4. Kapitel
,,Draven? Und da sagt man mein Name wäre seltsam!", lacht sie fröhlich auf und legt ihren Kopf in den Nacken. Ausgelassen tanzt sie weiter, scheint alles um sich herum zu vergessen.
Ich jedoch habe den Spaß am Tanzen verloren. Das alles erinnert mich zu sehr an sie. An Eve. Sie hat ganz anders auf meinen Namen reagiert. Natürlich, sie war ja auch der Meinung ich wäre der Teufel. Und was bin ich letztendlich? Nur der Bruder des Teufels, ein potentieller Nachfolger.
Ich stehe im Schatten meines Bruders, verfüge zwar über dieselben Fähigkeiten, bin jedoch immer nur zweitrangig. Gerate mal wieder in Vergessenheit. Eve hätte mich ändern können, hätte mir den Thron beschaffen können, doch es sollte nicht so sein. Wieder hat jemand meinen Bruder vorgezogen. Ich kann es ihr nicht einmal verübeln. Sie war nie für mich bestimmt gewesen.
,,Was ist los? Bin ich dir jetzt zu nahe getreten?" Arwen bleibt plötzlich stehen und sieht mich entschuldigend an. Rasch schüttle ich den Kopf und erwidere darauf nichts, tanze einfach weiter.
,,Du bist ganz schön seltsam, Draven", kichert sie nun, hat bereits meinen Stimmungsumschwung vergessen. Erneut legt sie ihre Arme um meinen Nacken, fährt mir unbewusst durch die Haare. Es beschert mir eine Gänsehaut, weshalb ich ruckartig von ihr ablasse.
Dass geht nicht, das darf nicht so sein. Sie darf mir nicht unter die Haut gehen, nicht so schnell und schon gar nicht sie. Eine Sterbliche, wie Eve es gewesen ist.
,,Ich muss gehen!", verabschiede ich mich barsch von ihr, lasse ihr nicht die Möglichkeit irgendetwas zu erwidern. Ich gehe in der Meute unter, verschwinde schnellen Schrittes aus dem Club. Draußen schlägt mir kalte Luft entgegen, Schnee rieselt auf mich herab. Ich ziehe den Kragen meiner Jacke höher und laufe die dunkle Straßen entlang.
,,Du hast dieses Mädchen gern, nicht wahr?", höre ich sie plötzlich neben mir sprechen. Neben mir taucht Eve in der Dunkelheit auf. Ihre Augen lodern mir feurig entgegen. In ihren Haaren verfangen sich vereinzelte Schneeflocken.
Sie ist nach wie vor wunderschön, doch sie hat nicht mehr dieselbe Wirkung wie am Anfang auf mich. Oder doch? Mein Herz pocht unnatürlich schnell in meiner Brust. Heftig, unkontrollierbar. ,,Was willst du von mir? Schickt Raphael dich? Oder Gabriel?", fahre ich sie unwirsch an, stapfe weiter durch den hohen Schnee.
,,Draven, ich mache mir einfach Sorgen um dich. Auch, wenn du mir das vielleicht nicht glauben magst. Ich habe dich immerhin eine Zeit lang sehr geliebt", sagt sie sanft, macht es mir nicht einfacher.
,,Das war aber nicht echt!", fauche ich sie an, doch sie schüttelt den Kopf.
,,Draven, du weißt, dass nicht alle Gefühle unecht waren", behauptet sie. Ich belasse es dabei, denn ich möchte ihr nicht widersprechen. Die Vorstellung, einmal wahrhaftig geliebt wurden zu sein, ist in diesem Moment einfach zu schön.
,,Also, wieso lässt du dieses Mädchen einfach stehen?", fragt sie und weiß, dass sie von mir keine weitere Antwort bekommt.
,,Eve, du weißt, dass ich nicht zu lieben fähig bin. Nicht so zumindest, wie sich jemand das von mir erwartet. Du weißt, wie es bei uns auseinander gegangen ist. Ich würde sie und ihr Umfeld nur zerstören und ich hätte dabei nicht mal Schuldgefühle!", gebe ich ehrlich zu und frage mich, wieso ich mich bei ihr auslasse, vielleicht weil uns mal so viel verbunden hat. Oder weil ich gerade niemanden habe, der mich wirklich verstehen könnte.
,,Wenn du dich dafür nicht öffnest und sofort jeden von dir stößt, ist das ja kein Wunder!", rügt sie mich streng zurecht.
,,Du weißt nicht, wie es ist zu wissen ungeliebt zu sein und immer nur an zweiter Stelle zu stehen. Wenn du so aufgewachsen wärst wie ich, wenn du zu etwas bestimmt wurdest, worauf du keinen Einfluss hast, dann glaub mir, würdest du genauso handeln und fühlen, wie ich!", erkläre ich, will das irgendjemand mich versteht.
,,Dann lass dieses Mädchen nicht ziehen. Ich habe das Gefühl, sie wäre die Richtige für dich!" Geheimnisvoll zwinkert sie mir zu.
Ich verdrehe nur leicht lächelnd die Augen, finde ihren Versuch mich aufmuntern zu wollen amüsant. ,,Ach Eve. Wieso bist du so nett zu mir?", seufze ich, denn ich kann nicht verstehen, weshalb sie sich nicht von mir abwendet.
,,Du gehörst für mich nun zur Familie, außerdem kann ich dich nicht hassen. Egal wie oft ich mir in Erinnerung rufe, was du alles schon angestellt hast. Jeder hat eine zweite Chance verdient. Sogar du", lächelt sie mich herzlich an.
Irgendetwas in meinem Inneren zieht sich ungewohnt angenehm zusammen, lässt mich erschrocken feststellen, dass es mir das Herz erwärmt. Ihre Worte lassen mich wohl fühlen. Rasch schüttle ich den Gedanken ab, lasse mich nicht von meinen Gefühlen leiten. Nicht schon wieder, obwohl das zwecklos ist. Ihre Worte gehen bis an meine Substanz.
,,Du bist nicht so böse, wie du es dir immer einreden willst", fügt sie hinzu und läuft weiter voraus.
,,Sag mal, Eve...kann ich die Nacht über in meinem Zimmer in der Residenz unterkommen? Ich weiß nicht wo ich sonst hin kann...", frage ich sie bittend, weiß, dass ich es eigentlich nicht verdient habe.
Eine Zeit lang sieht sie mich musternd an, nickt dann und meint: ,,Aber nur, wenn du dich um dieses Mädchen kümmerst und an ihr dran bleibst!" Lachend nicke ich, folge ihr dann zurück in die Unterwelt.
Hallo meine Lieben,
ich hoffe, es gefällt euch das Kapitel. Findet ihr es gut, dass Eve und Draven noch immer ein enges Verhältnis zueinander haben?
Sollten sich Gabriel und Draven wieder vertragen?
LG Eure Jessy 💕
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