Kapitel 36
Draven steht lange am Fenster und sieht dem Regen, der vor einer ganzen Weile einsetzte dabei zu, wie er die Straßen benetzt. Seine Arme sind hinter dem Rücken verschränkt und die Schulterblätter sind gestrafft. Ich gehe auf ihn zu und umschlinge seine Hüften von hinten, kuschle mich an ihn. Seine Hände streichen über meine Fingerknöchel, was mir eine Gänsehaut bereitet.
»Morgen ist es soweit. Morgen bist du endlich eine Meinesgleichen«, spricht er leise und die Freude ist kaum zu überhören. Auch in mir breiten sich Freude und Aufregung immer weiter aus, durchflutet meinen gesamten Körper und elektrisiert ihn.
»Bist du froh, dass du dich mit deinem Bruder wieder versöhnt hast?«, frage ich ihn dann neugierig, nachdem wir einige Minuten einfach schweigsam aus dem Fenster geschaut haben.
»Er ist eben mein Bruder«, seufzt er ergeben.
»Der kleine Satansbraten hat also doch Gefühle?«, ziehe ich ihn lachend auf und zupfe kichernd an seinem Shirt. Ebenfalls lachend dreht er sich zu mir herum und umfasst meine Hüften. Sofort schnellt mein Puls in die Höhe. Seine Lippen treffen kurzerhand auf meine, verschmelzen mit ihnen und lassen mich wohlig seufzend die Augen schließen. Ich vergrabe meine Finger in seinem Haar und intensiviere den Kuss.
»Boah, Leute...ne, echt jetzt? Schon wieder?«, erschreckt mich plötzlich Raphaels Stimme und ich stolpere peinlich berührt einige Schritte von Draven zurück.
Raphael steht angelehnt im Türrahmen und hat die Hände in den Taschen vergraben. »Raphael , wir sind zwar wieder die allerbesten Freunde...«, beginnt Draven sarkastisch, woraufhin Raphael entzückt aufseufzt und sich gespielt gerührt an die Brust fasst, ihn letztendlich doch unterbricht und sagt: »Ich liebe dich auch Bruderherz, aber ich brauch jetzt deinen Rat, deine Hilfe und keine Liebeserklärung.«
Dravens Mundwinkel heben sich leicht und auch ich kann mir wegen seiner sarkastischen Art ein Lächeln kaum unterdrücken. Ungeduldig wippt der Goldblonde mit dem Fuß auf und ab, wartet darauf, dass sein Bruder ihm die nötige Aufmerksamkeit schenkt, die er soeben braucht. »Na schön, was willst du?«, lacht Draven und gibt sich geschlagen.
»Ich habe Rina heute gesehen.«
»Und jetzt ist sie wohl doch zu dem Entschluss gekommen, dass sie dich doch nicht mehr will?«
»Haha...Nein«, gibt er sarkastisch von sich. »Sie-sie will das ich...eventuell meine... Unsterblichkeit ablege«, gibt er zögerlich von sich und vermeidet Dravens Blick.
»Was? Das kann sie nicht verlangen und ist zumal auch noch unmöglich«, ruft Draven entsetzt aus und zieht mich instinktiv an sich. Ich schmiege mich an ihn und beobachte den armen Raphael . Da hat er solange auf die Wiedervereinigung seiner großen Liebe gewartet, um am Ende doch nicht vollends glücklich sein zu können. Er tut mir leid. Dass tat er mir bereits von Anfang an. Ich kann ihn nicht einmal dafür hassen, dass er mich umbringen wollte. Ich konnte ihn verstehen. Teilweise zumindest.
»Nun, ist es eigentlich nicht. Ich habe mich erkundigt.«
»Aber das willst du doch nicht wirklich?«, fällt Draven ihm ungeduldig ins Wort.
»Nein...doch, Nein. Ich will mit ihr zusammen sein. Dass wollte ich schon seit ich sie das erste Mal gesehen habe. Aber wenn ich meine Unsterblichkeit ablege, sterbe ich.«
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