihn noch einmal an und wollte dann an ihm vorbei gehen, doch er fasste mich am Arm. Was bildete er sich ein? Ich starrte an die gegenüberliegende Wand und merkte, wie die Wut wieder in mir aufkochte. Gerade noch schwebte ich noch über die Tanzfläche und nun fiel ich wie aus allen Wolken. Konnte er nicht einfach still sein? Die Party hatte sich als so eine gute Idee herausgestellt. Wieso machte er mir das kaputt?
„Ich bin enttäuscht von dir, A-"
„Halt den Mund.", zischte ich und riss meinen Arm aus seinem Griff. Wieso musste er mir alles kaputt machen? Ich ballte die Hände zu Fäusten und versuchte die aufsteigenden Tränen zurückzuhalten. Warum hatte er nicht einfach mich zum Tanzen auffordern können? Wenn ich laut ihm einen solchen Fehler mit Potter gemacht hatte, wieso hatte er mich dann nicht direkt gefragt, ob er stattdessen mit mir zu dieser verschissenen Party gehen konnte? Und wenn er das alles nicht gemacht hatte, warum störte es ihn dann so sehr, mich mit jemand anderem tanzen zu sehen?
„Weinst du etwa, Avery?", höhnte Malfoy. Erst jetzt merkte ich, dass mir Tränen über die Wangen liefen. Ein spöttisches Lächeln glitt über sein Gesicht, was mich nur noch wütender machte. Ich wischte mir mit meiner Hand übers Gesicht und schaute ihm dann direkt in die Augen.
„Du bist ein Arschloch, Draco Malfoy." Dann drehte ich mich auf dem Absatz um und ging Richtung Ausgang. Wie hatte ich je denken können, dass er keins war?
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Soo, es ist Samstag und das nächste Kapitel steht an. Ich weiß gar nicht, was ich groß dazu sagen soll, außer, dass ich sehr gespannt auf eure Meinungen bin!
xo Alex
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