
⚧️ Who I am ⚧️
[Vorab möchte ich kurz anmerken, dass ich mit dem Thema persönlich nicht vertraut bin und keinerlei Erfahrungen habe. Verbesserungsvorschläge sind daher jederzeit willkommen.]
- Who I am -
Stille umgibt mich. Sie nimmt den ganzen Raum ein und beansprucht ihn allein für sich. Eine Stille die ich in und auswendig kenne, weil sie ein Teil meiner selbst geworden ist. Und doch weiß ich nicht, welches Loch sie als nächstes in meiner Seele hinterlässt.
Vor mir das verglaste Aluminium, in einem wunderschönen Rahmen. Es zeigt mir eine Abbildung meiner selbst - ein Spiegelbild. Doch nicht meins, nicht meiner wahrer selbst.
Mein Blick fährt über die nackte Haut meiner Füße. Von den Zehen bis hin zum Knöchel. Weiter über das Schienbein hoch zum Knie. Schließlich fährt mein Blick die Oberschenkel entlang und endet bei der Hüfte. Wie ein Schleier umhüllt mein Blick die nackte Haut im Spiegel. Er sieht alles. Auch das, was ich gerne nicht sehen würde.
Im Spiegel sehe ich einen Körper, aber nicht den meinen. Das da, das bin nicht ich! Und doch ist dieser Junge, der dort an meinem Platz steht, ein Teil von mir. Bald schon ein Teil meiner Vergangenheit, aber noch immer ein Teil von mir. Und das wird sich auch niemals ändern, egal wie viele Hormone ich auch schlucken werde. Zum Teil sind Erinnerungen durch ihn geprägt. Nicht zuletzt hat er meine Persönlichkeit geformt. Aber jetzt ist die Zeit ihn gehen zu lassen, ich selbst zu werden - voll und ganz.
Wie eine sanfte Berührung fährt mein Blick über meinen Bauch. Die Muskeln sind zurückgegangen, fällt mir auf, die Taille ist auch schmaler. An meinen Brüsten stoppe ich kurz. Sie sind ein Stück gewachsen. Sofort muss ich den Impuls widerstehen darüber zu fahren. Vielleicht ja doch mein Körper, schießt mir wie ein Hoffnungsschrei durch den Kopf. Auch meine Arme haben weniger Muskeln, als noch vor ein paar Jahren. Zu der Zeit, in der ich erkannt habe, das mein Körper nicht mit meinem wahren Geschlecht übereinstimmt.
Seit der Hormonbehandlung habe ich weniger Muskeltrainig und mehr Ausdauersport gemacht. Was man meinem Körper inzwischen auch ansieht.
Genug Bewunderung, beschließe ich und trenne mich von dem Anblick im Spiegel. Wenn ich mich morgen wieder im Spiegel betrachte, werde ich endlich meinen Körper dort sehen. Den richtigen Körper, den passenden!
Mein Blick fällt hinter mich auf meinen Stuhl, wo ich mir gestern Abend schon Klamotten rausgelegt hatte. Durch die Aufregung konnte ich an nichts anderes mehr denken, als den heutigen Tag. Im Wäschekorb landen schnell die schmutzigen Klamotten, die bis eben noch neben dem Spiegel lagen. Danach widme ich mich den frischen Klamotten, die ich sauber und ordentlich anlege. Zufrieden betrachte ich mich kurz im Spiegel, greife dann meine Tasche, die ich auch schon gestern gepackt hatte und schließe die Tür zu meinem Zimmer hinter mir.
»Jenny? Lou ist da!«, ruft meine Mutter hoch. »Ich komme!«, schreie ich zurück. Mit zwei großen Hechtsprüngen lasse ich die Treppe hinter mir und lege den Flur, bis zur Tür in Windeseile zurück. Eine breit grinsende Lou empfängt mich auf der Türschwelle. Automatisch ziehen sich auch meine Mundwinkel nach oben.
»Seid ihr soweit? Müsst ihr nochmal auf Toilette? Habt ihr euch genug zu trinken für die Fahrt eingepackt?«, überschüttet meine Mutter uns mit fürsorglichen Fragen. »Ja, wir können los!«, antworten wir fast zeitgleich. Übermotiviert führt meine Mutter uns zum Auto und schließt es auf. »Danke, dass du mitkommst.«, gestehe ich Lou beim Einsteigen.
Sie lächelt mich an, als wäre es das selbstverständlichste seine Ex zu einer GeschlechtsOP zu begleiten. Kurz nach meinem Outing hatten wir uns getrennt, waren aber beste Freundinnen geworden. Was wirklich hilfreich in der Zeit war. Da viele mir mit Unverständnis begegnet sind. Nicht dass ich massiv gemobbt wurde, nur haben viele mich blöd angeguckt, bis sie es endlich hingenommen hatten.
»Ich lass dich doch nicht alleine den ganzen Spaß erleben!«, empörte sie sich, doch grinste mich dabei glücklich an. Ich konnte nicht anders, als genauso glücklich zurück zu lächeln.
Brummend sprang der Motor an und meine Mutter fuhr los. Nicht, in Richtung eines neuen Lebens. Sondern in Richtung meines Lebens! Das von Jenny, nicht länger das von Janik.
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